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    Charakterisierung von TrennflĂ€chengefĂŒgen mittels automatisierter FlĂ€chenerfassung an TLS gestĂŒtzten 3D-Aufschlussmodellen

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    FĂŒr viele Tiefengeothermie- und manche KohlenwasserstofflagerstĂ€tten sind natĂŒrliche Bruchnetzwerke von sehr großer Bedeutung, da wirtschaftlich nutzbare Fließraten und PorositĂ€ten von ihnen abhĂ€ngen. Aufschlussanalogstudien sind ein wichtiges und ver-gleichsweise kosteneffektives Werkzeug, um Vorhersagen ĂŒber potenzielle geklĂŒftete Reservoire im Untergrund zu treffen. Auch zur Beurteilung der geomechanischen Eigenschaften von Gesteinskörpern mĂŒssen Bruchnetzwerke anhand von AufschlĂŒssen charakterisiert werden. Im Rahmen von Aufschlussanalogstudien kommen vermehrt Fernerkundungstechniken wie TLS (Terrestrisches Laserscanning) zum Einsatz. Damit gewonnene 3D-Punktwolken sind die Grundlage fĂŒr hochauflösende digitale Aufschluss-modelle („Digital Outcrop Models“, kurz DOMs). Mit DOMs lassen sich (i) Orientie-rungen, Positionen und Geometrien von TrennflĂ€chen extrahieren, (ii) Felddaten prĂ€zise rĂ€umlich integrieren, (iii) verschiedene AbbaustĂ€nde in SteinbrĂŒchen erfassen und vergleichen, (iv) sedimentĂ€rer Strukturen rĂ€umlich interpretieren sowie (v) strukturelle Rahmen fĂŒr Reservoirmodelle gewinnen. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurden fotorealistische DOMs von Stein-brĂŒchen im Buntsandstein (Oberes Perm bis Untere Trias), im Muschelkalk (Mittlere Trias) und einem natĂŒrlichen Granitaufschluss (Karbon) als Analoga potenzieller geo-thermischer Reservoire im Untergrund des Oberrheingrabens (SW-Deutschland, E-Frankreich) erstellt. Der Hauptteil der Arbeit widmet sich der Entwicklung von Techni-ken zur automatisierten Extraktion von FlĂ€cheninformationen aus DOMs, insbesondere von Kluftinformationen, die sich zur Modellierung von diskreten Bruchnetzwerken verwenden lassen. In Kooperation mit der Abteilung Geoinformatik des Geographischen Instituts, Universi-tĂ€t Heidelberg, wurde ein robuster Algorithmus zur automatisierten Berechnung von FlĂ€cheninformationen in 3D-Punktwolken entwickelt. Die daraus hervorgegangene automatisierte FlĂ€chenanalyse wird in der vorliegenden Dissertation vorgestellt. Sie basiert auf Segmentierung mittels Bereichswachstumsverfahren und lĂ€sst sich ĂŒber eine Reihe von HomogenitĂ€tskriterien aktiv an unterschiedliche OberflĂ€chen, DatenqualitĂ€ten und Fragestellungen adaptieren. Die Möglichkeiten dieser sehr flexiblen Methode werden ausfĂŒhrlich beleuchtet und die PlausibilitĂ€t automatisiert erstellter FlĂ€chensegmente ĂŒberprĂŒft. Der bearbeitete Granitaufschluss besitzt komplexe FlĂ€chenformen, die genutzt wurden, um die FlĂ€chenerfassung mit der automatisierten FlĂ€chenanalyse anhand verschiedener statistischer Verfahren zu validieren. Zu diesem Zweck wurden auch mehr als 1000 FlĂ€chen konventionellen mit einem GefĂŒgekompass aufgenommen und die Orientierungen von 122 FlĂ€chen mit einer hĂ€ndischen digitalen Referenzmethode im DOM eingemessen. Die SegmentgrĂ¶ĂŸe ist eines der wichtigsten Kriterien der automatisierten FlĂ€chenanalyse zum