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    STEMPICOM – Geodatenkonzept fĂŒr gemeinschaftsbasierte Lieferdienste in lĂ€ndlichen Regionen

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    Die strukturellen Probleme in lĂ€ndlichen RĂ€umen sind hinreichend beschrieben und umfassen eine Vielzahl unterschiedlicher Themenbereiche. Eines davon ist der fortdauernde Strukturwandel im lokalen Einzelhandel und seine Konsequenzen auf die Versorgung der dort lebenden Bevölkerung mit GĂŒtern des tĂ€glichen Bedarfs. In Folge von Ladenschließungen mangels lokaler Kaufkraft, kommt es mancherorts bereits zu strukturellen VersorgungslĂŒcken, die insbesondere fĂŒr die alternde und damit immobilere Bevölkerung spĂŒrbar sind. Die Wegestrecken zum nĂ€chsten Nahversorger bedeuten fĂŒr die dort lebenden Bewohner ein wachsendes Zeit- und MobilitĂ€tserfordernis.1 DarĂŒber hinaus gibt es kaum Kenntnisse darĂŒber, ob das verĂ€nderte (digitale) Konsumverhalten und der daraus folgende, immer populĂ€rer werdende Onlinehandel, diese Entwicklungen in lĂ€ndlichen Regionen eher verschĂ€rfen oder potenziell entgegenwirken können. Logistisch betrachtet, wird die spezielle Situation des lĂ€ndlichen Raums besonders an der sogenannten „letzten Meile“ deutlich. Das durch den Onlinehandel entstehende Paketaufkommen wird grĂ¶ĂŸtenteils von Kurier-Express-Paket-(KEP)-Dienstleistern abgewickelt, die den Transport und die Wegestrecken der Waren vom HĂ€ndler oder Distributionslager bis zur HaustĂŒr jedes Kunden ĂŒbernehmen. Das letzte WegestĂŒck der Transportkette ist in der Regel das teuerste, da die Zahl der verschiedenen Ablieferungsorte, zu denen immer kleinere Warenmengen geliefert werden, wĂ€chst.2 Auch aus einer Zukunftsstudie (2016) vom Fraunhofer IML geht hervor, dass ein zunehmender Zeit- und Kostendruck auf der letzten Meile entsteht. Im lĂ€ndlichen Raum ist dies vor allem in der Überwindung großer Distanzen sowie unterdurchschnittlich wachsenden GĂŒtermengen begrĂŒndet.3 Dennoch bestehen, laut Fraunhofer Institut IML, große Chancen fĂŒr Einzelhandelsversorger im lĂ€ndlichen Raum durch die Potenziale einer digitalen Vernetzung.4 Gerade neue und innovative Zustellkonzepte, zu denen beispielsweise eigeninitiative oder gemeinschaftsbasierte Lieferdienste, wie das Projekt „Digitale Dörfer“ des Fraunhofer IESE zĂ€hlen,5 können sich einerseits positiv auf das Wachstum bzw. das Bestehen der regionalen Erzeuger, andererseits auf eine Verbesserung der Nahversorgungssituation der Bewohner lĂ€ndlicher Gebiete auswirken.6 Analysiert man die genannten Logistikprozesse etwas detaillierter, lassen sich im Wesentlichen drei relevante Akteursgruppen identifizieren: Nachfrager, Lieferanten und Anbieter. Der Forschungsschwerpunkt ‚nextPlace‘ der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe untersuchte im Rahmen einer vom Bundesministerium fĂŒr Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten mFUND1-Vorstudie das Zusammenwirken dieser Akteursgruppen und deren technische Optimierungsmöglichkeiten in Form geodatenbasierter Konzepte und qualitativer, raumplanerischer Umfragen. Die Online-Befragung der Akteursgruppen stellt aktuell nur eine Stichprobe dar und ist bislang nicht reprĂ€sentativ. Aber aus den ersten RĂŒcklĂ€ufen zeichnet sich ab, dass auf Seiten der Nachfrager besonders in Klein- und großen MittelstĂ€dten tendenziell ein hohes Maß an Offenheit gegenĂŒber einem gemeinschaftsbasierten Dienst besteht. Allerdings ist den demographischen Merkmalen zu entnehmen, dass die Nachfrage insgesamt mit steigendem Alter abnimmt. Aus technologischer Perspektive ergaben die Experteninterviews mit bestehenden Lebensmittel-Lieferservices, dass außer einer ĂŒblichen Smartphone-Navigation, aktuell kein spezieller Routing-Algorithmus und folglich bislang auch keine Echtzeitdaten zum Einsatz kommen. Im Ergebnis lĂ€sst dies darauf schließen, dass Erfolg und Akzeptanz eines digitalen, gemeinschaftsbasierten Dienstes sehr stark von der Optimierung einzelner, konkreter Probleme und deren ausfĂŒhrlicher ErlĂ€uterung abhĂ€ngt und nicht unbedingt automatisch von einer „Digital ist besser“-Disruption ausgegangen werden kann. FĂŒr das nun zu beantragende mFUND-Hauptprojekt hat dies zur Folge, dass, neben einer noch stĂ€rkeren Zielgruppenausrichtung, insbesondere auch das individuelle MobilitĂ€tsverhalten jeder Nutzergruppe und die unterschiedlichen AbhĂ€ngigkeiten ihrer einzelner Wegeketten zu berĂŒcksichtigen sind
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