12 research outputs found
Oil in Venezuela: Triggering Violence or Ensuring Stability? A Context-sensitive Analysis of the Ambivalent Impact of Resource Abundance
This paper studies the causal factors that make the oil-state Venezuela, which is generally characterized by a low level of violence, an outlier among the oil countries as a whole. It applies a newly elaborated “context approach” that systematically considers domestic and international contextual factors. To test the results of the systematic analysis, two periods with a moderate increase in internal violence in Venezuela are subsequently analyzed, in the second part of the paper, from a comparative-historical perspective. The findings demonstrate that oil, in interaction with fluctuating non-resource-specific contextual conditions, has had ambiguous effects: On the one hand, oil has explicitly served as a conflict-reducing and partly democracy-promoting factor, principally through large-scale socioeconomic redistribution, widespread clientelistic structures, and corruption. On the other hand, oil has triggered violence—primarily through socioeconomic causal mechanisms (central keywords: decline of oil abundance and resource management) and secondarily through the long-term degradation of political institutions. While clientelism and corruption initially had a stabilizing effect, in the long run they exacerbated the delegitimization of the traditional political elite. Another crucial finding is that the impact and relative importance of oil with respect to the increase in violence seems to vary significantly depending on the specific subtype of violence.Venezuela, natural resources, oil, political economy, violence, contextual sensitivity
Oil in Venezuela : Triggering Violence or Ensuring Stability? A Context-sensitive Analysis of the Ambivalent Impact of Resource Abundance
This paper studies the causal factors that make the oil-state Venezuela, which is generally
characterized by a low level of violence, an outlier among the oil countries as a whole. It
applies a newly elaborated “context approach” that systematically considers domestic and
international contextual factors. To test the results of the systematic analysis, two periods
with a moderate increase in internal violence in Venezuela are subsequently analyzed, in
the second part of the paper, from a comparative‐historical perspective.
The findings demonstrate that oil, in interaction with fluctuating non‐resource‐specific
contextual conditions, has had ambiguous effects: On the one hand, oil has explicitly
served as a conflict‐reducing and partly democracy‐promoting factor, principally through
large‐scale socioeconomic redistribution, widespread clientelistic structures, and corruption.
On the other hand, oil has triggered violence—primarily through socioeconomic
causal mechanisms (central keywords: decline of oil abundance and resource management) and
secondarily through the long‐term degradation of political institutions. While clientelism
and corruption initially had a stabilizing effect, in the long run they exacerbated the delegitimization
of the traditional political elite. Another crucial finding is that the impact and
relative importance of oil with respect to the increase in violence seems to vary significantly
depending on the specific subtype of violence.Erdöl in Venezuela: Auslöser von Gewalt oder Stabilitätsfaktor?
Eine kontextsensible Analyse der ambivalenten Auswirkungen von
Ressourcenreichtum
Dieser Beitrag analysiert die Faktoren, die den Erdölexporteur Venezuela, der sich durch
ein grundsätzlich niedriges Gewaltniveau auszeichnet, zu einem abweichenden Fall innerhalb
der Debatte um die erhöhte Gewaltwahrscheinlichkeit in Erdölstaaten machen.
Methodisch kommt ein neu erarbeiteter „Kontextansatz“ zur Anwendung, der den jeweiligen
Einfluss innerstaatlicher und internationaler Kontextfaktoren systematisch überprüft.
