3 research outputs found

    Islamismus und islamistischer Terrorismus in Deutschland seit 2001: Aktivitäten - Strukturen - Merkmale

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    Gegenwärtig gibt es keine Langzeitstudie, die die Aktivitäten von Islamist:innen in Deutschland umfassend aufarbeitet und damit eine Grundlage für die Einschätzung der Gefährdung durch und den Einfluss von Islamist:innen bereitstellt. Um ein möglichst vollständiges Bild über den Islamismus in Deutschland zu erhalten, werden in diesem Report sowohl Gewaltakte und ihre Vorbereitung als auch solche Aktivitäten erfasst, die nicht auf die Anwendung von Gewalt zielten, sondern der Erhöhung des politischen Einflusses islamistischer Strömungen dienen sollten. Bei den erstgenannten werden neben durchgeführten auch versuchte, d. h. fehlgeschlagene und in der Planungs- oder Vorbereitungsphase aufgedeckte islamistisch motivierte Anschläge sowie unterschiedliche Merkmale der Tatbeteiligten und die Tatumstände aufgeführt. Aus dem Datenmaterial werden charakteristische Merkmale des Modus Operandi islamistischer Akteure in Deutschland herausgearbeitet und soweit möglich Trends nachgezeichnet. In Deutschland waren zwischen 2001 und 2022 bei 15 islamistisch motivierten Anschlägen 19 Tote (einschließlich der Täter:innen) zu beklagen, mindestens 120 Personen wurden verletzt. 13 der 15 Anschläge in Deutschland sind von operativen Einzeltäter: innen durchgeführt worden, die anderen beiden von Mitgliedern kleiner lokal organisierter Gruppen. Dem überwiegenden Teil der durchgeführten Anschläge ging ein lediglich geringer Vorbereitungsaufwand voraus oder es handelte sich um unvorbereitete, spontane Taten. Fünf weitere Anschläge wurden versucht, scheiterten jedoch aus technischen Gründen. Daneben konnte eine Reihe von Anschlagsvorbereitungen verhindert werden. Bei durchgeführten Anschlägen wurden überwiegend leicht beschaffbare Anschlagsmittel genutzt, wie Messer oder Kraftfahrzeuge. Anschläge mit größerem Planungs- und Vorbereitungsaufwand wurden eher aufgedeckt. Insgesamt ergibt sich für Deutschland das Bild einer zwar oft hoch motivierten, operativ-technisch jedoch wenig versierten islamistischen Täterschaft. Abgesehen von ihrer islamistischen Orientierung waren die Motive der Täter:innen durchaus unterschiedlich. Standen Taten zunächst häufiger in konkreter Verbindung mit der Veröffentlichung von Muhammed-Karikaturen, so waren spätere diffuser durch den IS inspiriert. Bei einer Reihe von operativen Einzeltäter:innen ist nicht eindeutig geklärt, ob ihre Taten tatsächlich im Kern islamistisch motiviert oder sie durch psychische Probleme der Täter:innen besser zu erklären waren. Die politischen Aktivitäten von Islamist:innen zur Erhöhung ihres Einflusses in Deutschland sind bis heute vielfältig und lassen sich kaum auf einen Nenner bringen. In Deutschland sind vorrangig lose islamistische Netzwerke zu erkennen, die nicht mit hierarchisch, gut organisierten Gruppen zu vergleichen sind. Es bestehen viele persönliche Beziehungen von Islamist:innen untereinander und es gibt bei den Vernetzungen deutliche regionale Schwerpunkte

    Was ist Radikalisierung? Präzisierungen eines umstrittenen Begriffs

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    Ra­di­ka­lität und Radi­ka­li­sierung werden heut­zu­tage als zentrale Kenn­zeichen der globalen po­li­tischen Krise an­ge­sehen. Das täuscht darüber hin­weg, wie ambi­va­lent der Begriff ist. Dieser Report plä­diert für ein weites Ver­ständ­nis von Radi­ka­li­sierung, um die ganze Band­breite von Radi­ka­li­sierungs­phä­no­menen in den Blick nehmen zu können: von der Ra­di­ka­lisierung ohne Gewalt über die Ra­di­ka­lisierung in die Gewalt bis hin zur Ra­di­ka­lisierung in der Gewalt. Damit trägt er den ver­schie­denen Fa­cet­ten des Ra­di­ka­lisierungs­begriffs stärker Rech­nung, denn Ra­di­ka­lität kann po­li­tisch durch­aus pro­duk­tiv sein. Ein breiter Ra­di­ka­lisierungs­begriff ver­schließt sich weder der Kritik an Be­schrän­kungen von Frei­heits­rechten noch der Be­för­derung von Stig­ma­ti­sierung und löst sich aus der schein­bar un­trenn­baren Ver­knüpf­ung mit un­mittel­baren Ge­fähr­dungs­lagen. Er öffnet den dis­kur­siven und re­gu­lativen Raum im Bereich der primären, sekundären und tertiären Prävention
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