39 research outputs found
Geflüchtete Kinder in sonderpädagogischen Lernsettings : eine qualitative Analyse aus unterschiedlichen Perspektiven
Ausgehend von bildungsstatistischen Daten, die zeigen, dass in der Schweiz Kinder mit Fluchthintergrund überproportional häufig in integrativen oder separativen sonderpädagogischen Settings unterrichtet werden, haben wir mittels qualitativer Methoden versucht, die Prozesse der Einstufung von Schülerinnen und Schülern im Zürcher Schulsystem zu analysieren und nachzuvollziehen.
Ziel dieser Untersuchung war es, die Schullaufbahn von Kindern im Alter zwischen 4 und 16 Jahren im Kanton Zürich detailliert zu analysieren, um die Faktoren zu identifizieren, die zur Platzierung in integrative oder separative sonderpädagogische Settings führen. Wir konzentrierten uns dabei nicht auf die Diagnose selbst, sondern auf die Prozesse, die zu dieser Diagnose resp. Platzierung führen. Dabei berücksichtigten wir die verschiedenen Perspektiven der Eltern und Kinder sowie der Fach- und Lehrkräfte. Besonderes Augenmerk legten wir auf das Thema Traumatisierung, da ein grosser Teil der Kinder mit Fluchthintergrund unter den Folgen eines Traumas leidet und die Forschung zeigt, dass eine posttraumatische Belastungsstörung die kognitiven Leistungen vorübergehend negativ beeinflussen kann.
Durch narrative Interviews mit betroffenen Eltern sowie mit Fach- und Lehrkräften haben wir wichtige Momente und Faktoren identifiziert, die für die Schullaufbahnen wichtig sind und daraus Empfehlungen für die Praxis formuliert
Gemeinschaftsleben aktiv gestalten : Erfahrungsbericht zum Projekt "Förderung einer Beteiligungskultur im organisierten Wohnen: Entwicklung eines Methodenkoffers Partizipation"
Der Erfahrungsbericht dokumentiert die Erkenntnisse aus dem von der Age-Stiftung geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekt «Förderung einer Beteiligungskultur im organisierten Wohnen: Entwicklung eines Methodenkoffers Partizipation».
Im Rahmen des Projektes wurden in Alterssiedlungen, in welchen Personen noch selbständig in ihren eigenen Wohnungen leben, gemeinsam mit Bewohner:innen Beteiligungsprozesse initiiert. Ziel war es, eine Beteiligungskultur zu implementieren. Hierfür wurden fünf Siedlungen mit unterschiedlichen Ausgangslagen (mit und ohne Siedlungsassistenz, Stadt/Land, mit oder ohne Gemeinschaftsraum) ausgewählt, um daraus siedlungsübergreifende Erkenntnisse zu gewinnen.
Im Projekt konnte aufgezeigt werden, dass verschiedene Faktoren förderlich sind für die Entwicklung einer Beteiligungskultur. Für Siedlungsverantwortliche bedeutet dies insbesondere, 1.) in einem ersten Schritt die Bedürfnisse der Bewohnerschaft und die Geschichte der Siedlung zu verstehen, 2.) ein gemeinsames Verständnis von Beteiligung zu entwickeln, 3.) wenn möglich Siedlungsassistenzen einzubeziehen, 4.) Räume zur Verfügung zu stellen, 5.) der Bewohnerschaft zu ermöglichen, Partizipation durch Partizipation zu lernen, 6.) Ausdauer zu haben sowie 7.) den Blick nach aussen zu richten. Beteiligungsprozesse sind anspruchsvoll, das heisst, es läuft nicht alles rund. Knacknüsse der Beteiligung sind: a) dass nicht alle beteiligungsgewillten Personen erreicht werden und partizipieren können, b) wenn niemand Verantwortung für Arbeitsgruppen oder Aktivitäten übernehmen möchte, c) wenn alle Verantwortung an Einzelpersonen hängt oder d) wenn es Konflikte und Missverständnisse gibt. Herausforderungen sind nicht zu vermeiden
Lebendige Siedlung : Aktivitäten gemeinsam gestalten
Die Publikation beinhaltet Hilfsmittel und Anregungen für Siedlungsbewohner:innen, die in Alterssiedlungen Kontakte knüpfen und das Gemeinschaftsleben mitgestalten möchten. Grundlage für die Hilfsmittel (Hinweise, Ideen, Bilder, Steckbrief für Veranstaltungen) sind Erkenntnisse aus dem von der Age-Stiftung geförderten Entwicklungsprojekt «Förderung einer Beteiligungskultur in organisierten Wohnformen»
Immer am Ball bleiben
Ein reges Sozialleben stärkt und verlängert die Selbstständigkeit älterer Menschen. In einem Projekt der ZHAW wird untersucht, wie in Alterssiedlungen die Beteiligung gefördert werden kann
Gemeinsam statt einsam : Beteiligung in Alterssiedlungen fördern: ein Leitfaden für Fachpersonen
Der Leitfaden richtet sich an Entscheidungsträger:innen und Fachpersonen in Alterssiedlungen, die daran interessiert sind, die soziale Teilhabe ihrer Mieter:innen zu fördern. Zur Zielgruppe gehören unter anderem Wohn- und Siedlungsassistenzen, aber auch Immobilienverwaltungen.