Verwerfen irrelevanter Segmente. Sie ist durch die Anzahl der Punkte eines Seg-ments definiert. Die Punktmenge pro FlĂ€cheneinheit ist in TLS-Punktwolken jedoch abhĂ€ngig von der Perspektive des Scanners zur gemessenen OberflĂ€che. Es wurde ein trigonometrisches Verfahren zur Korrektur dieses perspektivischen Einflusses hergeleitet und in den Algorithmus der automatisierten FlĂ€chenanalyse integriert. Damit berechnete Punktanzahlen sind proportional zum FlĂ€cheninhalt des Segments, der daraus auto-matisiert berechnet werden kann. Diese SegmentgrĂ¶ĂŸenkorrektur wurde durch Messun-gen an einer kĂŒnstlichen StandardflĂ€che und in zwei DOMs mittels an den Punktwolken angelegte 2D-Polygonen detailliert validiert. FĂŒr einen Aufschlusses im Buntsandstein wurde exemplarisch ein diskretes Bruchnetz-werk modelliert, das auf digital extrahierten Kluftparametern basiert. Der prĂ€sentierte Workflow bietet neue Einsichten in detaillierte virtuelle Messungen von KluftintensitĂ€ten (P10-Kennzahl) und zeigt Möglichkeiten und Grenzen digitaler Charakterisierung von Bruchnetzwerken auf. Die Validierung der digitalen Orientierungsmessungen am Granitaufschluss ergab eine durchschnittliche Abweichung zu den Kompassmessungen von 5,0° fĂŒr Vergleiche an einzelnen FlĂ€chen und Abweichungen zwischen 1,0° und 1,6° fĂŒr die mittlere Orientierung von drei erkannten Kluftscharen. Der Vergleich mit einer digitalen Refe-renzmethode und weitere QualitĂ€tskontrollen weisen deutlich darauf hin, dass die mit der automatisierten FlĂ€chenanalyse gemessenen Orientierungen eine signifikant höhere Ge-nauigkeit als die Werte der Kompassmessungen haben. Die ÜberprĂŒfung der SegmentgrĂ¶ĂŸenkorrektur mit der kĂŒnstlichen StandardflĂ€che ergab fĂŒr Sichtwinkel unter 80° eine systematische Abweichung der berechneten FlĂ€cheninhalte von +3 %. Die zufĂ€llige Abweichung ist geringer: die Messwerte liegen im Bereich ±1 % um ihren Mittelwert, der Variationskoeffizient betrĂ€gt 0,45 %. Die systematische Abwei-chung konnte durch die Eigenschaften des verwendeten TLS erklĂ€rt und mit zwei entwickelten Verfahren fast vollstĂ€ndig korrigiert werden. Die Abweichungen zu FlĂ€cheninhalten von automatisiert an die segmentierten Punktwolken zweier DOMs angelegter 2D-Polygone haben einen Median von 6,4 % sowie 4,3 % fĂŒr Sichtwinkel unter 70° und 4,9 % und 3,9 % fĂŒr Sichtwinkel unter 60°. Allerdings hĂ€ngt die Überein-stimmung der Ergebnisse aus den Methoden stark von der gewĂ€hlten maximalen KantenlĂ€nge des Polygonzugs ab. Einzelne TrennflĂ€chen oder gesamte Bruchnetzwerke können mit den in dieser Disser-tation prĂ€sentierten TLS-basierten Methoden risikoarm, automatisiert und dadurch effi-zient charakterisiert werden. UnzugĂ€ngliche Aufschlussareale werden dadurch messtech-nisch erschlossen. Etablierte hĂ€ndische Messtechniken lassen sich virtuell in DOMs adaptieren. Ermittelte Positionen, Orientierungen und Geometrien von FlĂ€chen und anderer Strukturen sind von sehr hoher Genauigkeit und eignen sich als Datenbasis fĂŒr Kluftmodellierungen, die AbschĂ€tzungen der hydraulischen und geomechanischen Eigenschaften von Kluftnetzwerken ermöglichen
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