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    Die Ă€gyptische Muslimbruderschaft zwei Jahre nach der Amtsenthebung PrĂ€sident Mursis: GenerationsumbrĂŒche und Strategiedebatten (Stand: September 2015)

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    Die vierjĂ€hrige Transformationsphase nach dem Sturz des Ă€gyptischen PrĂ€sidenten Mubarak erlebte den schnellen Aufstieg und ebenso rasanten Fall der Ă€gyptischen Muslimbruderschaft. Aus den ersten Ende 2011 abgehaltenen freien Parlamentswahlen ging die von ihr gegrĂŒndete Freedom and Justice Party (FJP) mit 37% der Stimmen als stĂ€rkste Kraft hervor. Auch die Senatswahlen im darauffolgenden Jahr konnte die FJP fĂŒr sich entscheiden. Bei der PrĂ€sidentschaftswahl im Juni 2012 erlangte mit Muhammed Mursi erstmals ein Muslimbruder in einem arabischen Land das höchste Staatsamt. Die 1928 gegrĂŒndete Muslimbruderschaft war stĂ€rker als jede andere Kraft in der Ă€gyptischen Gesellschaft verwurzelt und verfĂŒgte ĂŒber ein breites Netz sozialer Institutionen. WĂ€hrend andere Parteien ĂŒberwiegend in den großen urbanen Zentren aktiv waren, waren die MuslimbrĂŒder unter allen Schichten und in allen geographischen Regionen prĂ€sent

    Ennahda und ihr VerhÀltnis zur Zivilgesellschaft : SelbstverstÀndnis und Praxis

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    Zivilgesellschaft in Tunesien wird meist mit laizistischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) assoziiert. Dabei wird jedoch ĂŒbersehen, dass sich nach dem Sturz Ben Alis auch Ennahda-AnhĂ€nger in zivilgesellschaftlichen Bewegungen engagieren und im Umfeld von Ennahda ein zivilgesellschaftliches Netzwerk entstanden ist. Ennahda rĂ€umt der Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle bei der Gestaltung demokratischer Strukturen sowie als zivile Kontrollmacht der Verfassungsorgane ein. WĂ€hrend des Verfassungsprozesses initiierten Abgeordnete von Ennahda einen intensiven Dialog zwischen der Verfassungsgebenden Versammlung (AssemblĂ©e National Constitutionelle/ANC) und der tunesischen Zivilgesellschaft, dessen Ergebnisse in die Endfassung der Verfassung einflossen. Damit sollte die Akzeptanz und WertschĂ€tzung der Verfassung als GrĂŒndungsdokument des neuen Tunesiens gestĂ€rkt werden. In der PrĂ€ambel der Verfassung wird Tunesien als „partizipative Demokratie“ definiert. Dadurch soll auch in Zukunft der Zivilgesellschaft eine Beteiligung an staatlicher Beschlussfassung garantiert werden. Der GrĂŒnder und Vorsitzende von Ennahda, Rachid al-Ghannouchi, hatte schon zu Beginn der 1990er Jahre eine KompatibilitĂ€t des modernen Konzeptes der Zivilgesellschaft und islamischen Gesellschaftsmodellen postuliert. Ennahda war jedoch nach dem Sturz des Ben-Ali-Regimes trotz der politischen Wahlgewinne in der Zivilgesellschaft nur schwach vertreten. Hier dominierten zunĂ€chst sĂ€kulare KrĂ€fte, da Mitglieder von Ennahda unter Ben Ali aus Funktionen in Massenorganisationen entfernt wurden. Moscheen und religiöse Organisationen waren strikter Regierungskontrolle unterstellt. Nach der Revolution begannen jedoch auch Ennahda-Mitglieder NGOs zu grĂŒnden, die zu Menschen- und Frauenrechten und Fragen der Transitional Justice arbeiten oder sich in der Kultur- und Entwicklungspolitik engagieren. Diese NGOs haben sich inzwischen zu einem Netzwerk, dem PĂŽle Civile pour le DĂ©veloppement et pour les Droits d L’Homme, zusammengeschlossen, das formal und politisch unabhĂ€ngig von der Partei agiert. Auch in den Massenorganisationen hat Ennahda versucht Positionen wiederzugewinnen, die sie zum Teil in den 1980er Jahren innehatte. So stellen Ennahda-Mitglieder die Mehrheit des Vorstandes des Landwirtverbandes Union de l’Agriculture et de la PĂȘche (UTAP). Studenten von Ennahda haben sich fĂŒr die Wiederbelebung der in den 1990er Jahren verbotenen Union GĂ©nĂ©rale Tunisienne des Étudiants (UGTE) beteiligt, die inzwischen der grĂ¶ĂŸte Studentenverband Tunesiens ist. Traditionelle Arbeitsfelder islamistischer Bewegungen, wie die Da’wa (islamische Mission und Erziehung) oder die GrĂŒndung karikativ tĂ€tiger Zakat-Komitees spielen nur eine untergeordnete Rolle in der zivilgesellschaftlichen Strategie von Ennahda. Die ParteifĂŒhrung will dem Vorwurf vorbeugen, sie versuche die Religion zu instrumentalisieren. Der RĂŒckzug von Ennahda aus der Dawa hat allerdings dazu beigetragen, dass dieses Vakuum zunehmend von salafistischen Gruppen gefĂŒllt wird

