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Neun Fragen zum Kapitalismus
»Die Schafe, einst so sanft und genügsam, sind wild und raubgierig geworden, dass sie sogar Menschen fressen, Felder, Gehöfte und Dörfer verwüsten und entvölkern ...« Thomas Morus, Utopia
Was ist eigentlich Kapitalismus?
Wann hat der Kapitalismus angefangen – und wo?
Der Profit und seine Vermehrung: woher und – wieviel?
Rosa Luxemburg: Was war ihre Idee vom Kapitalismus?
Und was bleibt?
Geopolitik und Geoökonomie: Ist »Raum« das neue Schlüsselwort für den neuen Kapitalismus?
Gibt es einen »neuen« Imperialismus?
Was ist »neoliberaler« Kapitalismus?
Wer wird Milliardär? Und wer Maulwurf?
Und das Ende dieser Geschichte: Wann endlich kommt der große Kladderadatsch und ist der Kapitalismus zu Ende?
Auf solche Fragen zum Kapitalismus versuchen die bekannten Autoren Georg Fülberth und Michael R. Krätke Antworten zu finden und zum kritischen Weiterdenken anzuregen
Iranische Flüchtlinge im deutschen Exil : Probleme einer Abstiegssituation
Iranische Flüchtlinge im deutschen Exil : Probleme einer Abstiegssituation
Der Tag, an dem ich Engels begegnete
oai:elpub.bib.uni-wuppertal.de:duepublico_mods_00000710Ein Projekt kreativen Schreibens zum 200. Geburtstag von Friedrich Engels. – Texte, Theorien, Methoden
Schriften von Robert Katzenstein
Diese Sammlung enthält in chronologischer Abfolge die gesamten - so weit bekannt - Veröffentlichungen des Ökonomen Robert Katzenstein (1928-2006).
Diese haben vier Schwerpunkte:
1.) Empirische Untersuchungen zur Investitionstätigkeit und der dadurch sich verändernden organischen und technischen Zusammensetzung des Kapitals, insbesondere in Deutschland (1958-1968),
2.) zwei Bücher zur Theorie des konstanten fixen Kapitals (1967 und 1970),
3.) Debattenbeiträge zur Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus (1973-1995),
4.) Tagespolitische Aufsätze unter Anwendung seines politisch-ökonomischen Theorie-Ansatzes (1976-2006)
Kapitalismusanalyse, Bürokratiekritik und sozalistische Strategie bei Ernest Mandel
Die vorliegende Arbeit ist eine thematisch gegliederte Werkbiographie und zugleich eine Auseinandersetzung mit dem politischen Denken von Ernest Mandel (1923-1995), dem bekanntesten Mitglied der ("trotzkistischen") IV. Internationale, der ein umfangreiches theoretisches und publizistisches Werk hinterlassen hat. 1972 aus politischen Gründen an der Aufnahme einer Lehrtätigkeit an der Freien Universität Berlin gehindert und von der damaligen SPD/FDP-Regierung mit Einreiseverbot belegt, wurde der Belgier Mandel in Deutschland vor allem bekannt als marxistischer Wirtschaftswissenschaftler, da unter anderem seine "Marxistische Wirtschaftstheorie" (deutsch 1968) und die von ihm selbst als sein ökonomisches Hauptwerk verstandene Schrift "Der Spätkapitalismus" (deutsch 1972) hier in hohen Auflagen erschienen. Am meisten Verbreitung findet bis heute indes sein "Einführung in den Marxismus" (erste Auflage deutsch 1979), die über die Kritik der politischen Ökonomie hinaus viele andere Themen behandelt. So hat Mandel denn auch in zahlreichen selbständigen Schriften und in einer unübersehbaren Zahl von Beiträgen in Sammelbänden und Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln eine ganze Reihe von Fragen der Theorie, der Zeitgeschichte, der linken Programmatik und Strategie bearbeitet und sich darüber hinaus in ebenso zahlreichen schriftlichen Diskussionsbeiträgen im Rahmen seiner eigenen internationalen Organisation zu aktuellen politischen Fragen geäußert.