Ein lebendiges Nachbarschaftsleben, das von allen mitgestaltet und mitbestimmt wird, ist wichtig für ältere Menschen. Es macht sie autonomer, lässt sie Selbstwirksamkeit erfahren und verbessert dadurch ihre Lebensqualität. Zudem führt ein lebendiges Nachbarschaftsleben zu weniger Wechseln bei der Mieterschaft. Grundlage für den Leitfaden sind Erkenntnisse aus dem von der Age-Stiftung geförderten Entwicklungsprojekt «Förderung einer Beteiligungskultur in organisierten Wohnformen». Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat das Projekt geleitet. Ziel war es, Beteiligung in Alterssiedlungen zu fördern. Gemeinsam mit Siedlungsbewohner:innen wurden verschiedene Aktivitäten entwickelt und umgesetzt. Aus diesen Erfahrungen wurde der Leitfaden generiert
Gute Angehörigenarbeit in der stationären und intermediären Betreuung und Pflege älterer Menschen
Welchen Stellenwert hat Angehörigenarbeit in der Betreuung und Pflege älterer Menschen in intermediären und stationären Einrichtungen? Inwiefern unterscheiden sich die Bedürfnisse und Erfahrungen aus Sicht von Mitarbeitenden und Angehörigen? Wo finden sich Ansätze für eine gute Zusammenarbeit?
Ausgehend von diesen Fragen wurden je 12 Interviews mit Mitarbeitenden und Angehörigen in 6 Alterseinrichtungen in den Kantonen St. Gallen und Zürich zwischen Mai und Juli 2021 geführt. Diese Gespräche fanden im Anschluss an eine quantitative Umfrage (Baumeister, Strohmeier Navarro Smith & Adili, 2021) in einem von der Paul-Schiller-Stiftung finanzierten laufenden Forschungs- und Entwicklungsprojekt statt, welches durch ein Forschungsteam am Institut Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe am Departement Soziale Arbeit umgesetzt wird. Im folgenden Artikel werden die zentralen Ergebnisse dieser qualitativen Befragung vorgestellt. Aufbauend auf diesen Befunden sollen in einem nächsten Schritt in ausgewählten Institutionen Modellmassnahmen für die Weiterentwicklung der Angehörigenarbeit in intermediären und stationären Alterseinrichtungen erarbeitet werden
Gute Angehörigenarbeit in der stationären Betreuung und Pflege von älteren Menschen
Im Rahmen eines von der Paul Schiller Stiftung finanziertes Forschungs- und Entwicklungsprojektes wurde der Frage nachgegangen, wie die Zusammenarbeit mit Angehörigen in intermediären und stationären Einrichtungen für alle Beteiligten gewinnbringend gestaltet werden kann. Neben einer quantitativen Online-Befragung bei allen Institutionen des Kanton Zürich wurden auch vertiefende, qualitative Interviews mit Fachpersonen und Angehörigen sowie Gruppendiskussionen mit beiden Zielgruppen durchgeführt, mit dem Ziel, Grundlagen für Modellmassnahmen in Alters- und Pflegezentren zu eruieren, um diese im Rahmen eines Nachfolgeprojekts in ausgewählten Institutionen umzusetzen und begleitend zu evaluieren
Begleitevaluation Tandemprogramm 2021 bis 2023 (IAZH) : Schlussbericht
Die Fachstelle Integration des Kantons Zürich lancierte im Rahmen des Fördersystems für Geflüchtete (Integrationsagenda Zürich IAZH) im Bereich Zusammenleben ein Tandemprogramm. Dieses wird von fünf Organisationen durchgeführt und richtet sich an vorläufig Aufgenommene und an anerkannte Flüchtlinge aus dem gesamten Kanton. Die ZHAW evaluierte im Auftrag der Fachstelle die Pilotphase des Tandemprogramms, die von Juni 2021 bis Dezember 2023 durchgeführt wurde. Bei der Evaluation wurde analysiert, wie das Programm von den verschiedenen Organisationen umgesetzt wird, ob es seine Ziele auf der Output- und Outcome-Ebene erreicht und welche Faktoren auf der Kontext-, Input- und Output-Ebene erfolgreiche Tandems fördern oder hemmen
Die Rolle muslimischer Betreuungspersonen und islamischer Gemeinschaften bei der Prävention islamistischer Radikalisierung unter besonderer Berücksichtigung der Aus- und Weiterbildung von Imamen in der Schweiz
Im Auftrag des Bundesamts für Justiz und des Staatssekretariats für Migration führte das Forschungsteam der ZHAW unter Leitung von Miryam Eser Davolio die vorliegende Studie durch. Ausgangspunkt stellt das Postulat Ingold 16.3314 «Gemässigte Imame sind Schlüsselpersonen gegen die Radikalisierung von jugendlichen Muslimen» dar.
