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    Governance-Transformation durch Richterrecht? Juristische Diskurse zur Selbstverwaltung im Gesundheitswesen

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    Wesentliche Teile des Sozialversicherungsrechts wurden in Deutschland durch juristische Fachdiskurse und Gerichtsurteile bestimmt. Deren Folgen und Fernwirkungen blieben in der Regel unberücksichtigt. Dies betrifft neuerdings verstärkt die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen. Von deren Spitzengremium "Gemeinsamer Bundesausschuss" festgelegte medizinische Behandlungsnormen werten Juristen als Eingriff in das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Art. 2 II 1 GG), der dem von Verbandsvertretern bestellten Gremium nicht zustehe. Die der "Legitimationskettentheorie" des Bundesverfassungsgerichtes folgende Wertung offenbart ein monistisches, von überkommenen Souveränitätslehren geprägtes Staatsverständnis, von dem sich die meisten westlichen Demokratien gelöst haben. Die daran anknüpfende Rechtsprechung tangiert das ordnungspolitische Gefüge von Staat, Markt und Organisationsgesellschaft. Der Beitrag erörtert einschlägige Gerichtsurteile und diskutiert kritische Einwände sowie demokratietheoretische Alternativkonzepte.Key aspects of German social security law have been shaped by legal discourse and court rulings. The long-term consequences and remote effects of legal doctrines and judicial lawmaking usually remain unconsidered. This also applies to current debates on the legitimacy of self-administration in the health care system. Critics complain that medical treatment standards of its top level "Joint Federal Committee" represent an encroachment on the fundamental right to life and physical integrity (Article 2 II 1 of the Basic Law), which the body comprised by representatives of health associations was not entitled to. The case reveals a monistic understanding of legitimacy shaped by traditional doctrines of sovereignty, from which most Western democracies have detached themselves. Resulting problems and possible long-term consequences are illustrated using the example of recent Constitutional Court rulings. The underlying chain of legitimacy concept does not appear tenable when applied to the German health sector. The article discusses critical objections and alternative concepts of democracy

    Politikwenden und transformative Politik in Deutschland

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    In der deutschen Nachkriegspolitik finden sich einige fundamentale Richtungswechsel. Sie trafen und treffen auf ein politisches System, das der Zielerreichung von Politikwenden hohe Hürden setzt, zugleich aber auch eine bemerkenswerte Offenheit und Flexibilität erkennen lässt. Politik und Verwaltung erweisen sich im Rückblick in einem Ausmaß als wandlungsfähig, wie es gängige Restriktionsanalysen nicht erwarten ließen. Die im politischen System angelegten Konsenshürden und Koordinationsprobleme wurden in transformativen Wendeprojekten fallweise unterschiedlich angegangen und verarbeitet. "Muddling Through", flexible Verhandlungspraktiken und "auf Sicht fahren" sind im föderalen Mehrebenensystem mit Koalitionsregierungen und starken gesellschaftlichen Spitzenverbänden seit jeher anzutreffen. Neu sind Veränderungen im Modus der Interessenvermittlung, insbesondere der Niedergang korporatistischer Steuerungsformen und der Verlust berechenbarer Mehrheitsverhältnisse in Bund und Ländern, die im früheren Dreieinhalb-Parteiensystem der Bundesrepublik noch gegeben waren. Insgesamt ist eine Zerfaserung der Interessenvermittlung in diverse Ad-hoc-Kommissionen und Gipfelrunden festzustellen, die - wie am Beispiel der Energiewende gezeigt wird - die Bildung einer breiten operativen Konsensbasis und Koordination erschwert.Several fundamental policy turns can be observed in post-war German politics. They were and are confronted with a governmental system that sets high barriers to achieve new directions in politics, but at the same time reveals remarkable traits of openness and flexibility. In retrospect, politics and administration proved to be capable of improvisation and self-correction to an extent that former analyses of institutional restrictions in German politics would not have expected. Transformative policy turns dealt with problems of coordination differently from case to case. "Muddling through", flexible negotiation practices and "driving on sight" have always been part of the German multilevel federal system with coalition governments and strong societal peak associations. New are changes in the mode of interest mediation, namely the decline of corporatist forms of governance, which is particularly evident in energy transformation policies. Added to this, predictable political majorities on the federal and Länder-level got lost together with the former three-and-a-half party system. Overall, interest intermediation frayed into a variety of ad hoc commissions and summit rounds, which - as shown by the example of energy transition - makes the formation of a broad operational consensus and coordination more difficult

