46 research outputs found
Wie geht es uns? Die W3-Indikatoren für eine neue Wohlstandsmessung
Der Wohlstand einer Gesellschaft lässt sich nicht allein mit Hilfe ökonomischer Größen messen - weder sein Niveau noch die jüngste Entwicklung. Für die statistische Berichterstattung wird daher deutlich mehr benötigt, als lediglich die Wirtschaftsleistung zu erfassen. Bereits im Jahr 2013 hat eine vom Deutschen Bundestag eingesetzte Enquete-Kommission ein neues System für die Wohlstandsmessung in Deutschland vorgeschlagen, die W3-Indikatoren. Diesen Indikatorensatz sollte die Große Koalition jetzt nutzen, wenn sie das Thema Gutes Leben in den Mittelpunkt ihrer Regierungsarbeit stellt. Der W3-Indikatorensatz umfasst in drei gleichberechtigten Säulen die Dimensionen Materieller Wohlstand, Soziales und Teilhabe sowie Ökologie. Ein durchdachtes System aus Leitindikatoren und Warnlampen berücksichtigt sowohl die Vielschichtigkeit der menschlichen Existenz als auch die Anforderungen an eine einfache Kommunizierbarkeit. Eine Gewichtung, welche Kriterien für den Wohlstand des Einzelnen am wichtigsten sind, überlässt der Indikatorensatz bewusst dem jeweiligen Betrachter. Denn eine politische Normierung der individuellen Vorstellungen von Lebensqualität ist weder machbar noch wünschenswert.Societal well-being cannot be measured by means of economic parameters alone - neither its level nor its recent development. Thus, much more is needed for an adequate statistical reporting than simply collecting data on economic performance. As early as 2013, the study commission on Growth, Wellbeing and Quality of Life, set up by the German Bundestag, proposed a new indicator system for comprehensive welfare measurement - the so called W3-indicators. Germany´s grand coalition should now build on this indicator system when putting the topic Good Life at the centre of its governmental activities. The W3-indicator system rests on three equal pillars and covers the dimensions material wellbeing, social wealth and ecology. A well thought-out dashboard of headline indicators and warning lights considers both the complexity of human existence and the requirements towards an easy communicability. With intent and by construction, this indicator system does not lend itself to a prioritization as for what criteria might be the most important in terms of the individual´s welfare. This weighting hast to rest with the individual beholder. For a political standardization of individual perceptions of quality of life is neither feasible nor desirable
Bye bye, GI: The impact of the US military drawdown on local German labor markets
What is the impact of a local negative demand shock on local labor markets? We exploit the unique natural experiment provided by the drawdown of U.S. military forces in West Germany after the end of the Cold War to investigate this question. We find persistent negative effects of the reduction in the U.S. forces on private sector employment, with considerable heterogeneity in terms of age and education groups, and sectors. In addition, the U.S. forces reduction resulted in a rise in local unemployment, whereas migration patterns and wages were not affected
Auswirkungen der Steuerprogramme zur Bundestagswahl 2009: Eine mikrodatenbasierte Analyse der Reformvorschläge von CDU/CSU, SPD und FDP
