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Musik in fremden Welten. Reiseerfahrungen deutschsprachiger Frauen im 19. Jahrhundert
Untersuchungsgegenstand des Artikels sind Beobachtungen und Beurteilungen weiblicher Reisender des 19. Jahrhunderts ĂŒber Musik, die sie in anderen LĂ€ndern hörten und die ihnen befremdlich vorkam. FĂŒr diese etwas ausgefallen klingende Thematik â Musikbeschreibungen sind eher selten zu lesen â gibt es GrĂŒnde: Gesang und Instrumentalspiel waren Bestandteile höherer MĂ€dchenbildung, Frauen wurde von der Literaturkritik folglich ein Urteil auf diesem Gebiet zugestanden. Mehr noch: Die öffentliche Meinung billigte Schriftstellerinnen nicht nur spontane, emotionsbetonte Urteile zu, sie forderte geradezu IrrationalitĂ€t als weibliches Charakteristikum ein. Die Kulturforschung hat also ein vielversprechendes Feld vor sich.
Es fĂ€llt auf, dass das GefĂŒhl von AlteritĂ€t nicht auf das Erlebnis von Exotik beschrĂ€nkt ist, sondern schon bei Musik einer anderen Konfession oder eines anderen europĂ€ischen Landes auftreten kann. Die Schriften von Friederike Brun, Ida Hahn-Hahn und Louise MĂŒhlbach, die hauptsĂ€chlich untersucht wurden, kamen zu recht absprechenden und sehr persönlich gefĂ€rbten Urteilen. Fremd wurde nicht etwa als ungewohnt zunĂ€chst abwartend und vorsichtig beurteilt, sondern als negativ empfunden und mit negativ besetzten Assoziationen verknĂŒpft. ErgĂ€nzend oder alternativ kann das Urteil, das Fremde sei zurĂŒckgeblieben, hinzutreten. Da Frauen sich hĂŒteten, sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu berufen, fiktionalisierte Louise MĂŒhlbach ihr Wissen ĂŒber Ă€gyptische Instrumente, BerufssĂ€ngerinnen und Liedtexte als selbsterworben, obgleich es nachweislich angelesen war. Deutsche Schriftstellerinnen waren bemĂŒht, dem Publikum jene spontanen Urteile und âungeschminktenâ Darstellungen zu bieten, die es erwartete. Dass dies zu Fehlgriffen fĂŒhrte, wurde bereits im 19. Jahrhundert von einzelnen Wissenschaftlern scharf kritisiert und kann uns heute peinlich vorkommen, ist aber â auch â Ergebnis von generell herrschenden geschlechtsspezifischen Festlegungen
Martin Mosebach, Mogador. Roman. Rowohlt, Reinbek 2016, 367 S., ⏠22,95.
Kein Abstract verfĂŒgbar
Martin Opitzâ "New Yearâs Gift with Songâ
At the turn of the year 1623/24, Martin Opitz published a song of praise honouring Christâs birth in German Alexandrine verse: Lobgesang Uber den Frewdenreichen Geburtstag Unseres Herren und Heilandes Jesu Christi [Song of praise about the joyous birthday of our Lord and Saviour Jesus Christ]. This example of erudition is also very personal: The author speaks about his troubles during the gruesome Thirty Years War. It concludes with a Latin Sapphic ode petitioning for absolution and peace. Scholars have never appreciated the odeâs function: It derives its full meaning from the intended melody, which was well-known to the dedicatee.
Amazingly, many poets copied Opitz in writing epic-dramatic poems including song(s) to honour friends or superiors with a New Yearâs dedication; they imitated his motifs and even his title by way of âaemulatioâ. When Opitzâ tendency towards dramatic representation and visualisation is enhanced, we find the work comes close to another musical epic-dramatic genre, the actus. We encounter this in several academic communities, its finest example being a hardly known musical composition by Johann RosenmĂŒller to words by Johann Ziegler.Non UBCUnreviewedFacult