Im Zentrum der vorliegenden Studie steht der Aus- und Weiterbildungsbedarf von Imamen und muslimischen Betreuungspersonen (BP) zur Verbesserung des Zusammenlebens und zur Radikalisierungsprävention. Die Studie gliedert sich in vier Teilprojekte zur Rolle der BP und islamischen Organisationen, zu den Hintergründen der Radikalisierung, zur Radikalisierung respektive Radikalisierungsprävention im Umfeld von Moscheen und islamischen Organisationen sowie zur konkreten Ausgestaltung von Aus- und Weiterbildung von BP, damit sie einen Beitrag zur Verbesserung des Zusammenlebens und zur Radikalisierungsprävention leisten können. Das methodische Vorgehen schliesst einerseits Desk Research und die Sekundäranalyse bestehender Studien sowie Länderstudien zu den Nachbarländern der Schweiz und andererseits Expert*inneninterviews (N=30) und Interviews mit BP (N=25) mit inhaltsanalytischer Auswertung ein. Die Ergebnisse zeigen, dass die BP vielfältige anspruchsvolle Rollen mit beschränkten Ressourcen abdecken, und dass auf ihnen hohe Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft bei gleichzeitig hohen Binnenerwartungen der muslimischen Gemeinschaft lasten. Ebenso zeigt sich, dass sie mit dem Phänomen Radikalisierung selten direkt in Berührung kommen und auch nicht über eine Autoritätsposition innerhalb ihrer Moscheevereine verfügen. Gleichzeitig können BP für die Prävention und Früherkennung mit ihrer Fachlichkeit über Information und Aufklärung gegen extremistische Inhalte oder Hinwendungsprozesse wirken.
Der Forschungsstand zeigt bezüglich der Analyse der Ursachen von Radikalisierung, dass diese in erster Linie mit einer einseitigen Interpretation des Islams und Distanzierung von der Gesellschaft zusammenhängt, für welche religiös wenig gebildete und destabilisierte, problembelastete Individuen oder auch Konvertit*innen eher anfällig sind. Aufgrund der Einschätzungen der Sicherheitsorgane spielen BP im Zusammenhang mit dem Radikalisierungsphänomen eine untergeordnete Rolle in der Schweiz und auch Moscheen stellen keine Horte der Radikalisierung dar. Radikalisierungsförderliche Kontaktaufnahmen erfolgen meist durch Gleichaltrige an beliebigen Orten (Kampfsportzentrum, Café etc.). Zwar frequentieren auch radikalisierte Personen Freitagspredigten in Moscheen, doch lehnen sie Imame bzw. BP meist als «zu verwestlicht» ab und stellen ihre Autorität in Frage. Demnach verfügen BP über beschränkte Einflussmöglichkeiten auf Radikalisierungsprozesse, weil sie mehrheitlich ausserhalb ihres Wirkungsfelds stattfinden, doch können sie eine wichtige präventive Rolle spielen, indem sie Muslim*innen bei der sozialen Integration unterstützen sowie als Ansprechpartner*innen für Behörden eine vermittelnde Brückenfunktion wahrnehmen. Wenn nun Aus- und Weiterbildung die Radikalisierungsprävention stärken sollen, dann können sie diese integrative Funktion und die institutionelle Einbindung weiter vorantreiben, indem die BP in ihrem Wissen über Radikalisierungsprozesse, ihren professionellen Handlungskompetenzen und ihrer zivilgesellschaftlichen Vernetzung gefördert werden. Dadurch könnten sie destabilisierte, problembelastete Individuen als mögliche Risikofälle erkennen sowie sie in ihrer Problembearbeitung und sozialen Integration unterstützen. Muslimische Seelsorgende können insbesondere im Strafvollzug eine wichtige Präventionsfunktion wahrnehmen (auch wenn sie von radikalisierten Häftlingen meist abgelehnt werden), indem sie sowohl im Austausch mit muslimischen Insassen als auch mit dem Gefängnispersonal stehen und so klärend und vermittelnd wirken. Auch der Einbezug von BP in weitere öffentliche Institutionen, wie etwa in Krankenhäusern, im Asyl- oder im Bildungsbereich ebenso wie in der Armee würde deren Rolle stärken und sie für die Radikalisierungsprävention nutzbar machen. Die entlohnte Tätigkeit in öffentlichen Institutionen würde Anreize für die Teilnahme an Weiterbildungen schaffen und so zu einer stärkeren Professionalisierung der BP beitragen