Vor der Bundestagswahl am 27. September 2009 hat sich die Diskussion über die Verteilungseffekte der Einkommensbesteuerung sowie über die Notwendigkeit einer grundlegenden Vereinfachung des Besteuerungssystems in Deutschland wieder verstärkt. Im Rahmen ihrer Wahlprogramme haben die Parteien ihre Steuerreformvorschläge vorgestellt. Während sich Union, SPD, Grüne und Linke auf kleinere Tarifänderungen beschränken, sieht die FDP eine grundlegende Neugestaltung des deutschen Einkommensteuersystems vor. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die unterschiedlichen Steuerkonzepte der Parteien hinsichtlich ihrer Be- und Entlastungswirkungen zu beurteilen. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Umsetzung des SPD-Vorschlags zu einer moderaten Entlastung unterer und mittlerer Einkommen und zu einer deutlichen Mehrbelastung der hohen Einkommen führt. Im Vergleich dazu werden durch die Berücksichtigung der bisherigen Angaben der Union fast alle Steuerpflichtigen im Durchschnitt stärker belastet, allerdings in kaum relevantem Ausmaß. Würde die Union allerdings den Mittelstandsbauch beseitigen - wie im Wahlprogramm angedeutet, aber nicht konkret ausformuliert -, ergäbe sich eine deutliche Entlastung der mittleren und hohen Einkommen. Die Einführung des von der FDP entwickelten Stufentarifs hätte ebenfalls beträchtliche Entlastungseffekte für die Steuerpflichtigen zur Folge. Auf eine differenzierte empirische Analyse der Reformvorschläge der Grünen und der Linken wurde im Rahmen dieses Beitrags aus unterschiedlichen Gründen verzichtet
Do Wages Rise when Corporate Taxes Fall? - Evidence from Germany's Tax Reform 2000
We contribute to the empirical literature on the effective incidence of corporate income taxation by using the German Business Tax Reform of the year 2000 (GBTR 2000) as a natural experiment. Its effect on wages in the manufacturing sector is identified by means of a difference-in-differences analysis that uses French firms as comparison group. We provide evidence that GBTR 2000 led to a significant and sizeable wage effect. For 2001, the first year after GBTR 2000 took effect, we estimate a short-run effect that implies a wage increase of 7.9 percent. Due to the dynamic nature of the empirical model used, the incidence effect grows gradually over time during the evaluation period.Der Zusammenhang zwischen Unternehmensbesteuerung und Lohnentwicklung ist ein theoretisch wie empirisch kontrovers diskutiertes Thema. Umstritten ist insbesondere, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen die durch die Körperschaftsteuer oder andere Formen der Gewinnbesteuerung de jure im Unternehmen entstehende Steuerlast de facto auf den Faktor Lohn überwälzt wird. Zu dieser Frage der so genannten effektiven Inzidenz der Körperschaftsteuer leistet das Paper einen empirischen Beitrag. Dazu wird die deutsche Unternehmenssteuerreform des Jahres 2000 als natürliches Experiment interpretiert. Mithilfe eines Differenz-von-Differenzen-Ansatzes werden die Auswirkungen der Reform auf die Löhne im Verarbeitenden Gewerbe identifiziert. Unternehmen aus Frankreich werden dabei als Vergleichsgruppe herangezogen. Wir finden Evidenz dafür, dass die Reform zu einem signifikanten und beträchtlichen Lohnzuwachs geführt hat. Für das Jahr 2001, dem ersten Jahr nach Inkrafttreten der Reform, wird ein kurzfristiger Effekt in Höhe eines Lohnzuwachses von 7,9 Prozent geschätzt. Entsprechend der dynamischen Spezifikation des ökonometrischen Modells steigt der Inzidenzeffekt der Reform innerhalb der Evaluationsperiode graduell an
Eine unbequeme Wahrheit: Die frappierend hohen Kosten der Förderung von Solarstrom durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz
Die Kosten der Förderung von Solarstrom durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) haben in Deutschland eine Größenordnung erreicht, die diese Förderung zu einem Paradebeispiel verfehlter Subventionspolitik macht. Das RWI hat erstmals im Jahr 2007 auf die drohende Kostenlawine aufmerksam gemacht. Seitdem mussten Prognosen über die Nettokosten, die von den Stromverbrauchern in den kommenden Jahrzehnten zu tragen sind, immer wieder nach oben korrigiert werden. Der Grund dafür ist, dass die Erwartungen zum Ausbau der Photovoltaik regelmäßig von der Wirklichkeit übertroffen wurden. Angesichts dieser Entwicklung ist es kein Wunder, dass die Berechnungen des RWI in den Medien regelmäßig aufgegriffen und intensiv diskutiert