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    Immunhistochemische und stereologische Untersuchungen zur Differenzierung und Verteilung neuroendokriner Zellen in der menschlichen Prostata

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    Ziel der vorliegenden Arbeit war die nĂ€here Charakterisierung der neuroendokrinen Zellen in der menschlichen Prostata bezĂŒglich ihrer Herkunft, der Verteilung sowie ihres Altersganges. Das Untersuchungsmaterial umfasste mĂ€nnliche Embryonen von 57 mm bis 65 mm SSL, entsprechend der 9. bis ca. 13. Schwangerschaftswoche, einen Feten aus der 36. Schwangerschaftswoche sowie kindliche, jugendliche (um den Zeitraum der PubertĂ€t) und erwachsene ProstataprĂ€parate. Die Schnitte wurden immunhistochemisch - z. T. mit einer neu etablierten Doppelmarkierungstechnik - mit verschiedenen PrimĂ€rantikörpern gegen neuroendokrine Zellen (Anti-Chromogranin A, Anti-Serotonin und Anti-Calcitonin) und Steroidhormonrezep-toren (Anti-Androgenrezeptor, Anti-Oestrogenrezep-tor) gefĂ€rbt und die Reaktion semiquantitativ mittels computerunterstĂŒtzter Bildanalyse ausgewertet. Der Gesamtanteil der Chromogranin A-positiven neuroendokrinen Zellen am Epithel der Prostata liegt bei ca. 2 %, der Anteil der Serotonin- bzw. Calcitonin-positiven Zellen liegt noch einmal deutlich niedriger bei etwa 1 %. Erstmals konnte gezeigt werden, daß bei einem Embryo von 57 mm SSL, entsprechend etwa der 9. SSW, noch keine neuroendokrinen Zellen im Epithel des Sinus urogenitalis nachzuweisen sind (jedoch schon im Epithel des Rektums), diese jedoch in dorsolateral des Sinus urogenitalis gelegenen Paraganglien in großer Anzahl vorliegen. Erst bei einem Embryo mit 60 mm SSL finden sich im Stroma, im Epithel und etwas spĂ€ter auch in den aussprießenden DrĂŒsenknospen der sich entwickelnden Prostata des Sinus urogenitalis, Chromogranin A-positive neuroendokrine Zellen. Die stromalen immunreaktiven Zellen sind zum Teil zwischen den Paraganglien und dem Epithel des Sinus urogenitalis lokalisiert. FĂŒr die neuroendokrinen Zellen in der sich ausbildenden Prostata konnte darĂŒber hinaus eine von zentral nach peripher hin abnehmende Dichte nachgewiesen werden. Zusammenfassend sprechen diese Befunde fĂŒr eine Migration der neuroendokrinen Zellen aus den Paraganglien - und damit indirekt aus der Neuralleiste - in das Epithel des Sinus urogenitalis und damit fĂŒr eine neurogene Herkunft der neuroendokrinen Zellen der Prostata, auch wenn keine Zellen direkt an, bzw. beim Durchtritt durch die Basalmenbran des Epithels gefunden wurden. So lĂ€ĂŸt sich das bisher bestehende Stammzellkonzept der Prostata, in dem man von nur einem einzigen Stammzelltypus ausgeht, in ein duales Stammzellkonzept mit eigenen VorlĂ€uferzellen sowohl fĂŒr die Basalzellen und Epithelzellen als auch fĂŒr die neuroendokrinen Zellen erweitern. Letztendlich kann jedoch eine autochthone Genese der neuroendokrinen Zellen nicht ganz ausgeschlossen werden, so daß weitere Untersuchungen erforderlich sind, um die diese Frage abschließend beantworten zu können. Bei den Doppelmarkierungsversuchen konnte klar gezeigt werden, daß neuroendokrine Zellen in gesundem Prostatagewebe keinen Androgenrezeptor exprimieren. Androgene könnten also allenfalls indirekt wirken. Gerade im Hinblick auf die Genese der benignen Prostatahyperplasie und des Prostatakarzinoms finden die neuroendokrinen Zellen heute große Beachtung und man schreibt ihnen eine zentrale Rolle bei der Ausbildung dieser Krankheiten zu. Umso wichtiger ist das Etablieren wirklich geeigneter Modelle, um diese Fragen beantworten zu können

    Hormonelle Regulation der EnzymaktivitÀt, Proteinexpression und Bedeutung der Neutralen Endopeptidase in Zelllinien der benignen Prostatahyperplasie und des Prostatakarzinoms

