411 research outputs found

    "Scharfes Messer" oder "stumpfer Dolch"? : Lakatos als Instrument in den internationalen Beziehungen

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    Das Anliegen dieser Diplomarbeit sollte nicht nur darin bestehen, die fehlerhafte Anwendung Lakatos‘ in den IB aufzuzeigen. Nach meiner Auffassung müssen wissenschaftstheoretische Ansätze keineswegs ein Buch mit sieben Siegeln für die IB darstellen. Die Tatsache, dass Lakatos als Instrument für die Sozialwissenschaften ungeeignet ist (vor allem zur Diskreditierung konkurrierender Theorien) sollte keineswegs dahingehend abschreckend wirken, sich innerhalb der IB weiterhin mit wissenschaftstheoretischen Grundlagen zu befassen. Die IB als wissenschaftliche Disziplin könnten meiner Ansicht nach zwei zentrale Thesen Lakatos‘ verinnerlichen. „Moment-Rationalität“ zur Bewertung von Theorien kann es nicht geben. Dies sollte gerade bei jungen Forschungsprogrammen beachtet werden, die sich noch mit einem „Ozean von Anomalien“ konfrontiert sehen. Zudem sollte der vorschnelle Drang zur Falsifikation aufgegeben werden. Die Feststellung Lakatos, warum Falsifikation um jeden Preis unser Ziel sein sollte, trifft hier den Nagel auf den Kopf. Dieser Aspekt führt zu einer meiner zentralen Thesen. Ein Grundübel der IB liegt darin, dass allzu häufig, der Blick auf wesentliche empirische Probleme vergessen wird. Aufgrund dieser Vorgehensweise begeht der kritische Politikwissenschaftler jedoch einen Kategorien-Irrtum. Nicht die Lösung relevanter Probleme, wie dies Laudan fordert, sondern der falsche Stolz, die eigene Theorie behalte recht oder sei wahr, steht häufig im Vordergrund. Taucht nun ein zu erklärendes soziales Phänomen (beispielsweise der Demokratische Frieden oder das Ende des Ost-West-Konflikts) auf, wird weniger versucht, dieses sich stellende Problem zu lösen, als die selbst vertretene Theorie zu retten bzw. zu bestätigen. Dieses Vorgehen führt zu inter-paradigmatischen Grabenkämpfen, die ohne jeden Erkenntnisgewinn sind. Deshalb kann eine entsprechende Selbstreflexion der Disziplin IB, wie sie mit der Debatte zwischen Rationalisten versus Reflexivisten begonnen hat, nichts schaden. Die Gefahr besteht in solchen an die Wurzel greifenden Debatten darin, dass die Disziplin vollkommen zersplittern kann. Dieses Risiko muss die IB dennoch eingehen, da in der jüngsten Vergangenheit häufig der Blick für das Wesentliche verlorengegangen ist. Damit ist vor allem der Blick für die Probleme gemeint. Der wissenschaftstheoretische Ansatz Laudans, der mit einer gesunden Dosis Pragmatismus versehen ist, könnte hierfür ein geeignetes Hilfsmittel sein. Laudans Verwerfen der Wahrheit als kognitives Ziel verbunden mit seinem Festhalten am Rationalitätsbegriff erscheint mir als Strategie für die IB von Vorteil. Laudans Theorie verlangt nicht nach methodischen Standards im Lakatosschen Sinne, die für die Sozialwissenschaften unerfüllbar sind. Die Vorstellung Kuhns, wissenschaftliche Forschung verlaufe infolge von Paradigmenwechseln, die voneinander inkommensurabel sind, bietet für Politikwissenschaftler eher ein Alibi, nicht mehr miteinander reden zu müssen. Der erkenntnistheoretische Anarchismus Feyerabends ist in vielen Aspekten vertretbar. Gerade Feyerabends Ablehnung des positivistischen Erklärungsideals, es gebe eine universelle ahistorische wissenschaftliche Methode, ist zu teilen. Seine Konsequenz, jegliche Form methodischer Regeln abzulehnen, erscheint mir zu radikal. Eine ebenso radikale Konsequenz wie Feyerabend zieht Rorty aus seiner Schlussfolgerung, dass Theorien nicht rational überprüft werden können. Rorty verfällt meiner Ansicht nach in einen unbefriedigenden Relativismus, wenn er die Suche nach Erkenntnis nur noch auf den Bereich der Konversation beschränkt. Die Funktionsweise einer großen Konversation, in der die Philosophie eine Stimme unter vielen Experten der jeweiligen Fakultäten besitzt, leuchtet mir wenig ein...

