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    Semiose des Rituals : eine Kritik ritualtheoretischer Begriffsbildung

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    Jens Kreinath: Semiose des Rituals: Eine Kritik ritualtheoretischer Begriffsbildung. Dissertation. UniversitĂ€t Heidelberg 2006. Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind die Begriffsbildungsprozesse in der gegenwĂ€rtigen Ritualtheorie. Diese werden mit Hilfe des von Charles Sanders Peirce eingefĂŒhrten Konzepts der Semiose analysiert. Unter der Maßgabe, dass die Semiose als handlungstheoretisches Konzept gefasst werden kann, wird der Versuch unternommen, vor allem neuere ritualtheoretische AnsĂ€tze und Konzepte unter dem Gesichtspunkt der Praxis des wissenschaftlichen Diskurses zu analysieren. Dabei wird argumentiert, dass es möglich ist, die unterschiedlichen Formen der ritualtheoretischen Begriffsbildung einer metatheoretischen Kritik zu unterziehen, ohne dass fĂŒr eine derartige Kritik eine eigene empirische Ritualforschung oder ein eigener ritualtheoretischer Ansatz notwendig ist. Das Argument wird in fĂŒnf Kapiteln entwickelt. Im ersten Kapitel wird in das Problem der Ritualtheorie eingefĂŒhrt. Dabei wird von der Frage ausgegangen, ob wir eine Theorie des Rituals brauchen und welche Art von TheorieverstĂ€ndnis benötigt wird, um eine metatheoretische Kritik zu artikulieren. Es wird versucht, Ritualtheorie in ein VerhĂ€ltnis zur Praxis der Ritualforschung zu setzen und diese als eine Form der diskursiven Praxis zu begreifen. Ausgegangen wird von der semiotischen Annahme, dass nicht nur Rituale, sondern auch Ritualtheorien Zeichenprozesse sind. Um zeigen zu können, dass Ritualtheorien in einem wissenschaftlichen Diskurszusammenhang stehen, werden unterschiedliche Weisen herausgearbeitet, wie Ritualtheorien konzeptionalisiert werden. Im Weiteren wird auf die Bestimmung des Forschungsgegenstandes und die Rahmung des diskursiven Feldes eingegangen sowie zwischen disziplinĂ€r bedingten Theorien des Rituals und theoretischen AnsĂ€tzen zum Ritual unterschieden. Vor diesem Hintergrund wird ein TheorieverstĂ€ndnis entwickelt, welches an der Praxis der Theoriebildung orientiert ist und Ritualtheorien unter dem Gesichtspunkt ihrer Begriffsbildung und der Dynamik des wissenschaftlichen Diskurses versteht. Abschließend wird auf die Unterscheidung zwischen Semiologie und Semiotik eingegangen, die zum Ausgangspunkt fĂŒr den theoretischen wie metatheoretischen Rahmen dieser Arbeit genommen wird. Im zweiten Kapitel werden die metatheoretischen Parameter entwickelt, die fĂŒr eine Kritik der ritualtheoretischen Begriffsbildung notwendig sind. Dabei wird mittels der Unterscheidung zwischen Methodologie, logischem Design und theoretischem Diskurs eine analytische Matrix entworfen, um die theoretischen AnsĂ€tze wie die analytischen Konzepte in der Erforschung von Ritualen metatheoretisch analysieren und vergleichen zu können. Auf dieser Grundlage wird zwischen dem Design theoretischer AnsĂ€tze und der Pragmatik im Gebrauch von analytischen Konzepten sowie zwischen der IndexikalitĂ€t empirischer Daten und der Dynamik des diskursiven Feldes unterschieden. Das dritte Kapitel behandelt solche theoretischen AnĂ€tze zur Semiotik von Ritualen, die als paradigmatisch anzusehen sind. Die hier diskutierten AnsĂ€tze werden nach Maßgabe ihrer Zeichenbegriffe in vier thematischen Einheiten behandelt. In der ersten Einheit wird Edmund Leach eingegangen, der unter strukturalistischen Voraussetzungen vom Paradigma sprachlicher Zeichen ausgeht. In der zweiten Einheit werden Clifford Geertz und Victor W. Turner unter dem Gesichtspunkt der Performanz und der kontextuellen Bedeutung ritueller Symbole behandelt. In der dritten Einheit wird auf die Form und SequentialitĂ€t ritueller Handlungen eingegangen, wie diese von Maurice Bloch und Frits Staal nach Maßgabe unterschiedlicher Theorien der Syntax zum Thema gemacht worden sind. Die letzte Einheit behandelt das Konzept der indexikalischen Zeichen und der Wirksamkeit der rituellen Kommunikation; hier werden Roy A. Rappaport und Stanley J. Tambiah diskutiert. Das Ergebnis der Analyse dieser unterschiedlichen AnsĂ€tze zur Ritualsemiotik ist, dass der sprachwissenschaftliche Zeichenbegriff trotz aller Kritik, die er hier erfĂ€hrt, als der maßgebliche Ausgangspunkt anzusehen ist. Im vierten Kapitel werden die analytischen Konzepte der gegenwĂ€rtigen ritualwissenschaftlicher Theoriebildung thematisiert. In fĂŒnf Einheiten kommen die ritualtheoretischen AnsĂ€tze weniger innerhalb eines ĂŒbergreifenden thematischen Rahmens zum Tragen, als vielmehr unter dem Gesichtpunkt unterschiedlicher begrifflicher Konfigurationen. In der ersten Einheit werden die Konzepte der VirtualitĂ€t und Rahmung behandelt, wie sie von Don Handelman und Bruce Kapferer entwickelt worden sind. Danach werden die Begriffe der Verkörperung und Teilnahme diskutiert, wie sie von Catherine Bell und Edward L. Schieffelin in den neueren ritualtheoretischen Diskurs eingebracht worden sind. Die dritte Einheit thematisiert die Konzepte der Mimesis und Autopoiesis ritueller Praxis, die im praxistheoretischen Ansatz von Gunter Gebauer und Christoph Wulf eingefĂŒhrt worden sind, und erweitert diese unter dem Gesichtspunkt der ReflexivitĂ€t. Die vierte Einheit thematisiert das ritualtheoretische Konzept der RelationalitĂ€t von Michael Houseman und Carlo Severi und geht auf das Konzept der KomplexitĂ€t ritueller Performanzen von Burkhard Gladigow ein. In der fĂŒnften Einheit werden die Ergebnisse der vorherigen Analyse der unterschiedlichen ritualtheoretischen Begriffe unter dem Gesichtspunkt des von Alfred Gell entwickelten Konzepts der Indexes of Agency zusammengetragen und unter dem Begriff der fraktalen Dynamik weitergefĂŒhrt. Im fĂŒnften Kapitel geht es um das Verschieben des theoretischen Rahmens und Fokus. Dabei wird wieder eine metatheoretische Perspektive eingenommen und auf die Möglichkeit der Kritik der ritualwissenschaftlichen Begriffsbildung reflektiert. Abschließend wird fĂŒr einen Perspektivenwechsel von der Theorie der rituellen Praxis zur Praxis der Ritualtheorie als einer Praxis ritualtheoretischer Begriffsbildung plĂ€diert. Inhaltsverzeichnis 1. Das Problem der Ritualtheorie 1 Brauchen wir eine Theorie des Rituals? 1 Rituale und Ritualtheorien als Zeichenprozesse 8 Unterschiedliche Konzeptionalisierungen von Ritualtheorien 12 Bestimmung des Forschungsgegenstandes und Rahmung des diskursiven Feldes 18 DisziplinĂ€r bedingte Theorie des Rituals vs. theoretische AnsĂ€tze zum Ritual 33 Was fĂŒr eine Art von Theorie oder TheorieverstĂ€ndnis wird benötigt? 34 Semiologie und Semiotik: Überlegungen zum theoretischen und metatheoretischen Rahmen 37 2. Metatheoretische Parameter 45 Entwurf einer analytischen Matrix 45 Zum Design theoretischer AnsĂ€tze 48 Pragmatik im Gebrauch analytischer Konzepte 49 IndexikalitĂ€t empirischer Daten 50 Zur Dynamik des diskursiven Feldes 53 3. Paradigmatische AnsĂ€tze zur Semiotik von Ritualen 59 Das Paradigma sprachlicher Zeichen und die syntagmatische Struktur ritueller Sequenzen 63 Performanz und die kontextuelle Bedeutung ritueller Symbole 67 Die Formalisierung und SequenzialitĂ€t ritueller Handlungen 79 Indexikalische Zeichen und die Wirksamkeit ritueller Kommunikation 92 4. Analytische Konzepte ritualwissenschaftlicher Theoriebildung 105 Rahmung, VirtualitĂ€t und die Zeitlichkeit ritueller Ereignisse 105 Partizipation, Rhythmus und die Verkörperung ritueller Kompetenz122 Mimesis und ReflexivitĂ€t der rituellen Praxis136 RelationalitĂ€t und KomplexitĂ€t ritueller Performanzen 151 Indizes ritueller Handlungsmacht und die fraktale Dynamik ritueller Handlungen176 5.Verschieben des theoretischen Rahmens und Fokus191 Kritik der ritualwissenschaftlichen Begriffsbildung191 Von der Theorie der rituellen Praxis zur Praxis der Ritualtheorie 199 Bibliographie20

