38 research outputs found

    Hirnforschung, Sprache und Recht

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    Der Streit um die Legitimation des Strafrechts ist von Neurowissenschaftlern vor einigen Jahren neu entfacht worden und das Interesse in der Öffentlichkeit an seiner Klärung hat seither nicht nachgelassen. Während in der Philosophie eine breite Diskussion um den Verantwortungs­begriff angeregt wurde, bleibt sie im Strafrecht eher verhalten. Die philosophischen Thesen lassen dabei zumeist spezifische Gesichtspunkte des Rechts außer Acht. Das wird indes vonseiten der Juristen nur den Neurowissenschaftlern vorgehalten. Gegen sie wird immer wieder ein vermeintlich schlagendes Argument ins Feld geführt: Die normative Erklärungsebene sei ganz einfach autonom und bleibe deshalb durch die Erfahrungssätze der empirischen Wissenschaften unangetastet. Das Folgende ist ein Versuch, allen Seiten in diesem Streit so gut es geht gerecht zu werden. Der Schwerpunkt meines Beitrags liegt natürlich beim strafrechtlichen Schuldbegriff. Es sollen aber auch einige Missverständnisse mit Blick auf die »Perspektive der Neurowissenschaft« und ihrer Konsequenz für das Recht ausgeräumt werden

    Retrospective Preventive Detention in Germany: A Comment on the ECHR Decision Haidn v. Germany of 13 January 2011

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    In four judgements of 13 January 2011 the European Court of Human Rights (ECHR) in Strasbourg returned to the issues raised in its earlier jurisprudence regarding preventive detention ("Sicherungsverwahrung") under German criminal law. In its decision of 17 December 2009, M. v. Germany (ECHR, 5 th Section, App. no. 19359/04), the Court had held that the German Criminal Law's retroactive extension of confinement in preventive detention failed to meet the requirement of lawful detention "after conviction" under Art. 5 § 1 (a) of the Convention for the Protection of Human Rights and Fundamental Freedoms (hereinafter "the Convention"), and violates the prohibition of retroactivity (Art. 7 § 1 of the Convention). In its most recent decisions, the Court confirmed this earlier judgement in three cases (ECHR, judgement of 13 January 2011, 5 th Section, App. nos. 17792/07 (Kallweit v. Germany) , 20008/07 (Mautes v. Germany) , 27360/04 and 42225/07 (Schummer v. Germany) . The applicants, Kallweit, Mautes and Schummer, were convicted before 1998. Their conviction included a specific prison time and subsequent preventive detention, which was limited by law ten years at the time of their conviction. So, after they served their sentence, they retained in preventive detention, which basically means they stayed in prison under similar conditions. However, they had not been released from preventive detention after ten years, but were retained with an unlimited duration under a Federal Act conceived to fight sex offences and other severe criminality that abolished the 10-year restriction of preventive detention in 1998. As in M. v. Germany the ECHR found a violation of the Convention by the retroactive extension of the applicants' placement in preventive detention, awarded a total of 125.000 EUR of compensation to the applicants, and criticised that the German administration and courts disrespected the concerned prisoner's rights of liberty guaranteed under the Convention. The German Government tries to avoid the affected release of approximately 100 potentially dangerous prisoners, and has therefore only partly transferred the Court's judgement M. v. Germany into the German Law. This leaves the problem of how to deal with the situation to the German Courts and has led to a highly arbitrary legal situation that we will return to after a closer look on the fourth applicant's case. In the case Haidn v. Germany ( Judgement of 13 January 2011. 5 th Section, App. no. 6587/04) the ECHR extended its judgement by finding that retrospective preventive detention ("nachträgliche Sicherungsverwahrung") does not meet the requirements of Art. 5 § 1 (a) of the Convention either, and that detention under a corresponding law therefore as well violates the prisoner's right of liberty and freedom. Retrospective preventive detention (Article 66b of the German Criminal Code) enables courts to subject adult prisoners to preventive detention after their sentence served with no prior notification in trial and without any further conviction, if new evidence regarding the dangerousness of the prisoner becomes available during the prison term that is seen to support an extension of the detention. Since the facts of Haidn's case quite well bring into light the legislators' and courts' handling of sex-offenders in Germany in the recent years, it seems worse mentioning them in more detail

