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    Passive Gewinner und aktive Verlierer: Soziale Differenzierung und Lebensläufe im Transformationsprozeß

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    "Alle gesellschaftlichen Wandlungsprozesse verändern die Chancenverteilung für die sozialen Akteure. Durch eigene Leistungen erreichen die 'aktiven Gewinner' eine erfolgreiche Integration. Andere Akteure, die ihre Chancen nicht wahrnehmen, gelten als 'passive Verlierer'. Aber nicht selten gelingt die Integration in die veränderte Gesellschaft trotz hoher individueller Aktivität oder vorhandenen Potentials nicht. In diesem Fall sprechen wir von 'aktiven Verlierern'. 'Passive Gewinner' wären demnach soziale Akteure, deren erfolgreiche Integration in keinem ursächlichen Zusammenhang mit ihren persönlichen Anstrengungen steht. Die Neuordnung der sozialen Differenzierung im Transformationsprozeß wird im Vortrag dahingehend hinterfragt werden, inwiefern der gewachsene Optionenhorizont für die Akteure nutzbar ist. Der Optionenzuwachs für Entscheidungen im Lebenslauf ist Ausdruck der wachsenden Systemdifferenzierung im Zuge der Modernisierung der Gesellschaften. Was die Moderne aber gegenüber den traditionellen Formationen auszeichnet, sind die allgemeinen Zugangsmöglichkeiten zu den Ressourcen. Im Vortrag werden Ergebnisse der 'Tranliner' Gemeindestudie präsentiert. Anhand der Rekonstruktion von Biographien ehemals landwirtschaftlich Beschäftigter wird dargestellt, daß der Optionenzuwachs von der einen Gruppe unabhängig von der individuellen Leistungsfähigkeit oder -willigkeit genutzt werden kann, während die andere davon ausgeschlossen wird. Dabei geht es nicht nur um die Neuverteilung gesellschaftlichen Reichtums, sondern um die nicht weniger bedeutungsvolle Erosion von Anerkennungsmustern, die die Grundlage der Integration in moderne Gesellschaften darstellen. Bleibt die Integration durch aktive gesellschaftliche Teilhabe hinter der Möglichkeit 'passiver Aufstiege'zurück, so kann diese Unterwanderung der Leistungsgerechtigkeit zu einem ernstzunehrnenden Legitimationsproblem für die sozialstaatliche Entwicklung der Demokratie werden." (Autorenreferat

    Intergenerationelle Beziehungen, Lebenslaufperspektiven und Familie im Spannungsfeld von Kollektivierung und Transformation: empirische Befunde aus der Gemeindestudie "Tranlin"

