26 research outputs found

    Hotspots und die neue europÀische Grenzarchitektur: Zur Ethnographie einer Erfassungsform

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    Das europĂ€ische Asyl- und Grenzregime steckt in einer tiefen systemischen Krise. Diese ist nicht nur im europapolitischen Sinne zu verstehen, sondern auch steuerungspolitisch: Die Instrumente der Migrationskontrolle und -regulation im Mittelmeer und im europĂ€i­schen Binnenraum scheinen tatsĂ€chlich beinahe zum Erliegen gekommen sein. Die im Mai 2015 von der Kommission verabschiedete EuropĂ€ische Migrationsagenda versucht umfassend auf die flĂŒchtlingspolitische Krise zu antworten und ist eine Zusammenstel­lung von Maßnahmen, die zu einer kohĂ€renteren europĂ€ischen Migrationspolitik beitragen sollen. Ausgehend von einer kritischen Evaluation der â€șEuropĂ€ischen Migrati­onsagendaâ€č und der damit verbundenen Migrations- und Grenzforschung fokussiere ich in meiner Feldforschung zur griechischen Hotspots die Lokalisierung des neuen Dublin- Systems, da seine Effekte sich unmittelbar in aktuellen Grenzkonflikten und Grenzzonen niederschlagen. Grenznahe Hotspots folgen einem Konzept, demgemĂ€ĂŸ die Agenturen FRONTEX, EASO, EUROPOL und EUROJUST vor Ort an Brennpunkten der Außengrenze untereinander und als â€șMigrationsmanagement-Unterstützerteamsâ€č mit lokalen und nationalen Behörden kollaborieren sollen in Italien und Griechenland. WĂ€hrend die externalisierte Grenzsicherung sowie die Kooperation mit Drittstaaten zu einer Entschleu­nigung und Verschlankung der Ströme der grenzĂŒberschreitenden MobilitĂ€t fĂŒhren sollen, folgt die Strategie der Hotspots der genau entgegengesetzten Bewegung: Die Konzentrati­on unterschiedlicher KrĂ€fte auf einen Punkt soll zu einer Beschleunigung der Verfahren bzw. zu einer schnelleren Sortierung der Ankommenden fĂŒhren; damit soll erreicht werden, dass die Brennpunkte zu Drehscheiben werden, wo AsylantrĂ€ge geprĂŒft, FlĂŒcht­linge auf andere EU-LĂ€nder verteilt, und Menschen ohne Asylgrund bzw. FlĂŒchtende und MigrantInnen mit wenig bis keiner so genannten Bleibeperspektive zĂŒgig, konsequent und nahe an der territorialen Grenze abgewiesen und rĂŒckgefĂŒhrt oder abgeschoben werden können. In meinem Vortrag werde ich mittels der Methode der â€șethnographischen Grenzregimeanalyseâ€č die ersten Ergebnisse aus meiner Feldforschung zur Implementie­rung des Hotspots-Ansatzes auf Lesbos und Chios prĂ€sentieren

    Zur Krise des europÀischen Grenzregimes: eine regimetheoretische AnnÀherung

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    EU‐LISA zwischen Lobbyismus und venture sciences. Konturen eines neuen Forschungsfeldes der empirischen Migrations‐ und Grenzregimeforschung

