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Interferenzkontrolle bei Borderline-Persönlichkeitsstörung : der individuelle emotionale Stroop-Test im fMRT
Rullkötter N. Interferenzkontrolle bei Borderline-Persönlichkeitsstörung : der individuelle emotionale Stroop-Test im fMRT. Bielefeld (Germany): Bielefeld University; 2008.Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) stellt eine der häufigsten psychischen Erkrankungen unserer Zeit mit einer Prävalenz von ca. 1.5 Prozent in der Allgemeinbevölkerung und bis zu 20 Prozent im stationären Setting dar. Bis in die achtziger Jahre erschien diese Erkrankung oft als eine unklare Restkategorie, der der Ruf vorweg eilte, eine der schwersten zu behandelnden psychiatrischen Erkrankungen überhaupt zu sein. Erkenntnisse der neurobiologischen und neuropsychologischen Forschung sowie die Entwicklung störungsspezifischer Behandlungsansätze verbesserten deutlich das Verständnis für die BPD. Heute wird eine Dysfunktion der Emotionsregulation als Kernproblem und Ursache für die charakteristischen Merkmale der BPD, wie impulsives Verhalten, instabile zwischenmenschliche Beziehungen, selbstgefährdendes Verhalten und Instabilität des Selbstbildes angenommen. Diese Merkmale zusammen mit Erkenntnissen der bildgebenden Forschung führten zu der Annahme eines hypoaktivierten präfrontalen Kontrollsystems und eines hyperaktivierten limbischen Furchtsystems. Damit rückte auch zunehmend die Untersuchung exekutiver neurokognitiver Prozesse in den Vordergrund, deren funktionelle Überlappung mit emotionalen Prozessen und Persönlichkeitsentwicklung sich herauskristallisierte. Heute wird die Fähigkeit zur Interferenzkontrolle als grundlegender Mechanismus zur Emotionsregulation angenommen. Dabei steht eine Überprüfung neurobiologischer / neuronaler Korrelate mittels bildgebender Forschung für die BPD noch in den Anfängen. Ziel der vorliegenden Arbeit stellt folglich eine erste Untersuchung der Interferenzkontrolle bei BPD mittels eines individuellen emotionalen Stroop-Tests und funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) dar.
In dieser Studie wurden 20 stationäre BPD-Patienten (14 Frauen und 6 Männer) sowie 20, nach Alter, Geschlecht und Bildungsgrad gematchte, gesunde Kontrollprobanden (KG) untersucht. Die Diagnostik erfolgte mittels etablierter Fremd- und Selbstbeurteilungsinstrumente. Für den individuellen emotionalen Stroop-Test wurden vier Bedingungen ausgewählt: neutral, allgemein-negativ, individuell-verarbeitet negativ und individuell-unverarbeitet negativ. Die individuellen Bedingungen wurden in Bezug auf negative ("traumatische") Lebensereignisse vorab in Interviews mit den einzelnen Probanden erhoben. Die Darbietung während der fMRT-Untersuchung erfolgte in einem pseudo-randomisierten Block-Design und die Auswertung durch die Anwendung der Subtraktionsmethode (Kontrastierung emotionaler minus neutraler Bedingung).
Behavioral zeigten die BPD-Patienten im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe in allen Bedingungen verlängerte Reaktionszeiten sowie erhöhte Fehlerzahlen in Abhängigkeit von der persönlichen Relevanz der Stimuli. Ferner zeigte sich für die BPD-Gruppe ein signifikanter korrelativer Zusammenhang zwischen einigen Symptomskalen der Borderline Symptomliste (Selbstwahrnehmung, Autoaggression, Intrusionen) und den Interferenzwerten der individuellen unverarbeiteten Stroop-Bedingung. Neuronal zeigten die Kontrollprobanden durchgehend für alle Kontraste ein umfangreiches fronto-temporales Aktivierungsmuster mit (bis auf die unverarbeitete Bedingung) einem deutlichen Signalanstieg insbesondere im rostralen (und dorsalen) anterioren cingulären Cortex (ACC). Eine Aktivierung dieser Region blieb hingegen in der BPD-Gruppe in allen untersuchten Kontrasten konstant aus. Insbesondere im Kontrast "unverarbeitet minus neutral" zeigten BPD-Patienten einen Signalanstieg im rechten temporo-insulären Übergangsbereich ("temporal insular junction"), der dem limbischen System zugeordnet werden kann, während bei den Kontrollprobanden ein deutlich fronto-temporales Muster auffiel. Insgesamt blieben die für den Stroop-Test erwartungskonformen frontalen Aktivierungen, insbesondere des ACC, in der BPD-Patientengruppe in allen Kontrasten und Gruppenvergleichen aus.