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    Die humane Prostata ist eines der am hĂ€ufigsten von benignen und malignen Erkrankungen betroffenen Organe des Mannes. Viele Fragen bezĂŒglich der Ätiologie und Pathogenese dieser VerĂ€nderungen sind bislang noch ungeklĂ€rt. Unsere Untersuchungen sollten die bisher wenig untersuchten stromalen Zelllinien insbesondere im Hinblick auf die Expression und AktivitĂ€t der Neutralen Endopeptidase, einem integralen Membranenzym, dem eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Progression sowohl der benignen Prostatahyperplasie als auch des Prostatakarzinoms zugesprochen wird, genauer untersuchen. Und in weiteren Versuchen sollte die AktivitĂ€t des Enzyms und das Proliferationsverhalten der stromalen sowie auch der epithelialen Zelllinie nach Inkubation mit verschiedenen Botenstoffen beobachtet werden. Zusammengefasst zeigen unsere Untersuchungen sowohl in Proteinexpression als auch in der AktivitĂ€t des Enzyms eine ungefĂ€hr um 25 % geringere Expression bzw. AktivitĂ€t der NEP in stromalen Zelllinien verglichen mit der Androgen-abhĂ€ngigen PC Zelllinie LNCaP. Ein wesentlicher Befund ist, dass die Stromazellen der Prostata, auf die in unseren Untersuchungen ein besonderes Augenmerk gelegt worden war, kaum auf parakrine Stimulation reagieren. Lediglich die Stimulation mit IL-1ß und Pro-Calcitonin fĂŒhrte zu geringen Proliferationssteigerungen, wĂ€hrend die AktivitĂ€t der NEP stets unverĂ€ndert blieb. Vielleicht ist hier das Fehlen von epithelialen Zellen, die als parakrine Mediatoren wirken können von Bedeutung. Bei der Interpretation der Befunde nach in vitro-Behandlung der Zellen mit Steroidhormonen, Neuropeptiden und Cytokinen fĂ€llt auf, dass die AktivitĂ€t der NEP in den LNCaP-Zellen sich hĂ€ufig gegenlĂ€ufig zur Proliferation verhĂ€lt. Dies könnte daran liegen, dass durch die Proliferation eine relative Unterversorgung der Zellen mit dem Stimulans eintritt oder eine gesteigerte AktivitĂ€t der Neutralen Endopeptidase zu einer vermehrten Inaktivierung der proliferationssteigernden Substanzen bzw. der Proliferation der Zellen fĂŒhrt. Damit wĂŒrde die von Papandreou und Mitarbeitern aufgestellte Hypothese bestĂ€tigt. Diese Befunde betreffen jedoch nur die androgensensitiven LNCaP-Zellen; die androgen-insensitiven DU-145- und PC-3-Zellen reagierten kaum auf die in vitro-Stimulation. Die zu Anfang beschriebene Hypothese Papandreou et al. (1998), dass eine erhöhte parakrine Stimulation von Prostata-Karzinomzellen infolge verminderter Expression der NEP an der ZelloberflĂ€che und daher kontinuierlichem Einwirken der parakrinen Neuropeptide fĂŒhrt, konnte somit nur fĂŒr die Androgen-sensitive LNCaP-Zelllinie bestĂ€tigt werden und scheint auf die stromale Zelllinie nicht zu zu treffen. Wenn man die wichtige Rolle der NEP in Bezug auf die Inaktivierung entzĂŒndlicher Proteine, Neuropeptide bedenkt, kann man annehmen, dass in bestimmten Geweben besonders bei verminderter AktivitĂ€t der NEP ebensolche Proteine erhöhte Konzentrationen erreichen können. Diese Neuropeptide nun können Signaltransduktionswege initiieren, die die Gewebezusammensetzung verĂ€ndern, wie es bereits fĂŒr das PC und die BPH beschrieben wurde. Unsere Ergebnisse zeigten, dass das Neuropeptid Calcitonin, nicht nur auf die Progression des PC einen Einfluss zu haben scheint sondern in besonderem Maße auch auf die Progression der BPH. Zu Beginn der Arbeit wurden die verschiedenen konservativen Therapie-Optionen der BPH und PC beschrieben. Insgesamt sind die Ergebnisse der konservativen Therapie bislang sehr unbefriedigend und dienen primĂ€r der Symptomlinderung, ohne die Weiterentwicklung der Erkrankungen zu verhindern. Es hat sich gezeigt, dass keiner der Therapie-AnsĂ€tze die Progression der Erkrankungen zu verhindern vermag. Die vorliegende Arbeit sollte einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen Reaktionen der stromalen und epithelialen Zelllinien auf verschiedenen Stimulantien und im weitesten Sinne auch auf Therapeutika aufzeigen. Weitere Studien sollten folgen, um den Pathomechanismus der beiden Erkrankungen noch besser verstehen zu können und somit zu neuen Therapie-AnsĂ€tzen zu gelangen

