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Wolfram als Rolle und Vorstellung : Zur Poetologie der AuthentizitĂ€t im "JĂŒngeren Titurel"
Das Spiel der AuthentizitĂ€t mit ErzĂ€hler, Figuren und dem biografisch faĂbaren Autor wird immer wieder gespielt und wirkt immer wieder neu, selbst wenn der Text, wie der von (...) [Volker Mertens] behandelte, etwa fĂŒnfhundert Jahre Ă€lter ist als der von Jean Paul. Ob es legitim ist, die narratologischen Analysemodelle, die vor allem an der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts entwickelt wurden, auf den Roman des Mittelalters zu ĂŒbertragen, soll (...) [Mertens Beitrag] erweisen und damit zu einem besseren VerstĂ€ndnis der Poetik von Albrechts Werk beitragen. 'Der JĂŒngere Titurel' (...) eines sonst unbekannten Autors Albrecht integriert die in drei Handschriften uneinheitlich ĂŒberlieferten beiden 'Titurel'-Fragmente Wolframs in einen weitdimensionierten ErzĂ€hlzusammenhang um die Queste nach dem Brackenseil und die Gralsuche, der vor allem aus dem 'Parzival' entwickelt ist. Da im Verlauf des Textes ,mehrfach die ErzĂ€hlperson 'Wolfram' bzw. 'der von Eschenbach' oder 'Freund von Blienfelden' angesprochen wird und der ErzĂ€hler Albrecht sich nur einmal kurz vor SchluĂ nennt, galt das Werk schon eine Generation nach seinem AbschluĂ um 1270 als von Wolfram von Eschenbach verfaĂt. (...) [Mertens untersucht] im folgenden die ErzĂ€hlerfiktion 'Wolfram' an ausgewĂ€hlten Textbeispielen und (...) [fragt] nach der jeweils spezifischen Aussage. (...) [Seine] These ist, daĂ es dem Autor nicht um ein tatsĂ€chliches Allonym fĂŒr sich selbst ging, sondern (Jean Paul vergleichbar) um einen poetologischen Diskurs in konnotativer Form, der sich einerseits auf die Tradition und die zeitgenössischen narratologische Position bezieht, andererseits die spezifischen Probleme und Zielsetzungen des unternommenen Werkes thematisiert
Ein Lucidarius-Fragment des 12. Jahrhunderts
Unter der Signatur VI/273 befinden sich in der Stiftsbibliothek KremsmĂŒnster acht Pergamentstreifen unterschiedlicher Breite (...) und unregelmĂ€Ăiger LĂ€nge (...). Es handelt sich um die Reste von zwei PergamentdoppelblĂ€ttern (...). Die Schrift gehört wohl noch dem 12. Jahrhundert an, sie macht jedenfalls einen altertĂŒmlicheren Eindruck als die der Göttinger BruchstĂŒcke, der bisher Ă€ltesten Ăberlieferung des Lucidarius (...). Inhaltlich erweist sich die vorliegende Textpartie zugehörig zum 3. Buch des Lucidarius (...)
Der Hof, die Liebe, die Dame und ihr SĂ€nger : Ăberlegungen zur Thematik und Pragmatik des Minnesangs am Beispiel von Liedern Walthers von der Vogelweide
Literarische Fiktion beim Wort genommen ist in den zitierten FĂ€llen eine gelĂ€ufige Technik, um Komik zu erzeugen, wobei hier diese Wirkung doch nur dann eintritt, wenn z.B. die Werbungssituation als im Minnelied prĂ€sent empfunden, sie weder als Allegorie fĂŒr den BewuĂtseinsstand einer Aufsteigerschicht (...) verstanden wird, (...) noch als gesellschaftliches Verhaltens â âProgrammâ, das durch den Mitvollzug des Liebesliedes durch das Publikum in der AuffĂŒhrung eingeĂŒbt wird.
