Haushaltsökonomie, soziale Netzwerke und Identität. Risikominimierende Strategien von Pastoralisten und Lohnarbeitern im Richtersveld, Südafrika

Abstract

Diese Arbeit analysiert mit einem akteurszentrierten Ansatz verschiedene risikominimierende Strategien einer ländlichen Bevölkerung im Richtersveld, Nordwesten der Provinz Northern Cape, Südafrika. Hier leben Nama und andere Gruppen, die während der Apartheid als �Coloured� klassifiziert wurden und heute gemeinsam die Richtersveld-Gemeinschaft bilden. Das Richtersveld ist eine aride Region, in der Winter- und Sommerregengebiet aufeinander treffen und Kleinviehhaltung die einzige Form der landwirtschaftlichen Nutzung ist. Diamantenminen in der Region stellen die wichtigste, aber angesichts drohender Minenschließungen eine risikoreiche, Einkommensquelle dar, ferner leisten Viehwirtschaft und staatliche Zuwendungen einen entscheidenden Beitrag zum Lebensunterhalt. ���� Zunächst werden der Forschungsstand und die theoretischen Grundlagen ausgeführt und die Methodik erläutert. Es folgt ein Überblick über die Geschichte der Region und über aktuelle wirtschaftliche Optionen. Haushaltsökonomie, Viehwirtschaft, Kooperation zwischen Individuen verschiedener Haushalte und der Einsatz von Identitäten bilden im Anschluss vier Schwerpunkte der Analyse von risikominimierenden Strategien. ���� (1) Haushalte, die im Richtersveld stark auf die Kernfamilie konzentriert sind, eignen sich als Untersuchungseinheit. Hier werden wirtschaftliche Aktivitäten diversifiziert und Einkommen aus Lohnarbeit und Viehwirtschaft zusammengelegt. Institutionelle Arrangements regeln das Poolen und Redistribuieren von Ressourcen. (2) Die Kleinviehhaltung auf kommunalem Land wird in einem zweiten Kapitel untersucht, wobei die zahlreichen Strategien der Risikominimierung (wie etwa saisonale Mobilität) dargestellt werden. (3) Der dritte große Abschnitt widmet sich der Kooperation zwischen Haushalten. Mit Hilfe von netzwerkanalytischen Verfahren und der Auswertung qualitativer Interviews konnte festgestellt werden, welche Hilfsnetzwerke zwischen Haushalten bestehen. Sie werden häufig zu nahen Verwandten unterhalten. (4) Auf einer übergeordneten Ebene wurde der strategische Einsatz von ethnischen und regionalen Identitäten als eine weitere Strategie identifiziert, mit der die Bewohner des Richtersvelds versuchen, im �neuen� Südafrika Ressourcen (wie Land) zu sichern. Diese gruppenbasierten Strategien wurden bisher in der Risikoforschung nicht berücksichtigt. ���� Die empirischen Daten werden in Beziehung zu anderen Untersuchungen im südlichen Afrika gesetzt und historisch kontextualisiert. Abschließend werden Vulnerabilitäts-Parameter vorgeschlagen, die auch eine Gültigkeit über das Richtersveld hinaus besitzen. Sie leisten einen Beitrag zur Frage, wie die Schadensanfälligkeit von Menschen analysiert werden kann, die in einer risikoreicher Umwelt leben. ���� Die Arbeit beruht auf einer 21-monatigen ethnologischen Feldforschung, die zwischen 1999 und 2003 durchgeführt wurde. Es wurden quantitative sowie qualitative Daten erhoben (ein Haushaltssurvey mit 100 zufällig ausgewählten Informanten, 42 egozentrierte Netzwerke, 22 Budgetinterviews, Genealogien, Lebensgeschichten und zahlreiche Leitfaden und offene Interviews)

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This paper was published in Kölner UniversitätsPublikationsServer.

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