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die Herausforderung lokaler Vielfalt jenseits der westlichen Welt
Der SFB 700 befasst sich vorwiegend mit RĂ€umen begrenzter Staatlichkeit in
Postkolonien. Schon aus diesem Grund ist eine Auseinandersetzung mit
postkolonialer Theorie angeraten, beschÀftigt sich diese doch mit den
Problemen, die entstehen, wenn westliche Denk- und Wahrnehmungsmuster auf
nicht-westliche RĂ€ume ĂŒbertragen werden. Solche eurozentristischen
Beschreibungen erheben die westliche Moderne zur normativen Vergleichsfolie
fĂŒr gesellschaftliche Entwicklungen in der nicht-westlichen Welt. Auch der SFB
700 lÀuft Gefahr, die Vielfalt lokaler Konfigurationen des Regierens zu
ĂŒbersehen, weil das Governance- Konzept eine europĂ€isch geprĂ€gte Geschichte
hat. Wir wollen uns in diesem Arbeitspapier der postkolonialen Kritik stellen,
um den Blick der Governance-Forschung fĂŒr alternative Entwicklungen zu
schÀrfen. In forschungspraktischer Absicht suchen wir bei den Autor/inn/ en
des Postkolonialismus-Diskurses nach Hinweisen auf konkrete Governance-
PhÀnomene, die die Kontingenz der westlichen Governance-Vorstellungen sichtbar
machen einfach dadurch, dass sie anders sind. Inwieweit tragen postkoloniale
AnsÀtze in den Geistes- und Sozialwissenschaften dazu bei, die rÀumliche,
institutionelle und soziale DiversitÀt von Governance in postkolonialen RÀumen
begrenzter Staatlichkeit adÀquat und konkret zu erfassen?In this paper we intend to examine how postcolonial approaches can be used
productively for governance research. The research of the research center
(SFB) 700 focuses mainly on areas of limited statehood in postcolonial
settings. Postcolonial theories are relevant to this research because they
critique the application of Western categories to non-Western contexts.
Eurocentric conceptions of governance tend to see the development of Western
modernity as a norm by which social phenomena in the non-Western world are
measured. By employing such a conception, SFB 700 risks overlooking the
diversity of local governance configurations. In this paper we explore the
potential of postcolonial critique, when applied to governance research, to
better capture these alternative developments in non-Western contexts. The
postcolonial discourse focuses on a variety of social, cultural and political
developments in postcolonial settings. As a result, it seems particularly
qualified to provide insights into concrete governance phenomena in the
postcolonial world and to reveal the contingency of Western ideas about
governance. To what extent can postcolonial approaches in the humanities and
social sciences help us understand the geographical, institutional, and social
diversity of governance in postcolonial areas of limited statehood
âWirtschaftlicher Landesverratâ im âWirtschaftskampf gegen Deutschlandâ. Die deutsche Chemieindustrie und die BekĂ€mpfung auslĂ€ndischer Industriespionage in den 1920er Jahren
World War I led to a profound re-assessment of technological and scientific knowledge, and turned its transfer across national borders into a problem of security politics. The following article discusses this change by addressing the intense debates on economic espionage during the Weimar Republic, and advocates a combination of the research fields of the history of knowledge societies and security history. After 1918 I.G. Farben was confronted with a wave of espionage cases that seemed to endanger the competitiveness of the corporation on the world market. At the same time governmental security agencies interpreted economic espionage as a continuation of war by other means and as affirmation of the despised post-war order of the Treaty of Versailles. The debate was stimulated in 1920/21 by accusations of the Bayer Corporation against its American competitor Du Pont of clandestinely obtaining German know-how. The case prompted