Die neogene Entwicklung des zentralen Tien Schan, Kasachstan. Erste Ergebnisse von Apatit-Spaltspurdatierungen und morphotektonischer Analyse von Satellitendaten
Der Tien Schan ist ein etwa E–W erstrecktes,
rund 2500km langes und bis 250km breites Gebirge in Zentralasien.
Einzelne Gipfel sind über 7000m hoch.
Obwohl durch die Kollision Indiens mit
Asien entstanden, ist der Tien Schan
ein Intraplatten-Orogen, dessen Hebung
lange nach dem Beginn der Kollision
vor 50Ma und weit nördlich der Sutur
einsetzte (Sobel & Dumitru 1997).
Von Tibet ist der Tien Schan durch
das kaum deformierte Tarim-Becken getrennt.
Hohe und schroffe Topographie, starke
Seismizität (Molnar & Ghose 2000)
und GPS-Daten zeigen, dass das Orogen
auch heute sehr aktiv ist (Abdrakhmatov
et al. 1996, Reigber et al. 2001).
Der Tien Schan nimmt gegenwärtig etwa
40% der Gesamtkonvergenz Indiens
mit Asien auf. Die Struktur des Tien
Schan wird dominiert von E–Wstreichenden,
nach N und S gerichteten
Überschiebungen (Avouac et al. 1993,
Yin et al. 1998), die sich meist deutlich
in der Morphologie äußern. Auffallend
ist die großräumige Gliederung des Orogens
durch NW–SE-streichende dextrale
Blattverschiebungen, die auch in das
nördliche Vorland reichen (Tapponnier
& Molnar 1979). Den Unterbau des Tien
Schan bildet ein paläozoisches Akkretionsorogen
(Zonenshajn et al. 1990). Im
Mesozoikum entstand eine ausgedehnte
Fastebene. In der späten Kreide oder
dem frühen Tertiär setzte die Ablagerung
kontinentaler Serien ein, die im
jüngeren Känozoikum sehr mächtig werden.
Die synorogenen Sedimente liegen
manchmal konkordant, oft aber auch
deutlich winkeldiskordant auf dem paläozoischen
Sockel. In beiden Fällen bilden
sie häufig asymmetrische Falten, die
oft mit Störungen verknüpft sind. Geländestufen und ein starker Einfluss auf
die Entwicklung des Entwässerungsnetzes
weisen viele Störungen als gegenwärtig aktiv aus. Unser Untersuchungsgebiet
liegt im Südosten Kasachstans. Es
umfasst die Nordflanke des Tien Schan
und seinen zentralen Teil mit den höchsten
Erhebungen. Im Untersuchungsgebiet
liegt das nach E propagierende Ende
eines seismisch aktiven Störungssystems,
das weiter westlich die nördliche
Randstörung des Gebirges bildet, wo es
unter der Millionenstadt Almaty (Alma-
Ata) verläuft und eine ernste Bedrohung
darstellt. Die Entwicklung dieses
Störungssystems soll über verschiedene
Zeitskalen mit verschiedenen Methoden
untersucht werden...conferenc