    Lokalisation von Webseiten internationaler Kinderhilfsorganisationen

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    Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Webseitenlokalisierung. Die Arbeit besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Der theoretische Teil liefert mit Erkenntnissen und Gesetzen der Psychologie, der Informatik und des Desktop- Publishings die Grundlage. Außerdem beschreibt er den Unterschied zwischen linearen Texten und Webtexten. Und er erläutert elektronische Hilfsmittel, die den Übersetzer beim Prozess der Webseitenlokalisierung unterstützen können. Der praktische Teil der Arbeit zeigt am Beispiel der Webseiten zweier ausgesuchter Hilfsorganisationen, wie die im theoretischen Teil beschriebenen Erkenntnisse zum Erfolg einer lokalisierten Webseite beitragen können. Die Arbeit richtet sich an Studierende der Übersetzungswissenschaften, die sich für Webseitenlokalisierung interessieren

    Wörter deutscher Herkunft im amerikanischen Englisch

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    Von Fachlicher Risikoanalyse zu Politischer Risikobewertung: Die Vermittlung von Risikoanalysen im Bevölkerungsschutz in die Bundespolitik

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    In Deutschland werden seit 2010 im Auftrag des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (bis 8. Dezember 2021 Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat), unter der Koordination des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) regelmäßig Risikoanalysen zu unterschiedlichen Risiken erarbeitet und zur politischen Bewertung vor allem an den Innenausschuss des Deutschen Bundestages gesandt. Diese Studie untersucht explorativ die Rahmenbedingungen der politischen Arbeit von Abgeordneten des Deutschen Bundestages und geht der Frage nach, welche Gründe und Bedingungen die Wahrnehmung der Risikoanalysen beeinflussen und die Verwendung dieser für die Entscheidungsfindung und Politikgestaltung erschweren oder erleichtern. Zur Beantwortung dieser Frage wurden 15 leitfadengestützte Interviews mit aktiven und ehemaligen Bundestagsabgeordneten sowie zwei Gruppendiskussionen mit wissenschaftlichen Mitarbeitenden von Bundestagsabgeordneten durchgeführt. Auf der Grundlage eines heuristischen Modells erfolgte eine strukturierte qualitative Inhaltsanalyse des Materials entlang festgelegter Auswertungskategorien. Durch die Analyse konnten grundlegende Rahmenbedingungen für die Arbeits- und Verhaltensweisen der Abgeordneten herausgearbeitet und Gründe aufgezeigt werden, die eine politische Diskussion der Risikoanalysen in der Vergangenheit erschwert haben. Gleichzeitig erzielte die Analyse eine große Anzahl von Anhaltspunkten für direkte oder indirekte Verbesserungen in der kommunikativen Begleitung der Risikoanalysen sowie deren inhaltlicher und visueller Aufbereitung. Zusätzliche Aspekte hinsichtlich der politischen Wahrnehmung und Bewertung der Risikoanalysen konnten im Rahmen einer Analyse politischer Dokumente erarbeitet werden, die über das Dokumentations- und Informationssystem für Parlamentarische Vorgänge (DIP) abrufbar sind. Die Studie stellt abschließend Handlungsempfehlungen für einen erfolgreichen Transfer der Inhalte der Risikoanalysen in die Bundespolitik vor

    Erklärung historischer Abläufe mit Computersimulationen

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    'Computersimulationen werden in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen angewendet - zunehmend auch in den Geisteswissenschaften. Da es in den Geschichtswissenschaften eine Strömung gibt, die auf die Analyse quantitativer Daten aufbaut und sich sozialwissenschaftlicher bzw. ökonomischer Methoden bedient, liegt es nahe, auch hier Computersimulationen zu benutzen. Im vorliegenden Text werden Motivationen, Ziele, (Rand-)Bedingungen und methodische Fragen des Einsatzes von Computersimulationen in den Geschichtswissenschaften anhand verschiedener Beispiele der Simulation historischer Prozesse diskutiert. Es wird argumentiert, dass trotz der existierenden starken methodologischen Einschränkungen der Einsatz von Computersimulationen in den Geschichtswissenschaften wichtige Vorteile mit sich bringt, solange der Einsatz sorgfältig vorgenommen wird und jene Einschränkungen beachtet werden.' (Autorenreferat)'Computer simulations are used in various scientific disciplines - with a raising tendency in the humanities, too. Since one will find a branch of historical research which utilizes the analysis of quantitative data and methods of social sciences or economics, respectively, it is quite obvious to use computer simulations in history. Therefore, in the following text, motivations, aims, constraints, and methodological questions of the application of computer simulations in historical research are discussed on the basis of several examples of simulation of historical processes. It will be concluded that, although there are severe methodological limitations to the application of computer simulations, if the application is carried out carefully and if those limitations are recognized, some important benefits for historical research can be identified.' (author's abstract