Nach einer 26-seitigen biographischen Skizze (eine umfangreiche Biographie Mandels hat inzwischen der Niederländer Jan-Willem Stutje vorgelegt) legt die vorliegende Arbeit Mandels Positionen zur Kritik des zeitgenössischen Kapitalismus (von der These des "tendenziellen Falls der Profitrate" über die Theorie der "partiell unabhängigen Variablen" bis zu den "langen Wellen der Konjunktur")dar, erklärt seine Sozialismuskonzeption im Anschluss an Marx, Luxemburg und Trotzki ("Übergangsgesellschaft", "sozialistische Demokratie", weltweite "klassenlose Gesellschaft") und seine Kritik der Bürokratie sowohl in der Arbeiterbewegung wie in den postkapitalistischen Gesellschaften (einschließlich einer Kritik am "Substitutionismus") und referiert ebenso ausführlich seine Positionen zur sozialistischen Strategie der revolutionären Überwindung der kapitalistischen Produktionsweise und des ihm zugehörigen ("bürgerlichen") Staats (Rolle des Massenstreiks, "Doppelcharakter" der Gewerkschaften, "Übergangsforderungen", "Arbeiterkontrolle", revolutionäre Parteien und revolutionäre Internationale, Einheitsfrontpolitik, "Permanente Revolution"). Dem schließt sich ein Kapitel zu "Emanzipation und gesellschaftliche Katastrophe" an, in dem Mandels Aufgreifen von Trotzkis Faschismustheorie, aber auch seine von 1945 bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts sich ändernde Einschätzung der Naziherrschaft und des Holocaust dargestellt und diskutiert wird.
Die kritische Diskussion der theoretischen Hinterlassenschaft Mandels findet sich konzentriert im Schlusskapitel ("Wertung und Ausblick"). Im Anschluss an seine Sicherheit in der Prognose wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungen bis in die Mitte der 70er Jahre hinein (er sagte frühzeitig das Ende des lang andauernden Nachkriegsbooms, die erneute Zunahme der klassischen kapitalistischen Krisensymptome und auch die finale Krise der post-stalinistischen Systeme voraus)entwickelte Mandel einen für ihn typischen prognostischen Optimismus, da er stets Belege für die Chancen des universal emanzipativen sozialistischen Projektes sammelte und gegenläufige Tendenzen unterbelichtet ließ. Zudem stellt sein theoretisches Denken eine eigentümliche Mischung aus "offenem Marxismus" und Ablehnung von Sektierertum einerseits und einem Streben nach kohärenter "revolutionär-marxistischer" Orthodoxie andererseits dar, wobei auch seine Identifikation mit der eigenen (im Gegensatz zu den Hoffnungen der Gründergeneration) recht unbedeutend gebliebenen Organisation seine Fähigkeit zum nüchtern kritischen Denken einschränkte.
Gleichwohl lohnt es sich noch heute, an zahlreichen Aspekten des Mandelschen Werks anzuknüpfen. Dies gehört nicht nur zur Bilanz des 20. Jahrhunderts, sondern auch zur Debatte über einen erneuerten "Sozialismus des 21. Jahrhunderts". Im Mittelpunkt der Mandelschen Konzeption stehen die "Selbstorganisation der Arbeiterklasse" als entscheidende verändernde Kraft sowie ein entschiedener Internationalismus im Sinne Luxemburgs ("In der Internationale liegt der Schwerpunkt der Organisation des Proletariats").