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    "Wie verändert der Transformationsprozeß die Lebenslaufperspektiven der Bürger Ostdeutschlands? Welche Rolle spielen die intergenerationellen Beziehungen in den Familien während dieses Strukturumbruches? Empirisches Prüffeld dieser Fragestellungen soll eine Dorffallstudie sein, die wir in Mecklenburg seit 1990 durchführen. Anhand des Einzelfalls 'Tranlin' soll gezeigt werden, wie sich Zusammenbruch und Neuanfang im Gemeindezusammenhang darstellen. Wie veränderte sich die soziale Struktur des Ortes? Welche Institutionen sind mit der DDR vor Ort untergegangen? Welche neuen Lebenslaufoptionen nehmen die Akteure wahr und werden von ihnen genutzt? Folgende empirische Befunde werden im Referat diskutiert: 1. Die Bilanzierung der Kollektivierung. Mit der Kollektivierung konnten ursprüngliche Statusunterschiede nicht abgeschafft werden. Im Gegenteil: traditionelle Differenzierungen wurden konserviert. Trotz der Nivellierung von Einkommens- und Positionsunterschieden in der ländlichen Bevölkerung der DDR blieben alltagsweltliche Statuszuschreibungen, die sich am ehemaligen Besitz orientierten ('Bauern', 'Büdner', 'Häusler' und 'Andere'), immer präsent. Dabei sind soziale und kulturelle Abgrenzungen der 'Bauern' von den 'Anderen' nachweisbar und im alltäglichen Zusammenleben wirksam. Die Kollektivierung hat zwar nicht die kulturelle Sonderstellung der Bauern beseitigen können, sehr wohl aber deren intergenerationelle Beziehungen abreißen lassen. Seit dem faktischen Verlust ihres Erbes wählen deren Kinder andere biographische Pfade, die von den traditionell hofzentrierten Lebensentwürfen wegführen. 2. Die Grenzen der Tradition. Nach der Wende wurden auch in Tranlin hohe Erwartungen an die Wiedereinrichtung von bäuerlichen Familienbetrieben gestellt. Die irreversiblen Folgen der Kollektivierung der Landwirtschaft und der damit verbundenen Dominanz der tayloristischen Arbeitsteilung auch in den LPGen scheinen aber heute der Rückkehr zu Betriebsformen, die auf die Kontinuität von Mehrgenerationenprojekten angelegt sind, im Wege zu stehen. Aber weder die gefundenen Traditionslinien, noch die Agrarsubventionspolitik seit der Währungsunion reichen für einen wirtschaftlichen Neuanfang der Bauernfamilien. Die Einführung der Marktwirtschaft zieht also nicht in jedem Fall die Adaption der gleichen westdeutschen Strukturen nach sich. Eher traditionelle Vorstellungen, die mit der westlichen Moderne ebenfalls Einzug hielten, stoßen auf biographisch begründbare Schranken. 3. Die Perspektiven nach der Wende. Die LPGen waren in der DDR nicht nur wichtige Arbeitgeber in der Dörfern, sondern hatten auch politische und - im Sinne der betriebszentrierten Sozialpolitik - sozialintegrative Funktionen. Nach der Abwicklung der LPG fehlt den Einwohnern ein zentraler Integrationsort und erkennbarer Hoffnungsträger. Diese Lücke konnte bisher weder durch Bauernbetriebe, sozialstaatliche Institutionen, noch durch nichtlandwirtschaftliche private Unternehmen ausgefüllt werden. Zum wichtigsten Stabilitätsfaktor in der Transformation wird somit die Familie, deren Bedeutung wächst. Bei den Nichterwerbstätigen verengt sich der Handlungsspielraum hinsichtlich der Zukunftsebene, von ihnen werden hinzugewonnene Lebenschancen kaum thematisiert. Hinsichtlich der Bilanzierung des Lebenslaufs werden Enttäuschungen über mißglückte Biographien den gesellschaftlichen Umständen angelastet." (Autorenreferat

    Neue soziale Dienstleistungen nach SGB II

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    "Das besondere Profil der Dienstleistung, die im Rahmen von 'Hartz IV' Gestalt annimmt, blieb bislang unklar - nach wie vor bilden Leistungsprozesse für die Arbeitsmarktforschung weitgehend eine 'black box'. In einer Konzeptstudie im Auftrag des IAB beobachtete ein Team des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen in 20 Fällen bei drei Grundsicherungsträgern über sechs Monate hinweg Interaktionen zwischen Fachkräften und erwerbsfähigen Hilfebedürftigen. Der IAB-Forschungsbericht fasst die wesentlichen Ergebnisse eines ausführlichen Abschlussberichts zusammen. Die Konzeptstudie ging von der Annahme aus, dass im neuen Leistungssystem der Grundsicherung auch eine neuartige Dienstleistung entsteht, die hier als Fallbearbeitung bezeichnet wird. Wie viel Beratung, Vermittlung und Fallmanagement sie enthält, wurde nicht normativ vorausgesetzt, sondern sollte empirisch geklärt werden. Im beobachteten Gesprächsmaterial wurden wiederkehrende Interaktionsmuster identifiziert, die als 'Standardsequenzen' beschrieben und vier Gesprächsfunktionen zugeordnet wurden: Das Gespräch, die Dienstleistungsbeziehung, die Inhalte der Fallbearbeitung und das Verwaltungsverfahren zu organisieren. Der Aktivierungsauftrag der Grundsicherungsträger passte unterschiedlich gut auf die beobachteten Fälle: Der Bericht unterscheidet vermittlungsorientierte Arbeitsuchende, solche mit Vermittlungshemmnissen und resignierte Arbeitslose. Der Bericht macht sieben zentrale Probleme der Dienstleistungsqualität in der Grundsicherung für Arbeitsuchende aus: die zeitliche Verfügbarkeit der Fachkräfte, den Konflikt zwischen standardisierten Abläufen und Einzelfallgrundsatz, den Aktivierungsauftrag als hierarchische Beziehung, die Aushandlung der zu bearbeitenden Themen, die Arbeitsteilung zwischen Ansprechpartnern, Sachbearbeitung und fallbeteiligten Dritten, die Rechtsunsicherheit in der Fallbearbeitung und die Unsicherheit über die Berücksichtigung der Bedarfsgemeinschaft. Der Bericht empfiehlt, Aushandlungsprozessen zwischen Fachkräften und Arbeitsuchenden mehr Spielraum zu geben. Er schließt mit der Empfehlung, die verlaufsorientierte Beobachtung von Leistungsprozessen stärker für die Arbeitsmarktforschung und für die Qualitätssicherung zu nutzen." (Autorenreferat, IAB-Doku)Grundsicherung nach SGB II, Arbeitslosengeld II-Empfänger, Case Management, Arbeitsvermittler

