19 research outputs found
Ganztagserziehung im deutsch-deutschen Vergleich
UnterstĂŒtzt von den Medien fordern zwar gegenwĂ€rtig Politiker aller Parteien mehr Ganztagsangebote in KindergĂ€rten, Vor- und Grundschulen, dennoch werden in Deutschland immer noch hĂ€ufiger als in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern Vorbehalte gegen eine Ganztagserziehung geĂ€uĂert. Der von der rot-grĂŒnen Bundesregierung 2003 angekĂŒndete Ausbau der Ganztagsschule endete nicht zuletzt deshalb auf der LĂ€nderebene in halbherzigen Reformversuchen. Wieso waren und sind die Vorbehalte gegen eine Ganztagserziehung in Kindergarten und Schule so stark ausgeprĂ€gt? Was hat dazu gefĂŒhrt, dass Deutschland hinsichtlich des ganztĂ€gigen Erziehungsangebots nach wie vor zu den Schlusslichtern der EU gehört? Die Autorinnen gehen in Beantwortung dieser Fragen davon aus, dass die 'Sonderentwicklung' in der Bundesrepublik nur im Vergleich mit der DDR verstanden werden kann. Sie zeigen in ihrem Beitrag, dass beide Staaten hinsichtlich ihrer Zeitpolitik im Erziehungs- und Bildungswesen durch ein spannungsreiches VerhĂ€ltnis von Abgrenzung und Verflechtung verbunden waren. Familie und Erziehung fungierten nach 1945 als zentrale Merkmale der Systemdifferenz, was ein zentraler Grund fĂŒr die ausgeprĂ€gte ideologische Ăberformung der Debatten ĂŒber die Ganztagsschulerziehung war, der einer pragmatischen Reform in der Bundesrepublik fĂŒr lange Zeit im Wege stand. (ICI2
Historische Bildungsforschung im (post-)digitalen Zeitalter. Das Angebot bildungsgeschichte.de
Die Autorinnen erlÀutern die Entstehung, die Zielsetzung und den Nutzen der Internetseite bildungsgeschichte.de. Dort können TextbeitrÀge veröffentlicht werden, die in Form von Data Papers digitale BestÀnde mit bildungshistorischer Relevanz erlÀutern sowie als bildungshistorische Kolumnen auf eine öffentlichkeitswirksame Platzierung von Themen und Forschungsergebnissen abzielen. (DIPF/Orig.
Ganztagserziehung in der DDR. "Tagesschule" und Hort in den Politiken und Diskursen der 1950er- bis 1970er-Jahre
Der vorliegende Beitrag untersucht, wie ganztĂ€gige Bildung und Erziehung in der DDR zum gesellschaftlichen Normalfall wurde. Warum wurde Ganztagserziehung seit den spĂ€ten 1950er-Jahren ein zentrales Thema der DDR-Bildungspolitik? Welche Faktoren - politische und ideologische Intentionen ebenso wie ökonomische und gesellschaftliche Notwendigkeiten - schufen eine die EinfĂŒhrung von Ganztagserziehung begĂŒnstigende Konstellation? Und schlieĂlich, warum setzte sich statt der ursprĂŒnglich propagierten Tagesschule die Halbtagsschule mit Hort als Form der Ganztagserziehung durch? Im Folgenden liegt der Fokus zunĂ€chst auf der kurzen Zeitspanne der spĂ€ten 1950er- und frĂŒhen 1960er-Jahre, die fĂŒr die Ganztagsschuldebatte der DDR einen einmaligen Höhepunkt bildet. In einem ersten Schritt soll die spezifische historische Konstellation 1958-1960, welche zur EinfĂŒhrung von Ganztagserziehung fĂŒhrte, rekonstruiert und dabei Dimensionen wie Gesellschaft, Arbeitsmarkt, Bildung berĂŒcksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund richtet sich der Blick zweitens auf die zeitgleichen Politiken und Debatten ĂŒber das Experiment der so genannten Tagesschule. Drittens schlieĂlich wird die Etablierung von ganztĂ€giger Bildung und Erziehung mit einer breiteren zeitlichen Perspektive in die 1960er- und 1970er Jahre eingeordnet. (DIPF/Orig.
