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    Autoritätsbeziehungen als Operationsmodus sozialer Interaktionssysteme

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    Die vorliegende Masterarbeit stellt eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema „Autorität in Gruppen“ dar. Ausgehend von der Annahme, dass Autorität ein Phänomen zwischenmenschlicher Beziehungen ist, wird die Frage diskutiert, aufgrund welcher Bedingungen Autoritätsbeziehungen entstehen bzw. welche Funktionen sie im Aufbau sozialer Interaktionssysteme übernehmen. Als theoretische Basis dient die Systemtheorie und deren analytische Adaptionen bezogen auf das Interaktionssystem „Gruppe“. Spezifische Leitfragen helfen dabei das Autoritätsphänomen systemtheoretisch zu verorten und die Komplexität des Themas zu reduzieren. In Folge werden systemtheoretische Annahmen in das wissenschaftliche Forschungsfeld der Gruppendynamik eingebettet und Fragen zur Autoritätskonstitution in Gruppen im praxisnahen Kontext der gruppendynamischen Trainingsgruppe diskutiert. Beobachtungsbeispiele aus der Teilnahme an einer „T-Gruppe“ dienen als praktische Referenzpunkte und zur Vertiefung wissenschaftlicher Reflexion. In der theoretischen Diskussion und dem Spagat zwischen systemtheoretischen Überlegungen und dem praktischen Erfahrungsraum „Gruppe“ soll eine differenzierte Sichtweise auf das Autoritätsphänomen in sozialen Beziehungen ermöglicht werden. Autorität bzw. die Auseinandersetzung mit Autorität stellt demnach einen wichtigen Operationsmodus sozialer Interaktionssysteme dar, der auf der einen Seite Komplexität innerhalb eines Kommunikationssystems reduziert und auf der anderen Seite Gruppen - über die Reflexion und Klärung hierarchischer Autoritätsfixierungen bezogen auf einzelne Personen - zur Unabhängigkeit und Selbststeuerung ihrer Systemstrukturen führen kann. Der theoretische Diskurs über die Entstehung und Funktion von Autoritäten in Gruppen hat damit auch hohe praktische Relevanz. Er unterstützt ein modernes Verständnis von Einfluss und Führung (in Gruppen, Teams, usw.), indem Autoritätsbeziehungen strukturgebend sind, gleichzeitig aber die Verantwortung und Steuerung eines sozialen Systems bei diesem selbst bleibt.This thesis will discuss the topic “authority in groups”. Based on the assumption that authority constitutes a phenomenon in social relationships, the author will discuss the question under which conditions authority between people arises and how it impacts the development of social systems. The system theory as well as its analytical adaption focused on the interaction system “group” will form the theoretical base. Guiding questions are helping to embed the authority phenomenon in the system theory and reduce the complexity of the topic. According to that the author will integrate the system theoretical assumptions into the scientific field of group dynamics. The constitution of authority will be discussed both in theoretical concepts of group dynamics as well as in practical examples based on the author’s attendance in a group dynamical training group. The theoretical discussion and the balance between system theory and the practical field of group dynamics should offer a differentiated perspective on the authority phenomenon in social relations. Authority and its examination display an important operation mode of social interaction systems. On one hand it reduces complexity inside a communication system and on the other hand it could help groups – in form of the reflection and explanation of the fixation with hierarchical authority models – to emerge autonomy and self control of their own system structure. Therefore the theoretical discourse of development and function of authority in social systems gets a practical relevance as well, by maintaining a modern appreciation of influence and management in groups or teams

