SlavDok - Open-Access Repositorium für Slawistik
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Transformation of Gender Roles in Ukrainian War Literature - Transformation der Geschlechterrollen in der ukrainischen Kriegsliteratur
Die Podiumsdiskussion "Transformation der Geschlechterrollen in der ukrainischen Kriegsliteratur" fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Ukrainische Woche - Ukrainian Week" am 25. Oktober 2023 im Deutsch-Amerikanischen Institut Sachsen in Leipzig statt. Unter der Moderation von Dr. Sophia Manns-Süßbrich diskutierten Prof. Olena Brovko, Prof. Snizhana Zhygun, die ukrainische Schriftstellerin Natalka Snyadanko und die Übersetzerin Maryia Kirova. Im Mittelpunkt der Diskussion stehen die dramatischen Veränderungen der Geschlechterrollen in der ukrainischen Gesellschaft während des Krieges, wie sie in der nationalen Literatur des 20. Jahrhunderts dargestellt werden. Natalka Sniadanko wurde in Lemberg (Ukraine) geboren, wo sie auch heute noch wohnt und die meiste Zeit ihres Lebens verbracht hat. Sniadanko studierte ukrainische Sprache und Literatur an der Universität Lemberg sowie Slawistik und Renaissance an der Universität Freiburg. Gemeinsam mit Marianna Kiyanovska, Mariana Savka und anderen gründete sie die Literaturgruppe ММЮННА ТУГА, die nur aus Frauen besteht. Im Jahr 2011 wurde sie mit dem Joseph-Conrad-Korzeniowski-Literaturpreis ausgezeichnet
Von der DDR in Gegenwart und Antike: Zur lyrischen Weltenreise des Uwe Kolbe
Die Arbeit bietet einen Überblick über Uwe Kolbes lyrisches Werk bis 2013, wobei drei Hauptaspekte hervorgehoben werden. Erstens, Kolbes persönliche und politische Auseinandersetzung mit der DDR, einschließlich seiner Erfahrungen mit den gesellschaftlichen und politischen Bedingungen sowie dem Ost-West-Konflikt und der Literaturszene im Prenzlauer Berg. Zweitens, seine Reise- und Zeitreise-Gedichte ab Mitte der 1980er Jahre, die eine individuelle und kompensatorische Erkundung einer 'neuen', 'weiteren' Welt darstellen. Drittens, die spielerische Aufnahme der griechisch-römischen Antike in seinem Werk, die einen markanten Kontrast zu den anderen Themen bildet
Truth-Telling in Putin’s Russia: Kirill Medvedev and the Post-Conceptualist Generation
Kirill Medvedev, eine der unumgänglichsten, aber auch bemerkenswert stillen Stimmen in der russischen Poesie, reflektiert die Ängste einer Generation, die nach den 1990er Jahren aufwuchs. Sie sah sich konfrontiert mit Putins „Machtvertikale“ und einem kulturellen Milieu, das von Konzeptualismus, Neoliberalismus, Punkrock und dem Aufstieg des orthodoxen Messianismus geprägt ist. Medvedevs Werk, insbesondere in seinem Essay „Мой Фашизм“ (Mein Faschismus) von 2004, veranschaulicht eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der postmodernen Bedingung, wie sie Frederic Jameson beschreibt: die Herausforderung, die Gegenwart historisch zu begreifen in einer Zeit, die das historische Denken verlernt hat. Medvedevs Rückzug aus dem literarischen Leben und die Aufgabe des Urheberrechts 2004 unterstreichen seine ästhetischen Überzeugungen und stellen ihn als Performance-Künstler dar, der die Rolle des Dichters in der modernen Welt und den angemessenen Umgang mit dieser Modernität – ästhetisch, ethisch, politisch – hinterfragt
Doppelte Übersetzung. Zum intermedialen Dialog zwischen Text und Bild (Gaby Bergmann, Sergej Birjukov): Ein Werkstattbericht
Der Text beschäftigt sich mit dem intermedialen Dialog zwischen einem Dichter und einer Künstlerin. Die Künstlerin Gaby Bergmann arbeitet in drei Bildzyklen die Spannung der transrational inspirierten Sprachkunst von Sergej Birjukov heraus, indem sie verschiedene Untergründe, Schrifttechnologien und Oberflächenversiegelungen textinterpretierend einsetzt. Auch die Wechselwirkung zwischen der Arbeit der Künstlerin und dem poetischen Schaffen des Dichters wird in dem Beitrag exemplarisch dargestellt
„Das Land der Griechen mit der Seele suchend...“ - Oder Annenskij als Iphigenie
