Religionspädagogische Beiträge (E-Journal)
Not a member yet
1807 research outputs found
Sort by
‘Positional Controversy’ in Islamic Religious Education
Der islamische Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Österreich und Deutschland ist in einzigartiger Weise durch Kontroversität und Pluralität geprägt, sowohl in Bezug auf seine Inhalte als auch unter seinen Teilnehmern, einschließlich der Lehrenden. Diese ergeben sich aus den unterschiedlichen kulturellen und religiösen Traditionen, Lehren und Perspektiven (Kontroversen), die die Beteiligten in den Unterricht einbringen. Diese stellen sowohl Herausforderungen als auch Chancen für den Islamischen Religionsunterricht dar, insbesondere wenn es darum geht, die Fähigkeit zu fördern, mit Kontroversen und Pluralismus umzugehen.In diesem Beitrag wird die ‚Positionelle Kontroversität‘ als pädagogisches Prinzip und Ansatz vorgestellt, der unterschiedliche islamische Traditionen, Lehren und Positionen in den islamischen Religionsunterricht als Ressource für ein tieferes Verständnis und Engagement einbezieht. Der Beitrag bietet einen konzeptionellen Rahmen für das Verständnis von Kontroversen, diskutiert ihre historischen und theologischen Grundlagen in islamischen Diskursen und untersucht ihre Auswirkungen auf den gegenwärtigen Islamischen Religionsunterricht in Österreich und Deutschland. Durch die Einbeziehung von Kontroversität als pädagogisches und erzieherisches Prinzip und Konzept kann der Islamische Religionsunterricht den Schülerinnen und Schülern helfen, ihre eigenen fundierten Urteile, Perspektiven und Positionen zu entwickeln und sie in die Lage versetzen, mit Kontroversen und Pluralität innerhalb ihrer eigenen religiösen Traditionen und darüber hinaus umzugehen.Islamic religious education in Austrian and German public schools is uniquely characterised by controversy and plurality, both in its content and among its participants, including teachers and learners. These stem from the differing cultural and religious traditions, teachings, and perspectives (controversies) that participants bring into the classroom. This controversy and plurality present both challenges and opportunities for Islamic religious education, particularly in fostering the ability to engage with controversy and pluralism.This paper introduces ‘positional controversy’ as a pedagogical principle and approach which incorporates differing Islamic traditions, teachings, and positions into Islamic religious education as a resource for deeper understanding and engagement. The paper provides a conceptual framework for understanding controversy, discusses its historical and theological underpinnings in Islamic discourses, and examines its implications for the contemporary Islamic religious education in Austria and Germany. By embracing controversy as a pedagogical and educational principle and approach, Islamic religious education can help students develop their own informed judgments, perspectives, and positions, enabling them to navigate controversy and plurality within and beyond their own religious traditions
Dealing with heterogeneity in religious education : attitudes of religious education teachers and their significance for heterogeneity-sensitive religious learning processes with art
Der Beitrag untersucht die Einstellungen von Religionslehrkräften zu Heterogenität und Kunst. Basierend auf halbstrukturierten Interviews werden affektive, kognitive und konative Dimensionen der Einstellungen analysiert, um deren Einfluss auf heterogenitätssensible Unterrichtspraktiken zu bewerten. Die Lehrkräfte äußern eine grundsätzliche Wertschätzung von Vielfalt und Kunst, verbunden mit einer Absenkung kognitiver Anforderungen. Gleichzeitig werden soziale Ungleichheiten und persönliche Herausforderungen bei religiösem Lernen im Allgemein sowie bei der Kunsterschließung im Speziellen selten kritisch reflektiert. Bei der Interpretation von Unterrichtsprozessen zeigt sich, dass differenzierte Einstellungen zu lernförderlicheren Unterrichtsmustern beitragen können. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von professioneller Reflexion im Umgang mit Heterogenität.This article examines the attitudes of religious education teachers towards heterogeneity and art. Based on semi-structured interviews, affective, cognitive and conative dimensions of attitudes are analyzed to assess their influence on heterogeneity-sensitive teaching practices. Teachers express a fundamental appreciation of diversity and art, combined with a lowering of cognitive demands. At the same time, social inequalities and personal challenges in religious learning in general and in the exploration of art in particular are rarely critically reflected upon. When interpreting teaching processes, it becomes obvious that differentiated attitudes can contribute to teaching patterns that are more conducive to learning. The results highlight the importance of professional reflection in dealing with heterogeneity
Prior Knowledge? Nowhere to Be Found! Enriching Perspectives through a Historically Rooted Approach to Religious Education