    Immunhistochemische Studien zur fetalen Entwicklung der Innervation und der Verteilung neuroendokriner Zellen und neuroepithelialer Körperchen in der menschlichen Lunge.

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    Ausgangspunkt dieser Studie ist die Frage nach der Herkunft der neuroendokrinen Zellen und neuroepithelialen Körperchen sowie die Entwicklung der Innervation in der fetalen Lunge des Menschen. Immunhistochemisch wurden Embryonen und Feten zwischen 30 mm und 110 mm SchĂ€del-Steißbein-LĂ€nge mit verschiedenen PrimĂ€rantikörpern gegen neuroendokrine Zellen (z.B. Chromogranin A, PGP 9.5 und Bombesin)und Nerven (z.B.PGP 9.5) bearbeitet und die Ergebnisse deskriptiv ausgewertet. Bombesin-reaktive neuroendokrine Zellen finden sich frĂŒher im Epithel der kleineren Bronchiolen im Vergleich zu CgA-reaktiven neuroendokrine Zellen. Zu einem spĂ€teren Zeitpunkt zeigen sich immunreaktive Zellansammlungen um die Bronchien und Bronchiolen im Lungenparenchym, wĂ€hrend zeitgleich die Zahl der neuroendokrinen Zellen im Epithel zurĂŒckgeht. Neuroepitheliale Körperchen finden sich bei keinem PrimĂ€rantikörper im Epithel. Bei den Untersuchungen mit PGP 9.5 finden sich keine einzelnen neuroendokrinen Zellen im Stroma der Lunge, lediglich Ansammlungen von immunreaktiven Zellen sind im Stroma vorhanden. Eine Differenzierung, ob es sich dabei um extraepitheliale Körperchen oder peribronchiale Ganglien handelt, ist nicht möglich. Schon beim Homo 30 mm lassen sich einzelne Nervenfasern im Stroma der Lunge nachweisen. Neurale Elemente wandern somit schon frĂŒh in die Lunge ein. Zu einem spĂ€teren Zeitpunkt finden sich dann Ganglien peribronchial. Einen direkten Kontakt der Nervenfasern zu den neuroendokrinen Zellen im Epithel kann diese Untersuchung nicht zeigen. Die PrĂ€senz des cholinergen Systems lĂ€sst sich mit Hilfe der Antikörper VMAT und VAChT in der Lunge nachweisen. Eine endgĂŒltige KlĂ€rung ĂŒber die Herkunft der neuroendokrinen Zellen in der Lunge konnten diese Untersuchungen nicht erbringen, da hier weiterhin sowohl die autochthone Theorie als auch die Neuralleisten-Theorie möglich sind. Es sind weitere Studien an frĂŒheren Embryonen notwendig, um zu klĂ€ren, ob neuroendokrine Zellen vor neuralen Elementen in der Lunge nachweisbar sind oder nicht. Eine neue Frage werfen die extraepithelialen Zellansammlungen auf. Handelt es sich hierbei um eine Art extraepithelialer Körperchen? Auch hier könnten weitere Untersuchungen Aufschluss geben

    Diagnose "Psychopath" - Die Behandlung von Soldaten und Zivilisten in der Marburger UniversitÀts-Nervenklinik 1939-1945