    Talkshow als Subjekt-Diskurs : sprachliche und interaktive Verfahren und Strategien einer diskursspezifischen Konstruktion von Subjektpositionen in US-amerikanischen Talk-Service Shows

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    Soziokulturelle Funktionen von daytime Talkshows: Die den Untersuchungen zugrundeliegenden Annahme war, TV-­Talkshows als Teil eines gesellschaftlichen Diskurses, als eine mit spezifischen Merkmalen ausgestattete Art der Sprachverwendung zu betrachten, die gerade als kollektive, gesellschaftliche Praxis determinierende Faktoren und spezifische Wirkungen hat. Ihre Manifestationen als Programm, Videoband oder (in reduzierter Form) als verschriftetes Transkript wurden als "Text" definiert, der innerhalb der soziokulturellen Ordnung bestimmte Aufgaben hat, und dessen Funktionen sich nicht allein als lokale Funktionen (die sich auf die unmittelbare Situation als gelenktes Gespräch im Studio vor Publikum beziehen) erklären lassen. Der gesellschaftliche Effekt (die Funktion?) der hier untersuchten daytime talkshows ist ein öffentliches In-­Erscheinung-­Treten und ein komplementär dazu wirkendes Wahrnehmen des Privatmenschen in seiner Alltäglichkeit, des Durchschnittsmenschen im Medium Fernsehen. Dieser alltägliche Durchschnittsmensch kann durchaus als "the nigger of tv" gesehen werden, denn außer seiner (bisweilen nackten) Haut - oder seinem Innenleben ­ hat er dem Fernsehen nichts zu verkaufen, denn er ist ja gerade nicht prominent, attraktiv, glamourös oder aus anderen Gründen begehrenswert für ein Publikum. Doch zu der Bedingung, seine seelischen Defekte öffentlich vorzuführen, ist auch ihm jederzeit ein Platz im Glanz der Scheinwerfer gewiß. Daß sich so viele zu einer öffentlichen Innenschau entschließen können, hängt vermutlich mit einem medialen Narzißmus zusammen, der die Spiegelung im Blick des Anderen zum Beweis seiner Existenz braucht. In einer von den visuellen Medien, insbesondere dem Fernsehen durchdrungene Lebenswelt, ist das Bedürfnis des namenlosen, unscheinbaren Alltagsmenschen, ebenfalls als ein in dieser TV-­Welt existierendes Subjekt wahrgenommen zu werden, möglicherweise verständlich. Dieses Subjekt der Talkshow wird jedoch erst durch Konventionen des Sprachgebrauchs und der Interaktion, durch gezielte Bildführung und Auswahl der Einstellungen, durch sozial signifizierte Formen von Make­up und Dresscodes, aber auch durch Zuschreibungen und Kategorisierungen sowie durch Möglichkeiten (oder Unmöglichkeiten) der zumeist konversationell­ narrativ realisierten Selbstdarstellung etc. konstituiert und als "Typus" entwickelt. Es ist ein Effekt des Talkshow­spezifischen Diskurses. Gleichzeitig ist es Objekt dieses Diskurses, insofern sich alle Teilnehmer über dieses Subjekt (über sein Innenleben, seine Probleme, geeignete Korrekturverfahren etc.) unterhalten. Die soziale (nicht die individuelle!) Identität als Durchschnittsmensch in seiner öffentlichen, gesellschaftlichen Erscheinungsform wird in solchen TV­Diskursen erst produziert, und historisch betrachtet ist sie noch eine junge Erscheinung: TV-­Talkshows dieses Zuschnitts haben sich erst Ende der achtziger Jahre herausgebildet. Die Showproduzenten sehen explizit eine auf Selbsterkenntnis ausgerichtete, beratende, (alltags-­)problemlösende Funktion ihrer Programme, "der Alltagsmensch in Not wird hier geholfen", so würde V. Feldbusch von Sat1 vermutlich formulieren. Als selbsternannte Fernsehvariante eines Ratgeberdiskurstyps ist das Alltagssubjekt aufgefordert, einen Diskurs über es