127 research outputs found
Was wissen wir über den Drogentod?
'Dem hohen Stellenwert der Drogenmortalität als Indikator für das Drogenproblem und die Drogenpolitik steht ein nur begrenzt empirisches und theoretisches Wissen über die genauen Umstände und Zusammenhänge des Drogentodes gegenüber. In diesem Artikel werden die wesentlichen Ergebnisse der empirischen Studien in Deutschland zusammengefaßt und vor dem Hintergrund der Fragestellung nach dem Zusammenhang von Drogenmortalität und Drogenpolitik diskutiert.' (Autorenreferat)'Although there is a high significance of drug related mortality as an indicator of drug problems and of drug policy, only little empirical and theoretical research on the circumstances and relations of drug related death's has been done. In this article the essential findings of empirical research in Germany will be summarised and discussed with special emphasis on the relations between drug related deaths and drug policy.' (author's abstract)
Soziale Praxis - Institutionen - Diskurse - Erfahrung: Behinderung im Problematisierungsprozess
"Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass Behinderung in einer soziologischen Perspektive weder sinnvoll als Personenmerkmal noch als eine stabile Lebenslage zu untersuchen ist. Stattdessen wird vorgeschlagen, Behinderung als sozialen Prozess der Problematisierung auf verschiedenen Ebenen zu erklären. Erstens kann Behinderung als eine situierte und routinisierte soziale Praxis, ein doing disability, in der Kategorisierungs- und Moralarbeit geleistet wird, aufgefasst werden. Praxis ist zweitens zugleich immer eingebunden in Prozesse der Institutionalisierung, über die zumindest zeitweise über normative Erwartungen und ein routinisiertes Wissensrepertoire wirkmächtige Handlungserwartungen konstituiert sind. Institutionen wiederum können drittens verstanden werden als verkörperte oder kristallisierte Diskurse, über die in Deutungskämpfen um die 'richtige' Problemdeutung gestritten wird. Schließlich ist Behinderung viertens aber auch eine Form von Subjektivitätsentwicklung, die als Erfahrung und Biografie im Kontext von sozialer Praxis, Institutionalisierung und Diskursen erlebt und erlitten wird, die aber gleichzeitig die Grundlage für soziale Praxis und die Reproduktion von Institutionen und die Legitimität von Diskursen darstellt." (Autorenreferat)"From a sociological perspective, it makes little sense to analyse disability as a distinctive personal feature or as a stable existential condition. Therefore, this article suggests explaining disability as a social process of problematisation on various levels. First, it can be understood as a situated and routinised social performance, as a form of doing disability, involving categorisation and moral work. But this type of social practice is always embedded in processes of institutionalisation in which normative expectations and a routine knowledge repertoire create very influential conditions for action. Thirdly, institutions can be perceived as crystallised or embodied discourses that compete in Interpretation wars aiming at the 'correct' interpretation of the disability 'problem'. Finally, disability also represents a form of subjectivity development that individuals experience and suffer on the experiential and biographical levels - be it in the context of social practice, institutionalisation or discourses. In parallel, it forms a Basis for social practice as well as the reproduction of institutions and the legitimisation of discourses." (author's abstract
Eine schwierige Beziehung: psychische Störungen als Thema soziologischer Analysen
'Die Beziehungen zwischen Soziologie und Psychiatrie sind von jeher spannungsreich gewesen, insofern der Gegenstandsbereich psychische Störungen zunächst qua Definition asoziologisch konzipiert ist und sich daraus grundsätzlich unterschiedliche Logiken der Wissensproduktion ergeben. Gleichwohl hat die Soziologie psychische Störungen immer wieder zu einem zentralen Thema der Gesellschaftsanalyse gemacht und damit zeitweise auch für die psychiatrische Wissenschaft und Praxis eine gewisse Relevanz erhalten, die allerdings mit der Etablierung einer biomedizinischen Orientierung der Psychiatrie verloren gegangen scheint. In einem Überblick über die verschiedenen soziologischen Perspektiven der Thematisierung psychischer Störungen wird einerseits die Anschlussfähigkeit soziologischen Wissens für das psychiatrische Denken ausgelotet, anderseits die Bedeutung des Feldes psychische Störungen für die soziologische Analyse von Gesellschaft hervorgehoben.' (Autorenreferat)'The relations between sociology and psychiatry always has been not without tensions, as far as the object