I.G. Farben to lobby for stricter laws against economic espionage using the concept of âeconomic high treasonâ to liken the betrayal of trade secrets to a foreign country to the disclosure of military secrets. While these plans for a new law failed, I.G. Farben succeeded in establishing a counterintelligence and detection bureau that worked so closely with governmental agencies that it in fact assumed the role of a branch of the police, thus establishing a novel kind of security public-private partnership.Der Erste Weltkrieg fĂŒhrte zu einer grundlegenden politischen und ökonomischen Neubewertung technologischen und wissenschaftlichen Wissens und machte dessen Transfer ĂŒber nationale Grenzen hinweg zu einem sicherheitspolitischen Thema. Der Aufsatz diskutiert diesen Wandel anhand der intensiven Debatten, die wĂ€hrend der Weimarer Republik ĂŒber auslĂ€ndische Industriespionage gefĂŒhrt wurden, und plĂ€diert fĂŒr eine VerschrĂ€nkung der Forschungszweige der Geschichte der modernen âWissensgesellschaftâ und der Sicherheitsgeschichte. Vor allem die I.G. Farben sah sich nach 1918 mit einer Welle von SpionagefĂ€llen konfrontiert, die die WettbewerbsfĂ€higkeit des Unternehmens zu bedrohen schien. Die Sicherheitsbehörden interpretierten die Wirtschaftsspionage als eine Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln und Ausdruck der verabscheuten Versailler Nachkriegsordnung. Befeuert wurden die Diskussionen 1920/21 von Beschuldigungen des Chemieunternehmens Bayer gegen den amerikanischen Konkurrenten Du Pont, sich mit klandestinen Mitteln in den Besitz von deutschem Know-how gebracht zu haben. Der Fall veranlasste die I.G. zur Lobbyarbeit fĂŒr eine VerschĂ€rfung der Strafgesetze gegen Wirtschaftsspionage. Leitkonzept war der âwirtschaftliche Landesverratâ, der die Weitergabe von Betriebsgeheimnissen an das Ausland mit dem Verrat von MilitĂ€rgeheimnissen gleichsetzte. WĂ€hrend diese GesetzesplĂ€ne scheiterten, war die I.G. erfolgreich in der Einrichtung einer auf Industrie- und Wirtschaftsspionage spezialisierte Abwehr- und Ermittlungsstelle. Ihre Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden war so eng, dass sie de facto polizeiliche Aufgaben wahrnahm und sich damit ein neuartiges sicherheitspolitisches Public-Private-Partnership etablierte
Kollidieren die GĂŒter? Juridische und politische Reaktionen auf Zielkonflikte internationalisierter Sicherheitspolitk
Um Ă€uĂere Sicherheit unter erschwerten objektiven Bedingungen wie gestiegenen Erwartungen nach wie vor hinreichend gewĂ€hrleisten zu können, haben sich die Regierungen vor allem der OECD-Welt nach dem Ende des Systemantagonismus zu einer noch engeren Zusammenarbeit im Rahmen internationaler Sicherheitsorganisationen entschlossen, die auf einen Bedeutungsgewinn inter- und supranationaler Ebenen hinauslĂ€uft. Dieser Strukturwandel des Regierens verursacht indes Zielkonflikte zu Lasten anderer zentraler normativer GĂŒter, Rechtsstaatlichkeit und demokratische LegitimitĂ€t, die sich zu brisanten Kollisionen auswachsen könnten. So zieht internationalisierte Sicherheitspolitik oftmals gravierende Eingriffe in die RechtssphĂ€re des Individuums nach sich, und die nationalen Exekutiven lassen sich schlechter demokratisch kontrollieren. Das forschungsprogrammatisch motivierte Papier beschreibt Internationalisierung, diskutiert die Spannungen zwischen den drei Normkomplexen und identifiziert exemplarisch Reaktionen juridischer und politischer Akteure darauf. Im Kern wird argumentiert, dass sich die Aussicht auf eine demokratisch legitimierte und rechtsstaatlich verfasste internationalisierte Sicherheitspolitik nicht vorrangig an der Weiterentwicklung eines nationalen Blickwinkels mit seiner Input-Orientierung und der Vorstellung intakter Legitimationsketten ausrichten sollte, sondern verstĂ€rkt aus Alternativquellen demokratischer LegitimitĂ€t oberhalb des Nationalstaats und aus