Klinische Alltagsethik - Unterstützung im Umgang mit moralischem Disstress?: Evaluation eines ethischen Entscheidungsfindungsmodells für interprofessionelle klinische Teams

Abstract

Zusammenfassung: Hintergrund: Hochleistungsmedizin und Kostenrationierung können zu moralischem Disstress und Burn-out-Syndromen führen - mit z.T. schwerwiegenden Konsequenzen für die direkt Betroffenen, die Qualität der Patientenversorgung und die Institutionen. Das multimodale Modell METAP (Modul, Ethik, Therapieentscheide, Allokation, Prozess) wurde als maßgeschneiderte klinische Alltagsethik entwickelt und unterstützt die interprofessionelle ethische Entscheidungsfindung. Die Besonderheit des Modells liegt in der Ausbildung einer Ethikkompetenz im Umgang mit schwierigen Therapieentscheiden. METAP wurde zur Qualitätsprüfung evaluiert. Methode: Es wurde untersucht, ob METAP im Umgang mit moralischem Disstress Unterstützung bietet. Auf 3 intensivmedizinischen und 3 geriatrischen Abteilungen wurden 24 Ärzte, 44 Pflegende und 9 Personen anderer Berufsgruppen in 33 Einzel- und 9 Gruppeninterviews befragt. Ein zusätzlicher Fragebogen wurde von 122 Personen (Rücklauf: 57 %) beantwortet. Ergebnisse: Zwei Drittel der Interview- sowie 55 % der Fragebogenaussagen zeigen, dass durch METAP als klinische Alltagsethik der Umgang mit moralischem Disstress unterstützt wird. Dies gilt v.a. in der interdisziplinären Kommunikation und Zusammenarbeit sowie der Explikation und Evaluation von Behandlungszielen. METAP wirkt bei Personen, die selten mit ethischen Problemen konfrontiert sind oder das Verfahren noch nicht lange genug anwenden, nicht unterstützend. Schlussfolgerungen: Moralischer Disstress ist bis zu einem gewissen Grad unvermeidbar und muss als interprofessionelles Problem angegangen werden. Eine klinische Alltagsethik zur Förderung von ethischer Entscheidungskompetenz kann gezielte Unterstützung leisten

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