mental illness by definition is conceptualised in an asociological way followed by basically different logics of knowledge production. Nevertheless, sociology always has treated mental illness as a central indicator of social developments and in this way it has also gained some significance for psychiatric discourses und policy which nowadays seems to be left behind by the developing of a more biological oriented psychiatry. In a presentation of four different sociological perspectives on mental illness the article discusses the possibilities for a dialogue between sociology and psychiatry and outlines the significance of the field for more general sociological research on modern societies.' (author's abstract)
"Kontrollkulturen": soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede normativer Ordnungsbildungen
Der Autor stellt die Idee von "Kontrollkulturen" am Beispiel der Kriminalpolitik und Rechtssoziologie kurz vor. Er zeigt, dass die Institutionalisierung von sozialer Kontrolle nicht nur ein dauerhaftes Bereitstellen von Handlungsmustern und sozialen Beziehungen ist, sondern immer auch eine kulturelle Komponente umfasst. Gesellschaftliche Entwicklungen schlagen sich so in Veränderungen vorherrschender Deutungen und Interpretationen abweichenden Verhaltens und ihrer Kontrolle nieder. Selbst Kontrollformen, die mit einem Universalitätsanspruch auftreten, wie z.B. das Recht, entwickeln in ihrer praktischen Anwendung spezifische Kulturen, die als regionale und lokale Unterschiede bei Gerichtsentscheidungen deutlich werden. Normative Ordnungsbildungen und soziale Kontrolle sind also auf verschiedenen Ebenen und in vielfältigen Bedeutungen mit den kulturellen Aspekten des Wissens verbunden und die "Kontrollkultur" legt die Betonung auf deren Folgen, z.B. für die Prozesse sozialer Ungleichheit. Die Idee folgt damit einer Perspektive, wie sie mit dem Neo-Institutionalismus in der Soziologie und den Politikwissenschaften bekannt geworden ist. (ICI2
Gesellschaftspolitische Relevanz und soziologische Reputation: eine kleine Geschichte über 30 Jahre Soziologie sozialer Probleme in Deutschland
Der Beitrag gibt einen Überblick über die Geschichte der Sektion 'Soziale Probleme und soziale Kontrolle' und der mit ihr verbundenen soziologischen Perspektiven. Dabei wird der Frage nachgegangen, was die Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle heute noch für die soziologische Gesellschaftsdiagnose beitragen kann. Zu diesem Zweck werden Kontexte und Konnotationen von 30 Jahren Soziologie sozialer Probleme untersucht, die mit diesem Bereich soziologischer Analyse verbunden waren. Die erste Phase kann als anwendungsorientierte Perspektive der politischen Gesellschaftsreform aufgefasst werden, die dann zwischen 1977 und Mitte der 80er Jahre in eine Phase der Verwissenschaftlichung mündete und ihren vorläufigen Abschluss in der konstruktivistischen Perspektive fand. Als Fazit wird abschließend festgehalten, dass die Soziologie sozialer Probleme heutzutage deutlich an Reputation eingebüsst hat. Sie ist in diesem Sinne durchaus in einer Krise, deren Ausgang aber entscheidend davon abhängen dürfte, inwieweit es ihr gelingt, gesellschaftspolitische Relevanz und Anschluss an soziologische Gesellschaftsdiagnosen zurück zu gewinnen. (ICH
Von der Sünde zum Risiko? Bilder abweichenden Verhaltens und die Politik sozialer Probleme am Ende des Rehabilitationsideals ; Überlegungen zum Zusammenhang von gesellschaftlicher Modernisierung und der Konstruktion sozialer Probleme
'Die Politik sozialer Probleme baut immer auf bestimmte kulturelle Grundlagen auf, die als Bilder von Störungen der Ordnung und abweichenden Verhaltens analysiert werden können. In diesem Aufsatz werden vier Idealtypen der Konstruktion sozialer Probleme unterschieden und mit gesellschaftlichen Entwicklungen der Modernisierung in Verbindung gebracht: der konservative Diskurs einer expressiven Punitivität, das klassisch-liberale Modell von Rechtsstaatlichkeit, das sozialdemokratische Ideal der Rehabilitation sowie der postmoderne Diskurs des Risikomanagements. Diese Orientierungen sind jeweils in bestimmten Phasen gesellschaftlicher Entwicklung entstanden und fungieren als Leitideen der Konstruktion sozialer Probleme. Die Entwicklung dieser Modelle wird hier als Ergebnis gesellschaftlicher Rationalisierungs-, Individualisierungs- und Differenzierungsprozesse interpretiert, die den Rahmen abgeben sowohl für die Konstitution kollektiver Akteure wie auch für die strategischen Durchsetzung ihrer Interessen und Wertideen.' (Autorenreferat)'The politics of social problems is built upon certain cultural orientations that could be analysed as images of disturbances of social