    Qualitative Forschung in der Entwicklungspsychologie: Potentiale, Probleme, Perspektiven ; Dokumentation zur gleichnamigen Arbeitsgruppe auf der 15. Tagung Entwicklungspsychologie in Potsdam 2001

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    Die vorliegende Textsammlung ist aus einer auf der 15. Tagung Entwicklungspsychologie abgehaltenen Arbeitsgruppe zu "Qualitativer Forschung in der Entwicklungspsychologie" hervorgegangen. Mit Beiträgen von Elfriede Billmann-Mahecha, Franz Breuer, Siegfried Hoppe-Graff mit Hye-On Kim und Monika Schmid, Philipp Mayring sowie Günter Mey sollen Möglichkeiten einer "qualitativen Entwicklungspsychologie" ausgelotet werden. Zur Sprache kommen insbesondere mögliche Verbindungslinien von qualitativer Forschung und Entwicklungspsychologie, Darlegungen zu Erhebungs- und Auswertungsmethoden sowie Beispiele für die Anwendung von qualitativer Forschung in verschiedenen Themenfeldern der Entwicklungspsychologie

    Möglichkeitsdenken. Utopie und Dystopie in der Gegenwart

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    Utopien denken Möglichkeiten von Zukunft. Mit Beginn der historischen Moderne, in der die Erwartung an die Zukunft die Erfahrung der Vergangenheit übersteigt, entstehen in der je aktuellen Gegenwart Entwürfe, die Utopien genannt werden können. Die Temporalisierung der Erfahrung macht Projektionen in die Zukunft möglich (Reinhart Koselleck). Diese sind nie eindeutig. Sie liefern mehrdeutige Wunsch- und Schreckbilder auch in eigentümlichen Verschränkungen. Die Einsicht in diese Dialektik nimmt mit dem Grad der Selbstreferentialität von Zukunftsentwürfen zu; Utopie und Dystopie bedingen sich wechselseitig. – Gegenwärtig leben wir mit außerordentlich unsicheren Zukunftsperspektiven. Haben Utopien nur in Dystopien überlebt? Nach dem Ende des Utopismus-Verdachts am Beginn der 90er Jahre geht es heute um eine Bestandsaufnahme von Zukunftspotentialen, um Diskussionen von Denkformen des Hypothetisch-Möglichen. Bietet die Tradition des utopischen Denkens Anknüpfungspunkte für aktuelle, positiv oder negativ konnotierte Zukunftsbeschreibungen? Wunsch- oder Warnbilder sind noch immer jenem utopischen Impuls verpflichtet, der den Blick aus der Gegenwart in die Zukunft richten will. Die Frage nach der Zukunft utopischen Denkens stellt somit in den Möglichkeiten temporalen, visionären und konjunktivischen Denkens zugleich die Frage nach dem Ort des Gesellschaftlichen und der Gesellschaft heute – und damit die Frage nach der Verbindlichkeit von Tradition, und das heißt auch: nach Traditionen des Utopischen

    Design Fiction

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    Ein Ziel von Zukunftsbildern ist es, in der Gegenwart Handlungsoptionen anzubieten, um ein zielgerichtetes Gestaltsehen zu ermöglichen. Je breiter der Rezipientenkreis ist, für den die Zukunftsbilder aufbereitet werden müssen, desto komplizierter gestaltet sich jedoch die De- und Rekontextualisierung der Ergebnisse. Die Arbeit geht der Frage nach, wie Zukunftsbilder beschaffen sein müssen und welchen Kriterien sie zu genügen bzw. welchen Formaten sie zu entsprechen haben, um Zukunftsdenken zu inspirieren und einen breiten Kreis von Adressaten zu erreichen und in Diskurse zu involvieren. Eine Antwort darauf bietet das Konzept der “Design Fiction”, welches tangible Zukunftsentwürfe entwirft und entwickelt. Neben einer Beschreibung der historischen Genese und Typologie sowie Funktion von Design Fiction, wird die Arbeit umrahmt von einer Einführung in die Bedeutung von Denkstilen und Denkkollektiven (Ludwik Fleck) und einer literaturwissenschaftlichen Untersuchung zur Wirkungsweise von Narrationen - im speziellen in der Gattung der Science Fiction - auf die Kollektivimagination exoterischer Kreise

