26 research outputs found
Die postpatriarchale Zukunft der Achtsamkeit
Achtsamkeit ist gewiss nicht nur Inbegriff einer spirituellen Einstellung. Sie ist darüber hinaus eine wichtige ethische Haltung, die besonders von der feministischen Ethik herausgearbeitet worden ist. Nur: Man(n) macht es sich zu leicht, die Ethik der Achtsamkeit als spezifische Frauenethik zu betrachten. Ina Praetorius, evangelische Theologin und in der Schweiz lebende freischaffende Autorin, arbeitet in ihrem Beitrag heraus, worum es einer postpatriarchalen Kultur gehen soll: Dass sich Menschen aus den Vor-gaben unbedingten Wohlwollens verstehen. So wie das Kind bei der Geburt in ein Netz fürsorglicher Beziehungen aufgenommen werden muss, so spricht der biblische Gott von seiner Fürsorge und Achtsamkeit gegenüber dem menschlichen Geschöpf (Redaktion
Mit dem Mut und der Frömmigkeit Davids...
Ina Praetorius beurteilt in ihrem Bericht für die OeMEKommission Bern-Stadt das Open Forum Davos (OF) zwar als «Feigenblatt» für das World Economic Forum (WEF), das sie als geschlossenes Forum, als «Closed Forum», bezeichnet. Aber sie verwirft deshalb die Gesprächsanlage des OF nicht in Bausch und Bogen, da auch ein Feigenblatt der Anfang bedeutsamer Entwicklungen sein könne - wie die Geschichte von Eva und Adam zeige. Das OF soll es weiterhin geben. Aber es müsse raffinierter, mutiger und frommer werden - im Sinne der Frömmigkeit Davids. Die feministische Theologin unterbreitet den Verantwortlichen eine Reihe von Vorschlägen, die dem OF doch noch zu einer guten Zukunft verhelfen könnten
Gewalt gegen Frauen : ein Thema für die Theologie
Was sagt die Kirche, was sagen ihre Theoretiker, die Theologen, zu der Tatsache, dass in unserer Gesellschaft alltäglich und systematisch Gewalt gegen Frauen ausgeübt wird? Nicht die Kirche jedenfalls, sondern die autonome Frauenbewegung der 70er Jahre hat dafür gesorgt, dass die alltägliche Gewalt im Geschlechterverhältnis ein Thema in der Öffentlichkeit geworden ist. Heute wagt es kaum noch jemand, das massenhafte Vorhandensein dieser Form von Gewalt ausdrücklich abzustreiten, auch wenn man nach wie vor darüber lieber schweigt als redet. Seit die Frauenhäuser zu unentbehrlichen und daher auch akzeptierten Institutionen geworden sind, sammeln Kirchgemeinden dann und wann verschämt eine Kollekte fürs Frauenhaus. Und der kirchliche Common sense ist wohl inzwischen so weit gediehen, dass vergewaltigte und misshandelte Frauen eher bemitleidet als beschuldigt, die Gewalttäter moralisch verurteilt statt entschuldigt werden. Was jedoch bis heute nicht stattfindet, ist eine Diskussion über die Ursachen der Gewalt, eine Diskussion, die auch Fragen wie diese nicht ausschliesst: Wie hängt die Realität dieser Gewalt mit dem überkommenen christlichen Eheleitbild, mit dem Nichtwahrhabenwollen patriarchaler Strukturen in den Kirchen und mit der Gottvatertheologie zusammen? Gibt es theologische Denkmuster, welche die Handlungen mitverursachen, über die man sich entrüstet? - Die folgenden provisorischen Gedanken zum Thema sind anlässlich einer Veranstaltungsreihe zum zehnjährigen Bestehen des St. Galler Frauenhauses entstanden
Utopieverlust und Reich-Gottes-Erwartung
Die evangelisch-theologische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg veranstaltet jeweils zu Beginn des Wintersemesters eine «Theologische Woche»: Ein gemeinsames Thema wird von verschiedenen Seiten in Vorträgen, Seminarveranstaltungen und Podiumsdiskussionen beleuchtet. Die Theologische Woche richtet sich hicht nur an Theologiestudierende, sondern auch an Interessierte aus der Stadt und den Kirchgemeinden. «Utopieverlust und Reich-Gottes-Erwartung» war das Thema der Theologischen Woche 1994. Ina Praetorius hielt am 17. Oktober den hier wiedergegebenen Eröffnungsvortrag. Die Autorin beharrt auf ihrer feministischen Utopie: Das Ausgeschlossensein der Frauen aus der androzentrischen Ordnung gewährt zugleich einen immensen Freiraum. Hier lassen sich Umwertungsprozesse einleiten und realpolitische Forderungen begründen. Für den Mann beginnt die Utopie dort, wo er die Ordnung durchschaut, die angeblich in seinem eigenen Interesse funktioniert, derweil sie sein Leben ärmer, ja armselig macht
«Der Mensch» als Mass? : Eine Auseinandersetzung mit Hans Küngs «Projekt Weltethos»
Derfolgende Text ist die leicht gekürzte Fassung eines Vortrags, den Ina Praetorius am 1. Juli dieses Jahres im Rahmen einer Vorlesungsreihe zum Thema «Frauen in den Weltreligionen» der Gesamthochschule Kassel gehalten hat. Die Autorin setzt sich darin mit der neuerdings von Hans Küng vertretenen These auseinander, angesichts der Überlebenskrise sollten sich die Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit auf ein gemeinsames Basisethos verständigen, statt den interreligiösen Dialog weiterhin im Sinne eines Gesprächs über Glaubensinhalte zuführen. Ina Praetorius untersucht, von einem feministisch-kritischen Standpunkt aus, die Zeitdiagnose Küngs ebenso wie seine Vorschlägefür den ethischen Dialog. Unerkannte androzentrische Vorurteile, so ihr Ergebnis, verhindern, dass Küngs «Projekt Weltethos» zu einer Zukunftsvision werden kann, die Frauen und Männern gleichermassen zugänglich ist
Die Welt und den Menschen neu denken : Eine kritische Auseinandersetzung mit Martha C. Nussbaums „Fähigkeitenansatz“
Die amerikanische Philosophin Martha C. Nussbaum zeigt mit dem „Fähigkeitenansatz“, der auf der Ethik und Politik des Aristoteles basiert, eine entwicklungspolitische Alternative zur Konzentration auf das Sozialprodukt pro Kopf als Maß für gesellschaft liche Wohlfahrt. Unabhängig vom kulturellen Kontext sind für sie bestimmte menschliche Fähigkeiten (z.B. sich angemessen zu ernähren, kritisch über die eigene Lebensplanung nachzudenken, zu lachen …) für ein vollgültiges Leben von entscheidender Bedeutung. Diese gelte es in den Mittelpunkt zu stellen, wolle eine Regierung das Gute für die Menschen wirklich fördern und somit ein Mindestmaß an Menschenwürde gewährleisten. Ina Prätorius zeichnet in „kritischer Sympathie“ diesen Ansatz nach und ergänzt ihn um einen Punkt konstitutiver Bedingungen des Menschseins: das Geborensein als anfängliche, allmählich in bezogene Freiheit sich wandelnde Abhängigkeit. (Redaktion
Wer sie nicht ernst nimmt, liegt daneben : Prophetinnen damals und heute
Die meisten Menschen stellen sich Propheten als eine Art Hellseher vor. Das ist aber nur ein Aspekt von Prophetie. Ein Blick in die Geschichte schärft den Blick für die Gegenwart: Prophetinnen und Propheten gibt es auch heute