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    Der Beitrag exponiert methodologische Überlegungen und Probleme, die den (sicherheits-)industriell-politischen Komplex von Forschung und Entwicklung (FuE) in den Migration and Border Studies betreffen. Am Schnittpunkt von Migration and Border Studies und Science and Technology Studies skizziert der Beitrag eine Analytik der europĂ€ischen digitalen Grenzzone in ihrer Ko- Konstituierung mit performativen Praktiken und deren Austragungsorten, an denen das Ineinandergreifen von Technik, Wissen und Politik vorangetrieben wird. Hierbei wird der Begriff der venture science vorgeschlagen und entwickelt. Anschließend wird das Potential einer solchen Analytik am Beispiel der technischen und politischen Transformationen der europĂ€ischen Agentur EU-LISA demonstriert. EU-LISA between Lobbyism and Venture Sciences. Contours of a New Research Field in Empirical Migration and Border Regime Research The present contribution delineates methodological considerations and theoretical issues concerning the (security-)industrial-political complex of research and development (R&D) in Migration and Border Studies. At the intersection of Migration and Border Studies and Science and Technology Studies, the paper outlines how to analyze the European digital border zones in actu in its co-constitution with performative practices and sites that advance the intertwining of technology, knowledge and politics. Here, the notion of venture science is proposed and further developed. Subsequently, the potential of this analytics is demonstrated by the example of the technical and political transformations of the European agency EU-LISA

    Die verkörperte IdentitÀt der Migration und die Biometrie der Grenze

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    Zusammenfassung: Der folgende Beitrag handelt vom RĂŒckgriff auf den Körper an der Grenze und will einige der besonderen Problematiken skizzieren, die sich durch eine kontrollpolitisch begrĂŒndete Ontologie des Körpers und seine weitere Verarbeitung als datenbankgestĂŒtzte IdentitĂ€t im Kontext der europĂ€ischen Migrationspolitik ergeben. Er will damit einen Beitrag zur Politisierung der konstitutiven InstabilitĂ€t einer verkörperten IdentitĂ€t leisten, d. h. einer IdentitĂ€t und vor allem auch eines Körpers, wie sie – gewissermaßen gegen das somatische IdentitĂ€tskriterium, demgemĂ€ĂŸ „wir“ unser Körper „sind“ – von Feminist*innen wie etwa Elizabeth Grosz (1994) oder Niamh Stephenson und Dimitris Papadopoulos (2006) und, fĂŒr den Bereich der Surveillance Studies, etwa von Kirstie Ball (2005) postuliert wurde. Im ersten Teil des Textes greifen wir drei FĂ€lle auf. Sie haben sich infolge der FlĂŒchtlingsbewegungen nach Europa ab 2015 ereignet und sind ihrerseits – wie wir zeigen werden, ganz und gar nicht rational begrĂŒndet – zu Skandalen beschworen und anschließend als Argumente angefĂŒhrt worden, um sowohl fĂŒr die gesellschaftliche und politische Akzeptanz als auch fĂŒr die ZweckmĂ€ĂŸigkeit einer zunehmenden Daten-InteroperabilitĂ€t und einer Ausweitung der Geltungsbereiche zu werben, wie sie sich anhand der EURODAC-Novellierung erkennen lassen, die sich gegenwĂ€rtig vollzieht. Im zweiten Teil fassen wir den EURODAC-Recast zusammen – und skizzieren damit eine neue Entwicklungsphase der soziotechnischen Assemblage, durch die in den europĂ€ischen Entwicklungs- und Forschungseinrichtungen der biometrischen Identifikation und der Kontrolle der MobilitĂ€t eine verkörperte IdentitĂ€t der Migration produziert wird

    Turbulente RĂ€nder: Konturen eines neuen Migrationsregimes im SĂŒdosten Europas

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    This article reviews developments of a new migration regime in Europe. It argues against the concept of a 'Fortress Europe' by pointing to fields of conflict that current migration movements establish. By focussing on a recent field research of migrations movements in Southeast Europe it explores modes of transit and entrepreneurial migration, the transformation and implementation of asylum laws, and the manifold functions of camps in the context of a transformation of statehood in this region

    Mobile citizenship, states of exception and (non)border regimes in the pandemic and post-Covid19 Cyprus