Um die Befunde der systematischen Analyse zu verifizieren und zu erweitern, werden
im zweiten Teil des Papers in einer historisch‐vergleichenden Analyse zudem zwei
Phasen eines moderaten innerstaatlichen Gewaltanstiegs in Venezuela untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass Erdöl im jeweiligen Zusammenspiel mit unterschiedlichen
nicht‐ressourcenspezifischen Kontextfaktoren einen ambivalenten Einfluss ausüben kann:
auf der einen Seite hat Erdöl in Venezuela – primär über breit angelegte staatliche Verteilungspolitiken,
klientelistische Strukturen und Korruption– eindeutig als konfliktreduzierender
und teils auch demokratiefördernder Faktor gewirkt. Auf der anderen Seite hat
Erdöl aber auch niedrigschwellige Gewalt gefördert; dies vor allem über sozioökonomische
Kausalmechanismen (Verfall der Erdölpreise und spezielles Ressourcenmanagement)
und nachrangig über den langfristig verursachten Verfall politischer Institutionen. Während
folglich Klientelismus und Korruption kurzfristig einen stabilisierenden Effekt hatten,
haben sie langfristig zur Delegitimierung der politischen Elite geführt. Ein weiterer
zentraler Befund ist, dass der konkrete Einfluss des Erdöls auf Gewalt je nach spezifischer
Form der Gewalt deutlich zu variieren scheint
Nigeria : A Prime Example of the Resource Curse? Revisiting the Oil-Violence Link in the Niger Delta
This paper studies the oil‐violence link in the Niger Delta, systematically taking into consideration
domestic and international contextual factors. The case study, which focuses on
explaining the increase in violence since the second half of the 1990s, confirms the differentiated
interplay of resource‐specific and non‐resource‐specific causal factors. With regard
to the key contextual conditions responsible for violence, the results underline the
basic relevance of cultural cleavages and political‐institutional and socioeconomic weakness
that existed even before the beginning of the “oil era.” Oil has indirectly boosted the
risk of violent conflicts through a further distortion of the national economy. Moreover, the
transition to democratic rule in 1999 decisively increased the opportunities for violent
struggle, in a twofold manner: firstly, through the easing of political repression and, secondly,
through the spread of armed youth groups, which have been fostered by corrupt
politicians. These incidents imply that violence in the Niger Delta is increasingly driven by
the autonomous dynamics of an economy of violence: the involvement of security forces,
politicians and (international) businessmen in illegal oil theft helps to explain the perpetuation
of the violent conflicts at a low level of intensity.Nigeria: ein „Musterbeispiel“ des Ressourcenfluchs?
Eine kritische Evaluation des Zusammenhangs von Erdöl und Gewalt im Nigerdelta
Dieser Beitrag analysiert den Zusammenhang von Erdöl und Gewalt im Niger Delta unter
systematischer Berücksichtigung von innerstaatlichen und internationalen Kontextfaktoren.
Durch die Fallstudie, deren Schwerpunkt auf der Erklärung des Anstiegs der Gewalt
seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre liegt, wird ein differenziertes Zusammenspiel von
ressourcenspezifischen und nicht‐ressourcenspezifischen Erklärungsvariablen untermauert.
Die Befunde ergeben erstens, dass zentrale Kontextbedingungen, die zur Gewalt geführt
haben – kulturelle Cleavages politisch‐institutionelle sowie sozioökonomische Defizite
–, bereits vor Beginn der Erdölförderung in Nigeria virulent waren. Erdöl hat das Risiko
gewaltsamer Konflikte zweitens durch eine tiefgreifende Verzerrung der Wirtschaftsstruktur
indirekt weiter erhöht. Darüber hinaus hat drittens der Übergang zur Demokratie
(1999) die Gewaltmöglichkeiten in zweifacher Hinsicht erhöht: auf der einen Seite durch
ein Nachlassen politischer Repression, auf der anderen Seite durch die Ausbreitung bewaffneter
Gruppierungen, die zunächst von korrupten Politikern herangezogen worden
sind. Letzteres hat zur Folge, dass die Gewalt im Nigerdelta verstärkt den Dynamiken einer
Ökonomie der Gewalt gehorcht: Dabei trägt die Beteiligung von Sicherheitskräften,
Politikern und (internationalen) Geschäftsleuten an illegalem Ölhandel dazu bei die Perpetuierung
gewaltsamer Konflikte auf niedrigem Gewaltniveau zu erklären
Wie autoritär ist Lateinamerika?
