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„Gute Wirthschaft“ als „wahre Vaterlandsliebe“: Ökonomische Reformen als Landespatriotismus am Beispiel von Dorothea von Kurland und den Frauen von Friedland = 'Good economy' as 'true patriotism' : economic reforms as national patriotism using the example of Dorothea of Kurland and the women of Friedland
Diese Arbeit zeigt, dass die ökonomischen Reformdiskurse im 18. Jahrhundert einen bedeutenden
Zusatz zum Kultur- und Sprachpatriotismus der Aufklärung darstellten. Anhand zweier Fallstudien
aus Sachsen-Gotha-Altenburg und der Mark Brandenburg werde ich darlegen, dass der ökonomische Patriotismus als Teil des zeitgenössischen Landes- und Reichsreformpatriotismus dem Gemeinwohl der Region, des Landstriches und des Staates effektiv diente. Ich erörtere, wie Dorothea von Kurland in Löbichau und die ‚Frauen von Friedland‘, Helene Charlotte von Friedland und ihre Tochter Henriette Charlotte von Itzenplitz in Kunersdorf sich aktiv als Patriotinnen für das ökonomische Wohl der Region einsetzten, ohne allerdings ihre kosmopolitische Grundhaltung zu verlieren. =
This essay argues that eighteenth-century economic reform discourses complemented cultural
patriotism of the Enlightenment in significant ways. Using two case studies from Saxony-GothaAltenburg and Margraviate of Brandenburg, I will argue that economic patriotism, as part of provincial and dynastic patriotism, served the wellbeing of regions, provinces, and states effectively. I discuss how Dorothea of Kurland of Löbichau and the ‘Women of Friedland’, Helene Charlotte von
Friedland and her daughter Henriette Charlotte von Itzenplitz, of Kunersdorf, actively worked towards the economic wellbeing of their regions in the spirit of provincial patriotism without though
diminishing their cosmopolitan worldview
In Gemeinschaft leben - Eine Analyse von Ideal und Realität intergenerationeller Wohnprojekte unter der Perspektive von Lern- und Bildungsprozessen
Die vorliegende Arbeit untersucht Lernaspekte im Zuge sozialer Interaktionen in Mehrgenerationenwohnprojekten (MGO). Anliegen der Arbeit ist es, herauszufinden, welche Veränderungen sich im individuellen Denken, Fühlen, Verhalten und Handeln während der Wohnphase ergeben. Die zentrale Frage dabei ist, ob jene sich entlang selbst-gesetzter und fremd-herangetragener Zielvorstellungen entfalten oder Unterstützungsbedarfe bestehen. Auf Basis der Ergebnisse werden Ansatzpunkte für pädagogische Interventionen abgeleitet. Diese sind darauf ausgelegt, sowohl professionell mit gemeinschaftlichen Wohnprojekten Arbeitenden Orientierung zu geben als auch BewohnerInnen in ihrem Anliegen eine intergenerationelle solidarische Wohn- und Lebensgemeinschaft zu bilden, zukünftig besser zu unterstützen.
Methodologisch folgt die Arbeit einer hermeneutisch-rekonstruktiven Grounded Theory. Als Datengrundlage dienen sequentiell-narrative, diskursiv-dialogische Interviews mit ExpertInnen und BewohnerInnen sowie weitere Dokumente des Feldes (Homepages, Flyer etc.). Die Auswertung erfolgt in einer Kombination kategorialer und sequenzanalytischer Vorgehensweisen. Gemäß induktiv gewonnener Relevanzen werden die empirischen erhobenen Daten mit theoretischen Konzepten der Generationen, -verhältnisse, -ambivalenzen sowie Solidarität und des informellen bzw. intergenerationellen Lernens verknüpft.
Die Analyse und Interpretation des Materials offenbart als Grundproblematik, eine kollektiv-konzeptionelle Ideologisierung des Gesamtkonzepts MGO sowie eine damit einhergehende Idealisierung individueller Erwartungen. Diese beziehen sich auf eingangs erwähnte Zielvorstellungen (Bestätigung der Konformitätsannahme). Besonders deutlich tritt die allumfassende Vorstellung einer ideologisierten bzw. idealisierten Solidarität hervor. Empirisch zeigt sich jedoch eher ein Spannungsfeld im Rahmen von Solidarität, Konflikt und Segregation, in dem sowohl Aspekte des Gemeinwohls als auch Eigeninteressen ihren Raum versuchen einzunehmen. Unter der Perspektive intergenerationeller Zusammenführung wird an dieser Stelle deutlich, dass die Kontakthypothese zur Überwindung der Konflikthypothese keine so einfach anzuwendende Formel darstellt.
Im Hinblick auf informelle Lernprozesse in der informellen Lernumgebung MGO zeigen sich, entgegen der oftmals angeführten positiven Lernannahme des informellen Lernens, sowohl gewünschte als auch unerwünschte Lernprozesse bzw. Lernergebnisse. Lernanlässe resultieren dabei aus der Diskrepanz zwischen Ideal und gelebter Realität. Empirisch können drei relevante Lernbereiche rekonstruiert werden: Kommunikation (K), Vernetzung und Unterstützung (VuU) sowie Generationenbeziehungen (GB). Ergänzt um individuelle Lernmuster (LM) und weitere, übergreifende Muster (GM) lassen sich drei verschiedene Typen abstrahieren: die ausbalancierten Optimierer, die pragmatischen Nischennutzer und die egozentrischen Individualisten.