order and deviance. In this paper four ideal types of constructions of social problems are distinguished and connected to processes of modernization: the conservative discourse of expressive punitivity, the classic-liberal model of justice, the social democratic ideal of rehabilitation and the post-modern discourse of risk management. These models emerged each at a certain phase of modernization and served as model for the construction of social problems. The development of these models could be analysed as result of social processes of rationalisation, individualisation and differentiation that build the frame of reference for the constitution of collective actors as well as for the successful strategies of realising its interests and values.' (author's abstract)
Wertideen und Wertbezüge einer Soziologie sozialer Probleme: zur epistemologischen und methodologischen Basis einer Soziologie sozialer Probleme
'Die Einheitlichkeit eines soziologischen Gegenstandsbereichs 'soziale Probleme' ergibt sich daraus, daß diese als gesellschaftliche Bedingungen über eine öffentliche Mobilisierung als veränderbare Störungen des gesellschaftlichen Lebens thematisiert werden. Eine soziologische Bestimmung sozialer Probleme setzt deshalb eine Rekonstruktion der Werte und grundlegenden Wertideen, an denen gesellschaftliche Störungen als veränderbar konstruiert werden, voraus. Vor diesem Hintergrund werden in diesem Aufsatz der Stellenwert von Werten und Wertideen bei der Konstitution sozialer Probleme und bei ihrer soziologischen Analyse diskutiert. Der Autor plädiert damit für eine gesellschaftstheoretische Fundierung einer Soziologie sozialer Probleme, die die mikrosoziologische Rekonstruktion von Thematisierungsprozessen sozialer Probleme soziohistorisch begründet.' (Autorenreferat)'The unity of the sociological field of 'social problems' can be seen in the fact that social conditions are interpreted as changeable public disorder by a process of public mobilisation. A sociological definition of social problems therefore, requires a reconstruction of the central social values that guide the processes of construction of public disorders as changeable. Against this background this study discusses the significance of social values for the constitution of social problems and its sociological analyse. The author plaids for a macro-sociological basis of a sociology of social problems, which socio-historically explains micro-sociological assumptions about processes of problem construction.' (author's abstract)
Ordnungen der Exklusion - Ordnungen der Gewalt: eine Frage der Ehre? Überlegungen zur Analyse des Zusammenhangs von Exklusion und Gewalt
'Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Armut und Gewalt gehört zu den klassischen Fragestellungen der Soziologie und der Kriminologie. Dabei wurde Gewalt als Ausdruck von Frustrationen, verfehlter Sozialisation oder mangelhafter sozialer Kontrolle in Armutskontexten interpretiert. In diesen Defiziterklärungen wird vernachlässigt, dass Gewalt in verschiedenen sozialen Kontexten eine sinnvolle Handlungsoption darstellen kann und wichtige Funktionen sozialer Ordnungsbildung erfüllt. Insbesondere die soziale Ordnung benachteiligter Gruppen und Stadtteile basiert häufig in unterschiedlicher Weise auf gewaltförmige bzw. Gewalt fördernde Mechanismen, wobei der Präsentation und Verteidigung männlicher Ehre ein besonderer Stellenwert zukommt. Die hier gewählte Ausgangsfrage nach den Mechanismen sozialer Ordnungsbildung erlaubt es, verschiedene Formen von Gewalt zu unterscheiden und mit jeweils unterschiedlichen Entwicklungsbedingungen und Konsequenzen in Verbindung zu bringen.' (Autorenreferat)'The relation between poverty and violence is a classical topic in sociology and criminology. Violence has been constructed as an expression of frustration failed socialisation and/ or deficient social control. Such perspectives of deficiencies miss a crucial point, that violence in some social contexts can be a meaningful option, which fulfils important functions in the creation and maintenance of social order. Particularly the social order within marginalized social groups and neighbourhoods is often based on social mechanisms that encourage violence. One of the most important mechanisms in these social contexts is the presentation and defence of male honour. By using mechanisms of building social order as a starting point for the exploration of violence in marginalized social groups and neighbourhoods allows for differentiating between forms of violence, the conditions which generate it and the consequences within such social contexts.' (author's abstract)
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