selbst zu halten (Gestehen), Diskursen anderer über es selbst zuzuhören (Informiert-/Belehrt-/Ermahnt-­Werden). In dieser Hinsicht ist die hier untersuchte Form von Talkshows auch als gesellschaftliche Praxis zu verstehen, die auf ihre triviale Weise ein "Wissen vom Subjekt" (über sog. subjektive, innere Verfaßtheit, psychische Eigenschaften) hervorbringt, täglich reproduziert und massenhaft verbreitet. Dieses weitgehend durch eine therapeutische Weltanschauung strukturierte, entblößende "Wissen" wird zwischen den Beteiligten jedoch in Formen verhandelt, die die Strukturen und Merkmale eines privates Gespräch simulieren. Das Sprechen über den Privatbereich wird formal auch als privates Gespräch simuliert, weist aber eine hybride Struktur zwischen Abfrageformat und informellem Gespräch auf. Dabei war festzustellen, daß die Teile des Hybrids den Teilnehmerkategorien GUE und HOST nicht zu gleichen Teilen zufallen, sondern die Moderatorin die Optionen informeller Gesprächsorganistationen und Merkmale nutzt, während den Gästen nur die Optionen des reaktiven Parts im Interviewrahmen zustehen und sie auch im Bereich der Lexis selten Gebrauch vom informellen Register machen . In einer merkwürdigen Umkehrung des Faktischen erweist sich die "Redeweise des Volkes" gerade ausschließlich als Option der Moderatorin, die eben nicht die Massen, sondern die Institution, das Medium verkörpert. Talkshowdiskurse formieren öffentlich wahrnehmbare, medial konstituierte soziale Subjekte, die jedoch nicht als Rollen­ und Statusträger oder Repräsentanten von Institutionen, auch nicht als "Popstars", sondern gerade als "einfache Durchschnittsmenschen" konstituiert werden. Diese Typisierung bzw. Konturierung einer öffentlichen Form des Alltagsmenschen erfolgt jedoch nicht allein über Bilder und Repräsentationen, sondern weitgehend, aber unmerklicher durch diskursive Praktiken, durch den Umgang mit dem Subjekt der Talkshow, durch Interaktionskonventionen und anderen Modalitäten des Sprechens wie Höflichkeitsstrategien oder bestimmte narrative Verfahren, die in selbstdarstellerischer Absicht Sprecheridentitäten artikulieren. Die je Talkshow­ spezifische Konfiguration solcher subjektkonstitutiver Praktiken auf verschiedenen Ebenen des Diskurses ergibt eine Kontur, einen durch die Talkshow produzierten und nur vermittels der Praktiken, nie jedoch explizit charakterisierten "Entwurf" des Alltagsmenschen (z.B. ohnmächtig, Autoritäten unterworfen, selbstermächtigt, einsichtsfähig, vereinzelt, einer neben vielen usw.). Diese Typisierung bzw. implizite Charakterisierung durch Konventionen des Sprachgebrauchs und der Gesprächsstruktur wird maßgeblich in der Differenz zu den Positionen der anderen Diskursteilnehmer (Experten, Studiopublikum, Moderatorin) herausgebildet. Diese Diskurssubjekte stehen in einem für den Diskurstyp je charakteristischen Verhältnis zum Diskurs, zu den Modalitäten des Sprechens und zu anderen Subjektpositionen, von denen aus gesprochen werden kann. Subjektpositionen sind die unabhängig vom jeweils auf dem Podium platznehmenden Individuum vorstrukturierten, mit bestimmten Möglichkeiten des Sprechens ausgestatteten, an bestimmte kommunikative Handlungen gebundenen, mit bestimmten interaktionellen Vorrechten ausgestatteten etc. transindividuellen Äußerungsmöglichkeiten, die, realisiert, ein typisches Exemplar dieser Subjektposition zur öffentlichen Erscheinung bringen. Insofern sind diskursiv positionierte (konstituierte) Subjekte bzw. Subjektpositionen gleichzusetzen mit den spezifischen Äußerungsmodalitäten des jeweiligen Diskurstyps. Unter der Perspektive einer kritischen Diskursanalyse werden diese Vorgänge als moderne Form von Machtausübung und Ideologie