Das Leben schützen im Alter : Perspektiven zukünftiger Sozialpolitikforschung

Abstract

Besonders die psychophysische Verletzlichkeit des hoch  betagten Menschen begründet sein herausgehobenes Schutzinteresse. Diesem Anspruch haben Institutionen des Sozialsystems bis zur Versorgung am Lebensende ausreichend zu genügen, können ihn jedoch aus verschiedenen Gründen nicht zufriedenstellend erfüllen. Dies scheint nicht unwesentlich mit Charakteristika spätmoderner Gesellschaften zusammenzuhängen, die unter anderem drei Risiken für den alten Menschen bergen: durch bestimmte (berufliche und familiale) Lebensläufe bedingte Risiken der Altersarmut, häufig damit zusammenhängende soziale Exklusionen, bei Menschen mit Migrationsgeschichte auch kulturelle Marginalisierung, sowie Risiken eines sozialräumlich abgeschnittenen Lebens in einem Pflegeheim. Unklar ist, welcher (institutionelle) Anpassungsdruck durch alternde Generationen der sog. 68er sowie der Babyboomer entstehen wird und mit welchen neuen Versorgungskonzepten (z. B. Caring Communities) Wege aus ordnungspolitischen Sackgassen gebahnt werden können. Zu sozialpolitisch dringlichen Herausforderungen der Zukunft wird neben der Organisationsentwicklung v. a. pflegerischer Versorgungssysteme die Lösung gesamtgesellschaftlicher Belastungs- und Verteilungsprobleme im Zeichen einer jeweils im Einzelnen zu definierenden Generationengerechtigkeit gehören. Mit Blick auf biografisch vielgestaltige Ursachen sich möglicherweise ausweitender Altersarmut und soziokultureller Marginalisierung wird Sozialpolitik und ihre Forschung zukünftig stärker Elemente einer vorbeugenden sozialen Lebenslaufpolitik zu berücksichtigen haben.The psycho-physical vulnerability of the very old in particular justifies their special interest in protection. Institutions of the social system have to meet this demand sufficiently until the end of life, but for various reasons they cannot fulfil it satisfactorily. This seems to be not insignificantly related to characteristics of late modern societies, which among other things imply three risks for the elderly: risks of poverty in old age caused by certain (occupational and familial) life courses, frequently related social exclusions, in the case of people with a migration  history also cultural marginalisation, as well as risks of a socio-spatially cut-off life in a nursing home. It is unclear which (institutional) pressure to adapt will arise from the ageing generations of the so-called 68ers and the baby boomers and with which new care concepts (e. g. caring communities) ways can be found out of regulatory impasses. The urgent socio-political challenges of the future will include not only the organisational development of care systems, but also the solution of problems of burden and distribution for society as a whole in the context of intergenerational fairness, which must be defined specifically. In view of the biographically diverse causes of possibly increasing poverty in old age and socio-cultural marginalisation, social policy and its research will in future have to take greater account of elements of a preventive social life course policy

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