    Behandlungsabbruch als Tötung auf Verlangen? Offene Rechtsfragen des Behandlungsabbruchs am Beispiel des Herzschrittmachers eines urteilsfähigen Patienten

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    Der Beitrag geht der Frage nach, in welchen Fällen die Deaktivierung eines Herzschrittmachers durch einen Arzt ein rechtmässiger und sogar verpflichtender Behandlungsabbruch ist und welchen sie eine verbotene Tötung auf Verlangen darstellt. Die Lösung erschliesst sich weder aus der Art der lebenserhaltenden Apparatur noch aus der Weise der Lebensbeendigung. Vielmehr gibt das Gesetz die Grenze zur strafbaren Tötung vor, wenn Bedeutung und Reichweite des Autonomieschutzes bei dessen Auslegung berücksichtigt werden

    Wider das Faustrecht

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    Patientenwille und Lebensschutz – Klärungsversuch in einer unwegsamen Debatte

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    Der Beitrag geht der Frage nach, warum der Zwölfte Zivilsenat in seinem jüngsten Beschluss vom 6.7.2016 unerwartet hohe Anforderungen an die Konkretisierung einer Patientenverfügung stellt, um eine Behandlung abzubrechen. Dazu werden die Anforderungen an den Patientenwillen anhand der verschiedenen Optionen des § 1901a BGB in Relation zum strafrechtlichen Lebensschutz Einwilligungsfähiger gesetzt. Es zeigt sich, dass die betreuungsrechtlichen Regelungen den Interpretationen und Mutmaßungen Dritter zu viel Raum lassen, um dem verfassungsrechtlich verankerten Recht auf Leben zu genügen. Für ansprechbare Patienten wie im jüngsten Beschluss des BGH bedarf es deshalb eines besseren Schutzes. Im Fall irreversibel bewusstloser Patienten wie im Fall Putz gibt es dagegen gute Gründe, grundsätzlich auf eine Weiterbehandlung zu verzichten

    Wer den Pfennig nicht ehrt…, Hausarbeit im Strafrecht für Fortgeschrittene.

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    Die Bedeutung der Neurowissenschaften für das Konzept verantwortlicher Urheberschaft

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    Die mit dem neuen Millennium begonnene Auseinandersetzung über die Bedeutung der Neurowissenschaften für das Recht wird meist mit der (Un‐)Freiheitsdebatte im Strafrecht hundert Jahre zuvor verglichen und zum Teil als schon damals abschließend diskutiert betrachtet (Stuckenberg 2009, S. 12, 16). Seither hat es in der Rechtslehre jedoch diverse Diskussionen gegeben, Handlung, Vorsatz und Schuld als zentrale Elemente der Zurechnung anders zu verstehen als noch um das Jahr 1900

    Die Anordnung der Sicherungsverwahrung im Rahmen der Verfahrenswiederaufnahme nach rechtskräftiger Verurteilung. Zugleich eine Besprechung des Urteils des Bundesgerichts der Schweiz 6B_896/2014 vom 16. Dezember 2015 unter völkerrechtlichen Gesichtspunkten