betrachtet. Der Fokus auf die diskursiven Praktiken, die unscheinbare Normalisierungs­ und Disziplinierungseffekte bewirken als explizite Repräsentationen und Repression, lenkt das Augenmerk auf das, was Foucault den technologischen Aspekt von Macht bezeichnet. Machttechnologien stellen über konventionalisierte Diskurspraktiken gesellschaftliche Ordnung und Dominanz her, regulieren über Kommunikationsverhalten die Masse der Bevölkerung bzw. reproduzieren diese (hegemoniale) Ordnung in unzähligen, alltäglichen Mikropraktiken zwischen Institutionen und ihrer Klientel. Nicht nur in Talkshows handelt es sich bei solchen Praktiken weitgehend um sprachlich strukturierte Praktiken. Auch sprachlich konstituierte Verhältnisse artikulieren Machtverhältnisse, sie strukturieren sich nach Gleichheit/Nähe oder Ungleichheit/Distanz. Subjektpositionen sind die Pole in diesem Verhältnis. Da jedoch Subjektpositionen von diskursiven Positionen, d.h., Sprecherpositionen bestimmt werden, gilt es die Formen und Möglichkeiten des Sprechens der unterschiedlichen Teilnehmerkategorien im Talkshowdiskurs genau zu analysieren: In welcher Form zu welchen Bedingungen kann wer was wem gegenüber wie artikulieren? Wer mit wem in welcher Form interagieren? Welche Implikationen hat das? Welche sprachlichen Strukturen und Prozesse strukturieren dieses Sprechen und inwiefern strukturieren die sprachlich­ diskursiven Formen das Verhältnis der Diskurspositionen? In welchen sprachlichen Formen wird das Subjekt/­ive verhandelt, und vor allem: Welches Sprechen legitimiert den medial konstituierten Durchschnittsmenschen? Prämissen, Vorgehensweise und Ergebnisse Um sich der Problemstellung zu nähern und die Mikropraktiken des Sprachgebrauchs funktional zu erfassen, wurde eine systemisch­linguistische sprachtheoretische Perspektive eingenommen, die die primären Funktionen von Sprache in eine repräsentationsorientierte, eine interpersonell ausgerichtete und eine textuelle Dimension gliedert. Da es galt, diskursive Praktiken hervorzuheben, die sich nur durch den Bezug auf Akteure und Handlungen zwischen diesen beschreiben lassen, lag der Schwerpunkt der Untersuchung auf den sprachlich­diskursiven Merkmalen, die die Verhältnisse zwischen den Diskursbeteiligten bzw. die der Teilnehmer zum Diskurs regulieren und artikulieren. Die Entscheidung, zwei unterschiedliche Talkshowreihen zu untersuchen, beruht auf der Annahme, daß erst der kontrastierende Blick es ermöglicht, wesentliche Merkmale und Spezifika des Diskurstyps zu erfassen. Oft rücken nur über vergleichende Analysen kennzeichnende Aspekte in den Mittelpunkt, die bei homogeneren Daten möglicherweise unterbeleuchtet blieben. So konnten unterschiedliche Optionen der Realisierung bestimmter funktional definierter Vorgänge (z.B. das Vorstellen, die Einführung, die Befragung usw.), die innerhalb ähnlich strukturierter Diskurstypen zur Verfügung stehen und für z.T. signifikante Unterschiede sorgen, präzisiert werden. Die Auswahl der zu untersuchenden Phänomene und Merkmale wurden durch dieses vergleichende Lesen der Transkripte erheblich beeinflußt. Der Reihe nach wurden mit sprachwissenschaftlichem sowie interaktionsanalytischem Instrumentarium die Gesprächsorganisation, die Fremddefinitionen und Kategorisierungen des Subjekts der Talkshow durch die Einführungs­ und Einleitungsverfahren auf verschiedenen (visuellen, graphischen und sprachlichen) Ebenen untersucht. Im Anschluß daran standen kommunikative Handlungen zwischen den Diskursteilnehmern im Mittelpunkt, mit dem Schwerpunkt auf Analysen von Fragehandlungen und Frageformaten der Moderatorinnen und persönlichen Erzählungen der Alltagsmenschen/Gäste. Implikationen der sprachlichen Organisation und der