20 research outputs found
Entwicklung und Design technischer Systeme zur kontaktreduzierten Versorgung unter BerĂŒcksichtigung ethischer und sozialer Aspekte anhand des Care Centered Value-Sensitive Design (CCVSD)
Hintergrund: Nach Empfehlung des Deutschen Ethikrates ist es entscheidend, dass ethische Ăberlegungen bereits in einem frĂŒhen Stadium der Technikentwicklung erfolgen und potentielle Nutzer:innen an dieser partizipieren. Weiter ist eine Ausrichtung des Technikeinsatzes in der Pflege an individuellen BedĂŒrfnissen der Zielgruppe unter Wahrung von Autonomie, Selbstbestimmung, Privatheit und IntimitĂ€t sowie die BerĂŒcksichtigung eines umfassenden VerstĂ€ndnisses von guter Pflege essentiell [1]. Das Verbundprojekt ReduSys stellt sich diesen Herausforderungen. Es hat zum Ziel, mit Hilfe eines multimodalen Systems, die Patient:innenversorgung und das pflegerische Arbeitsumfeld zu verbessern.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Forschungsvorhabens ist es, ethische und soziale Anforderungen innerhalb des Technikentwicklungsprozesses zu identifizieren sowie reflexive Prozesse sichtbar zu machen. FĂŒr die Studie wurden folgende Forschungsfragen entwickelt:
Welche ethischen und sozialen Anforderungen an technische Systeme zur kontaktreduzierten Versorgung lassen sich aus Sicht der Anwender:innen bestimmen?
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede von ethischen und sozialen Anforderungen lassen sich im pro- und retrospektiven Entwicklungs- und Erprobungsprozess identifizieren?
Methode: Die qualitative LĂ€ngsschnittstudie orientiert sich am Konzept des Care-Centered Framework und der Methodologie des Care Centered Value-Sensitive Design (CCVSD) [2]. Aufgrund dessen wird das Forschungsvorhaben in folgende Phasen unterteilt: Zuerst werden die Dimensionen âKontextâ, âPflegepraxisâ, âbeteiligte Akteureâ und âManifestation moralischer Aspekteâ bestimmt. Zielgruppe sind u.a. Patient:innen, Pflegefachpersonen, Angehörige und Technikentwickelnde. Im nĂ€chsten Schritt werden ethische und soziale Anforderungen anhand thematischer Kodierverfahren analysiert. Das Verfahren wird im weiteren Verlauf wĂ€hrend Labor- und Feldtest wiederholt, um Vergleiche zwischen den unterschiedlichen Phasen herauszuarbeiten. Als Erhebungsinstrument wird das leitfadengestĂŒtzte, episodische Interview gewĂ€hlt [3].
Ergebnisse: Die Autor:innen vermuten unterschiedliche, sich gegenseitig ergĂ€nzende ethische und soziale Anforderungen von Seiten der Anwender:innen und Technikentwickelnden. Des Weiteren werden Anforderungen und Handlungsempfehlungen anhand ethischer und sozialer SchlĂŒsselfaktoren zum Einsatz technischer Systeme im Rahmen einer kontaktreduzierten Patient:innenversorgung entwickelt.
Diskussion: Im Rahmen des Vorhabens wir das CCVSD hinsichtlich seiner theoretischen und methodologischen Machbarkeit kritisch reflektiert. Zum aktuellen Zeitpunkt werden die modellhafte Erweiterung der Methodologie und die Integration eines partizipativen Ansatzes als sinnvoll erachtet. Des Weiteren wird in Betracht gezogen, die qualitative Methodik durch quantitative Instrumente zu ergÀnzen.
