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Wahrnehmung im Affekt: Zur Bildsprache des Schreckens in Wolframs Parzival
Bei Helmut Brall-Tuchel geht es um die Prozesse der inneren und Ă€uĂeren Wahrnehmung. Diese Analyse, die sich mit den Affekten befaĂt (vor allem mit der Bildsprache des Schreckens im Parzival) und mit der Beziehung des ErzĂ€hlers zu den Wahrnehmungen seiner Figuren, konzentriert sich auf einen kulturanthropologischen Gesichtspunkt
Kriegerisches Heldentum und Brudermord
"Dieser Beitrag zum Tagungsthema "Krieg, Helden und Antihelden im Mittelalter" beginnt mit einer Skizze der leitenden Interessen der ersten deutschen Geschichtsdichtung am Krieg und am kriegerischen Heldentum (I). Als Gegenentwurf und Korrektiv zu der bekanntlich auch vom "Annolied" kritisierten heroischen Geschichte wird dann die Kain-Abel-Mythe in der Auslegung durch Aurelius Augustinus herangezogen (II.). Die Rezeption der biblischen ErzĂ€hlung vom Brudermord im "Heliand" (III.), in der "Wiener Genesis" und der "Weltchronik" des Jans Enikel (IV.) IĂ€sst erkennen, dass diese Ursprungsgeschichte das Nachdenken ĂŒber die eingeschliffenen Rechtfertigungen des Tötens ("homicidiurn") immer wieder neu entfacht hat. Klare Motivierung, namentlich MutmaĂungen ĂŒber Defizite oder niedere Motive, ermöglichten wohl die Zuweisung von Schuld und die moralische Ausgrenzung des TĂ€ters. Der Blick auf eine Episode im "Willehalm" Wolframs von Eschenbach zeigt jedoch, wie vielschichtig und eng miteinander verflochten die Opfer- und TĂ€terrollen sein können. Zuschreibung von Schuld und Unschuld erweist sich unter solchen Vorzeichen als Akt der Selbstrechtfertigung (V.).