verbalen oder kommunikativen Strukturen für die Subjektpositionen der Beteiligten wurden herausgearbeitet. Sodann habe ich mich auf den Diskurs der Experten konzentriert und Strategien der Subjektkonstitution dargestellt. Dabei ging es vor allem darum, wie das "Experten­Wissen" in diesen Shows auf das Subjekt zurückwirkt, welche Formen der "Beratungs­/Ratgeberdiskurs" annimmt und welche Subjekt­Effekte dies zeitigt. Dabei wurde deutlich, daß beide Showreihen unterschiedliche Subjektpositionen für den Fernseh­ Durchschnittsmenschen konstituieren, die sich aus den ebenfalls unterschiedlichen Strukturierungen und Differenzen zu den anderen Positionen (Experten, Moderatorinnen, Studiopublikum) ergeben. Um den Aspekt der Macht und die gesellschaftliche Funktion der Talkshowpraktiken in die Untersuchungen einzuführen, wurde auf das Konzept der Machttechnologien zurückgegriffen, wie von Foucault (z.B. 1977) skizziert. Er verweist auf zwei grundlegende Metastrategien, die ungeregelte "Masse Mensch" gesellschaftlich (staatlich, hegemonial­kulturell) zu disziplinieren, zu steuern und letztenendes verwaltbar zu machen, auf seinen gesellschaftlichen Platz zu verweisen, indem sie zu Subjekten (gemacht) werden. Es handelt sich dabei um die Machttechnologien der Objektivierung und der Subjektivierung von Individuen, die sich jeweils durch verschiedene Verfahren auszeichnen, wie ein Wissen vom Menschen hervorgebracht wird, das dann von den Individuen als "ihre Wahrheit" bzw. als die Beschreibung ihres "wahren Selbst" von ihnen selbst angenommen und diskursiv reproduziert wird. Die Möglichkeiten, sich als Selbst wahrzunehmen, die Formen, in denen dies geschieht und die Repräsentationen, die damit verbunden sind, stehen daher immer in einem sei's konservierenden, sei's subversiven Verhältnis zu Macht. Die Kennzeichen beider Machttechnologien habe ich in Anlehnung an Ausführungen von Foucault (1977;1983) bzw. seiner Interpreten Dreyfus und Rabinow (1987) versuchsweise und relativ frei auf interaktionelle und diskursive Verfahren in den Talkshows übertragen, was mir allerdings unproblematisch erscheint, denn die "Strategien" sind in aller Regel in Verbindung mit Sprache realisierte Vorgänge. Insofern entspricht es nur einer Präzision auf konkreter sprachlicher Ebene (was Foucault schuldig bleibt). Es wurde also der Versuch unternommen, diskursive Korrelate zu den von Foucault nur sehr allgemein formulierten Merkmalen der Technologien zur Subjektkonstitution zu finden und gesprächsanalytisch erfaßbar zu machen. Als Objektivierungsprozesse lassen sich die Verfahren beschreiben, die die Diskursteilnehmer zu Ausstellungs­Objekten (des Blicks und der Rede) machen. Andererseits gibt es subjektivierende diskursive Verfahren, die die Teilnehmer als Subjekt konstituieren, indem sie zur relativ ungelenkten, freigewählten Diskursproduktion, d.h. zu längerem und ggf. auch eigenintitiativen Sprechen animiert werden, allerdings immer in Erwartung, ihr "wahres Selbst" der Öffentlichkeit auszustellen ("gestehen"), das im Anschluß daran von einer Experteninstanz ausgedeutet wird. Sprachlich­diskursiv realisierte Objektivierungsstrategien definieren sich z.B. durch Verfahren der (mit negativ konnotierten Werten beladenen) Identifizierung, Fremdkategorisierung, Aussonderung und Vereinzelung, die in überaus großem Maß in den Shows von Rolonda festzustellen sind. Das impliziert den Fokus auf das konkrete Individuum und den Einzelfall, der vor den Augen der Öffentlichkeit vorgeführt, belehrt und ermahnt wird. Durch Identifikation und Fremdkategorisierung wird das Subjekt der Talkshow zum Objekt der Rede gemacht, anstatt es selbst sprechen zu lassen. In dieser Hinsicht spielen vor allem die