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Chinas Wachstumsmodell in Schwierigkeiten: Wie groß ist das Risiko für die Weltkonjunktur?
Zu Beginn dieses Jahres häuften sich die schlechten Nachrichten über die Konjunkturentwicklung Chinas. Welche Auswirkungen sind für Deutschland und Europa zu erwarten? Antonia Reinecke und Hans-Jörg Schmerer, FernUniversität Hagen, sehen eine Abkehr von der etablierten Wachstumsstrategie Chinas angesichts der akkumulierten Überkapazitäten als unausweichlich an. Die Abhängigkeit der Weltkonjunktur von China sollte allerdings nicht überschätzt werden. Carsten A. Holz, Hong Kong University of Science & Technology, sieht die chinesische Gesellschaft im Moment in einer Phase zwischen zwei Wachstumsmodellen. Für Ausländer sei in diesem neuen China wenig Platz. Nach Ansicht von Frederik Kunze und Torsten Windels, NORD/LB, muss ein Abschwung in China zukünftig noch stärker als potenzieller Risikofaktor berücksichtigt werden, da die Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft zugenommen habe. Dagegen ist für Horst Löchel, Frankfurt School of Finance & Management, Chinas Wirtschaftspolitik auf dem richtigen Weg und die Risiken für die Weltwirtschaft überschaubar, wenn es zu keiner harten Landung der chinesischen Volkswirtschaft kommt. Markus Taube, Universität Duisburg-Essen, sieht die besondere Herausforderung für China darin, dass derzeit gleich mehrere der bisherigen Säulen des chinesischen Wachstumsmodells wegbrechen und somit ein grundlegender struktureller Neuanfang notwendig sei. In der Summe seien bereits Strukturverschiebungen zu beobachten und auch weiterhin zu erwarten. Allerdings könnten die europäischen Volkswirtschaften Ende dieses Jahres einem gänzlich anders gearteten Schock ausgesetzt sein. Würde dann der VR China der Status einer »Marktwirtschaft« zugestanden, hätte dies einschneidende Folgen für die wettbewerbliche Ordnung Europas
»Made in China 2025«: Technologietransfer und Investitionen in ausländische Hochtechnologiefirmen - Chinas Weg zum Konkurrenten um die Zukunftstechnologien
»Made in China 2025«, die Strategie Chinas sieht neben der Stärkung der Binnenkonjunktur gezielte Investitionen in ausländische Hochtechnologiefirmen vor und umreißt die Ziele für die Entwicklung von zehn inländischen Industriezweigen mit der Absicht, China zu einem Konkurrenten um die weltweite Technologieführerschaft aufzubauen. Ist ein größerer Schutz notwendig, um Übernahmen und Technologie- und Know-how-Abfluss entgegenzutreten? Für Frederik Kunze und Torsten Windels, Norddeutsche Landesbank (NORD/LB), steht fest, dass Chinas Griff nach der Technologieführerschaft in wichtigen Schlüsselbranchen und die weiter voranschreitende Integration in die globalen Wertschöpfungsketten kein vorübergehendes Phänomen ist. Mit erfolgreich erwirtschafteten Handelsüberschüssen warte das Land nicht mehr passiv auf Technologietransfer durch Direktinvestitionen, sondern kaufe gezielt Technologie ein. Die generellen Vorteile von offenen Märkten und die Chancen, die durch die Zusammenarbeit mit einem Investor aus China entstehen könnten, seien hinlänglich dokumentiert. Es sei aber nicht der richtige Weg, mit den Regeln eines fairen Wettbewerbs einem strategischen und dominanten Spieler wie China gegenüber zu treten, sondern die Forderung nach Reziprozität in China sei geboten. Nach Ansicht von Max J. Zenglein und Anna Holzmann, MERICS, möchte China bis 2049 eine, vielleicht sogar die globale Führungsmacht unter den Industrienationen werden. »Made in China 