Kulturelle Muster im Bodenverständnis

Abstract

2016 gründete die Internationale Bodenkundliche Union (IUSS) eine neue Arbeitsgruppe zum Thema "Cultural Patterns of Soil Understanding". Denn wie Böden wahrgenommen, verstanden und behandelt werden, ist auch ein kulturhistorisches und kulturpsychologisches Produkt. Auch die Wissenschaften und ihre verschiedenen Schulen sind Teil von Kulturen und somit in ihren Fragen, Herangehensweisen und Interpretationsansätzen kulturell geprägt. – Und welche Art von „Bodenkommunikation“ im gesellschaftlichen und politischen Raum welche Wirkung zeitigt, hängt auch stark davon ab, mit welchen Worten und Bildern in der Öffentlichkeit über „Boden“ gesprochen wird und welche Deutungsrahmen das vermittelt. Weil aber dieser allgemeine Befund nicht genügt, brauchen wir Erkenntnisfortschritte zu kulturellen Mustern im Bodenverständnis, die nur auf inter- und transdisziplinären Wegen zu gewinnen sind. Wichtige Bereiche, wo Querschnittsthemen und kulturelle Muster des Bodenverständnisses gefunden werden können, sind zum Beispiel: 1) Die Geschichte der wissenschaftlichen Bodenkunde im soziokulturellen Kontext. 2) Die Agrar- und Agrarkulturgeschichte weltweit. 3) Verschiedene kulturelle Konzepte von Naturräumen wie z.B. englisch „land“, französisch „terroir“, brasilianisch „território“, andin „Pachamama“ oder deutsch „Heimat“. 4) Die Darstellung und Symbolik des Bodens in der Kunstgeschichte; die Darstellung und Symbolik des Bodens in heutiger Aktionskunst zwecks Förderung des Bodenbewusstseins. 5) Ansätze und Erfahrungen der „Bodenbildung“ in verschiedenen Sprachräumen und Kulturarealen und mit verschiedenen Altersgruppen und Bildungsvoraussetzungen. 6) Religiöse Traditionen und individuelle Spiritualität als Erfahrungsräume und Deutungsvoraussetzungen für Naturbeziehung einschließlich der Kultivierung des Erdreiches. 7) Tiefen- und kulturpsychologische Analysen zu archetypischen Mustern in der Naturbeziehung und speziell auch im Bodenverständnis. In diesem Vortrag werden Beispiele zu kulturellen Mustern im Bodenverständnis vorgebracht. Damit soll dieses Thema verstärkt in die Aktivitäten der Kommission VIII „Boden in Bildung und Gesellschaft“ der DBG eingebracht werden. Und weil auch eine internationale (und interkulturelle) Bearbeitung dieser Fragen Sinn macht, sollten auch Möglichkeiten einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit der genannten, vom Autor geleiteten IUSS-Arbeitsgruppe sowie allgemein der Division 4 der IUSS („Boden und Gesellschaft“) geprüft werden

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