Anerkennung – Modus des Ausschlusses oder eigenmächtige Praxis der Selbstaufwertung?

Abstract

Anerkennung beschreibt eine normative Voraussetzung für soziale Zugehörigkeit. Gleichzeitig lässt sich Anerkennung als Praxis verstehen, die innerhalb in von sozialen Ungleichheiten geprägten Gesellschaften stattfindet, deren Hierarchien selbst durch Anerkennungsprozesse hergestellt und reproduziert werden. Es stellt sich also die Frage: Ist Anerkennung ein Modus des Ausschlusses oder ein Modus der Überwindung des Ausschlusses?Dieser Frage wird sowohl theoretisch als auch mit empirischen Analysen von individuellen Anerkennungspraktiken nachgegangen und damit die Komplexität von Anerkennungsprozessen aufgezeigt. Der thematische Fokus liegt auf dem Zusammendenken von Arbeit (Erwerbs- und Reproduktionsarbeit), Berufs-  und Geschlechterhierarchie. Folgende Aspekte werden beleuchtet:Axel Honneth (1994) konzipiert Anerkennung als normatives gesellschaftliches Ziel, woraus sich Nicht-Anerkennung bzw. Missachtung als defizitär ableiten lässt. Judith Butler fokussiert auf den Rahmen der Anerkennbarkeit (2003: 63) und damit auf die Frage, was als mehr oder weniger anerkennbar gilt. Für die theoretische Konzeption von Anerkennung wird relevant, ob Anerkennung binär oder als Kontinuum gedacht werden kann.Im Beitrag wird vorgeschlagen, Anerkennung als soziale Praxis zu verstehen, die in gesellschaftlichen Hierarchien stattfindet. Über Anerkennungspraktiken wird dabei nicht nur eine gesellschaftliche Position des Individuums erzeugt, sondern es entstehen multiple Positionierungen (Fischer 2015). Das Bedürfnis nach Anerkennung ist damit mit komplexen Praktiken der Anerkennung und unterschiedlichen hierarchischen Positionierungen verbunden. Diese Komplexität soll auf der Ebene der Akteur_innen verdeutlicht und vor diesem Hintergrund die Relevanz von Anerkennung für soziale Ein- oder Ausschlüsse diskutiert werden

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