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    This study examined the impact of the emergency measures on community relations, fundamental rights, and mobility rights during the Covid19 pandemic in de facto divided Cyprus. It explored states of exception, as well as solidarity aiming to counter those restrictions. Internal and external borders were mobilised to separate ‘us’ from ‘them’, shaped by the pandemic policies and media discourses via a hygiene emergency with suspension of rights, hitting severely the most vulnerable, often migrants and asylum-seekers. The hostile and securitised climate was generated by the political elites and the media and was built on the ‘Cypriot states of exception’ and colonial laws by extending old and generating new bordering processes. An illiberal policy frame towards migrants and asylum-seekers was manifested in form of a state exception of immobility, which affects the relations between the two communities, the division of Cyprus, peace-keeping and peace-making. Contra this hostile environment and given the welfare state crisis, acts for citizenship have generated praxis-based solidarity. Via digital networking, we observed processes of reorganisation of activism. This is prefiguring a potential for reassembling socialities, paving ways for social imaginaries of a mobile citizenship transcending old and new divisions of Cyprus and the world

    Homonationalismus und New Metropolitan Mainstream. Gentrifizierungsdynamiken zwischen sexuellen und postsÀkularen Politiken der Zugehörigkeit

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    In Zeiten von weltweiter TerrorismusbekĂ€mpfung und antimuslimischem Rassismus geraten die stĂ€dtischen RĂ€ume der sogenannten ethnischen Parallelgesellschaften zu Laboratorien einer neuen Kunst des Regierens der Migration als ‚bad diversity‘. Dabei nutzt der antimuslimische Diskurs seit einiger Zeit auch die Figur der ‚islamischen Homophobie‘, um migrantische Communitys als gefĂ€hrliche, antimoderne RĂ€ume zu othern. Der Artikel diskutiert am Beispiel des Hamburger Stadtteils St. Georg die Konzepte des Homonationalismus und des New Metropolitan Mainstream als zwei analytische ZugĂ€nge, um den rĂ€umlichen Aspekt homonormativer Politiken aufzugreifen sowie ihre Verstrickung mit integrations- und aufwertungsorientierten Interventionen auf lokaler Ebene

    Homonationalismus und New Metropolitan Mainstream. Gentrifizierungsdynamiken zwischen sexuellen und postsÀkularen Politiken der Zugehörigkeit

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    In Zeiten von weltweiter TerrorismusbekĂ€mpfung und antimuslimischem Rassismus geraten die stĂ€dtischen RĂ€ume der sogenannten ethnischen Parallelgesellschaften zu Laboratorien einer neuen Kunst des Regierens der Migration als ‚bad diversity‘. Dabei nutzt der antimuslimische Diskurs seit einiger Zeit auch die Figur der ‚islamischen Homophobie‘, um migrantische Communitys als gefĂ€hrliche, antimoderne RĂ€ume zu othern. Der Artikel diskutiert am Beispiel des Hamburger Stadtteils St. Georg die Konzepte des Homonationalismus und des New Metropolitan Mainstream als zwei analytische ZugĂ€nge, um den rĂ€umlichen Aspekt homonormativer Politiken aufzugreifen sowie ihre Verstrickung mit integrations- und aufwertungsorientierten Interventionen auf lokaler Ebene

    The autonomy of migration: The animals of undocumented mobility

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    The concept of becoming seeks to articulate a political practice in which social actors escape their normalized representations and reconstitute themselves in the course of participating and changing the conditions of their material existence. Becoming is not only a force against something but also a force which enables desire and escape. Every becoming is a transformation of multiplicity to another, write Deleuze & Guattari; every becoming radicalizes desire and creates new individuations, new affections, new diversifications. But, interestingly enough, the end of all becomings is not the proliferation of diversity and difference, it is its disappearance. Becoming imperceptible is the immanent end of all becomings, it is a process of becoming everybody/everything by eliminating the use of names to describe what exceeds the moment. We will show how migrants transform themselves and change constantly their practices and alliances in order to sustain their own subjective paths of mobility: the autonomy of migration! In this part we want to show that becoming becomes the rule when the spaces of existence cease to be pure and emerge as transit spaces of mobility. Becoming animal, becoming woman, becoming child is essential to mobility, and becoming mobile is essential to labour, and labour as their biopolitical sphere of activity is essential to the acceleration and multiplication of desire
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