Rechtsquellen unterschiedlicher Ebenen schöpfen sollte. -- To allow for the provision of external security against the background of more complex challenges and rising expectations after the Cold War, governments - particularly of the OECD - have decided to increase their cooperation within the framework of international security organizations such as the EU or NATO. This leads to a growing importance of the international level with novel responsibilities of advisory or implementing bodies, and the emergence of multilateral intervention politics. This transformation of national governance, however, gives rise to trade-offs with other normative goods, namely rule of law and democratic legitimacy. Since the internationalized security policy often causes severe intrusions into the sphere of law of individuals, national governments are thereby more difficult to control democratically. The paper describes the internationalization of security politics, discusses the issue of tensions amongst the three normative goods, and identifies a number of responses of judicial and political actors thereupon
Integration von bestehendem Sicherheitswissen in einen Software-Entwicklungsprozess
Die KomplexitĂ€t der SicherheitsdomĂ€ne schrĂ€nkt die Wiederverwendung von existierenden Sicherheitswissen bei der Entwicklung von Software ein. In dieser Arbeit wird ein Modell fĂŒr Sicherheitswissen und ein Prozess aufgezeigt, um das bereits vorhandene Sicherheitswissen effektiv in einen Software-Entwicklungsprozess einzubetten, um zielgerichtet SicherheitsmaĂnahmen fĂŒr ein Software-System zu implementieren
Automatisierte, minimalinvasive Sicherheitsanalyse und Vorfallreaktion fĂŒr industrielle Systeme
Automated defense and prevention measures designed to protect industrial automation and control systems often compromise their real-time processing, resilience and redundancy. Therefore, they need to be performed as non-invasively as possible. Nevertheless, particularly minimally invasive security analysis and incident response are still poorly researched. This work presents solutions based on new semantic- and SDN-based approaches to some of the most important problems in these areas
MilitÀrisch gut legitimiert? Die kommunikative Konstruktion militÀrischer Forschung
Die vorliegende Dissertation enthÀlt eine empirische Studie zur kommunikativen Konstruktion militÀrischer Forschung. MilitÀrisch Forschende wurden nach Legitimationen ihrer TÀtigkeit befragt und die so entstandenen Texte mittels einer wissenssoziologischen Diskursanalyse ausgewertet
Automatisierte, minimalinvasive Sicherheitsanalyse und Vorfallreaktion fĂŒr industrielle Systeme
Automated defense and prevention measures designed to protect industrial automation and control systems often compromise their real-time processing, resilience and redundancy. Therefore, they need to be performed as non-invasively as possible. Nevertheless, particularly minimally invasive security analysis and incident response are still poorly researched. This work presents solutions based on new semantic- and SDN-based approaches to some of the most important problems in these areas
Die unsicheren KanÀle: Negative und queere Sicherheit in Kryptologie und Informatik
Zeitgenössische IT-Sicherheit operiert in einer Ăberbietungslogik zwischen Sicherheitsvorkehrungen und Angriffsszenarien. Diese paranoid strukturierte Form negativer Sicherheit lĂ€sst sich vom Ursprung der IT-Sicherheit in der modernen Kryptografie ĂŒber Computerviren und -wĂŒrmer, Ransomware und Backdoors bis hin zum AIDS-Diskurs der 1980er Jahre nachzeichnen. Doch Sicherheit in und mit digital vernetzten Medien lĂ€sst sich auch anders denken: die Autorin schlĂ€gt die Verwendung eines reparativen, queeren Sicherheitsbegriffs vor, dessen Praktiken zwar nicht auf der Ebene des Technischen angesiedelt sind, aber dennoch nicht ohne ein genaues Wissen desselben auskommen