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    Zusammenfassung Untersucht wurden die Patientenakten von 88 Soldaten und 49 Zivilisten mit der Diagnose „Psychopathie“, die im Zeitraum zwischen 1939 und 1945 in der UniversitĂ€ts-Nervenklinik bzw. dem Reservelazarett III der UniversitĂ€ts-Nervenklinik Marburg behandelt wurden. Ziel war es, Behandlungsunterschiede zwischen diesen beiden Patientengruppen zu erfassen. Von weiterem Interesse war die Frage nach Behandlungsunterschieden innerhalb des Soldatenkollektives hinsichtlich des Ranges. TatsĂ€chlich war kein einziger Offizier unter den Soldaten zu finden. Offensichtlich wurde die Diagnose „Psychopathie“ bei Offizieren nicht gestellt, was Anlass zu weiteren Spekulationen gibt. Entsprechende wissenschaftliche und medizinhistorische Arbeiten zum Thema MilitĂ€rpsychiatrie gaben den Anstoß zu diesen Thesenformulierungen und ließen ĂŒberdies die Frage aufkommen, ob den Soldaten ein kĂŒrzerer Aufenthalt in der Klinik gewĂ€hrt wurde, um eine schnelle RĂŒckkehr zur Truppe zu ermöglichen. Erstaunlicher Weise bestĂ€tigte sich diese Vermutung nicht, denn die Aufenthaltsdauer der Soldaten war im Median 5 Tage lĂ€nger, als die der Zivilisten. Der gehĂ€ufte Einsatz von „harten Therapiemethoden“ wie der sogenannten „Kaufmann-Kur“, der Elektrokrampftherapie, dem Cardiazol- und Insulinschock auf Seiten des Soldatenkollektivs wurde postuliert. Es bestĂ€tigte sich der missbrĂ€uchliche Einsatz der „Kaufmann-Kur“ bei Soldaten anhand von EinzelfĂ€llen. Die anderen Therapieformen wurden ebenfalls nur in einzelnen FĂ€llen - sowohl bei Zivilisten als auch bei Soldaten verwendet – es liegt jedoch kein Hinweis fĂŒr eine missbrĂ€uchliche Anwendung vor. In der MilitĂ€rpsychiatrie kam der Diagnose „Psychopathie“ eine besondere Stellung zu. Man wusste um die „Gefahr“, welche die psychopathische Persönlichkeiten bei der Aufrechterhaltung der „Manneszucht“ innerhalb der Truppe darstellten. Auch in der Heimat galten sie als „gefĂ€hrliche Elemente“, sodass sie bei den MilitĂ€rpsychiatern immer wieder Anreiz zur Diskussion gaben. Wie vermutet, wurde ein hoher Prozentsatz der Soldaten (70%) aufgrund einer Disziplinwidrigkeit eingewiesen. Zudem ist die Diagnose „Psychopathie“ schwer objektivierbar. Wo liegen die Grenzen zwischen „normalen“ Charaktereigenschaften und pathologischem Verhalten – KriegsumstĂ€nde und MilitĂ€r forderten hier eigene MaßstĂ€be und machen diese Forschungsarbeit besonders spannend

    Das hessische Medizinalwesen unter den Landgrafen Wilhelm IV. und Moritz dem Gelehrten. Rolle und Wirken der fĂŒrstlichen LeibĂ€rzte

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    Ziel der Arbeit ist es, die LeibĂ€rzte der hessischen Landgrafen Wilhelm IV. und Moritz der Gelehrte in ihrer gesellschaftlichen Rolle in den historischen und medizinhistorischen Zusammenhang einzuordnen. Unter BerĂŒcksichtigung der FrĂŒhen Neuzeit als einer medizintheoretischen Umbruchzeit werden dabei zunĂ€chst die Biographien der beiden Landgrafen in Bezug auf die Aspekte ihrer Positionierung zur Medizin als Wissenschaft, ihres Beitrags zur Medizinalgesetzgebung und ihrer persönlichen Erfahrungen als Patienten betrachtet. Im Anschluss werden die landgrĂ€flichen LeibĂ€rzte insbesondere in ihrer spezifischen Rolle am FĂŒrstenhof und ihrer AusĂŒbung der Ă€rztlichen TĂ€tigkeit untersucht und die Ergebnisse anhand von drei als typisch zu betrachtenden Biographien illustriert. Weitere Kapitel wenden sich der 1616 von Landgraf Moritz erlassenen Medizinalordnung sowie der medizinischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t Marburg zu, an der ein Großteil der LeibĂ€rzte im Vorfeld oder zeitgleich zu ihrer Anstellung am Hof als Professoren tĂ€tig war

    Der Gesundheitsbegriff des Jedermanns: Studien zum Wandel des Gesundheitsbegriffs anhand der deutschen Literatur vom Mittelalter bis heute