Entgegen ideologisierter Zielvorstellungen und idealisierter Erwartungen legt die Studie nahe, dass Facetten der Solidarität, des Konflikt und der Segregation, die in den thematisierten Bereichen (K, VuU, GB, LM, GM) auftauchen, kein Scheitern bedeuten, sondern zum Wohnen und Leben – auch in MGO – dazugehören. Relevant erweisen sich dahingegen (zu erlernende) Umgangsweisen, welche von Wahrnehmung, Akzeptanz und Anerkennung jener Ambivalenzerfahrungen geprägt sind, da diese unter der Bewohnerschaft zu vermehrt solidarischem Denken, Fühlen, Verhalten und Handeln führen (Motto: durch Wahrnehmung, Akzeptanz und Anerkennung der Ambivalenz zu mehr Solidarität).
Zusammenfassend deuten die Ergebnisse darauf hin, dass der Begegnungsort MGO allein nicht ausreicht, um ausschließlich Lernprozesse im Sinne der Zielvorstellungen entstehen zu lassen. Eine Option wäre daher, Aspekte des informellen Lernens mit denen formellen Lernens zu verbinden. Möglich wäre dies in Form einer pädagogisch orientierten, kontinuierlichen Begleitung – ähnlich derjenigen, welche von den meisten MGO bereits in den Phasen vor dem Einzug in Anspruch genommen wird
Familie und Normalität: Diskurse, Praxen und Aushandlungsprozesse
Normalität wird als gesellschaftliche Anforderung erlebt und zugleich selbst hergestellt. Der Band versammelt Beiträge zu Aushandlungsprozessen, Positionierungen und Erfahrungen mit Normalitätsvorstellungen sowohl im pädagogischen Kontext als auch im Alltag von Familien, die der klassischen Norm nicht entsprechen. Die Beiträge fokussieren die Bereiche der frühen Kindheit, Jugendhilfe, Schule sowie neuer Technologien und diskutieren Aushandlungsprozesse in Verhältnissen von Migration, (Dis)Ability, Gender, Care und diversifizierter Elternschaft. Trotz häufiger Betonung der Pluralisierung von Familienformen durch gesellschaftliche Modernisierungsprozesse wird noch immer oft auf das hegemoniale Bild einer Normalfamilie rekurriert, das implizit oder auch explizit als bürgerlich, weiß, heterosexuell, sesshaft, gesund und leistungsfähig konzeptualisiert und bisweilen naturalisiert wird. In größtenteils qualitativen Studien werden in diesem Band Aushandlungsprozesse, Positionierungen und Erfahrungen mit "Normalität" und "Familie" in pädagogischen Institutionen, der Praxis des Familienlebens in nicht-klassischen Konstellationen sowie im Zusammenspiel mit Technologien aufgezeigt. Dabei wird deutlich, dass "Familie" nach wie vor ein stark normativ aufgeladenes Konstrukt ist und die mit ihm verbundenen Vorstellungen extrem wirksam sind - einerseits im gesellschaftlichen und andererseits auch im pädagogischen sowie sozial- und erziehungswissenschaftlichen Bereich. Normalitätsvorstellungen von Familie durchdringen pädagogische Verhältnisse, in denen häufig die (Herkunfts-)Familie in einer spezifischen Konstellation zum selbstverständlichen Ausgangspunkt der Analyse gemacht wird. Intersektional konturierte Vorstellungen von Familie in Form von Normen, Zuschreibungen und Differenzordnungen etwa mit Blick auf Geschlecht, Begehren, (Dis)Ability und Klasse werden besonders für diejenigen relevant, die nicht dem hegemonialen Bild entsprechen. Wenn die einzelnen Subjekte auf der einen Seite an Herstellungs- und Aushandlungsprozessen von Bildern zu Normalität und von Dominanzverhältnissen wie z.B. Rassismen, Sexismen, Heteronormativität und anderen beteiligt sind, so können sie diese auf der anderen Seite auch infrage stellen, verschieben und in Bewegung bringen
Familie und Normalität
Normalität wird als gesellschaftliche Anforderung erlebt und zugleich selbst hergestellt. Der Band versammelt Beiträge zu
Aushandlungsprozessen, Positionierungen und Erfahrungen mit Normalitätsvorstellungen sowohl im pädagogischen Kontext als auch im Alltag von Familien, die der klassischen Norm nicht entsprechen. Die Beiträge fokussieren die Bereiche der frühen Kindheit, Jugendhilfe, Schule sowie neuer Technologien und diskutieren Aushandlungsprozesse in Verhältnissen von Migration, (Dis)Ability, Gender, Care und diversifizierter Elternschaft
25 Jahre empirische Sozialforschung in Deutschland: ausgewählte Aspekte der Umfrageforschung
Die vorliegende Ausgabe versammelt ausgewählte Literatur- und Forschungsnachweise ab dem Jahre 1987 zu den wissenschaftlichen Methoden der empirischen Sozialforschung in insgesamt sechs Kapiteln. Im ersten Kapitel sind Nachweise zu den Erhebungstechniken: Computer Assisted Telephone Interview (CATI), Computer Assisted Personal Interview (CAPI) und Computer-Assisted Self Interview (CASI) zusammengestellt. Das zweite Kapitel umfasst Arbeiten zu den internetgestützten Befragungen. Im Kapitel drei sind Nachweise aufgeführt, die sich mit der Stichprobenziehung beschäftigen, die sich aufgrund der wachsenden Zunahme an Cati-Festnetz und Cati-Mobil Umfragen sowie der internetgestützen Befragungen ergeben. Kapitel vier gibt einen Überblick über die Entwicklung von Längsschnittuntersuchungen, unter besonderer Berücksichtigung von (Online) Access Panels. Im fünften Kapitel sind schließlich Arbeiten aufgeführt, deren Inhalt Fragen zur Qualitätssicherung und den Qualitätsstandards behandeln. Schließlich werden in Kapitel sechs Arbeiten aufgeführt, die sich mit dem Datenschutz bzw. dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung beschäftigen