    Implications of Micro-Scale Comparisons for the Study of Entangled Religious Traditions: Reflecting on the Comparative Method in the Study of the Dynamics of Christian-Muslim Relations at a Shared Sacred Site

    No full text
    This article applies the comparative methodology proposed by Oliver Freiberger to a case study on Christian-Muslim relations at a shared sacred site in Antakya (formerly Antioch), which belongs to Hatay, the southernmost city of Turkey. Specifically, this case study deals with the veneration of the Muslim saint Habib-i Neccar in the center of the old city of Antakya. Besides discussing some general questions pertaining to the methodical procedure used in the case study, this contribution demonstrates that Freiberger’s comparative methodology is useful and that its application leads to new insights. In refining the methodical toolkit for comparative research, this article will attempt to enhance the proposed model by introducing a set of analytical concepts. To further illuminate the findings of the case study, ‘mimesis’ and ‘fractal dynamics’ will be introduced as analytical concepts suitable for studying the dynamics of interreligious relations and for enhancing the methodical design for future comparative research

    Implications of Micro-Scale Comparisons for the Study of Entangled Religious Traditions: Reflecting on the Comparative Method in the Study of the Dynamics of Christian-Muslim Relations at a Shared Sacred Site

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    This article applies the comparative methodology proposed by Oliver Freiberger to a case study on Christian-Muslim relations at a shared sacred site in Antakya (formerly Antioch), which belongs to Hatay, the southernmost city of Turkey. Specifically, this case study deals with the veneration of the Muslim saint Habib-i Neccar in the center of the old city of Antakya. Besides discussing some general questions pertaining to the methodical procedure used in the case study, this contribution demonstrates that Freiberger’s comparative methodology is useful and that its application leads to new insights. In refining the methodical toolkit for comparative research, this article will attempt to enhance the proposed model by introducing a set of analytical concepts. To further illuminate the findings of the case study, ‘mimesis’ and ‘fractal dynamics’ will be introduced as analytical concepts suitable for studying the dynamics of interreligious relations and for enhancing the methodical design for future comparative research
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