Zusammengefasst entsprechen die vorliegenden Ergebnisse der Annahme eines hypoaktivierten frontalen Kontrollsystems mit einer deutlich verminderten Interferenzkontrolle bei aversiven emotionalen Hinweisreizen bei BPD. Eine generelle Interferenzkontrollbeeinträchtigung bei BPD-Patienten scheint jedoch ausgeschlossen werden zu können, da erst negative Valenz und / oder persönliche Relevanz der Stimuli zu einer deutlichen Minderung der inhibitorischen Kontrolle bei BPD führt. Geringe limbische Aktivierungen, im Gegensatz zur Annahme eines hyperaktivierten limbischen Systems, können auf die Aufgabenstellung wie auch das aufgabentypische kurze Zeitfenster der Aufgabenbeantwortung zurückgeführt werden. Weitere Forschung sollte die Spezifität dieser Beeinträchtigung für BPD klären und von einem generellen Effekt durch ausgeprägte Impulsivität abgrenzen, wie es zum Beispiel für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHD) oder die antisoziale Persönlichkeitsstörung gilt
Effectiveness and feasibility of Narrative Exposure Therapy (NET) in patients with borderline personality disorder and posttraumatic stress disorder – a pilot study
Steuwe C, Rullkötter N, Ertl V, et al. Effectiveness and feasibility of Narrative Exposure Therapy (NET) in patients with borderline personality disorder and posttraumatic stress disorder – a pilot study. BMC Psychiatry. 2016;16(1): 254.Background
This pilot study focused on the feasibility and potential effectiveness of a protocol based on Narrative Exposure Therapy (NET) that was integrated into a standard inpatient program to treat patients with comorbid Borderline Personality Disorder (BPD) and Posttraumatic Stress Disorder (PTSD).
Methods
Eleven patients (1 male, 10 female) without previous stabilization periods or the absence of intentional self-injury received NET during a ten-week inpatient program. Patients were assessed again at post-treatment and a 12-month follow-up.
Results
Drop-out rates during treatment were low, with 90.9 % completing NET. Furthermore, acceptance of NET was high, with only one patient rejecting treatment. The program was safe because it did not lead to aggravations in symptom severity at either the post-treatment or 12-month follow-up. Additionally, the rate of self-harming behaviors throughout the treatment phase was low (18.2 %). In fact, treatment was associated with positive effects on PTSD and BPD symptom severity as well as secondary outcome measures, including depression, dissociation and quality of life.
Conclusions
The present study found that NET is feasible and safe in an inpatient setting for treating highly burdened patients with BPD and PTSD. There is also evidence for the potential effectiveness of NET in this highly burdened population
Volume of hippocampal substructures in borderline personality disorder
Kreisel SH, Labudda K, Kurlandchikov O, et al. Volume of hippocampal substructures in borderline personality disorder. Psychiatry Research: Neuroimaging. 2015;231(3):218-226.Borderline personality disorder (BPD) may be associated with smaller hippocampi in comparison to hippocampal size in controls. However, specific pathology in hippocampal substructures (i.e., head, body and tail) has not been sufficiently investigated. To address hippocampal structure in greater detail, we studied 39 psychiatric inpatients and outpatients with a DSM-IV diagnosis of BPD and 39 healthy controls. The hippocampus and its substructures were segmented manually on magnetic resonance imaging scans. The volumes of hippocampal substructures (and total hippocampal volume) did not differ between BPD patients and controls. Exploratory analysis suggests that patients with a lifetime history of posttraumatic stress disorder (PTSD) may have a significantly smaller hippocampus – affecting both the hippocampal head and body – in comparison to BPD patients without comorbid PTSD (difference in total hippocampal volume: −10.5%, 95%CI −2.6 to −18.5, significant). Also, patients fulfilling seven or more DSM-IV BPD criteria showed a hippocampal volume reduction, limited to the hippocampal head (difference in volume of the hippocampal head: −16.5%, 95%CI −6.1 to −26.8, significant). Disease heterogeneity in respect to, for example, symptom severity and psychiatric comorbidities may limit direct comparability between studies; the results presented here may reflect hippocampal volumes in patients who are “less” affected or they may simply be a chance finding. However, there is also the possibility that global effects of BPD on the hippocampus may have previously been overestimated