Die vorliegende Arbeit analysiert den russischen Philhellenismus um 1900, der durch kulturelle und historische Krisen in Russland verstärkt wurde. Anhand von Goethes Iphigenie wird die melancholische Suche nach einer verlorenen Heimat thematisiert, die als Spiegel für die russische Identität dient. Die Autorin argumentiert, dass die Faszination für die griechische Antike in der russischen Kultur eine Reaktion auf den Einfluss des Westens und das damit verbundene Gefühl der Entfremdung darstellt. Die Wiederbelebung klassizistischer Ideale und die Suche nach einer kulturellen Identität wurden durch Persönlichkeiten wie Innokentij Annenskij (1855-1909) geprägt, der die antike Tragödie als Weg zur spirituellen Erneuerung sah
„Dynamismus“ in der futuristischen Kunst. Wandlungen auf dem Weg von Italien nach Rußland
Der Beitrag befasst sich mit der Rolle von Filippo Tommaso Marinetti als Begründer des Futurismus und dessen Einfluss auf die russische Avantgarde. Marinetti strebte an, eine internationale futuristische Bewegung zu etablieren, was er durch provokante Aktionen und Ausstellungen in Paris, London und Berlin versuchte. Sein Besuch in Russland 1914 führte zu Spannungen, da die russischen Künstler, die sich bereits mit dem Futurismus identifizierten, eine Abgrenzung von Marinetti und dem italienischen Futurismus suchten. Die russische Avantgarde entwickelte eine eigene Form des Futurismus, die Elemente des Kubismus und des Neoprimitivismus kombinierte, während sie gleichzeitig eine kritische Haltung gegenüber der westlichen Moderne einnahm. Der Aufsatz zeigt, dass trotz der Namensgleichheit zwischen den Bewegungen grundlegende ideologische Unterschiede bestehen, insbesondere in Bezug auf Technik, Dynamik und die Beziehung zur Tradition
Hans Magnus Enzensbergers Lyrik nach der Wende 1989: Die Gedichtbände „Zukunftsmusik“ und „Kiosk“
Der Text analysiert die Tradition der deutschen weltanschaulichen Lyrik, insbesondere in Goethes Spätwerk, und deren Einfluss auf Enzensberger. Enzensberger verbindet Naturdidaktik, die in Goethes Werken wie "Parabase" und "Eins und alles" zum Ausdruck kommt, mit einer sozialkritischen Didaktik, die an Brecht erinnert. Sein Werk zeichnet sich durch eine naturwissenschaftliche Perspektive, gemäßigten Moralskeptizismus und einen reflektierten "Altersstil" aus, was Sentimentalität und Pathos vermeidet. In Gedichtsammlungen wie "Zukunftsmusik" und "Kiosk" findet sich eine Atmosphäre der "zarten Apokalypse", geprägt von sachlicher Didaktik, Ironie und Skepsis. Enzensberger betrachtet den Mauerfall als ein kleines Ereignis in der deutschen Nachkriegsgeschichte, symptomatisch für die von ihm kritisierte Moderne. Er konzentriert sich auf die Darstellung des Lebens in seiner Vielfalt und Widerstandsfähigkeit, wobei er alltägliche Themen und Menschen mit systematischer Leidenschaft und als Kuriositätensammler untersucht
Modern Ukrainian Literature Undermines the Empire - Moderne ukrainische Literatur untergräbt das Imperium (I)
In drei Gastvorlesungen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ukrainische Woche - Ukrainian Week“ an der Universität Leipzig wird die moderne ukrainische Ostliteratur in einem Utopie-/Dystopie-Rahmen vorgestellt. In der ersten Vorlesung werden von Frau Prof. Olena Brovko (Kyïvsʹkyĭ universytet imeni Borysa Hrinchenka) Texte von Serhyi Zhadan und Lyuba Yakimchuk analysiert und dabei Einflüsse namhafter Vorgänger aus dem Donbass und die Auswirkungen der imperialen Propaganda 2008/2009 berücksichtigt. Diese Literatur spiegelt die Traumata derjenigen wider, die in der Nähe der Kolonisatoren leben. Prof. Olena Brovko, ordentliche Professorin, studierte und arbeitete vor 2014 in Luhansk (Donbass-Region). Seit 2014 leitet sie im Status eines vorübergehenden und intern Vertriebenen die Abteilung für ukrainische Literatur an der Borys-Grinchenko-Universität Kiew. Sie ist auch als Essayistin bekannt
Eigenes und Fremdes in Mejerchol’ds Inszenierung des Cocu magnifique von Crommelynck
Der Aufsatz analysiert die künstlerischen und thematischen Aspekte der Erstaufführung von Fernand Crommelyncks Farce „Le Cocu magnifique“ am 25. April 1922 in Moskau, inszeniert von Mejerchol’d und mit Bühnenbild von Ljubov’ Popova, sowie die Reaktionen des Publikums