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    Diese Arbeit entstand im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Studienprojekts zur Frage „Gesundheit als Determinante von LebensqualitĂ€t“. Es galt herausÂŹzuÂŹarbeiten, was Gesundheit nicht fĂŒr Medizinphilosophen und Soziologen, sondern fĂŒr denjenigen bedeutet, den sie unmittelbar, an Leib und Seele spĂŒrbar betrifft, den Menschen. In den einleitenden Kapiteln wurde vorerst der Begriff „Gesundheit“ unter etymologischen und sprachgeschichtlichen Gesichtspunkten untersucht. Da der Glaube, die Religion als eine das GesundheitsverstĂ€ndnis prĂ€gende Gegebenheit erscheint, lohnte anschließend eine GegenĂŒberstellung der die Gesundheit betreffenden Aussagen in jĂŒdischen, buddhistischen und christlichen Schriften. Im Anschluß daran wurden einige kulturanthropologisch-hermeneutische AnsĂ€tze zur Definition der Begriffe Gesundheit und Krankheit referiert, die jedoch kaum ĂŒber die Formulierung dieser Dichotomie hinausgelangen: Zu Wort kommen Thure von UexkĂŒll, Karl Jaspers, Hans-Georg Gadamer und schließlich Aaron Antonovsky. In der Medizinphilosophie der zweiten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts lassen sich zwei „Schulen“ herausarbeiten: Die reduktionistische Sichtweise Christopher Boorses betrachtet die Gesundheit als ErfĂŒllung einer statistischen Norm, als Funktion mit dem Ziel Überleben und Reproduktion. Lennart Nordenfelt hĂ€lt dem seinen holistischen Ansatz entgegen, der eine Person als gesund ansieht, wenn sie unter Standardbedingungen in ihrem gesellschaftlichen und kulturellen Rahmen fĂ€hig ist, diejenigen selbstgesteckten Ziele zu erreichen, die zur Erlangung eines Minimums an GlĂŒck notwendig und zusammengenommen ausreichend sind. Gesundheit ist bei Nordenfelt also weder ein Zustand, noch ein Prozeß, sondern eine FĂ€higkeit. Im Anschluß an diese einleitenden Kapitel wurde dem Gesundheitsbegriff in sechs Beispielen der deutschen Literatur vom Mittelalter bis heute nachgespĂŒrt, denen der jeweilige politische, literaturwissenschaftliche und medizinhistorische Kontext vorangestellt wurde. Im Mittelalter war Gesundheit noch ein Gottesgeschenk, Heilung eine Gnade, Krankheit die Strafe fĂŒr ein gottloses Leben. Auch der „Arme Heinrich“ Hartmann von Aues interpretiert seine Erkrankung und Heilung vor diesem Hintergrund. Die „Courasche“ Grimmelshausens ist geprĂ€gt durch das Grauen des DreißigjĂ€hrigen Krieges. Der Tod rĂŒckt in der Zeit des Barock mitten ins Leben, das „memento mori“ ist allgegenwĂ€rtig und nimmt auch der Krankheit ihren Schrecken. Kaum anders ist es in der Romantik: Krankheit und Tod sind durch die großen Pest-Epidemien noch immer alltĂ€glich. Dennoch erhalten sie hier eine neue Dramatik, fast eine Veredelung. Das Gesunde wird profan und langweilig, Krankheit hingegen adelt. Die Klassik und der Realismus mit ihren naturwissenschaftlichen Erfolgen prĂ€gen ein anderes MedizinverstĂ€ndnis: Krankheiten sind besiegbar, doch der Tod wird dadurch zum Scheitern, zur Katastrophe. Die erkrankte Elsi in Storms Novelle „Ein Bekenntnis“ hĂ€ngt noch dem Konzept der vorhergehenden Jahrhunderte an und fĂŒgt sich fatalistisch in ihr Schicksal, den Arzt Jebe hingegen stĂŒrzt die Erkenntnis seiner ungeahnten Machtlosigkeit in eine Krise. Der Protagonist der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen ErzĂ€hlung Uwe Johnsons, Karsch, verleugnet seine Krankheit; sie paßt nicht in sein Konzept, bewußt entscheidet er sich ein ums andere Mal gegen eine Behandlung: er ist AnhĂ€nger des „selfmade-Glaubens“, der sich in seinem Fall in einem rĂŒcksichtslosen Raubbau mit seiner Gesundheit als eines persönlichen Eigentums Ă€ußert. Auch fĂŒr die Redakteurin Andrea aus Kopetzkys ErzĂ€hlung „Die Sprache der Liebe“ aus dem Jahr 2005 ist Gesundheit inklusive der medizinisch unterstĂŒtzten ReproduktionsfĂ€higkeit ein persönliches Verdienst, mehr noch, nahezu ein Rechtsanspruch. Im drohenden Scheitern ihres Planes finden sich in ihren Äußerungen jedoch auch Aspekte des Schöpfungs- und MoralitĂ€tsglaubens. An den doch so weit gesteckten Grenzen der modernen Medizin, an denen (scheinbar) planlose WillkĂŒr und unparteiisches Schicksal das Zepter in die Hand nehmen, bedient sich die zeitgenössische Protagonistin derselben ErklĂ€rungsmuster wie die Erkrankten der ĂŒbrigen Literaturbeispiele. Durch die Analyse belletristischer Werke verschiedener Epochen im Hinblick auf das GesundheitsverstĂ€ndnis der jeweiligen Protagonisten wird deutlich, daß eine Definition und Bewertung von Gesundheit losgelöst von spezifischen medizingeschichtlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen nicht gelingen kann