    Konturen einer politischen Risikoverwaltung: Politik und Administration nach "Tschernobyl"

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    Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat deutlich gemacht, daß eine geeignete Kompetenzverteilung zwischen den betroffenen Ressorts und Gebietskörperschaften ein zentrales Problem mit schwerwiegenden Folgen darstellt. Eine Untersuchung von Verwaltungsreaktionen auf radioaktiven Fallout in 51 Kreisen und kreisfreien Städten der Bundesrepublik hat ein beträchtliches Improvisationsvermögen auf unterer Verwaltungsebene deutlich gemacht. Angesichts fehlender gesetzlicher Regelungen und Verwaltungsvorschriften war das Verwaltungshandeln bestimmt von der vorhandenen Sachkompetenz, von lokalen Risikobedingungen und früheren Erfahrungen. Das Ausmaß radioaktiver Strahlung oder gesellschaftliche Konflikte haben offensichtlich nur eine Nebenrolle gespielt. Angesichts der begrenzten Kapazität gesetzlicher Regelungen und der zunehmenden Bedeutung von Verwaltungshandeln sprechen die Ergebnisse der Untersuchung eher für eine Verbesserung örtlicher Meßtechnik als für eine übereilte Zentralisierung von Verantwortung. (WZÜbers.)"Environmental risks given by technical and industrial advancements impose new tasks on governments and administrations. The nuclear disaster of Chernobyl pointed out, that the suitable structures of competence between governmental departments and vertical levels of government constitute a major problem with hazardous events. Analysis of administrative reactions to nuclear fall-out in 51 districts and cities of West-Germany showed reasonable capacities to improvise on the part of lower administrative units. In the absence of lawful provisions and governmental instructions, their actions depended on given possibilities of expertise, local risk structures and previous experiences. Actual degrees of nuclear radiation and societal conflicts appeared to be of only minor influence. In the face of limited capabilities for lawful regulations and increasing weights of executive action, these results urge an improvement of local measurement-devices instead of hasty centralization of responsibility." (author's abstract)

    Ein ›Westfälischer Friede‹ für die Krisenherde der Gegenwart?

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    Beitrag zur Friedens- und Konfliktforschung im Jahrbuch der Osnabrücker Friedensgespräche 201

    The End of a Model" Crisis and Transformation of the German Welfare State

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    The number of old age pensioners, jobless persons and those living from other welfare payments exceeds the number of wage earners in Germany. This results mainly from early retirement and from the social costs of unification. Governments responded by raising social security contributions and benefit cuts at first. Fundamental reform measures have long been impeded by declining governmental capacities due to political gridlock problems. Only recent approaches like the so called Riesterpension, the Rürup-proposals and particularly the Hartz-reform package, broke new grounds for a modified welfare state model in Germany

    Sehnsucht nach Azania. Neville Alexanders Leben und Werk für ein anti-rassistisches Südafrika. Ein Nachruf

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    Beitrag zur Friedens- und Konfliktforschung im Jahrbuch der Osnabrücker Friedensgespräche 201

    Der Kampf um die Finanzierung der Deutschen Einheit

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    Die Finanzierung der deutschen Einheit verursachte Konflikte um den Beitrag der Sozialversicherungen, um die Staatsverschuldung und Sonderhaushalte, um die Steuerpolitik, die föderalen Finanzbeziehungen, die Tarifpolitik sowie um Einsparungen in vielen Leistungsbereichen. Ein Mehrebenenmechanismus, in dem Bundesbank, Treuhandanstalt und Sozialversicherungsträger als Zwischenglieder fungierten, ermöglichte es, die Kosten so zu verteilen, dass die Steuer- und Beitragszahler zunächst kaum eine Belastung spürten. Das Verfahren bestand aus verschachtelten Verhandlungen bis hin zu einer Klausur aller Regierungsorgane. Institutioneller Reformen blieben aus, weil sich die Akteure außerhalb der normalen administrativen und parlamentarischen Verfahren einigten

    Staat - Technik - Leben. Risiken der technischen Zivilisation als politische Herausforderung

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    Beitrag zur Friedensforschung im Jahrbuch der Osnabrücker Friedensgespräche 200
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