Untertitel, die Einleitungsdefinitionen der Moderatorin (v.a. in Rolonda) und der Gebrauch der Personalpronomen, insbesondere des persönlich gebrauchten, definiten "you" eine große Rolle, die als personalisierende Identifizierungspraktiken stark vereinzelnde Effekte haben. Kategorisierungen der Personen, die im Dienste der Show operieren und sie von vornherein auf bestimmte Wahrnehmungen festlegen, sind ebenfalls objektivierende Talkshowpraktiken: Reduktionen auf die "Eigenschaft" der Familienzughörigkeit, Subsumtion unter das Tagesthema und Definitionen in Abhängigkeit von selbstdefinierten Absichten der Showgestalter ("helfen, glücklich machen, bessern") klassifizieren das Talkshow­Subjekt jeden Tag aufs Neue in den immer gleichen Mustern als unfähig zur Selbsthilfe, als Schädling und Problem für die anderen und als disziplinierungsbedürftig. In Rolonda fand sich zudem ein spezielles Aussonderungsverfahren, das in der Moderationsstrategie des inhaltlich­thematisch definierten "Stehenlassens" der Fragerunden bei spektakulären Details besteht. Das hat den Effekt, ein grelles Schlaglicht auf das Individuum zu werfen, es in einem Detail bloßzulegen, ohne ihm im Anschluß weitere Relativierungen und Kommentare zu ermöglichen (da die Moderatorin schon zum nächsten Gast und nächsten Thema gewechselt hat). Dazu gehören die auf Lupeneffekte und Details ausgerichtete Frageführung der Moderatorin, die Hinführung der persönlichen Erzählungen auf Mini­Szenen und affektiv aufgeladene Einzelmomente, die das Subjektive auf spektakuläre Ereignisse reduzieren und aus seinem lebensweltlichen Zusammenhang reißen. Spiegelvorhaltungstechniken als verdinglichende Disziplinierungsmaßnahme wurden ebenfalls identifiziert. In visuellen Repräsentationen soll das Subjekt sich spiegeln und wiedererkennen. Ein Verfahren in Rolonda ist es, den ZuschauerInnen das Alltagsleben der als Gäste eingeladenen Durchschnittsmenschen in Form eines pseudo­ dokumentarischen Filmclips zu präsentieren und sie im Anschluß daran mit dem (darin gezeigten) Fehlverhalten zu konfrontieren, sie zu veranlassen, es zu verurteilen und andere Stimmen zu diesen Spiegelungen Stellung nehmen zu lassen (in Form von Verurteilung, Tadel, Zurechtweisung). Ein weiteres Spiegelungverfahren (mit disziplinierender oder kathartischer Absicht) in Rolonda stellt die Strategie dar, das Fehlverhalten im Studio zu provozieren und live auf dem Podium in Szene zu setzen (z.B. der Streit zwischen Mutter und Tochter, der vorführt, daß die Mutter ihre Tochter nicht disziplinieren kann in Anger; Zornausbruch und Kommunikationszusammenbruch in der Auseinandersetzung von Jeremy und dem Mann im Publikum, wobie vorführt wird, daß Jeremy nicht in der Lage ist, seinen Frustrationen Ausdruck zu verleihen etc.). Dabei wird jedoch eher dem Publikum als den Gästen ein Spiegel vorgehalten, der vermutlich als Abschreckung dienen soll. Zum Objekt der Rede wird der Fernseh­Privatmensch auch im Expertendiskurs, der seine Innenwelt analysiert oder ggf. korrigiert. Das Interaktionsarrangement in Rolonda ist dabei so, daß nicht GUE Dialogpartner dieser Analysen sind, sondern die Moderatorin. Das Subjekt wird so zum Gegenstand der Analyse eines Autoritätendiskurses, der aber mit anderen Autoritäten (nämlich mit der medienspezifischen Machtposition HOST) geführt wird. Durch Befragungstechniken und Frageformate wird die Innenschau auf das Subjekt möglich und seine diskursive Position gleichzeitig stark beschränkt und kontrolliert. Auf linguistischer Ebene korrespondiert dies mit Frageformaten in Deklarativformen, die inhaltlich aus vollständigen Propositionen bestehen, die nur noch bestätigt werden müssen. Dies schränkt den inhaltlichen wie den kommunikativen