Anhand des Beispiels der in religionspädagogischen Texten häufig begegnenden Einschätzung, Lernenden fehle es an (religiösem) Vorwissen, plädiert der Beitrag für eine stärkere Einbeziehung der Erkenntnisse einer historisch arbeitenden Religionspädagogik, die Forschende sensibilisiert, im Heute begegnende Problemstellungen nicht autark zu verstehen., und animiert, selbst Vorarbeiten und Trittspuren offenzulegen, denen es sich – zumindest für einen Teil des Weges – zu folgen lohnt. Auch wenn sich die Rahmenbedingungen religiöser Bildung im Laufe der Zeit gewandelt haben mögen, können durch diachrone Textanalysen wiederkehrende Herausforderungen und Fragestellungen herausgearbeitet und für heutige Entwürfe fruchtbar gemacht werden. Eine begleitende diachrone Betrachtungsweise des religionspädagogischen Vorliegenden schafft eine Reflexionsdistanz, die bestehende Einsichten und bereits Geleistetes als wertvolle Impulse sichtbar macht und Argumentationsstrukturen erweitert. So können aus den Erfahrungen der Vergangenheit Strategien und Lösungsansätze für die Herausforderungen der Gegenwart entwickelt und produktiv für die Gestaltung heutiger Religionspädagogik genutzt werden.Based on the common assessment in religious education texts that learners lack (religious) prior knowledge, this paper advocates for a stronger incorporation of the insights from a historically rooted approach to religious education. Such an approach raises awareness among researchers to consider current issues in their historical context and encourages them to uncover previous efforts and paths worth following—at least for part of the journey. Although the parameters of religious education may have evolved over the decades and centuries, diachronic text analyses can reveal recurring challenges and questions that can contribute to current educational models. A diachronic approach to religious education materials creates a reflective distance, making existing insights and past efforts visible as valuable impulses and expanding argumentation structures. In this way, strategies and solutions for the challenges of the present can be developed from past experiences and utilized productively to shape contemporary religious education
Critical Pedagogy in Practice: Forum Theatre as an Approach to Addressing Controversial Issues in Norwegian Religious Education
Dieser Artikel untersucht die Anpassung und Entwicklung von Augusto Boals Forumtheater im Rahmen des norwegischen Religionsunterrichts (RE) in den 2020er Jahren. Es wird untersucht, wie diese interaktive Theaterform, die ursprünglich unter der Militärdiktatur der 1970er Jahre in Brasilien entwickelt wurde, genutzt werden kann, um kontroverse Themen in einer Sekundarschule im demokratischen Wohlfahrtsstaat Norwegen zu behandeln. Das Forumtheater stützt sich auf die kritische Pädagogik von Paulo Freire und wird eingesetzt, um Machtasymmetrien zu hinterfragen und herauszufordern, für gesellschaftliche Veränderungen einzutreten und ermächtigende Praktiken sowohl für Lehrer als auch für Schüler zu fördern. Die Analyse deutet darauf hin, dass das Forumtheater als theaterpädagogischer Ansatz ein erhebliches Potenzial hat, um die Herausforderungen, die mit der Diskussion kontroverser Themen im schulischen Kontext verbunden sind, zu bewältigen und abzumildern. Nichtsdestotrotz führt seine Anwendung in demokratischen Wohlfahrtsstaaten, in denen die Unterscheidung zwischen Unterdrückern und Unterdrückten weniger klar ist, zu Komplexitäten. Dies erfordert eine sorgfältige und bewusste pädagogische Reflexion und Handlung, um zu vermeiden, dass bereits marginalisierte oder unterdrückte Schüler unbeabsichtigt entmachtet werden.This article explores the adaptation and application of Augusto Boal\u27s forum theatre in the context of Norway\u27s Religious Education (RE) in the 2020s. The aim is to examine how this interactive theatrical form, initially developed in the military dictatorship of 1970s Brazil, can address controversial issues in a democratic welfare state. Despite the contrasting settings, the article reveals that oppression mechanisms still exist within the education systems of democratic welfare states, making forum theatre a relevant tool. Rooted in Paulo Freire\u27s critical pedagogy, forum theatre is used to scrutinize power asymmetries, advocate for societal change, and foster empowering practices among both teachers and students. I argue that forum theatre, as a drama-pedagogical approach, has the potential to navigate and mitigate recognized challenges in discussing controversial issues within educational settings. However, the practice of forum theatre in democratic welfare states presents complexities due to blurred distinctions between oppressor and oppressed, unlike its original context. This underlines the need for careful and conscious reflection to prevent unintentional disempowerment of students who are already marginalized or oppressed
Wissner, Golde (2024). Glaube in der Krise. Die Bedeutung krisenhafter Erfahrungen für die religiöse Entwicklung Jugendlicher: Eine religionspädagogische und religionspsychologische Studie. Münster: Waxmann. ISBN 978-3-8309-4866-7. 236 Seiten.
