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    Psychodynamik medikalisierter Beziehungen

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    Konsensuskonferenzen in der Medizin tragen das zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbare Wissen über eine Krankheit zusammen, um Empfehlungen zu formulieren, wie sie erfolgreich diagnostiziert und therapiert werden kann. Für die Aufmerksamkeits und/oder Hyperaktivitätsstörung bei Kindern und Jugendlichen haben entsprechende Bemühungen dazu geführt, einen aufwendigen Diagnoseprozess zu verlangen, der die gesamte Lebenswelt der auffälligen Kinder und Jugendlichen in die Beobachtung einbezieht und Vorsicht walten lässt, um Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität nicht vorschnell als Symptome einer psychischen Störung zu beurteilen (Remschmidt, 2005). Ein solcher Aufwand ist nicht zuletzt deshalb notwendig, weil die Symptomdiagnose einer AD(H)S auf Urteilen sozialer Wahrnehmung beruht, die immer Normalitätsvorstellungen enthalten, die unterschiedlich ausfallen können. Eine andere Möglichkeit der Objektivierung gibt es nicht. Was die Therapie der AD(H)S betrifft, so gilt es inzwischen als Behandlungsstandard, sich nicht auf die Verordnung von Medikamenten zu beschränken, weil eine solche Beschränkung die Ätiologie der Symptome ignoriert. Wenn eine Medikation nach sorgfältiger Prüfung indiziert erscheint, sollte sie gegebenenfalls von psychotherapeutischen, psychoedukativen, ergotherapeutischen, logopädischen, pädagogischen oder anderen geeigneten nichtmedikamentösen Unterstützungen flankiert werden. Ohne eine solche Flankierung wird den Betroffenen die Entwicklung eines angemessenen Selbstverständnisses vorenthalten
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