Zwischen Realisierung und Verhinderung: Ganztagsschulen in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er bis 1980er Jahren - Historische Fallstudien
Die Bundesrepublik Deutschland gehört zu den wenigen LĂ€ndern in Europa, die jahrzehntelang beharrlich am Halbtagsmodell im öffentlichen Bildungs- und Erziehungswesen festhielten â im Gegensatz zu den meisten anderen westeuropĂ€ischen Staaten, wo die gebundene Ganztagsschule seit langem der Normalfall ist. Die Probleme und Vorbehalte, die einer breiten Realisierung der Ganztagsschule in der Bundesrepublik im Wege standen und teilweise noch stehen, sind langfristig historisch fundiert. Das vom Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung finanzierte Forschungsprojekt âZwischen Realisierung und Verhinderung â Ganztagsschulen in der Bundesrepublik Deutschland in den 1960 bis 1980er Jahren â Historische Fallstudienâ möchte zur KlĂ€rung der Frage beitragen, warum die Ganztagsschule so lange auf politische und kulturelle WiderstĂ€nde gestoĂen ist und wie es dennoch in EinzelfĂ€llen gelang, Ganztagsschulen erfolgreich zu realisieren. Die Kenntnis der historisch gewachsenen Problemlagen im Bereich Ganztagsschule wie auch der konkreten Erfahrungen der ersten GrĂŒndungsphase seit der Bildungsreform der 1960er Jahre kann fĂŒr die gegenwĂ€rtig stattfindende EinfĂŒhrung von schulischen Ganztagsangeboten fruchtbar gemacht werden. (DIPF/Orig.
Philipp Eigenmann: Migration macht Schule. Bildung und Berufsqualifikation von und fĂŒr Italienerinnen und Italiener in ZĂŒrich, 1960-1980. Historische Bildungsforschung. Band 3. ZĂŒrich: Chronos Verlag 2017 (328 S.) [Rezension]
Rezension von: Philipp Eigenmann: Migration macht Schule. Bildung und Berufsqualifikation von und fĂŒr Italienerinnen und Italiener in ZĂŒrich, 1960-1980. Historische Bildungsforschung. Band 3. ZĂŒrich: Chronos Verlag 2017 (328 S.; ISBN 978-3-0340-1381-9; 48,00 EUR)
Von der Leistungs- zur WohlfĂŒhlschule? Die Gesamtschule als Gegenstand gesellschaftlicher Debatten und pĂ€dagogischer Wissensproduktion in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren
Der Beitrag untersucht am Beispiel der westdeutschen Gesamtschule die Frage, inwiefern sich in den 1970er und 1980er Jahren die normative Vorstellung von der Schule als einem Ort, an dem sich SchĂŒlerInnen und LehrerInnen wohlfĂŒhlen, durchsetzen konnte. Die These der Etablierung eines solchen WohlfĂŒhl-Paradigmas im Schulwesen wird fĂŒr die Semantiken und WissensbestĂ€nde im Kontext Gesamtschule auf drei Ebenen entfaltet. Erstens, wird gezeigt, dass die öffentlichen Debatten ĂŒber Schulreform und Schulkritik auch ĂŒber Kategorien des Wohlbefindens ausgetragen wurden. Zweitens, zeigt der Beitrag, dass affektiv-emotionale Aspekte in der expandierenden empirischen Schulforschung eine zentrale Rolle spielten. Drittens, wird die Ebene der Schulpraxis am Beispiel der Konzepte von "sozialem Lernen" und "Lehrerangst" rekonstruiert, die stark am subjektiven Befinden von LehrkrĂ€ften und SchĂŒlerInnen ansetzten. (DIPF/Orig.)Using the example of the West German comprehensive school, the article explores how the normative concept of school, as a place where students and teachers feel comfortable, could become widely accepted in the 1970s and 1980s. Based on the semantics and knowledge of the comprehensive school, the thesis of the establishment of a paradigm of well-being at school is developed on three levels: firstly, the public debates on school reform and school critics implied categories of well-being; secondly, the article shows the key roles of affective and emotional aspects of the expanding empirical school research of the era; thirdly, the level of school practice is reconstructed using, for example, the concepts of "social learning" and "teachers\u27 fear", which both related to the subjective well-being of teachers and students. (DIPF/Orig.
