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    TPACK, Akzeptanz und Fortbildungen von LehrkrÀften zu Multimediaanwendungen im Physikunterricht

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    Welche Faktoren fĂŒhren dazu, dass LehrkrĂ€fte multimediale Werkzeuge im Physikunterricht akzeptieren? Diese Frage lĂ€sst sich weder einfach noch eindeutig beantworten. Die Einflussfaktoren sind mannigfaltig und reichen von individuellen Einstellungen sowie dem technologischen und pĂ€dagogischen Wissen einer Lehrkraft bis hin zu den nicht beeinflussbaren institutionellen Rahmenbedingungen wie z. B. dem Lehrplan oder der technischen Ausstattung der individuellen Schule. Erfolgsversprechend scheint jedoch insbesondere die BerĂŒcksichtigung von Faktoren, die die persönlichen Einstellungen bezĂŒglich Multimedia beeinflussen. Nach dem UTAUT-Modell (UTAUT = Unified Theory of Acceptance and Use of Technology) zĂ€hlen zu diesen Faktoren die persönliche RelevanzeinschĂ€tzung, die Einfachheit der Bedienung und der erwartete Nutzen einer Technologie. Das UTAUT-Modell deckt jedoch nicht das fĂŒr eine Lehrkraft relevante pĂ€dagogische, technologische oder das inhaltsbezogene, also physikalische Wissen (engl. Technological Pedagogical And Content Knowledge; TPACK) ab. Dieses Wissen benötigen LehrkrĂ€fte jedoch fĂŒr einen gezielten Unterrichtseinsatz multimedialer Anwendungen, weshalb in der vorliegenden Arbeit das UTAUT-Modell um diese Faktoren erweitert wird. Dadurch kann zudem herausgefunden werden, ob und wie das Akzeptanzverhalten von LehrkrĂ€ften gegenĂŒber Multimediaanwendungen im Physikunterricht beeinflusst werden kann, wenn das didaktisch-inhaltliche Wissen (TPACK) bezĂŒglich multimedialer Anwendungen durch eine Lehrerfortbildung gefördert wird. Da aus der Theorie bekannt ist, dass Lehrerfortbildungen insbesondere dann von Erfolg gekrönt sind, wenn die Fortbildungsinhalte auf konkrete Fachinhalte gestĂŒtzt sind, werden in der angebotenen Fortbildung neben den theoretischen Grundlagen auch konkrete Unterrichtsbeispiele vorgestellt. Im Rahmen der durchgefĂŒhrten Studie wurden insgesamt fĂŒnf Forschungsfragen adressiert, deren Beantwortung in zwei Phasen der Untersuchung erfolgte. In der ersten Phase wurden zwei Forschungsfragen untersucht, die sich auf die Adaption des UTAUT-Modells an den schulischen Kontext und die Anwendung auf Multimediaanwendungen sowie die Erweiterung des Modells um die Komponente des TPACK beziehen. Ziel war es, herauszufinden, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren des erweiterten und adaptierten Modells auf die Akzeptanz von Multimediaanwendungen im Physikunterricht haben. In der zweiten Phase wurden drei Forschungsfragen untersucht, die sich auf die Anwendbarkeit des adaptierten und erweiterten Modells in der Praxis beziehen. Hierzu wurde das Modell in einem PrĂ€-Postdesign im Rahmen einer Reihe von Fortbildungsveranstaltungen angewandt. DafĂŒr wurden 22 identische, zweiteilige Fortbildungsveranstaltungen mit insgesamt 174 PhysiklehrkrĂ€ften durchgefĂŒhrt, wobei jede Fortbildungsveranstaltung aus einem theoretischen und einem praktischen Teil bestand. Im theoretischen Teil sollten die LehrkrĂ€fte einen Überblick ĂŒber aktuelle Forschungsergebnisse bezĂŒglich der Verwendung multimedialer Inhalte im Physikunterricht erhalten, um so gezielt das pĂ€dagogische Wissen bezĂŒglich Multimediaanwendungen fördern zu können. Dabei ging diese Fortbildung ĂŒber die Konzepte von Richard Mayer hinaus und lieferte zusĂ€tzlich konkrete Unterrichtsbeispiele, wodurch eine Steigerung des pĂ€dagogischen Inhaltswissens angestrebt wurde. Bei einigen der vorgestellten Unterrichtskomponenten handelt es sich um neu entwickelte webbasierte Anwendungen zum Einsatz im astrophysikalischen Unterricht der zwölften Jahrgangsstufe, die im Rahmen dieser Arbeit entstanden sind. Mit diesen Komponenten wurde demonstriert, wie originale Forschungsdaten, beispielsweise der Gaia-Mission der ESA oder des Open-Astronomy-Catalog, im Bereich der Entfernungsbestimmung innerhalb unserer Galaxie im