[Volker Mertens nimmt] (...) zwei jĂŒngere Arbeiten zum Minnesang, die sich mit eben diesen Problemen auseinandersetzen, zum AnlaĂ, die Frage nach Thematik und Pragmatik der mittelhochdeutschen Lyrik zunĂ€chst grundsĂ€tzlich zu diskutieren und sie dann an drei Liedern Walthers von der Vogelweide (11Ă,24; 53,25; 74,20) als interpretatorisches Instrument zu benutzen
Ein Carmen historico-philologicum fĂŒr Alfred Ebenbauer : akademischer Festvortrag zum 60. Geburtstag von Alfred Ebenbauer am 13. Oktober 2005 im GroĂen Festsaal der UniversitĂ€t Wien
[Alfred Ebenbauers] altertumswissenschaftliche PrĂ€gung Ă€uĂert sich in seinen Arbeiten zur skandinavischen und mittellateinischen Literatur: die Dissertation widmet sich der Helgi-Sage und dem Helgi-Kult (...), einer der ersten AufsĂ€tze gilt dem AltislĂ€ndischen (...), un der Germanischen Religionsgeschichte bleibt er treu (...), schreibt den einschlĂ€gigen Artikel in der Theologischen RealenzyklopĂ€die. (...) Als Perspektive durchzieht das Denken vom Mythos (...) her viele Arbeiten, der Blick in den "Brunnen der Vergangenheit" reicht bei ihm weiter als bei den Fachkollegen, und die "FrĂŒhzeit menschlichen BildtrĂ€umens", umd mit Thomas Mann zu sprechen, ist als Horizont oft prĂ€sent
Der "heiĂe Sommer" 1187 von Trier : ein weiterer ErklĂ€rungsversuch zu Hausen MF 47,38
Wohl kaum eine andere Stelle in "Des Minnesangs FrĂŒhling" hat soviele Emendationen und Interpretationen provoziert, wie Zeile 5 und 6 der letzten Strophe des Kreuzlieds "MĂźn herze und mĂźn lĂźp die wellent scheiden" von Friedrich von Hausen. (...) Der Kontext der Strophe soll zuerst dazu dienen, den möglichen Bedeutungskreis der dunklen Textstellen zu erhellen. Es geht um die Rechtfertigung des SĂ€ngers vor der Gesellschaft, weil er ein MinneverhĂ€ltnis aufgekĂŒndigt hat
Das VerhÀltnis von Glosse und Exempel im Plenar des Adam Petri von 1514
Drei Generationen von Plenarien lassen sich unterscheiden: Der Ă€ltere Typus enthĂ€lt nur die Prikopen und die Glosse; er wird im Druck seit 1488 abgelöst durch einen Typ, der zusĂ€tzlich Introitus, Psalm und Collecta enthĂ€lt, also auch die GesĂ€nge und Gebete des ersten Teils der Messe. Das wird im Titel entsprechend angekĂŒndigt. (...) Mit seinen fĂŒnf Ausgaben zwischen 1514 und 1522 gehört Petris Plenar zu den verbreitetsten, vor allem aber enthĂ€lt es, weit mehr als jede andere Sammlung, an die Glossen angeschlossene Exempla: mitsamyst einer vor nie bey vnĂ gehorter GloĂ mit fruchtbaren schönen Exemplen beschlossen heiĂt es im Titel. Deshalb hat es [Volker Mertens] (...) fĂŒr diese Studie als besonders geeignet ausgewĂ€hlt
Der BrĂ€utigam, die Braut â die Weisheit und ihr Diener : Geschlechterkonzepte der Brautmystik bei Berhard und Seuse
(...) [Volker Mertens Ziel ist es], an einem relativ eng begrenzten Gegenstand das Ineinanderspielen und die Bedingungen der beiden Konzepte, des gradualistischen und des polaren, zu erhellen. Gegenstand sind die Texte zweier mĂ€nnlicher Mystiker [Berhard und Seuse], die die Vereinigung mit Gott mit der Bildlichkeit der Geschlechterliebe darstellen. Die Mystik kann als eine psychologische Theologie verstanden werden, insofern sie geistliche Prozesse als innerseelische und nicht kultisch vermittelte versteht. Daher ist von der Untersuchung der Texte nicht nur Aufschluss ĂŒber ein geistliches, sondern auch ein psychisches Genderkonzept zu erhoffen
Das Nibelungenlied : Richard Wagner und kein Ende
Wagners âRingâ teilt mit dem âNibelungenliedâ anscheinend eine nahezu unendliche Interpretierbarkeit. Durch seine brĂŒchige literarische Gestalt ist das âNibelungenliedâ fĂŒr immer neue aktualisierende Sinngebungen offen, wie sich in seiner Funktionalisierung in unterschiedlichsten ZusammenhĂ€ngen der kulturellen und politischen Geschichte zeigt. Wagners âRingâ hingegen erreicht diese Offenheit bewuĂt durch sein kalkulierte mythische Uneindeutigkeit. Bei aller Verwurzelung im âMythos des 19. Jahrhundertsâ sind doch dessen Vorgaben absichtlich nicht so stringent umgesetzt, daĂ nicht andere, immer neue Auslegungen möglich wĂ€ren
Zu Text und Melodie der Titurelstrophe : Iamer ist mir entsprungen
Als einziger ist bisher W. Wolf auf (...) [die Titurelstrophe des Vorsatzblattes (I V) der Pergamenths. Nr. 2675 der Ăsterreichischen Nationalbibliothek ('JĂŒngerer Titurel' Hs. A)] eingegangen (...). Er erwĂ€gt fĂŒnf Möglichkeiten fĂŒr die Herkunft des Textes (...). Da Wolf auf diese Möglichkeiten zum Teil nur mit recht pauschalen Argumenten eingeht, (...) [erwĂ€gt Mertens diese einzeln], um so ĂŒber Wolfs Unentschiedenheit hinaus zu einer festeren Vermutung bezĂŒglich der Herkunft der Strophe zu gelangen. (...) Als Quelle fĂŒr Form und Stoff kommt eigentlich nur der 'JĂŒngere Titurel' in Frage, zumindest hinterlĂ€sst diese Annahme am wenigsten ungelöste Probleme. Wir hĂ€tten es mit einer Strophe zu tun, die im Gefolge des "JĂŒngeren Titurel" unter AnschluĂ an die Klageszenen der Sigune entstanden ist und diese Klage zum Inhalt hat, d.h. mit einem Rollengedicht der Sigune. (...
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