werden, nicht zuletzt mit Blick auf Absenkungen der Fördersätze. Daher kann es auch nicht überraschen, dass von interessierter Seite erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die Berechnungen des RWI in Frage zu stellen. Am 11. Oktober 2010 hat das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (WI) eine Studie im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien vorgelegt, die sich mit den Grundaussagen und Kostenschätzungen des RWI zur Solarstromförderung befasst. Die Studie Kurzanalyse zur aktuellen Diskussion um die mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien in der Stromversorgung verbundenen Kosten und Nutzen von Lechtenböhmer/Samadi (2010, im Folgenden LS 2010) bezieht sich auf eine Evaluation und Kostenabschätzung der Solarförderung durch das RWI, die in der referierten Fachzeitschrift Energy Policy erschienen ist (FRSV 2010a). Diese Publikation, deren Annahmen über den Zuwachs der Photovoltaik-Kapazität in Deutschland im Laufe des Jahres 2010 den dann tatsächlich eingetretenen dramatischen Kapazitätsausbau sogar deutlich unterschätzt hatten, bezifferte die Nettokosten der Förderung des Solarstroms für die zwischen 2000 und 2010 installierten Module auf 65,5 Mrd. EUR. Die WI-Studie nimmt diesen Wert als Ausgangspunkt für ihre Auseinandersetzung mit der Kostenschätzung des RWI. Die Autoren kommen zu dem Schluss, ... dass die RWI-Berechnungen, die den Kapitalwert der Förderkosten auf 65,6 Milliarden EUR beziffern, um 42% zu hoch ausfallen (LS 2010: 24). Die vorliegende RWI Position diskutiert die neun Kritikpunkte der WI-Studie. In dieser Auseinandersetzung wird deutlich, dass sich der ökonomisch begründbare Unterschied in der Kostenschätzung zwischen WI und RWI auf nur knapp 6% beläuft. Diese Abweichung liegt im Bereich der Unsicherheit, die mit einer jeden Abschätzung zukünftiger Kosten verbunden ist. Sie lässt sich auf Unterschiede im Informationsstand, der Zeitverzögerung zwischen Kostenabschätzung im Herbst 2009 und wissenschaftlicher Publikation im Frühjahr 2010 sowie auf zur Vereinfachung getroffene Annahmen der RWI-Autoren zurückführen. Darüber hinausgehende Unterschiede gehen auf mehrere vermeintlich positive Wirkungen der Photovoltaik-Förderung zurück, die sich bei genauerer Analyse jedoch als Trugschluss erweisen und daher vom RWI aus guten Gründen nicht als kostensenkend berücksichtigt wurden. Die vom RWI ermittelte Größenordnung der Kosten der deutschen Solarstromförderung wird durch die WI-Studie daher nolens volens bestätigt
Der Weg zu nachhaltigen Finanzen: Weniger Soziales, mehr Investitionen
Wie haben sich Umfang und Struktur der deutschen Staatseinnahmen und -ausgaben über die Zeit entwickelt - und wie ist die aktuelle Situation aus ökonomischer Sicht zu bewerten? Mit diesen Fragen spricht die vorliegende RWI Position die seit langer Zeit geführte Debatte über den richtigen Umfang der Staatstätigkeit und die Frage nach einer optimalen Staatsquote an. Vor der Bewertung steht jedoch die empirische Analyse. Die RWI Position stellt daher zunächst die Struktur und Entwicklung von Einnahmen und Ausgaben des Staates sowie die damit verbundenen Finanzierungsprobleme im Überblick dar. Im Mittelpunkt stehen dabei eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von eher konsumtiven Sozialleistungen und Investitionen in die Gestaltung der Zukunft sowie eine Problematisierung des zunehmenden Gewichts der im so genannten Sozialbudget verausgabten Mittel. Anschließend werden die zu erwartenden Folgen des demografischen Wandels, explizite und implizite Staatsverschuldung sowie die damit eng verbundene Frage der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen erörtert. Gesamtstaatlich betrachtet ist es seit Mitte der 1970er in den meisten Jahren nicht gelungen, die steigenden Ausgaben mit ordentlichen Einnahmen aus Steuern und Beitragsleistungen der Bürger zu