Universum eingesetzt werden können. Dabei kamen verschiedene Konzepte fĂŒr Multimediaanwendungen wie Multikodierung oder auch multiple ReprĂ€sentationen innerhalb mehrerer onlinebasierter Anwendungen zum Einsatz, um die komplexen ZusammenhĂ€nge in didaktisch optimierter Form zu prĂ€sentieren. Im Praxisteil sollte gezielt das technologisch-pĂ€dagogische sowie das technologische Wissen einer Lehrkraft gefördert werden, indem diese selbstĂ€ndig konkrete Unterrichtsbeispiele ausarbeitet. HierfĂŒr kam ein im Rahmen dieser Arbeit speziell fĂŒr den Physikunterricht neu entwickeltes webbasiertes Autorentool zum Einsatz: PUMA@LMU. Dieses beinhaltet neue FunktionalitĂ€ten, die zum Teil innovative Aufgabentypen ermöglichen. Zudem enthĂ€lt PUMA@LMU eine umfangreiche Datenbank mit zahlreichen Simulationen, Animationen, Videos und vielen anderen multimedialen Inhalten, die im Physikunterricht eingesetzt werden können. Insgesamt sollte es den LehrkrĂ€ften damit erleichtert werden, geeignete Inhalte fĂŒr den Unterricht zu finden und diese in ihren Unterricht zu integrieren. In Phase 1 der Untersuchung konnte zunĂ€chst festgestellt werden, dass das TPACK als ĂŒbergeordnete Moderatorvariable zu den Konstrukten ‚wahrgenommene Bedienbarkeit‘, ‚persönliche RelevanzeinschĂ€tzung‘ und ‚wahrgenommener Nutzen fĂŒr SchĂŒlerinnen und SchĂŒler‘ des UTAUT Modells von Davis fungiert. Die VarianzaufklĂ€rung des Konstruktes ‚Akzeptanzverhalten‘ steigt durch diese Erweiterung deutlich auf 34 % (+14 %). Ferner konnte gezeigt werden, dass das TPACK einen signifikanten Einfluss auf das Akzeptanzverhalten gegenĂŒber Multimediaanwendungen besitzt. In Phase 2 der Untersuchung konnte belegt werden, dass das TPACK von LehrkrĂ€ften durch eine derartige Fortbildung signifikant und mit hoher EffektstĂ€rke gesteigert werden kann (Wilcoxon-Test: z = -6.157, p < .001, n = 165, Cohens d = -1.084). Dabei wurde festgestellt, dass sich die Menge der Teilnehmenden anhand ihrer Vorerfahrungen zum Einsatz von Multimedia im Physikunterricht in drei nahezu gleich große Gruppen einteilen lĂ€sst (wenig, mittelmĂ€ĂŸige und große Vorerfahrung). Die Steigerung des TPACK fĂŒhrt jedoch nicht gleichermaßen in allen Vorerfahrungsgruppen zur erwarteten Steigerung des Akzeptanzverhaltens. Wird das Akzeptanzverhalten gegenĂŒber Multimedia im Physikunterricht vor der Intervention als Kovariate angenommen, lĂ€sst sich ein signifikanter Zusammenhang der Vorerfahrungsgruppen mit der Akzeptanz nach der Fortbildung beobachten (F(1,161)=10.714,p.001,part.ÂČ=.170). Weiterhin zeigt sich ein signifikanter Effekt der Vorerfahrungsgruppen auf die Akzeptanz nach der Fortbildung (F(2,161)= 4.455,p<.05,part.ÂČ=.052). Anhand geplanter Kontraste wird deutlich, dass Teilnehmende in der Gruppe mit mittelmĂ€ĂŸig ausgeprĂ€gter Vorerfahrung nach der Fortbildung eine im Vergleich zur Gruppe mit den erfahrenen Teilnehmenden signifikant höhere Akzeptanz aufweisen (p<0.01,95 % CI = [.146,.728]). Außerdem unterscheidet sich auch die Gruppe der vorab unerfahrenen Teilnehmenden signifikant von der Gruppe der vorab erfahrenen Teilnehmenden hinsichtlich der Akzeptanz nach der Fortbildung (p<0.05,95 % CI = [.119,1.063]). Dabei kann bei der Gruppe der unerfahrenen Teilnehmer eine deutlich stĂ€rkere Akzeptanzsteigerung beobachtet werden. Insgesamt kann daher konstatiert werden, dass durch eine fĂŒr das TPACK förderliche Fortbildung auch eine VerĂ€nderung in der Akzeptanz von Multimediaanwendungen im Physikunterricht erreicht werden kann. Somit ist das Modell, das dieser Arbeit zugrunde gelegt wurde, gut nutzbar und hilft, das Akzeptanzverhalten fĂŒr Multimediaanwendungen im Physikunterricht zu erklĂ€ren. Es kann genutzt werden, um die EffektivitĂ€t von Lehreraus- und Lehrerfortbildungsveranstaltungen hinsichtlich der Steigerung des Akzeptanzverhaltens von Multimediaanwendungen zu untersuchen, die Weiterentwicklung der Anwendungen zu unterstĂŒtzen und so einen Beitrag zur QualitĂ€tssteigerung von Aus- und Fortbildungsveranstaltungen zu leisten
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