-
On the Need for a Differentiated Approach to Trans- and Posthumanism in Religious Education: Religious-Pedagogical Considerations and Guidelines for Didactic Content
Angesichts aktuell präsenter post- und transhumanistischer Narrative, die in Form von Technologien auch die Lebenswelt von Jugendlichen zunehmend beeinflussen, wäre ein differenzierter Umgang mit solchen Strömungen notwendig. Der Religionsunterricht kann ein Ort sein, an dem sich Jugendliche v.a. mit deren anthropologischen und eschatologischen Aspekten kritisch-konstruktiv auseinandersetzen könnten, um sich zu diesen Phänomenen begründet zu positionieren. Vor diesem Hintergrund will der Beitrag eine begriffliche Klärung des Trans- und Posthumanismus aus theologischer Perspektive vornehmen, um anschließend religionspädagogische Überlegungen und didaktische Leitlinien für eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen zu entwerfen.Given the current prevalence of post- and transhumanist narratives, which also increasingly influence young people\u27s lives in the form of technologies, a nuanced approach to such insights would be necessary. Religious education can be a place where young people can critically and constructively engage with these ideas, especially their anthropological and eschatological aspects, to be able to take a reasoned position on these phenomena. Against this background, this article aims to clarify the concept of trans- and posthumanism from a theological perspective to then develop religious education considerations and didactic guidelines for a differentiated examination of these phenomena
Why Can\u27t We All Just Get Along? A Theology of Conflict
In diesem Beitrag argumentiere ich, dass Kontroversität ein notwendiges Merkmal der Theologie ist: Es ist eine vernünftige Erwartung, dass theologische Fragen kontrovers sein werden, weil die Theologie eine hermeneutische Wissenschaft ist: Sie versucht, die rationale Akzeptabilität des Glaubens in den Kontexten unserer Zeit zu begründen. Sie versucht nicht, den Akt des Glaubens in unumstrittenes Wissen oder unumstrittene Geschmacksfragen zu verwandeln. Ich entwickle drei Argumente zur Unterstützung dieser Hauptthese: Das Argument der Unterscheidung zwischen Glauben und Wissen, das Argument des Konzepts der religiösen Wahrheit und das Argument des vernünftigen Pluralismus. Nach diesen erkenntnistheoretischen Überlegungen, die hauptsächlich aus der Systematischen Theologie stammen, ziehe ich am Ende des Aufsatzes einige Schlussfolgerungen für die Praktische Theologie und den Religionsunterricht.In this paper, I argue that controversiality is a necessary feature of theology: It is a reasonable expectation that theological issues will be controversial because theology is a hermeneutical science: It seeks to justify the rational acceptability of faith within the contexts of our time. It does not seek to transform the act of faith into either uncontroversial knowledge or uncontroversial matters of taste. In this paper, I offer three arguments in support of this main thesis: The argument from the distinction between faith and knowledge, the argument from the concept of religious truth and the argument from reasonable pluralism. After these epistemological considerations which come mainly from Systematic Theology, I draw some conclusions for Practical Theology and RE at the end of the paper. 
Superdiversity: a fruitful perspective in the debate on religious education?