    Die Muslimbruderschaft ein Jahr nach der Amtsenthebung PrÀsident Mursis: Positionen und Strategien (Stand: Juni 2014)

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    Die Ă€gyptische Muslimbruderschaft steht seit der Amtsabsetzung PrĂ€sident Mursis am 3. Juli 2013 vor der grĂ¶ĂŸten Herausforderung in ihrer mehr als 80-jĂ€hrigen Geschichte. Das neue Ă€gyptische Regime ist entschlossen, die Organisation von der politischen Landkarte des Landes zu tilgen. Die MuslimbrĂŒder und ihre Ableger wurden verboten und zur terroristischen Organisation erklĂ€rt. Große Teile der FĂŒhrungsriege und die meisten lokalen Kader sitzen im GefĂ€ngnis, agieren im Untergrund oder sind im Exil. Die Kommunikation mit Mitgliedern und Sympathisanten ĂŒber eine gemeinsame Strategie ist dadurch erschwert. Die Möglichkeit alternative Strukturen zu entwickeln, die potentielle UnterstĂŒtzer oder Sympathisanten der Bewegung davon ĂŒberzeugen können, dass die Opposition ein mögliches Machtvakuum im Fall eines RĂŒckzuges des MilitĂ€rs fĂŒllen kann, ist ebenfalls nicht mehr gegeben

    Die Muslimbruderschaft und der Widerstand gegen eine dynastische Erbfolge in Ägypten

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    In Ägypten werden hinter den Kulissen die Weichen fĂŒr eine Erbfolge durch Gamal Mubarak gestellt. Die grĂ¶ĂŸte Herausforderung fĂŒr den Sohn des amtierenden PrĂ€sidenten sind die MuslimbrĂŒder, die bei den letzten Wahlen 2005 einen ĂŒberraschenden Erfolg erzielten. Seitdem versuchen die MuslimbrĂŒder sich als politische Kraft zu profilieren. Anhand des Entwurfs eines Parteiprogramms, den die MuslimbrĂŒder im SpĂ€tsommer 2007 der Ă€gyptischen Öffentlichkeit vorgelegthaben, werden die wichtigsten Positionen der Organisationzum politischen System und zur Frauen-, Wirtschafts- und Außenpolitik vorgestellt. (GIGA

    Das Àgyptische Exilparlament: Struktur, Ziele, LegitimitÀt (Stand: April 2015)

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    Am 20.Dezember 2014 konstituierte sich in Istanbul ein Ă€gyptisches Exilparlament. Ihm gehören Mitglieder des Ende 2011 gewĂ€hlten Parlaments (Volksrat/arab.: majlis al-shaab) und dem 2012 gewĂ€hlten Senat (Konsultativrat/arabisch: majlis al-shura) an. Das Parlament wurde nur sechs Monate nach seiner Wahl im Juni 2012 durch einen Beschluss des Obersten Verfassungsgerichtes (Supreme Constitutional Council/SCC) fĂŒr verfassungswidrig erklĂ€rt. Der Senat wurde 2013 nach der Machtergreifung des Supreme Council of Armed Forces (SCAF) von dem von den MilitĂ€rs bestellten ÜbergangsprĂ€sidenten Adly Mansour aufgelöst. Das Exilparlament erkennt diese Maßnahmen nicht an. Es spricht dem amtierenden Ă€gyptischem PrĂ€sidenten Abdel Fattah al-Sissi und der von ihm eingesetzten Regierung die LegitimitĂ€t ab, da sein Regime durch einen MilitĂ€rputsch gegen die legitimen Staatsorgane an die Macht gekommen sei. Das Exilparlament stellt sich in die KontinuitĂ€t der Revolution vom 25. Januar 2011 und fĂŒhlt sich deren Zielen – Freiheit, MenschenwĂŒrde und soziale Gerechtigkeit – verpflichtet. Es sieht in den Wahlen von 2011 und 2012 und der Erarbeitung der Verfassung von 2012 erste Schritte eines demokratischen Neuanfangs

