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    Höflichkeit im Wandel: Entwicklungen und Tendenzen in der Höflichkeitspraxis und dem laienlinguistischen Höflichkeitsverständnis der bundesdeutschen Sprachgemeinschaft innerhalb der letzten fünfzig Jahre

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    Vorliegender Arbeit liegt die Hypothese zugrunde, dass sich gegenwärtig im bundesdeutschen Sprachgebiet ein Höflichkeitswandel vollzieht. Der Publizist und langjährige ZEIT-Redakteur Dieter E. ZIMMER (1991) spricht von einer ‘Neuen Herzlichkeit’. Beobachtbar ist die Tendenz eines Übergangs von einer etikettehaften, ritualisierten Höflichkeit mit etablierten Ausdrucksmitteln zu einer Simulation von Nähe und Vertraut¬heit, in der nichtetablierte sprachliche Mittel zum Einsatz kommen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Beschaffenheit des Höflichkeitswandels im Deutschen zu beschreiben und mögliche Ursachen zu diskutieren. Der Arbeit liegt ein korpusgestützter Untersuchungsansatz zugrunde. Das Datenkorpus, das die Grundlage zur Analyse der Höflichkeitsperformanz bildet, umfasst rund 2300 Schreiben aus dem Bereich der deutschsprachigen Geschäftskorrespondenz ausgewählter Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen. Die Auswertung der empirischen Daten lässt den Schluss zu, dass sich als neue Höflichkeit im Deutschen vier Ausprägungsformen von Nähehöflichkeit postulieren lassen. Nähehöflichkeit zeigt sich erstens in dem Transfer von Umgangsformen aus dem Kommunikationsbereich der Nähe in den Kommunikationsbereich der Distanz, zweitens in einer erhöhten sprachlichen Kreativität und Individualität der Sprachbenutzer, drittens in einer verstärkten Verwendung konzeptioneller Mündlichkeit in der geschäftlichen Korrespondenz¬ und schließlich in der Übernahme amerikanischer Umgangsformen. Der laienlinguistische Metadiskurs über Höflichkeit verläuft parallel zu ihrer Performanz und fungiert dabei sowohl als ständiges Performanzkorrektiv wie als Initiator des Höflichkeitswandels
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