Mit über 400 Seiten Text und einem Literaturverzeichnis, das allein zehn eng bedruckte Seiten mit Titeln von Mandel selbst enthält, kann die vorliegende Arbeit beanspruchen, einen ersten Grundstein zur weiteren Aufarbeitung des mandelschen Denkens gelegt zu haben
Fleckfieberforschung im Deutschen Reich 1914 - 1945. Untersuchungen zur Beziehung zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik unter besonderer Berücksichtigung der IG Farben
Im Deutschland der 30er Jahre gab es keine Fleckfieberforschung. Das Wissen um die Krankheit war sehr beschränkt, Natur und Wirkungsmechanismen der Erreger im Menschen waren nicht bekannt. Im Zuge der Kriegsvorbereitungen begannen die Wissenschaftler an den Elite-Instituten in Berlin unnd Frankfurt, dorthin abkommandierte Wehrmachtsärzte und die Wissenschaftler der IG Farben-Behringwerke in Marburg mit Unntersuchungen zur Herstellung von neuen Fleckfieberimpfstoffen für geplante Massenproduktionen. Einigkeit bestand darin, Impfstoffe aus abgetöteten Erregerkulturen herzustellen. Die Wissenschaftler übernahmen dabei bereits entwickelte Verfahren internatinaler Forschunngen und versuchten sich an Variationen derselben. Lediglich die Wehrmacht setzte zunächst auf die Produktion des bewährten polnischen Impfstoffes, der allerdinngs durch seine aufwendige Herstellungsmethode bei weitem nicht den Bedarf der Eigenversorgung decken konnte. Letztlich blieben Entlausungsmaßnahmen bis Kriegsende die einzig wirksamen Mittel zur Bekämpfung des Fleckfiebers.
In die eroberten Gebiete gesandte Wissenschaftler versuchten sich an wirkungslosen Therapien mit Präparaten der IG Farben; auch sie beteiligten sich an der Suche nach neuen Impfstoffen. Aufgrund der Kriegs- und Vernichtungspolitik (Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung, Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeitslager, Konzentrationslager) wurde eine Situation geschaffen, die das Fleckfieber zu einer ernsten Gefahr für die angestrebten Kriegsziele werden ließ. In Konzentrationslagern wurden Fleckfieberkranke - und was dafür gehalten wurde - ermordet, um die Ausbreitung von Epidemien zu verhindern, an der Front mehrten sich die Fleckfieberfälle. Diese Umstände wiederum führten zu weiteren Anstrengungen der Wissenschaftler, Impfstoffe und Therapien zu entwickeln. Die Wirksamkeit der Mittel wurde in Konzentrationslagern, in Kriegsgefangenenlagern, polnischen Krankenhäusern und anderen Orten, wo es leichten Zugriff auf unfreiwillige Versuchspersonen gab, auf Basis von vergleichenden Verfahren erprobt.
Aufgrund ihrer Ehrfahrungen mit Menschenversuchen (Kinderheime, Strafanstalten usw.) und ihrer persönlichen und politischen Kontakte zu Wehrmacht, SS und staatlichen Innstitutionen konnte die IG Farben ihre spezifischen Interessen besonders gut durchsetzen. Meist erfolglos, führten die Versuche zu einer großen, nicht genau zu ermittelnden Zahl von Toten, einer noch größeren Anzahl von schweren und leichten Fleckfiebererkrankungen und immer neuen Versuchen, mit abgewandelten oder neuen Methoden das "Fleckfieberproblem" in den Griff zu bekommen, was wiederum zu neuen Opfern führte. Da die Impfstoffe insgesamt nicht die erhoffte Wirkung erzielten, wurde mit Unterstützung des Reichsforschungsrates, der Luftwaffe und des "Ahnenerbe" sogar Verfahren zur Impfstoffgewinnung aus lebenden Kulturen gefördert, die zuvor einhellig abgelehnt worden waren; auch daran starben unzählige Probanden.
Die juristische Verfolgung dieser Medizinverbrechen nach Kriegsende durch die Alliierten erscheint angesichts der Vielzahl der Versuche, die allesamt darauf beruhten, die Opfer nicht um Einwilligung zu bitten und die von vorneherein Tote mit einkalkulierten, sowie der großen Zahl Beteiligter, wenig konsequent. Das Nichtverfolgungsinteresse der deutschen Justiz ab 1949 läßt allerdings keine Fragen offen, selten trat dies so deutlich zu Tage wie im eingestellten Limburger Buchenwald-Verfahren 1960/61