    Life Cycle oriented Risk Management for PPP-Projects in Public Real Estate

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    Anlässlich der Bedeutung und Tragweite des Risikomanagements für die erfolgreiche Abwicklung von Public Private Partnership-Projekten wurde von Juni 2008 bis Oktober 2010 das Forschungsprojekt „Lebenszyklusorientiertes Risikomanagement für PPP-Projekte im öffentlichen Hochbau“ an der Bauhaus-Universität Weimar umgesetzt. Gefördert wurde das Forschungsprojekt aus den Mitteln der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“, welche durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) als Projektträger gemeinsam durchgeführt wird. Das Ziel des Forschungsprojektes bestand in der Entwicklung eines Integrierten Risikomanagementsystems (abgekürzt: IRMS), das die PPP-Vertragspartner zu einem zielgerichteten und wirtschaftlichen Umgang mit den inkludierten Risiken befähigen soll. Darüber hinaus soll das System eine projektspezifische und innerhalb des gegebenen Handlungsspielraums optimale Risikoverteilung ermöglichen. Der Forschungsbericht untergliedert sich in vier Teile, welche die Arbeitsergebnisse des Forschungsprojektes strukturiert darstellen. Zunächst werden im ersten Teil des Forschungsberichtes die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zum Ist-Zustand des Risikomanagements in PPP-Projekten des öffentlichen Hochbaus als Grundlage für die weiteren Untersuchungen und Ergebnisse des Forschungsprojektes analysiert. Der zweite Teil des Forschungsprojektes beinhaltet ein Kompendium bzw. Werkzeugkasten der Methoden des Risikomanagements. In ihm werden die Verfahren zur Erlangung von risikobezogenen Erkenntnissen oder praktischen Ergebnissen dargestellt und hinsichtlich ihrer Eigenschaften analysiert. Darüber hinaus werden Allokationskriterien auf der Grundlage der den PPP-Vertragspartnern real zur Verfügung stehenden Informationen definiert, die als Basis sowohl für die Selektion vorteilhafter Risikobewältigungsmaßnahmen als auch für den Nachweis der Vorteilhaftigkeit der Übernahme von Risiken für Auftragnehmer im Risikomanagementprozess dienen. Durch die Anwendung dieser Allokationskriterien im IRMS kann eine optimale Risikoverteilung sowohl für den einzelnen Projektpartner als auch das Gesamtprojekt erreicht werden. Im dritten Teil wird das integrierte Risikomanagement-Prozessmodell über den gesamten Projektlebenszyklus eines PPP-Hochbauprojektes unter Berücksichtigung der relevanten PPP-Vertragspartner dargestellt und erläutert. Es stellt einen wesentlichen Beitrag zur Standardisierung dar und bietet die Möglichkeit für die Praxis, ein Verständnis für die Abläufe und Anforderungen der anderen Vertragspartner weiter zu entwickeln. Das Modell besteht aus drei Ebenen. Auf der ersten Ebene werden die Prozesse aller PPP-Vertragspartner und ihre Interaktion über den Projektlebenszyklus in einer globalen Prozesslandkarte dargestellt. Die zweite Ebene bildet die vertragspartnerspezifischen Prozesslandkarten ab. Den höchsten Detaillierungsgrad weist die dritte Ebene mit den vertragspartnerspezifischen Risikomanagementprozessen auf. Sie bildet die Integration der einzelnen Phasen des Risikomanagementprozesses in die bestehende Ablauforganisation der PPP-Vertragspartner in Form von Prozessflussdiagrammen ab. Von herausragender Bedeutung innerhalb des Risikoprozessmodells ist der Standardprozess Risikoallokation, welcher bei allen Vertragspartnern in den einzelnen Projektphasen verwendet wird. Abhängig von der jeweiligen Zielstellung seiner Verwendung befähigt er sowohl zur Ermittlung der optimalen Risikoallokation unter dem gegebenen Handlungsspielraum des Anwenders als auch zur Auswahl einer optimalen Risikobewältigung für ein Einzelrisiko bzw. Risikobündel innerhalb eines bestehenden Steuerungskonzeptes. Der vierte Teil führt die Erkenntnisse der vorhergehenden Bände in der exemplarischen Ausgestaltung des IRMS zusammen. Es besteht aus dem auf die PPP-Prozesse abgestimmten integrierten Risikomanagement-Prozessmodell, den zu den einzelnen Prozessen gehörenden Methoden sowie organisationsspezifischen Festlegungen. Um die Anwendbarkeit eines solchen IRMS aufzuzeigen, wird exemplarisch die methodische Ausgestaltung des Standardprozesses Risikoallokation vorgestellt

