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Irrtümer der Wundballistik
In der Wundballistik gibt es eine Vielzahl von tradierten Irrtümern, die jedoch bei objektiver naturwissenschaftlicher Betrachtung rasch ausgeräumt werden können. Als Gewebesimulanzien für wundballistische Experimente sind aus Gründen der Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit nur Glyzerinseifen und Gelatine zu verwenden. Bei Einschussverletzungen sollte man den „Schürfsaum“ nur noch Kontusionsring nennen, da er nicht durch Schürfung bedingt ist. Abpraller und Querschläger sind nicht dasselbe. Schüsse steil in die Luft sind gefährlich, da die herabfallenden Projektile genügend Energie haben, um in den Kopf einzudringen (Ausnahme Luftdruckwaffen- und Schrotschüsse bis 5-mm-Durchmesser). Knochensplitter können aufgrund der an sie übertragenen relativ geringen Energie nicht als „Sekundärgeschosse“ wirken. Mit Schüssen aus Faust- oder Handfeuerwaffen kann man keine „Mann-Stopp-Wirkung“ erreichen. Schreckschusswaffen sind bei absoluten Nahschüssen gefährlich, weil der Gasstrahl aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit eine Energiestromdichte erreicht, die ihn, physikalisch betrachtet, zum Massenstrom und somit zum quasi-soliden Geschoss werden lässt. Die Wirkung eines Schusses ist ein Einzelereignis, das von einer Vielzahl individueller Faktoren abhängt; die Wirksamkeit hingegen beschreibt das grundsätzliche Verletzungspotenzial, das einem Geschoss bzw. System innewohnt. Die Wirksamkeit ist in erster Linie von der Auftreffenergie des Geschosses und der Fähigkeit, diese Energie entlang des Schusskanals abzugeben, abhängig