Spielraum der Befragten ein, weil es konversationell präferiert ist, eine Bestätigungshandlung im Anschluß zu produzieren, und weil es kommunikativ nur einer minimalen Antwort (ja/nein) bedarf, um die Replik zu vollziehen. Dadurch sind die Gäste, bereits schon in reaktiver Position durch den Interviewrahmen, abhängig von einer weiteren, expliziten Aufforderung, einen längeren oder einen inhaltlich konträren Redebeitrag zu liefern. Andererseits ist auf der interpersonellen Ebene eine Deklarativfrage der HOSTs prekärer als ein klassisches Frageformat mit Fragewort und Verbinversion. Denn HOST kann ihr (interaktionell definiertes) Gesicht verlieren, wenn sie eine unrichtige oder nur teilweise richtige Proposition formuliert. In dieser Hinsicht wurde die Präferenz für Deklarativfragen als Modus des informellen Sprechens definiert, weil eine gegenseitige Abhängigkeit entsteht, die in der Regel mit dem egalitär strukturierten Chat­Modus assoziiert wird. Es wurde festgestellt, daß HOST/Rolonda kaum, HOST/Winfrey jedoch häufig mit diesem Format operiert, sich also auch als gleichwertiger Interaktionspartner ihren Gästen gegenüber konstituiert. Normalisierung und Messen an Standards ist ein weiteres Merkmal der Machttechnologie durch Objektivierungspraktiken. Normalisierungsversuche verweisen das Subjekt auf seinen Platz, häufig im Zusammenhang mit Normgeboten, Aufforderungen zur Veränderung usw. Normalisierende Disziplinierungsdiskurse werden in Talkshows u.a. durch die Warnungen und Zurechtweisungen des Studiopublikums gegenüber den Gästen bzw. durch den kategorischen, einflußnehmenden Redestil der ExpertInnen realisiert. Das Subjekt wird immer wieder Gegenstand und Zielscheibe für disziplinierende Interventionen und Eingriffe. Ein Äquivalent zu den objektivierenden Teilungspraktiken, die durch klare Entweder/Oder­Trennungen Individuen bestimmten Klassen und Ordnungen zuteilen, findet sich in der emotionell aufgeheizten, und von HOST durch Unterlassen von Schlichtungshandlungen aktive unterstützten Frontenbildung bei Rolonda zwischen den Teilnehmerkategorien GUE und AUD (Saalpublikum). An der Grenze von objektivierenden zu subjektivierenden Praktiken liegen die Verfahren, die den SprecherInnen zwar Rede abverlangen, diese aber durch kommunikative Strategien und Dynamiken in den Beteiligunsstrukturen inhaltlich bereits vorgegeben ist. Hierzu gehören u.a. Selektion von und Präferenz für bestimmte Frageformate (in der grammatischen Form des Deklarativs) und Dynamiken des Zitierens der Rede der Gäste sowie das Suggerieren, Soufflieren und Vorsprechen dessen, was das zu erkennende Subjekt erwidern muß ­ indem ihm die Wahrheit über sein Selbst bereits fertig in den Mund gelegt wird. Zu den subjektivierenden Praktiken in Talkshows, die die Teilnehmer zum freien Reden über sich selbst bringen und diskursproduktiv wirken, zählen besonders Chat­Momente in den Shows. Passagen, in denen die Gäste auch längere Redebeiträge machen ohne vorstrukturierende Fragestellungen. Die Abwesenheit von Interviewtechniken bzw. sehr offen strukturierte Frageformate geben einen Hinweis auf solche Stellen im Talkshow­Diskurs. Narrative Sequenzen, die nicht von Zwischenfragen unterbrochen werden verweisen in der Interaktion zwischen den Gästen (den Alltagssubjekten) und anderen TeilnehmerInnen auf subjektivierende Momente, genauso wie die Häufung bzw. Anwesenheit von Rückmelde­ und Hörersignalen der Moderatorinnen denn sie sind ein Signal zum Verlängern ihres Redebeitrags, das in keiner Hinsicht strukturierend oder einschränkend wirkt. Die Analysen der Subjektpositionen und Positionierungen geben so meines Erachtens den Blick

    Lehren und/oder forschen? Lernprozesse in der Promotionsphase in organisationspädagogischer Perspektive