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    Rückwirkende Anordnungen und nachträgliche Verlängerungen der Sicherungsverwahrung in Deutschland wurden vom EGMR wegen Verstoßes gegen Art. 5 Abs. 1 S. 2 lit. a EMRK als völkerrechtswidrig beanstandet, weil sie keinen hinreichenden Zusammenhang mit dem Schuldurteil aufweisen. In der Schweiz wurde mit Bundesgesetz vom 24. März 2006 eine andere rechtliche Möglichkeit geschaffen, befristete Freiheitsstrafen „flexibel“ zu gestalten. Eine potentiell unbefristete Sicherungsverwahrung für vermeintlich besonders gefährliche Straftäter soll danach im Rahmen eines Wiederaufnahmeverfahrens angeordnet werden können. Darauf gestützt, hat das Bundesgericht der Schweiz am 16. Dezember 2015 die Anordnung einer potentiell unbefristeten Sicherungsverwahrung nach 20-jährigem Haftvollzug für völkerrechtskonform befunden. Nach Einschätzung des Gerichts wird „die nachträgliche Verwahrung […] Teil des ursprünglichen Urteils und steht damit in hinreichendem Zusammenhang mit der darin enthaltenen strafrechtlichen Verurteilung.“ Das allein wäre Anlass genug für eine kritische Würdigung. Hinzu kommt jedoch, dass es zum Zeitpunkt der streitgegenständlichen Verurteilung vor über 20 Jahren weder eine explizite Regelung zur nachträglichen Anordnung der Verwahrung im Strafgesetzbuch der Schweiz (SchwStGB) gegeben hat noch die heutige bundesrechtliche Vorschrift zur Wiederaufnahme eines Verfahrens zu Lasten eines Verurteilten in der schweizerischen Strafprozessordnung (SchwStPO). Vor diesem Hintergrund erscheint die Beachtung internationaler Rechtsprinzipien wie des Rückwirkungs- und Doppelbestrafungsverbots, die sich sowohl im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR, dort Art. 15 Abs. 1 und Art. 14 Abs. 7) als auch in der EMRK (dort Art. 7 Abs. 1 und Art. 4 Abs. 1 des Zusatzprotokolls Nr. 7) finden, besonders zweifelhaft und entsprechend diskussionswürdig

    Incompatible Contrasts? – Preventive Detention in Germany and the European Convention on Human Rights

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    In Germany preventive detention is nowadays understood as an indeterminate, potentially life-long confinement, which extends the convicted offender’s confinement beyond his or her regularly served prison sentence. The underlying argument here is the assumption, based on the severity of the committed crime, that the previous offender is likely to re-offend, once released. Mostly, this argument is applied to instances of violent or sexual crimes; however, nonviolent crime against property and legal estate may also lead to preventive detention in Germany. Such individuals will only receive parole if they can sufficiently demonstrate that they no longer pose a threat to the community – a demand very hard to meet, since these inmates are usually excluded from any efforts of social reintegration. Preventive detention has not at all times been an indeterminate confinement, but in recent years, in Germany considerable changes, aimed at a rather uncompromising policy of locking away presumably dangerous delinquents, have been made in the criminal law system, one of them being the abolishment of the restriction in time through a reform of the governing law in 1998. In a seminal decision of 17 December 2009, the European Court of Human Rights (ECHR) in Strasbourg took issue with the German regulation and found that preventive detention as practiced in Germany “is to be qualified as a ‘penalty’” and not simply as a measure of correction and prevention ( M. v. Germany , judgement of 17 December 2009. 5 th Section, App. no. 19359/04, p. 27, para. 133). Hence, a basic principle of penal justice was breached by the new law of 1998 mandating the retroactive application of the rule of unlimited detention against presumably dangerous delinquents for reasons of public security. This pertains to the discharge of at least 80 prison inmates subject to preventive detention before 1998 when this measure had still been restricted to an ultimate duration of ten years. Since the appeal of Germany against this judgement was immediately refused by the court on 11 May 2010, the legal situation has become quite promising for preventive detention inmates – and a worry to legislators, police and the general public. This article will give an overview of the idea and history of origins of preventive detention and the legal changes in the German Criminal Code that underlie the decision of the ECHR. It will attempt an outlook by considering the prospective outcome of future law suits against German legal statutes relating to preventive detention, and will also describe the present situation and current legal recommendations, including the much-discussed alternative of detention in psychiatric wards. The article will close with a brief comparative look at the related legal problems arising in countries with a criminal law which is based on the establishment of personal guilt of the offender while facing public pressure to detain persons for protective reasons

    El juego lingüístico de la culpabilidad.

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