Implikation fĂŒr die Forschung: Die Studie leistet einen Beitrag dazu, wie ko-kreative und partizipative Technikentwicklung fĂŒr das Gesundheitswesen unter BerĂŒcksichtigung und Reflexion ethischer und sozialer Anforderungen theoriebasiert umgesetzt werden können.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; FKZ 16SV883
Transitionserfahrungen von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen mithilfe des Belastungserprobungs-Coachings : Grounded Theory
Im Rahmen der qualitativen Studie wurde der begleitete Transitionsprozess von psychiatrischen Patient_innen von der Akutklinik zurĂŒck ins hĂ€usliche Umfeld anhand der Methodologie der Grounded Theory erforscht. Im Fokus stand das subjektive Erleben der Betroffenen und die Erfahrungen mit dem von Pflegefachpersonen begleiteten Ăbergang mit einem Belastungserprobungs konzept (BEC). Die Ergebnisse zeigen, dass der Transitionsprozess mithilfe des BEC zielgerichtet und organisiert verlĂ€uft. Die Teilnehmenden erleben NormalitĂ€t und gewinnen LebensqualitĂ€t zurĂŒck. Mit Hilfe der Pflegenden konnten SelbstfĂŒrsorgekom petenzen und Selbstmanagementstrategien gefördert werden. Dies wird innerhalb der Gruppe durch Zielsetzungs- und Refle xionsprozesse erreicht
Symbiosis of Technology and Ethics : Preliminary Results of an Inquiry into the Moral Dimensions in the Use of Robotic Systems in Patient Care
The present study aims to describe ethical and social requirements for technical and robotic systems for caregiving from the perspective of users. Users are interviewed in the ReduSys project during the development phase (prospective viewpoint) and after technology testing in the clinical setting (retrospective viewpoint). The preliminary results presented here refer to the prospective viewpoint
Robotik in der Pflege
Zu den komplexen Wandlungsprozessen unserer westlichen Gesellschaft zĂ€hlen epidemiologische Entwicklungen und der demografische Wandel. In der sich verĂ€ndernden Altersstruktur steht die abnehmende Anzahl der Pflegefachpersonen einer stark steigenden Zunahme von PflegebedĂŒrftigen gegenĂŒber. Zugleich gilt es, eine qualitativ hochwertige und langfristig finanzierbare Pflege zu gewĂ€hrleisten. Die Profession Pflege selbst wird unter diesen Forderungen mit unterschiedlichen Herausforderungen, wie dem Fachpersonalmangel, konfrontiert. Dieser hat direkte Konsequenzen auf die pflegerische Praxis. Robotische Technologien sind eine Möglichkeit, um VersorgungslĂŒcken im Pflege- und Gesundheitswesen zu schlieĂen. Dieser Beitrag beleuchtet die Entwicklung und Erprobung robotischer Technologien aus dem VerstĂ€ndnis der Pflegepraxis und der Pflegewissenschaft. Nach einer Auseinandersetzung mit den Begriffen Pflege und Robotik werden robotische Technologien in pflegerischen Handlungsfeldern aus einer pflegepraktischen Perspektive beschrieben und im Kontext von Pflegewissenschaft reflektiert und eingeordnet
Einsatzmöglichkeiten fĂŒr assistenzrobotische Systeme in der akutstationĂ€ren Pflege
Hintergrund: FĂŒr die Entwicklung von komplexen robotischen Interventionen werden vermehrt partizipative und praxisbezogene AnsĂ€tze umgesetzt [1]. So auch im Projekt REsPonSe, welches das Ziel verfolgt, durch Anwendungsmöglichkeiten fĂŒr ein digital-robotisches Assisstenzsystem das Pflegefachpersonal im akutstationĂ€ren Setting zu entlasten.
Methodik: Als Studiendesign wurde das Medical Research Council (MRC) framework for developing and evaluating for complex interventions gewĂ€hlt. Die Datenerhebung erfolgte in der Phase developing / identifying interventions. Es wurden 12 episodische Einzelinterviews mit Pflegefachpersonen sowie Servicepersonal aus der akutklinischen Versorgung gefĂŒhrt. Der Interviewleitfaden gliederte sich in die Themen Einsatzmöglichkeiten von Assistenzrobotik und Einstellung zu Robotik in der Pflege. Die Daten wurden schrittweise und wiederholend anhand folgender Kodierverfahren nach Saldaña analysiert: Descriptive-, Process-, Initial-, Values-, Magnitude-, Axial-, und Evaluation-Coding.
Ergebnisse: Die Einsatzmöglichkeiten lassen sich in folgende fĂŒnf Bereiche unterteilen: Pflegerische, patient*innennahe Aufgaben, digitale Kommunikation, organisatorische TĂ€tigkeiten, Dokumentation und Information sowie Hol- und BringtĂ€tigkeiten. Als mögliche Einsatzorte wurden u.a. chirurgische, urologische oder onkologische Abteilungen diskutiert. Der Einsatz auf Intensivstationen oder psychiatrischen Abteilungen wurde kritisch beurteilt. Weiterhin wurden patient*innen- bzw. kontextbezogene Faktoren, wie krankheitsbezogene EinschrĂ€nkungen, Biografie, Alter, Technikkompetenz und Stress als beeinflussende Faktoren fĂŒr die Entwicklung und Anwendung von assistenzrobotischen Systemen betrachtet.
Implikation fĂŒr die Praxis: Die Entwicklung von robotischen Assistenzsystemen in der Pflege ist komplex und multifaktoriell. Anwendungsmöglichkeiten mĂŒssen gemeinsam mit Pflegefachpersonen an den individuellen Kontext des pflegerischen Settings angepasst werden
Potential Uses of Assistive Robotic Systems in Acute Inpatient Care
Potential uses of assistive robotic systems in acute inpatient care were defined based on the Framework for Complex Interventions developed by the Medical Research Council (MRC). This process of definition requires the consideration of personal-related and contextual factors