    Die Internationale Organisation der Muslimbruderschaft und ihr Ableger in Deutschland (Stand: Juni 2014)

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    Das Statut einer hierarchisch gegliederten und auf Disziplin bedachten internationalen Organisation einerseits, sowie kaum öffentlich zugĂ€ngliche Informationen andererseits lassen die Internationale Organisation der Muslimbruderschaft (im Folgenden: IOMB) als ein subversives, weltumspannendes Netzwerk erscheinen. Unsicherheiten darĂŒber, welche islamistischen Parteien und Bewegungen ĂŒberhaupt der Muslimbruder-Internationalen angehören und welche Verantwortung das von der Ă€gyptischen Muslimbruderschaft dominierte Maktab al-Irschad (LeitungsbĂŒro) als oberstes FĂŒhrungsgremium fĂŒr die Politik der einzelnen Mitgliedsorganisationen hat, haben bislang einem offenen Umgang mit der Bewegung im Wege gestanden. Nach dem 11. September 2001 standen die der MuslimbrĂŒder angehörenden internationalen Netzwerke unter der Beobachtung westlicher Geheimdienste, was dazu fĂŒhrte, dass viele im Westen lebende Mitglieder und Sympathisanten organisatorische Verbindungen zur Muslimbruderschaft dementierten. Durch solche Abwehrmechanismen wurden die Verdachtsmomente seitens der westlichen Öffentlichkeit jedoch eher gestĂ€rkt denn zerstreut

    Die Strategie der Nour-Partei nach dem MilitĂ€rputsch : Ziele, Vorgehen und BeweggrĂŒnde (Stand: Juni 2014)

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    Die Politisierung der salafistischen Szene Ägyptens nach den UmbrĂŒchen 2011 kam fĂŒr viele Beobachter ĂŒberraschend. Noch ĂŒberraschender war, dass die Hizb an-Nour (Partei des Lichts), die Partei der in Alexandria ansĂ€ssigen Da’wa Salafiyya (salafistische Einladung zum Islam), aus den ersten freien Parlamentswahlen im gleichen Jahr mit 27,8 % als zweitstĂ€rkste Kraft hinter der Freedom and Justice Party der Muslimbruderschaft hervorging. Beide Parteien wurden von da an in der externen Wahrnehmung zu einem monolithischen Block. Die Differenzen zwischen der Muslimbruderschaft und der Nour sowie die heterogenitĂ€t der salafistischen Szene wurden jedoch kaum registriert

    Die Krise in Libyen, die libysche Muslimbruderschaftund die internationalen Implikationen (Stand: September 2014)