    Neue soziale Dienstleistungen nach SGB II

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    "Das besondere Profil der Dienstleistung, die im Rahmen von 'Hartz IV' Gestalt annimmt, blieb bislang unklar - nach wie vor bilden Leistungsprozesse für die Arbeitsmarktforschung weitgehend eine 'black box'. In einer Konzeptstudie im Auftrag des IAB beobachtete ein Team des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen in 20 Fällen bei drei Grundsicherungsträgern über sechs Monate hinweg Interaktionen zwischen Fachkräften und erwerbsfähigen Hilfebedürftigen. Der IAB-Forschungsbericht fasst die wesentlichen Ergebnisse eines ausführlichen Abschlussberichts zusammen. Die Konzeptstudie ging von der Annahme aus, dass im neuen Leistungssystem der Grundsicherung auch eine neuartige Dienstleistung entsteht, die hier als Fallbearbeitung bezeichnet wird. Wie viel Beratung, Vermittlung und Fallmanagement sie enthält, wurde nicht normativ vorausgesetzt, sondern sollte empirisch geklärt werden. Im beobachteten Gesprächsmaterial wurden wiederkehrende Interaktionsmuster identifiziert, die als 'Standardsequenzen' beschrieben und vier Gesprächsfunktionen zugeordnet wurden: Das Gespräch, die Dienstleistungsbeziehung, die Inhalte der Fallbearbeitung und das Verwaltungsverfahren zu organisieren. Der Aktivierungsauftrag der Grundsicherungsträger passte unterschiedlich gut auf die beobachteten Fälle: Der Bericht unterscheidet vermittlungsorientierte Arbeitsuchende, solche mit Vermittlungshemmnissen und resignierte Arbeitslose. Der Bericht macht sieben zentrale Probleme der Dienstleistungsqualität in der Grundsicherung für Arbeitsuchende aus: die zeitliche Verfügbarkeit der Fachkräfte, den Konflikt zwischen standardisierten Abläufen und Einzelfallgrundsatz, den Aktivierungsauftrag als hierarchische Beziehung, die Aushandlung der zu bearbeitenden Themen, die Arbeitsteilung zwischen Ansprechpartnern, Sachbearbeitung und fallbeteiligten Dritten, die Rechtsunsicherheit in der Fallbearbeitung und die Unsicherheit über die Berücksichtigung der Bedarfsgemeinschaft. Der Bericht empfiehlt, Aushandlungsprozessen zwischen Fachkräften und Arbeitsuchenden mehr Spielraum zu geben. Er schließt mit der Empfehlung, die verlaufsorientierte Beobachtung von Leistungsprozessen stärker für die Arbeitsmarktforschung und für die Qualitätssicherung zu nutzen." (Autorenreferat
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