Im Rahmen des Arbeitspakets 2420 von NGT 3 wurde eine Leit- und Sicherungstechnik skizziert, die
die die Möglichkeiten und Vorteile des in NGT betrachteten dynamischen Flügelns für den operativen Eisenbahnbetrieb umsetzen soll. Diese LST wurde VCTCS genannt (Virtual Coupling Train Control System) und grob in zwei Ausbaustufen aufgebaut:
a) VCTCS Level 1 (Fahren im relativen Bremswegabstand mit herkömmlichen Weichen) und
b) VCTCS Level 2 (Nutzung passiver Weichen und weitgehender Selbstorganisation der Fahrwegsicherung).
Im Rahmen des Generischen Betriebskonzepts wurde gezeigt, welche Effekte bereits die Einführung von dynamischem Flügeln mit Hilfe von VCTCS Level 1 auf den tatsächlichen Eisenbahnbetrieb haben könnte.
Im Rahmen des hier vorliegenden Berichts wurde untersucht, welche weitreichenden Effekte das
vollumfängliche Ausrollen von VCTCS Level 2 auf die Eisenbahnwelt haben wird. Auf Basis dessen
wurden Überlegungen angestellt, welche Effekte sich daraus für den Eisenbahnbetrieb der Zukunft
ergeben. Dabei wurde bewusst darauf geachtet, die Betrachtungen unabhängig von den heutigen
etablierten Verfahrensweisen und historisch gewachsenen Prozessen zu halten.
Ausgangspunkt war die Idee, mit der neuen Sicherungstechnik und den Passivweichen einen spontanen selbstorganisierten Betrieb mit kurzen Fahrzeugen auf die Gleise zu bringen.
Nach dem Betrachten mehrerer Szenarien sind allerdings einige Einschränkungen gegenüber dem
freien Autobahnverkehr zu erwarten. Eine These hierzu ist: Es ist eine zentrale regelnde Instanz
erforderlich, die für einen sichereren und effizienteren Eisenbahnbetrieb sorgt. Da die Bremswege
im Bahnverkehr länger sind, muss jeder Zug von einer anderen Instanz Informationen über die
Gleisbelegung erhalten. Diese andere Instanz können keine anderen Züge sein, da diese durch
Kommunikationsstörungen o. ä. verschwinden können.
Eine weitere These ist: Es wird im Eisenbahn-Personenverkehr auch in Zukunft eine Art Fahrplan
geben müssen. Ursache dafür ist hauptsächlich die Existenz von Weichen, die in jedem Falle weniger
Gleiswechsel ermöglichen, als dies bei Spurwechseln auf Straßen möglich ist. Dadurch ergibt sich
immer die Tendenz Eisenbahnfahrzeuge zu längeren Einheiten zusammenzukuppeln. Da die Züge
länger sind als ein Pkw werden Zeitvereinbarungen für die Abfahrt erforderlich sein, was einem
Fahrplan entspricht