    Die Wunderkritik Immanuel Kants

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    Die Problematik übernatürlicher Eingriffe in den gesetzesartigen Ablauf der Natur hat nicht nur Theologen sondern auch Naturphilosophen und Erkenntnistheoretiker immer wieder beschäftigt. Diese Frage ist nicht erst in der heutigen Diskussion entstanden. Sie hat tiefe Wurzeln, die bis in die Antike zurückreichen. Aber ihre moderne Gestalt stammt aus der Anfangszeit der modernen Naturphilosophie im 17. und 18. Jahrhundert. Als der prägende Philosoph der deutschen Aufklärung hat sich Immanuel Kant der von der jüdischen und christlichen Theologie immer bejahten Möglichkeit eines göttlichen Eingriffes in die realen Prozesse der Welt entschieden widersetzt. Merkwürdigerweise hat aber seine Analyse bisher wenig Beachtung gefunden. Daher liegt es nahe, die Wunderkritik Kants zum Gegenstand einer systematischen Studie zu machen. Ziel dieser Arbeit ist aber nicht nur die historischen Abhängigkeiten und die zeitgenössische Begriffsgeschichte zu analysieren, sondern auch die Kant\u27sche Argumentation für die moderne Auseinandersetzung und das Problem des Naturalismus versus Theismus aufzuschließen. Kant hat seine Verpflichtung gegenüber dem schottischen Skeptiker, David Hume offen zugegeben. So wird in einem ersten Teil Hume\u27s Erkenntnistheorie im Hinblick auf dessen Betrachtungen über Wunder im zehnten Abschnitt seiner Untersuchungen über den menschlichen Verstand aufbereitet. Das leitet über zu Kant\u27s Analyse und dessen philosophischer Auswertung der damals neuen Newton\u27schen Mechanik und Gravitationstheorie. Danach wird Kants Argumentation in der Allgemeinen Naturgeschichte und im Einzig möglichen Beweisgrund im Detail verfolgt. Darnach widmet sich der Autor Kants erkenntnistheoretischem Ansatz in seiner kritischen Phase, da seine Schrift über die Zurückweisung jeglichen Wundergeschehens dieser Epoche angehört. Das Argument selber führt tief in Kants Konzeption von Raum und Zeit hinein und die formalen und materialen Voraussetzungen von Kants Beweisgang werden herausgehoben. Es wird dabei gezeigt, dass Kants Nachweis der Apriori-Unmöglichkeit von Wundern auf von ihm vorschnell als evident vorausgesetzten faktischen Annahmen beruht und aus heutiger Sicht nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Der Schlußteil der Arbeit wendet sich mit den aus der historischen Analyse gewonnenen Erkenntnissen und Fragestellungen der heutigen immer noch hochaktuellen Diskussion zwischen einem konsequenten Naturalismus und einem supernaturalistischen Theismus zu.The issue of supernatural intervention in the law-like process of nature has always occupied not only theologians but also philosophers of nature and epistemologists. This question did not first arise during the modern discussion but has deep roots that go back as far as the ancient world. However, the modern discussion as such began to take shape at the beginning phase of modern Naturphilosophie, during the 17th and 18th centuries. Classic Jewish and Christian theology has always affirmed the possibility of divine intervention in the processes of the world. Immanuel Kant, as the formative philosopher of the German enlightenment, clearly opposed this position. Oddly, though, little attention has been paid to his analysis. Thus, it is appropriate to systematically examine Kant\u27s critique of miracles. The purpose of this study, though, is not simply to investigate historical dependencies and the development of terminology up to Kant, but also to use Kant\u27s argumentation as a foil for the examination of the modern conflict between naturalism and theism. Kant openly admitted his dependency upon the Scottish sceptic, David Hume. Thus, in the first part of this study, Hume\u27s epistemology is examined as the background to his comments about miracles in the 10th Chapter of the Enquiry Concerning Human Understanding. This leads to Kant\u27s analysis and evaluation of the recently formulated Newtonian theories of mechanics and gravitation. A detailed investigation of Kant\u27s argumentation in the Universal Natural History and Theory of Heaven and The Only Possible Ground of Proof of God\u27s Existence follows. The author then turns his attention to the epistemological approach characteristic of Kant\u27s \u27critical\u27 phase, since Kant\u27s essay rejecting any possible miraculous event belongs to that period. The argumentation itself leads the investigation deep into Kant\u27s conception of space and time and shows clearly the formal and material presuppositions of Kant\u27s chain of proof. It is shown that Kant\u27s argument for the apriori impossiblity of miracles rests upon his view that certain factual assumptions are incontrovertible. However, in light of modern knowledge, these assumptions can no longer be maintained. The concluding part of the study then takes the insights and issues gained from the previous historical analysis and turns to the highly relevant modern debate between consistent naturalism and supernatural theism
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