Bislang wurde der politikdidaktisch wie erziehungswissenschaftlich rezipierte Ansatz der Superdiversität in der Religionspädagogik nicht aufgenommen. Dabei bietet er, so die These der folgenden Überlegungen, erhebliche Potentiale für kontextuelle religiöse Bildungsprozesse in der Situation wachsender Heterogenität, sozialer Ungleichheiten und kultureller Unterschiede. Dieser soziologische Ansatz, obschon genealogisch in der Migrationsfrage situiert, versteht sich als analytisches Instrument zunehmender sozialer Komplexität von Gesellschaften in den Transformationsprozessen des 21. Jahrhunderts. Gerade die essentiale Verbindung von Empirie und Deskription ist dabei religionspädagogisch instruktiv. Dies soll auf der Ebene der Denkformen analysiert, erläutert und kritisch diskutiert werden, wobei Aspekte von Intersektionalität und Normativität im Zentrum stehen.So far, the approach of superdiversity, which has been received in political didactics and educational science, has not been taken up in religious education. According to the thesis of the following considerations, it offers considerable potential for contextual religious education processes in the situation of growing heterogeneity, social inequalities and cultural differences. This sociological approach, although genealogically situated in the question of migration, sees itself as an analytical instrument for the increasing social complexity of societies in the transformation processes of the 21st century. The essential connection between empiricism and description is particularly instructive in terms of religious education. This will be analysed, explained and critically discussed at the level of forms of thought, focusing on aspects of intersectionality and normativit
Preface
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Bereich der islamischen Religionspädagogik weltweit auf bemerkenswerte Weise weiterentwickelt und etabliert. Während islamische Religionspädagogik in westlichen Kontexten – wie Europa und den Vereinigten Staaten – ein relativ neues Phänomen ist, das vor dem Hintergrund einer durch Migration bedingten Pluralisierung entstanden ist, lassen sich in überwiegend muslimischen Gesellschaften tief verwurzelte und historisch gewachsene Bildungstraditionen beobachten. Diese RpB-Sonderausgabe reagiert auf die Notwendigkeit, islamisch-religiöse Bildungsprozesse in ihren unterschiedlichen historischen, nationalen, gesellschaftlichen und politischen Kontexten vergleichend zu untersuchen. Sie konzentriert sich sowohl auf die institutionellen Formate der islamischen Religionspädagogik als auch auf didaktische Ausgestaltungsoptionen.Over the past decades, the field of Islamic Religious Education has differentiated in remarkable ways around the world. While Islamic Religious Education is a relatively new phenomenon in Western contexts – such as Europe and the United States – emerging against the backdrop of migration-induced pluralization, deeply rooted and historically evolved educational traditions can be observed in predominantly Muslim societies. This special issue responds to the need to examine Islamic educational processes comparatively within their diverse historical, national, societal, and political contexts. It focuses on both the institutional formats of Islamic Religious Education and their didactic configurations
The Development of Islamic Religious Education in Russia over Centuries
Auf der Grundlage von Primär- und Sekundärquellen werden in diesem Beitrag die historischen und gegenwärtigen Entwicklungen des islamischen Bildungswesens in dem ausgedehnten Gebiet der heutigen Russischen Föderation untersucht, wobei die kritischen Veränderungen in den mit dem muslimischen Religionsunterricht verbundenen Wegen und Praktiken im Einklang mit der staatlichen Politik hervorgehoben werden. In den ersten Teilen des Papiers geht es um die Entwicklung der islamischen Bildung seit dem zehnten Jahrhundert, als der Islam zur offiziellen Religion in der Wolga-Ural-Region wurde. Anschließend werden die Herausforderungen beschrieben, die sich bei der Bereitstellung islamischer Bildung während der russischen Kolonialzeit ergaben, einschließlich der Phasen, in denen islamische Reformbewegungen unter den muslimischen Untertanen des Reiches aufkamen. Der anschließende Teil der Arbeit befasst sich mit dem gegenwärtigen Stand des islamischen Religionsunterrichts im modernen Russland und stellt fest, dass es sich dabei um ein gut strukturiertes und staatlich finanziertes formales Ausbildungssystem handelt, das Imame für Moscheen ausbildet und zertifiziert sowie Ausbildungsprogramme für professionelle muslimische Beamte und Experten auf dem Gebiet des Islam anbietet.
Based on primary and secondary sources, this paper explores the historical and contemporary Islamic educational developments in the extensive territory that is now the Russian Federation, highlighting the critical shifts in the avenues and practices associated with Muslim religious instruction. The initial parts of the paper focus on the advancement of Islamic education since the tenth century onward when Islam became the official religion in the Volga-Urals region. It subsequently delineates the challenges encountered in providing Islamic education throughout the Russian colonial era, encompassing the phases in which Islamic reform movements surfaced among the Muslim subjects of the empire. The subsequent part of the paper focuses on the current state of Islamic religious education in modern Russia and finds it as a well-structured and state-funded formal instruction system that provides education and certification to imams for mosques, as well as offers training programs for professional Muslim officials and experts in the field of Islam