finanzieren. Einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung hat die Expansion der Sozialleistungen, die im Jahr 2009 insgesamt ein Volumen von 754 Mrd. EUR erreichten, wovon der Staat den größten Anteil finanzieren musste. Eine Konsequenz der zunehmenden Inanspruchnahme von staatlichen Mitteln für den Sozialbereich ist eine seit Beginn der 1990er Jahre über fast eineinhalb Jahrzehnte sinkende staatliche Investitionsquote. Eine andere, noch dramatischere Kehrseite der regelmäßigen Kreditfinanzierung staatlicher Leistungen ist die Staatsverschuldung, die zum Jahresende 2010 einen Betrag von über 2 Bill. EUR erreicht hat. Die Schuldenquote übersteigt derzeit die mit dem Maastricht-Kriterium von 60% vorgegebene Grenze deutlich. Vor diesem Hintergrund wird im Fazit argumentiert, dass es erstens keine sinnvolle Alternative zur Konsolidierung der Staatsfinanzen gibt, dass zweitens diese Konsolidierung über die Ausgabenseite bei paralleler Verbesserung der Ausgabenstruktur erfolgen sollte, und dass drittens die infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise signifikant gestiegene Staatsquote auf das vor der Krise bestehende Niveau zurückgeführt werden sollte
Der Weg zu nachhaltigen Finanzen: Weniger Soziales, mehr Investitionen
Wie haben sich Umfang und Struktur der deutschen Staatseinnahmen und -ausgaben über die Zeit entwickelt – und wie ist die aktuelle Situation aus ökonomischer Sicht zu bewerten? Mit diesen Fragen spricht die vorliegende RWI Position die seit langer Zeit geführte Debatte über den „richtigen“ Umfang der Staatstätigkeit und die Frage nach einer „optimalen“ Staatsquote an. Vor der Bewertung steht jedoch die empirische Analyse. Die RWI Position stellt daher zunächst die Struktur und Entwicklung von Einnahmen und Ausgaben des Staates sowie die damit verbundenen Finanzierungsprobleme im Überblick dar. Im Mittelpunkt stehen dabei eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von eher konsumtiven Sozialleistungen und Investitionen in die Gestaltung der Zukunft sowie eine Problematisierung des zunehmenden Gewichts der im so genannten „Sozialbudget“ verausgabten Mittel. Anschließend werden die zu erwartenden Folgen des demografi schen Wandels, explizite und implizite Staatsverschuldung sowie die damit eng verbundene Frage der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen erörtert. Gesamtstaatlich betrachtet ist es seit Mitte der 70er Jahre in den meisten Jahren nicht gelungen, die steigenden Ausgaben mit „ordentlichen“ Einnahmen aus Steuern und Beitragsleistungen der Bürger zu fi nanzieren. Einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung hat die Expansion der Sozialleistungen, die im Jahr 2009 insgesamt ein Volumen von 754 Mrd. € erreichten, wovon der Staat den größten Anteil fi nanzieren musste. Eine Konsequenz der zunehmenden Inanspruchnahme von staatlichen Mitteln für den Sozialbereich ist eine seit Beginn der 90er Jahre über fast eineinhalb Jahrzehnte sinkende staatliche Investitionsquote. Eine andere, noch dramatischere Kehrseite der regelmäßigen Kreditfi nanzierung staatlicher Leistungen ist die Staatsverschuldung, die zum Jahresende 2010 einen Betrag von über 2 Bill. € erreicht hat. Die Schuldenquote übersteigt derzeit die mit dem Maastricht-Kriterium von 60% vorgegebene Grenze deutlich. Vor diesem Hintergrund wird im Fazit argumentiert, dass es erstens keine sinnvolle Alternative zur Konsolidierung der Staatsfi nanzen gibt, dass zweitens diese Konsolidierung über die Ausgabenseite bei paralleler Verbesserung der Ausgabenstruktur erfolgen sollte, und dass drittens die infolge der Finanz- und Wirtschaft skrise signifi kant gestiegene Staatsquote auf das vor der Krise bestehende Niveau zurückgeführt werden sollte.Staatseinnahmen; Staatsquote; Staatsausgaben; Staatsverschuldung; Maastricht-Kriterien
Einführung in das Schwerpunktthema
Einführung in das Schwerpunktthem