Stakeholder-Dialoge zur Sicherung des neuen Standortfaktors "Akzeptanz" bei deutschen und amerikanischen Chemieunternehmen. Eine wirtschaftsgeographische Untersuchung.

Abstract

Unternehmen der chemischen Industrie, deren Produktion mit Risiken behaftet ist, sehen sich seit den 1980er Jahren verstärkt öffentlicher Kritik ausgesetzt. Ursachen sind zum einen eine Reihe von Chemieunfällen (Bhopal, Seveso, Schweizerhalle etc.), die zum Teil weltweit Aufsehen erregten, zum anderen der gesellschaftliche Wertewandel, der mit sich bringt, dass Menschen ihr Umfeld mehr beeinflussen wollen. Zivilgesellschaftliche unternehmerische "Stakeholder" wie Umweltverbände und Nachbarn sind weniger bereit, die Risiken der Produktion als Nebenwirkung der positiven Effekte (wie etwa Arbeitsplätze und Produkte, die einen hohen Lebensstandard ermöglichen) zu akzeptieren, sondern fordern verstärkt Informationen über die und Mitsprache an der Unternehmenspolitik. "Akzeptanz" ist zu einem neuen Standortfaktor geworden, der den Unternehmen ein positives Image bei Investoren und Kunden und eine höhere Motivation der Mitarbeiter bringen und zudem das Risiko verschärfter Regulierung durch den Staat mindern kann. Eine Möglichkeit, den neuen Standortfaktor Akzeptanz positiv zu beeinflussen, ist für Unternehmen die Schaffung eines neuen "Interaktionsraumes", in dem Dialoge mit den zivilgesellschaftlichen Stakeholdern geführt werden können. Bei den Dialogen kommt es, so sie bestimmten Qualitätsprinzipien wie Fairness, Effizienz oder Kompetenz genügen, zu einem Machtressourcentausch der beteiligten Akteure: Die Unternehmen gewähren den Dialogpartnern Einfluss, die Stakeholder übertragen einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit auf das Unternehmen. Dadurch kann der Standortfaktor Akzeptanz zum einen bei den Dialogpartnern, zum anderen auch bei den nicht beteiligten Stakeholdern aus dem wirtschaftlichen, politischen und zivilgesellschaftlichen Umfeld gesteigert werden. In dieser Dissertation wird an Hand von Fallbeispielen deutscher und amerikanischer Chemieunternehmen untersucht, inwieweit Dialoge in der Lage sind, den neuen Standortfaktor Akzeptanz positiv zu beeinflussen, und welchen aus den Qualitätsprinzipien abgeleiteten Kriterien sie dazu genügen müssen. Konzeptionell ist Arbeit zum einen in der Wirtschaftsgeographie mit den Unternehmens-Umfeld-Modellen sowie der Standortwirkungsanalyse verankert, zum anderen nimmt sie Anleihen bei sozialwissenschaftlichen Ansätzen wie der Regulations- und der Arenatheorie

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This paper was published in Kölner UniversitätsPublikationsServer.

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