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    Die blutigen und desaströsen KĂ€mpfe um den Flughafen in Tripolis zwischen verschiedenen regierungsgestĂŒtzten Zintan-Milizen und oppositionellen, von islamistischen KrĂ€ften unterstĂŒtzten Misrata-Milizen sind nur eines von vielen Indizien dafĂŒr, dass es seit dem Sturz des Gaddafi-Regimes keiner der libyschen Regierungen gelungen ist, die großen Probleme des Landes zu lösen: die Auflösung der Milizen und den Aufbau von zentralen Sicherheitsstrukturen, die Einleitung eines inklusiven politischen Prozesses und die Herstellung von Staatsstrukturen, einschließlich der Etablierung eines staatlichen Gewaltmonopols. Die Polarisierung im Land zeigt sich in der faktischen Herausbildung einer politischen Doppelmacht: Im ostlibyschen Tobruk tagt seit Anfang August das am 25. Juni 2014 gewĂ€hlte und von der internationalen Staatengemeinschaft anerkannte House of Representatives (HoR). WĂ€hrend das HoR am 1. September erneut den zurĂŒckgetretenen MinisterprĂ€sidenten Abdallah al-Thinni mit der Regierungsbildung beauftragt hat, weigert sich der General National Council (GNC), dessen Amtszeit mit den Neuwahlen auslief, die Macht an das HoR zu ĂŒbergeben. BegrĂŒndet wird dies – zumindest offiziell – mit Verfahrensfehlern. Die tatsĂ€chlichen GrĂŒnde fĂŒr das Misstrauen gegenĂŒber dem HoR liegen jedoch darin, dass der GNC das Parlament in Tobruk beschuldigt, mit dem Verbot aller Milizen den versuchten Putsch General Haftars nachtrĂ€glich zu legitimieren, von Tobruk aus die Bombardierung Bengasis und Tripolis angeordnet zu haben und auslĂ€ndische militĂ€rische UnterstĂŒtzung einzufordern. Inzwischen hat der GNC in Tripolis Omar al-Hassi damit beauftragt, eine ‚Regierung der Nationalen Einheit‘ als Gegengewicht zur Thinni-Regierung in Tobruk zu bilden

    Die Terrorliste der Emirate: Zusammensetzung und Ziele (Stand: Mai 2015)

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    Am 20.8.2014 verkĂŒndete der PrĂ€sident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) Scheich Khalifa bin Zayed ein Anti-Terror-Gesetz mit einer weit gefassten Terrorismus-Definition. Danach gelten alle Personen als Terroristen, die eine Handlung begehen, die direkt oder indirekt terroristische Folgen nach sich ziehen könnte. Human Rights Watch (HRW) kritisierte, dass diese Definition missbraucht werden könne, um Grundrechte wie Rede- und Versammlungsfreiheit einzuschrĂ€nken. Die BefĂŒrchtung von HRW bestĂ€tigte sich mit der Veröffentlichung der emiratischen Terrorliste am 15.11.2014, auf der insgesamt 85 Organisationen, darunter die Muslimbruderschaft inklusive zahlreicher Ableger, aufgelistet wurden. Bereits im Dezember 2013 hatte Ägypten die Muslimbruderschaft zu Terrororganisation erklĂ€rt, im MĂ€rz 2014 folgte Saudi-Arabiena. Die Emirate und Saudi-Arabien hatten die Vorbereitungen des Putsches des Ă€gyptischen MilitĂ€rs gegen PrĂ€sident Mursi finanziell und logistisch unterstĂŒtzt. Seitdem koordinieren die drei LĂ€nder weitgehend ihre regionale Sicherheitspolitik sowie ihr internationales Auftreten. Im Folgenden werden die auf der Terrorliste aufgefĂŒhrten Organisationen kategorisiert und kurz beschrieben. Die Anti-Terrorpolitik der VAE wird in den regionalen Kontext eingeordnet und Ziele sowie Handlungslogiken der VAE erlĂ€utert und bewertet

    Neue Akzente im Parlamentswahlkampf 2014 der moderat-islamistischen Ennahda in Tunesien: Einheit, Konsens und Pragmatismus

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    Nach den tunesischen Parlamentswahlen im Oktober 2014 wurde Ennahda ob ihrer Stimmverluste von fast 10% immer wieder als „Wahlverliererin“ bezeichnet. Der Lernprozess, den die Partei seit den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung 2011 durchlaufen hat und der sich sowohl in dem professionellen und themenorientierten Wahlkampf als auch dem pragmatischen und diversifizierten Wahlprogramm widerspiegelte, wurde im In- und Ausland hingegen oft außer Acht gelassen. Demokratisierung und Konsensfindung bleiben die ĂŒbergeordneten Ziele der Partei. Hinzu kommt, dass die bisherigen Erfolge zu einer kollektiven IdentitĂ€tsbildung gefĂŒhrt haben und die Parteimitglieder ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft als Errungenschaft sehen, auf die sie stolz sind und die ihnen Schutz vor den Repressionen bietet, denen sie zuvor ausgesetzt waren. Alles in allem hat sich Ennahda als pragmatische Partei prĂ€sentiert, die zwar ihre eigenen Positionen vertritt, diese aber im Kontext der Parlamentswahlen voranging als verhandelbar versteht und somit offiziell einem Diskurs fĂŒr nationale Einheit in Tunesien unterordnet
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