Collecting and Disseminating Knowledge of Elementary School Teachers. The German School Museum or the German Teachersâ Library in Berlin 1876â1914
The article examines the book collection of the German School Museum (since 1908 German Teachersâ Library) on the one hand according to its âcontentâ and on the other hand according to its social and cultural functionality for the elementary school teachers organized in the Berlin Teachersâ Association. How did the collections contribute to the socio- cultural self-assertion and professional identity of elementary school teachers in the German Empire? How and with what profile was the German Teachersâ Library able to establish itself as an actor in the field of pedagogical knowledge around 1900, i.e. in the years when the need for knowledge for the âVolksschuleâ changed profoundly due to rapid social and economic-technological modernization
Travail, migration et genre : les travailleuses immigrĂ©es en RĂ©publique fĂ©dĂ©rale dâAllemagne (1960-1973)
LâĂ©vocation des travailleurs immigrĂ©s (Gastarbeiter, dont la traduction littĂ©rale serait « travailleurs-hĂŽtes » ou « travailleurs invitĂ©s ») suscite gĂ©nĂ©ralement les mĂȘmes reprĂ©sentations : lâimage la plus connue, devenue pour ainsi dire lâarchĂ©type du travailleur immigrĂ© est certainement la photographie du millioniĂšme travailleur immigrĂ©, Armando Sa Rodrigues. Le jeune charpentier venu du Portugal reçut Ă son arrivĂ©e en gare de Cologne-Deutz un accueil solennel, orchestrĂ© par la ConfĂ©dĂ©ratio..
The development and execution of the \u27comprehensive school studies\u27 in the 1970s: an interview with Helmut Fend
Mitte der 1970er Jahre entstand an der UniversitĂ€t Konstanz unter Leitung von Helmut Fend die damals gröĂte Untersuchung ĂŒber Effekte des "Schulsystems" auf Leistung, soziale Förderung und Schulklima, mit der die neue Schulform Gesamtschule dem traditionellen dreigliedrigen Schulsystem gegenĂŒbergestellt wurde. Diese von mehreren Kultusministerien initiierten Studien sind nicht nur als Auftragsforschung zu lesen, die den virulenten Gesamtschulstreit in der Bundesrepublik befrieden sollte, sondern im Rahmen einer expandierenden Erziehungswissenschaft auch wissenschafts- und wissensgeschichtlich zu deuten, denn sie schufen durch umfangreiche Datenerhebungen ein neues, von der Bildungspolitik und Bildungsverwaltung nachgefragtes "empirisches" Wissen ĂŒber die Wirkungen von Schule etwa auf Leistung und die Bedeutung sozialer Herkunft fĂŒr den Schulerfolg. Um die Daten der "Fend-Studien" aus den 1970er Jahren fĂŒr historiographische Aussagen ĂŒber Schulen und herrschende Schulkulturen nutzen zu können, bedarf es einer Rekonstruktion ihres historischen Entstehungskontextes. Hierzu soll in einem ersten Schritt das im Folgenden auszugsweise abgedruckte Zeitzeugen-Interview mit Helmut Fend dienen. Der Beitrag kombiniert ausgewĂ€hlte InterviewauszĂŒge mit einer jeweils kurzen historischen Kommentierung und trĂ€gt auf diese Weise zu einer Kontextualisierung des erhobenen Datenmaterials bei, etwa hinsichtlich der wissenschaftsbiografischen PrĂ€gungen und Erkenntnisinteressen von Fend und seiner Forschergruppe, der theoretischen BezĂŒge, der praktischen Schwierigkeiten der Datenerhebung "im Feld" und der methodischen Möglichkeiten der zeitgenössischen EDV. (DIPF/Orig.)In the mid-1970s, the University of Constance launched the biggest assessment of school system effects of the time, chaired by Helmut Fend, focusing on achievement, social intervention and school climate. The project aimed to compare the traditional three-tiered school system with newly established comprehensive schools. Several federal ministries respectively initiated studies. These studies should not only be interpreted as a research commission that was meant to appease the virulent contest surrounding comprehensive schools in the Federal Republic of Germany. Within the context of expanding educational science, the studies can be scientifically and historically interpreted. Comprehensive data was collected and a new empirical knowledge base emerged revealing school effects on achievement and social background for student success. Data from the "Fend study" from the 1970s can be used to gain historiographical information on schools and predominant school climates if the historical context of the data collection is reconstructed. A witness interview with Helmut Fend serves this purpose in a first step. This contribution combines selected extracts from an interview with a brief historical note and thus contributes to a contextualisation of the assessed data material, e. g. with regard to the science background and research interests of Fend and his group, as well as theoretical points of reference, practical implications of data assessment "in the field" and electronic data processing possibilities at the time. (DIPF/Orig.