2025« formuliere das Ziel, das Land in zehn Schlüsselindustrien nach vorne zu bringen. China habe zwar alles Recht, seine eigene Wirtschaft weiter zu entwickeln. Dennoch müssten chinesische und ausländische Akteure in einen fairen Wettbewerb miteinander treten können. Deshalb sollten hiesige Regierungen und Unternehmen die chinesische Innovationsoffensive nicht aus den Augen verlieren und sich aktiv für Rahmenbedingungen einsetzen, die ihnen Manövrierspielraum lassen. Horst Löchel, Frankfurt School of Finance & Management, sieht in dem »Made in China 2025« zunächst einmal beträchtliche Chancen für westliche Unternehmen. Um Spitzentechnologie einzusetzen, benötige China diese zunächst einmal. Das eröffne Verkaufschancen für die europäische und deutsche Industrie. Möglicherweise entstehen auch neue industrielle europäisch-chinesische Konglomerate und Joint Ventures. Des Weiteren seien chinesische Direktinvestitionen in Europa und Deutschland durchweg positiv zu beurteilen, da sie neues Kapital für die Unternehmen bringen und oftmals größere Geschäftsmöglichkeiten in China eröffnen. Andererseits sei es auch richtig, auf Reziprozität gegenüber China zu pochen. Aber letztendlich sei es gut, dass »Made in China 2025« den Wettbewerb belebe. Antonia Reinecke und Hans-Jörg Schmerer, FernUniversität Hagen, sehen erste Erfolge der Strategie Chinas, verstärkt in Industrien der Hochtechnologie aktiv zu werden, auch durch den Erwerb von Hochleistungstechnologie aus dem Ausland. Ob es China gelinge, auf diesem Wege den technologischen Wandel voranzutreiben und Technologieführerschaft in der internationalen Welt zu erlangen, könne zum aktuellen Zeitpunkt weder bestritten noch bestätigt werden. Fest stehe, dass China viel in den technologischen Fortschritt investiere und national sowie international versuche, die Lücke zu den Industrienationen zu schließen. Oliver Emons, Hans-Böckler-Stiftung, stellt die Frage, inwieweit China Partner oder Rivale sei und verweist auf unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen mit chinesischen Investoren. Seiner Ansicht nach gab es in den letzten Jahren durchaus unterschiedliche Gründe für einen Aufkauf. Zwar scheinen die einzelnen Übernahmen bis jetzt überwiegend positiv zu verlaufen, aber auf der anderen Seite schaue das Top-Management in übernommenen Unternehmen sehr skeptisch und mit einer hohen Unsicherheit auf diese Investitionen. Ob chinesische Unternehmenskäufer ihre Zusagen langfristig ernst nehmen oder nur als juristische Formalie betrachten, bleibe abzuwarten. Markus Taube, Universität Duisburg-Essen, rechnet fest damit, dass China in den nächsten Jahren im globalen Wettstreit um Zukunftstechnologien substanzielle Erfolge erzielen wird. Für ausländische Akteure gleiche die Interaktion mit China zunehmend »einem Tanz auf Messers Schneide«. Wichtige Impulse und Ressourcen für die Wissensakkumulation und Technologieentwicklung in China stammten aus dem Ausland. In der längeren Frist drohe die Gefahr, von chinesischen Akteuren verdrängt zu werden, die aus der Kombination von absorbiertem ausländischem Wissen, staatlicher Protektion und Förderung sowie eigenem smartem Unternehmertum erhebliche Konkurrenzkraft auf den globalen Märkten entwickeln könnten. In den nächsten Jahren müsse es nun darum gehen, die wohlfahrtssteigernden Möglichkeiten der Interaktion mit der chinesischen Volkswirtschaft und ihrer Unternehmen so intensiv wie möglich zu nutzen und gleichzeitig die wettbewerbsverzerrende Rolle des chinesischen Staates zu neutralisieren