    Die Situation der Medizinischen FakultÀt Marburg in der Nachkriegszeit: 1945-1950

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    Die Dissertation gliedert sich in die Hauptthemen Personalsituation, GebĂ€udesituation und Krankenversorgung der Medizinischen FakultĂ€t Marburg in den Nachkriegsjahren, 1945-1950, unter amerikanischer Besatzung. Entlassungen, Wiedereinstellungen, Spruchkammerverfahren und Berufungen prĂ€gten den Prozess der Entnazifizierung des Personals der Medizinischen FakultĂ€t. Eine Dokumentation des Substanzverlustes der KlinikgebĂ€ude und ein detaillierter Überblick ĂŒber die Bettenbelegung der Kliniken beziehungsweise der darin untergebrachten Lazarette werden im zweiten Teil der Arbeit gegeben. Teil drei erörtert die Schwierigkeiten dreier Patientengruppen, denen in der medizinischen Betreuung besondere Aufmerksamkeit zuteil wurde. Diese sind Tuberkulosepatienten, Patienten mit Geschlechtskrankheiten und schwangere Patientinnen, die Abtreibungsgesuche gestellt hatten

    Investigation of the Phosphorylation of theC-terminal domains of the cardiac MyosinBinding Protein C by the 5-AMP-activatedProtein Kinase

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    The existence of MyBP-C in striated muscle has been known for over 35 years and about 150 mutations in the gene encoding cMyBP-C have been found to be a common cause of hypertrophic cardiomyopathy. Despite this, the structure and function of MyBP-C remains less well understood than most other sarcomeric proteins, with roles in both regulation of contraction and thick filament formation/stability being proposed. In addition to the well known interactions of MyBP-C with other proteins of the sarcomeric apparatus (LMM, titin, actin) and with PKA, CaMKK and PKC at the N-terminal end of the protein, the aim of this study was to investigate interactions of MyBP-Cs C-terminus with the 5-AMP-activated protein kinase. This enzyme came in the focus of research during the last decade as it appears to function in a plethora of cell processes. Further, it has been elucidated that mutations in PRKAG2, encoding for the Îł2 subunit of AMPK, causes left ventricular hypertrophy associated with conduction system diseases (e.g. Wolf-Parkinson-White syndrome). Important questions that have to be answered for a better understanding of this issue are, beside others, the identification of the full repertoire of cardiac protein targets. My project aimed at identifying the site or sites of AMPK phosphorylation within the C-terminal three domains of cMyBP-C as suggested by earlier yeast-two-hybridscreen data and biochemical work. The latter hinted that the C8 domain was most likely the target, and it is this fragment that my work began with. Having optimised the expression and purification of recombinant wild type MyBP-C C8 domain and a number of mutated C8 domains as discussed in Chapter 3, it was possible to disprove the hypothesis of phosphorylatable residues being in this domain. In contrast, it was revealed that a phosphorylatable serine moiety was present in the N-terminal leader of the recombinant protein, encoded by the vector pET-28a. This serine lies in the thrombin recognition sequence itself and its phosphorylation inhibits cleavage. However, it was shown in vitro that a phosphorylatable serine residue is located in the C10 domain of the protein and this further confirms the association of the C8-C10 fragment of MyBP-C with AMPK, first observed in the yeast two-hybrid assay. The hypotheses that arise from these results will be discussed in this chapter. Additionally, I showed that the N-terminal domains of cMyBP-C (C0-C2), which contain the well characterized PKA and CaMII sites, are not a good substrate for AMPK in vitro
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