92 research outputs found
Verbessertes Design durch thermalen Systemleichtbau
Die betriebssichere Auslegung von thermisch belasteten Leichtbaustrukturen
ist eine besondere Herausforderung. Strukturen in und um Triebwerksbereiche, wiederkehrende Raumfahrtstrukturen und strukturelle Umgebungen
von Batterie- und Brennstoffzellen müssen einer folgenreichen Kombination
von Temperatur und mechanischer Belastung widerstehen: Zum einen wirken
die Wärmedehnungen als zusätzliche Lasten, zum anderen erweicht die Matrix bei hohen Temperaturen. Beides führt fatalerweise zu einer Traglastreduktion. Zudem ist meist unsicher, wie die Thermallasten im Bauteil auftreffen
und welchen Schwankungen sie unterliegen. Aufgrund dieser Komplexität
verwendet die bisherige Auslegung Vereinfachungen und konservative
Annahmen. Strukturversuche zeigen jedoch, dass auch oberhalb typischer
Einsatztemperaturen mechanische Tragreserven existieren. Um diese Potenziale zu nutzen, haben wir eine neue Berechnungsmethodik entwickelt, die
räumliche Temperaturverteilungen berücksichtigt. Funktionale Zusammenhänge erlauben nun sogar analytische Vorhersagen, welche Leichtbaupotenziale freigesetzt werden können
Gehen mit dem Wind: adaptive Turbofan-Einlässe
Turbofan-Triebwerksgondeln mit formangepassten Einlässen haben das Potenzial, die Startleistung bei Seitenwind zu verbessern und den Widerstand
im Reiseflug zu verringern. Gondeln sind, wie fast alle anderen Flugzeugkomponenten, ein konstruktiver Kompromiss für eine Vielzahl von Betriebs- und
Randbedingungen. Wie bei anderen aerodynamischen Strukturen bestimmen
ihre Formen ihre Funktionen: Dicke, abgerundete Einlässe eignen sich am
besten für den Start bei starkem Seitenwind und hohen Anstellwinkeln und
leiten die Strömung möglichst gleichmäßig und ablösungs- und verzerrungsfrei in das Triebwerk, was für einen sicheren Triebwerksbetrieb von entscheidender Bedeutung ist. Schlanke, scharfe Einlässe eignen sich am besten für
den Reiseflug, da sie den Luftwiderstand verringern. Adaptive Inlets können
das Beste aus diesen beiden Welten bieten, indem sie sich je nach Strömungsanforderungen zwischen den geometrischen Zuständen anpassen. Während
das Konzept der adaptiven Inlets nicht neu ist, da sie bereits seit Jahrzehnten
in Überschalltriebwerken eingesetzt werden, entwickelt das DLR zusammen
mit dem Industriepartner Rolls-Royce Deutschland im LuFo-Projekt ModeGo
neue Verbundwerkstoffkombinationen und Simulationsmethoden
Wenn sich das Blatt wendet - formvariable Rotorblätter für Hubschrauber
Hubschrauber zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, sowohl den Vorwärtsflug als auch den Schwebeflug zu beherrschen. Die Rotorblätter des Hauptrotors spielen dabei eine wichtige Rolle, weil deren Geometrie die benötigte
Antriebsleistung und damit die Energieeffizienz des Hubschraubers beeinflusst. Für den Vorwärtsflug sind schlanke, nahezu ebene Blätter optimal,
während für den Schwebeflug tordierte Blätter mit größerer Profiltiefe im
Wurzelbereich vorteilhaft sind. Das neu entwickelte Konzept des adaptiven
Rotors ermöglicht es, die Effizienz des Hubschraubers in beiden Flugzuständen zu maximieren, indem sich die Geometrie der Rotorblätter an die
unterschiedlichen Anforderungen im laufenden Betrieb anpassen kann. Die
benötigte Antriebsleistung reduziert sich dadurch im Schwebeflug um 7 %
Flugversuch am Boden - Realitätscheck für den Laminarflügel
Widerstandsarme Tragflügelumströmungen ermöglichen signifikante Treibstoffeinsparungen und eine Reduktion des CO2-Ausstoßes von bis zu 8 %. Die
Laminarflügeltechnologie rückt daher immer mehr in den Fokus der Verkehrsflugzeugentwicklung. Die strukturellen Herausforderungen sind groß: Neben
den Anforderungen, die auch für einen konventionellen Tragflügel gelten,
müssen Laminarflügel höchsten Ansprüchen hinsichtlich der Oberflächengüte
genügen. So führen bereits kleinste Stufen, Welligkeiten oder hervorstehende Nietköpfe zum Umschlag der laminaren Grenzschicht in eine turbulente.
