Gehölzfutter - eine neue Quelle für die ökologische Tierernährung

Abstract

Seit der Trennung von Wald und Weide, die Ende des 18ten Jahrhunderts einsetzte, wurden Gehölze in Deutschland immer weniger als eine landwirtschaftliche Ressource betrachtet. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist ihre Bedeutung praktisch auf Null gesunken und sie werden landwirtschaftlich nur noch als störend wahrgenommen. In der Konsequenz wurden vielerorts Hecken an Feldrändern und Gehölze auf Freiflächen entfernt. Erst mit dem Bewusstsein um die ökologische Bedeutung der Gehölze z.B. als CO2-Senke, Habitat für viele Tierarten, Luftreinigung, Wasserhaushalt und den ländlichen Tourismus sind Gehölze wieder ins öffentliche Bewusstsein geraten. Heute sind rund 30% des Bundesgebietes mit Wald bedeckt, dabei sind viele mit Sträuchern und Bäumen bestandene Flächen noch nicht erfasst (Solitärbäume, Hecken, Alleen etc.). Die Bedeutung des Äsens von Gehölzen ist in den Agrarwissenschaften bislang wenig beachtet worden. Ziegen können bis zu 60%, Schafe bis zu 20% und selbst Rinder bis zu rund 10% ihrer Futtergrundlage durch Laub und frische Triebe decken. In freier Wildbahn ist eine Mischbeweidung von Gräsern, Kräutern und Gehölzen typisch für diese Herbivoren. Die Hypothese, das durch Laubfütterung (im Sommer durch Äsen, im Winter durch Laubheu) der Anspruch einer artgerechteren Fütterung als auch der ausgewogene Ernährung und die Gesunderhaltung von domestizierten Herbivoren Rechnung getragen wird, ist bislang nicht belegt (Rahmann, 2000). Die Rolle von Gehölzen für die Tierernährung wurde wissenschaftlich nur selten behandelt (Rahmann, 2000). Im wichtigsten Standardwerk der Futtermittelkunde, welches überhaupt Laub- und Reisigfutterstoffe erwähnt (Becker & Nehring, 1965), werden Ergebnisse dargestellt, die z.T. weit mehr als 100 Jahre alt sind. Obwohl fast alle Pflanzen ernährungsphysiologisch bewertet sind, steht dieses für viele Gehölze bis heute aus. Dabei ist bekannt, dass Blätter, Rinde, Wurzeln und Früchte von Gehölzen reich an sekundären Pflanzeninhaltstoffe (SPS) sind, hohe Rohprotein- und Energiewerte aufweisen. Bestimmte SPS sind als gesundheitsstörend oder -fördernd bekannt. Damit wird deutlich, dass eine mit modernen Methoden durchgeführte Bewertung des ernährungsphysiologischen Wertes sinnvoll und geboten ist, nicht allein deswegen, weil für viele Nutztiere Gehölze saisonal eine wichtige Futtergrundlage darstellen (z.B. Vertragsnaturschutz)

Similar works

This paper was published in Organic Eprints.

Having an issue?

Is data on this page outdated, violates copyrights or anything else? Report the problem now and we will take corresponding actions after reviewing your request.