Nietzsches Idee der griechischen Tragödie in Die Geburt der Tragödie dreht sich un das Prinzip des Dionysischen, in dem die nietzscheanische Vemunftkritik zum Ausdruck kommt. Dabei kritisiert Nietzsche Euripides als einen Rationalisten und macht ihn dafür verantwortlich, das Wesen der Tragödie zerstört zu haben. Versteht man aber unter dem Begriff des Dionysischen den Wìderspruchsgedanken und die Theatralität, die von der doppelten Struktur des Seins ausgeht und der ästhetischen Erkenntnis der Welt zugrunde liegt, so kann man Euripides auch als dionysisch betrachten. Denn Euripides ist in seiner zeit- und mythenkritischen Haltung zu Recht als Rationalist und Irrationalist zugleich zu bezeichnen. Daß seine Tragödie durchaus durch Modernität und ästhetische Ambivalenz gekennzeichnet ist, hängt damit zusammen