Eine eigens entwickelte Flügelvorderkante ermöglicht nun den Erhalt der
laminaren Strömung und ein angepasstes Anbindungskonzept die schnelle
Austauschbarkeit
Vom Labor in die Anwendung - Strukturüberwachung im Flugversuch
Mit Systemen zur Strukturüberwachung (Structural Health Monitoring – SHM)
lassen sich Flugzeugstrukturen kontinuierlich im Betrieb auf Schädigungs -ereignisse und -fortschritt überprüfen. Dadurch können unerwartete Schadensereignisse bewertet und angepasste Wartungs- und Reparaturmaßnahmen
abgeleitet werden, sodass die Verfügbarkeit von Luftfahrzeugen erhöht
sowie die Wartungskosten reduziert werden können. Perspektivisch besteht
auch die Möglichkeit, durch die Reduktion von Sicherheitsfaktoren Luftfahrtstrukturen leichter zu bauen und damit den Ausstoß von Emissionen zu
reduzieren
Gibt Keimen keine Chance - Verbundoberflächen mit antimikrobiellen Eigenschaften
Der globale Flugverkehr ist ein stark expansiver Wirtschaftszweig, der
sowohl der Luftfahrtindustrie als auch der Tourismusbranche hohe Umsätze
ermöglicht. Die Angst vor der Verbreitung des Corona-Virus hat jedoch seit
Beginn 2020 z. B. den innerdeutschen Flugverkehr zeitweise um bis zu 75%
zurückgehen lassen. Konzepte zur Reduzierung der Keimlast sind zwingend
erforderlich. Tatsächlich finden sich im Flugzeug auf den ausklappbaren
Tischen und den Sanitäranlagen die größten Keimbelastungen. Um dieses
Risiko auch für zukünftige Pandemien zu reduzieren, beschäftigen sich das
DLR-Projekt Keimfreies Fliegen und das Luftfahrtforschungsprogramm-Projekt FIONA (Funktions-Integrierte Optimierte Neuartige Additive Strukturen)
mit antimikrobiellen Oberflächen. Neben der aerosolbasierten Übertragung
mittels kleinster Tröpfchen in der Atemluft, die erfolgreich mit Masken und
Luftfiltern reduziert werden kann, liegt der Fokus bei den hier vorgestellten
Projekten auf biologischen Oberflächenfilmen und deren energieeffiziente,
schneller und dauerhafter Neutralisierung. Dabei soll einerseits mit Faserverbundoberflächen gearbeitet werden, in die antimikrobielle Materialien
eingebettet wurden und die gleichzeitig auch thermisch aktiviert werden
können. Andererseits wird die Herstellung antimikrobieller Oberflächen
durch 3D-Druck untersucht. Die große Designfreiheit der additiven Fertigungstechnologie erlaubt eine schnelle Herstellung funktionsintegrierter
Multimaterialbauteile, sodass für die Airlines eine wirtschaftliche Nachrüstung mit antimikrobiellen Kabinenbauteilen möglich ist
Parabelflug mit aufrollbaren Raumfahrtstrukturen
Beim Transport von Satelliten ins All ist der begrenzte Platz an Bord der
Rakete die größte Hürde. Durch dieses Nadelöhr muss alles hindurch, was in
den Weltraum fliegen soll. Einige Komponenten, wie Solargeneratoren oder
Antennen, müssen im All jedoch große Flächen aufspannen, um ihre Funktion
zu erfüllen. Daher sind faltbare und aufrollbare Strukturen ein sehr wichtiger
Entwicklungszweig in der Raumfahrt.
Sollen diese Strukturen besonders leicht und kompakt sein, ergeben sich
zwangsläufig Konzepte, die nur in der Schwerelosigkeit des Alls funktionieren. Entfalten sich diese Strukturen auf der Erde, brechen sie unter ihrem
eigenen Gewicht zusammen. Zur Überwindung des daraus resultierenden
Defizits an realistischen Tests und somit zur Erbringung des Funktionsnachweises führte das DLR – teils in Kooperation mit der NASA – im Juli 2021 fünf
erfolgreiche Versuche zur Entfaltung großer Strukturen an Bord eines Spezialflugzeugs unter künstlicher Schwerelosigkeit durch
Hochpräzise CNC-Roboter für die additive Fertigung von Faserverbundstrukturen
Die Steigerung von Nachhaltigkeit und Produktivität zählt zu den großen Aufgaben dieser Zeit. In der Industrie besteht daher Bedarf an präzisen und flexiblen
Anlagen für die additive Fertigung. An unserem Institut kommen hierfür speziell
konzipierte CNC-Roboterkinematiken zum Einsatz. In Kombination mit gezielt
entwickelten Werkzeugen zur Ablage kurz- und endlosfaserverstärkter Materialien entsteht ein agiler und flexibler Prozess zur additiven Fertigung thermoplastischer Faserverbundstrukturen
Ökologisches Fliegen - Analyseansatz der Nachhaltigkeitsbetrachtung in SAUBER 4.0
Viele technische Lösungen stehen bereit und viele weitere müssen noch
entwickelt werden, um Fliegen umweltfreundlich und nachhaltig zu machen.
Auf diesem Weg stellen sich immer wieder die Fragen: Wie weit sind wir und
welche Lösung bringt uns weiter? Diese Fragen sind durch den Aufbau von
Analysefähigkeiten zu beantworten. Grundsätzliche Ansätze für die Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten für einzelne Branchen existieren. Für die
Luftfahrt benötigen die beteiligten Disziplinen in jeder Lebenszyklusphase,
auf jeder Entscheidungsebene aber weitergehende, spezifische Ansätze. Im
Projekt Smart & Sustainable RTM 4.0 (SAUBER 4.0) entwickeln wir gemeinsam mit Industriepartnern ein Unterstützungssystem für die Entscheidungsfindung bezüglich Verbesserung der Nachhaltigkeit, basierend auf dem am
Institut aufgebauten Eco-Efficiency Assessment Model (EEAM). Durch die
Erweiterung des EEAM werden Technologien und Produktionsszenarien für
den Flugzeugbau hinsichtlich ihrer Wirkung auf Umwelt und Nachhaltigkeit,
also hinsichtlich ihrer Ökoeffizienz, bewertbar
Infusionsflügel - leicht, aber nicht einfach
Einen Segelflugzeugflügel im Infusionsverfahren herzustellen, klingt erst einmal gar nicht so schwierig. Wir nehmen uns ein Formwerkzeug, legen einen
Lagenaufbau darauf ab, bringen ein paar Hilfsstoffe für die Vakuuminfusion
auf, siegeln alles mit einer Vakuumfolie, evakuieren den Aufbau und lassen
das Harz fließen. Der Rest geht dann von allein
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