"Seit vor zwanzig Jahren die 'dritte Welle der Demokratisierung' die Militärdiktaturen Lateinamerikas zu Fall brachte, gilt Lateinamerika (mit Ausnahme Kubas) als einzige durchgängig demokratisch regierte Entwicklungsregion. Gleichwohl lassen sich auf dem Subkontinent heute nicht nur ererbte Demokratiedefizite, sondern auch neue autoritäre Tendenzen und Herausforderungen für Rechtsstaat und Demokratie feststellen. Die klassischen Militärdiktaturen Lateinamerikas gehören der Vergangenheit an und ein Comeback steht nicht zu erwarten. Gleichwohl erfahren eine Reihe von Staaten politische Deinstitutionalisierung und eine Zunahme autoritärer Tendenzen, was die Frage nach Charakter und Qualität der politischen Regime neu auf die Tagesordnung bringt. Rezentralisierung und populistische Personalisierung der Politik führen vor allem in Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Nicaragua und Venezuela zu einem weiteren Ausbau der übermächtigen Stellung der Exekutive bzw. des Präsidenten sowie zu einem zunehmenden Unterlaufen der Gewaltenteilung und -kontrolle. Wahlerfolge von Anti-Establishment-Kandidaten und die Entstehung neuer politischer Eliten mit umfassenden Projekten politischer 'Neugründungen' sind zu verzeichnen, die im Zuge von Verfassungsreformen teilweise Partizipationsrechte ausweiten, andererseits aber auch eine weitgehende Deinstitutionalisierung der bisherigen politischen Systeme mit sich bringen. Die doppelte Bedrohung durch Gewaltakteure - organisierte und herkömmliche Kriminalität auf der einen Seite sowie repressiv-militärische staatliche Gegenmaßnahmen auf der anderen Seite - gefährdet massiv die demokratische Qualität einiger Länder. Dies betrifft insbesondere Mexiko, einige zentralamerikanische Länder und auch weiterhin Kolumbien. Im sozialistischen Kuba gelang die Ablösung Fidel Castros nach fast fünf Jahrzehnten an der Staatsspitze bemerkenswert reibungslos. Die Nachfolgeregierung unter Raúl Castro verspricht die Kontinuität des Einparteiensystems, ist jedoch viel mehr als Fidel auf Legitimierung durch Leistung angewiesen. In der Folge sucht sie den Balanceakt eines Reformwegs, der die materiellen Lebensbedingungen verbessert, ohne die politische Ordnung in Frage zu stellen." (Autorenreferat
Schwarzes Gold und grüne Ambitionen: Ressourcenpolitik in den Andenländern
Der Ausgang der im Juni 2011 in Peru anstehenden Präsidentschaftswahlen wird auch
über die zukünftige Ausrichtung der Ressourcenpolitik des Landes entscheiden. Eine
Stärkung der Rolle des Staates in der ressourcenbasierten Volkswirtschaft würde dem
Vorbild der Politiken in Bolivien, Ecuador und Venezuela folgen. Die steigende globale Nachfrage nach Erdöl und Erdgas macht deren Ausbeutung auch in den rohstoffreichen Andenländern attraktiver. Die linksgerichteten Regierungen der Region vertreten rhetorisch eine "neue" Ressourcenpolitik, die dazu beitragen soll, die
Ressourcenausbeutung ökologisch und sozial verträglicher zu gestalten sowie mehr
Verteilungsgerechtigkeit herzustellen. Anspruch und Realität klaffen jedoch weit auseinander. In Bolivien, Ecuador und Venezuela ist auf dem Papier mit der Veränderung der Staats- und Wirtschaftsmodelle auch eine Neuausrichtung der Ressourcenpolitiken
einhergegangen. In der Praxis wurde trotz der gestärkten Rolle des Staates die einseitige Ausrichtung auf den Export von Primärgütern weiter vertieft. Ressourcen- und Umweltkonflikte haben sich in den vergangenen Jahren im Andenraum vermehrt und zugespitzt. Die peruanische Regierung begegnete diesen besonders repressiv. In Bolivien und Ecuador ermahnen Protestbewegungen dazu, die in den neuen Verfassungen deutlich ausgeweiteten sozialen Menschen- und Umweltrechte sowie das neue Entwicklungsmodell des Buen Vivir in die Tat umzusetzen. Der verstärkte globale Wettbewerb um fossile Brennstoffe und das Interesse nationaler Regierungen an kurzfristigen Gewinnen zur Umsetzung ehrgeiziger Sozialprogramme schränken die Aussichten auf eine Abkehr von der hohen Ressourcenabhängigkeit der Andenländer stark ein
Indigenous identity, natural resources, and contentious politics in Bolivia: a disaggregated conflict analysis; 2000-2011
How do natural resources and ethnic identity interact to incite or to mitigate
social conflict? This article argues that high-value natural resources can act as an
important catalyst for the politicization of ethnic, specifically indigenous identity,
and contribute to social conflict as they limit the malleability of identity frames
and raise the stakes of confrontations. We test this argument using unique subnational
data from Bolivian provinces. Drawing on Bolivian newspaper reports,
we code conflict events for all of the 112 provinces from 2000 to 2011. We
join this conflict data with information on local ethnic composition from the
census, the political representation of ethnic groups at the national level, as well
as geo-spatial information on gas deposits. Using time-series cross-sectional
count models, we show a significant conflict-promoting effect of the share of
indigenous people in provinces with gas reserves, but not without