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    Lehre und Forschung sind Kernaufgaben an Universitäten. In ein Verhältnis zueinander gesetzt werden sie eng verbunden mit der Idee der Universität als Einheit von Lehre und Forschung. Doch diese Idee selbst, ihre Zuschreibung zu Wilhelm von Humboldt und ihre Realisierung in Universitäten in Deutschland wurden bereits vielfach als Mythos entlarvt. Im Wissenschaftssystem, in der Universität, ihrem Personal und außeruniversitären Forschungseinrichtungen können horizontale und vertikale Differenzierungsprozesse entlang von Lehre und Forschung ausgemacht werden. Für die Institution Universität finden sich zudem Beschreibungen, die sie auf dem Weg der Organisationswerdung sehen, womit zahlreiche Veränderungen in Lehre und Forschung in Zusammenhang gebracht werden. Neben jener Perspektive auf Lehre und Forschung auf Ebene der Wissenschaftseinrichtungen werden in organisationspädagogischer Perspektive Lernprozesse auch bei den Lehrenden und Forschenden in den Blick genommen. Die Universität ist nicht nur ein Ort, an dem Forschung betrieben wird und Studierende lernen, sondern ebenso ein Ort, an dem Wissenschaftler*innen lernen, wie sich Forschen und Lehren zueinander in ihrer Wissenschaftsorganisation verhalten bzw. in welches Verhältnis sie gebracht werden können und vielleicht auch sollten. Jene Lernprozesse werden als Zusammenwirken zwischen organisationalen Strukturen und institutionalisierten Strukturen der Wissenschaft sowie Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsstrukturen verstanden. Wie wirken also jene Prozesse der Differenzierung oder Bekenntnisse zur Einheit von Lehre und Forschung zusammen in der Alltagspraxis der Wissenschaftler*innen? Wie vollziehen sich Differenzierungsprozesse entlang von Forschung und Lehre bei Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase, die durch Prozesse der Inkorporierung im Alltag Teil des wissenschaftlichen Feldes werden? Wie lernen jene Wissenschaftler*innen in ihrer Promotionsphase Lehrende und/oder Forschende zu sein und wie entwickeln sie ein Selbstverständnis als solche? Jenen Fragen wird in einer organisationspädagogischen und praxistheoretischen Perspektive in Anlehnung an Pierre Bourdieus Instrumentarium nachgegangen. Der empirische Zugang zu den Herstellungsweisen von Verhältnissen zwischen Lehre und Forschung erfolgt mit einem rekonstruktiven Ansatz in Anlehnung an die dokumentarische Methode. Analysiert werden Interviews mit Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase und Promotionsbetreuer*innen sowie Gruppendiskussionen. Es werden Wissenschaftler*innen befragt, die in der Qualifizierungsphase an Universitäten oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen beschäftigt waren, sodass unterschiedliche organisationale Kontexte in die Analyse einbezogen und kontrastiert werden. Es werden zum einen Arbeitsbereiche an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen als institutionalisierte Kontexte der Strukturierung von Verhältnissen zwischen Forschung und Lehre rekonstruiert. Zum anderen werden Selbstverständnisse von Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase als Lehrende und/oder Forschende sowie deren Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmuster rekonstruiert. Als Zusammenspiel beider Strukturen werden fünf zentrale Themen herausgearbeitet, die Dimensionen des Erlernens von Lehre und Forschung als angeordnete Strukturen zeigen. Diese Dimensionen sind: Der Sprung ins kalte Wasser: Lehre und Forschung zwischen Struktur und Freiheit; Sinnsuche in Lehre und Forschung; forschungsorientierte Lehre, lehrorientierte Forschung und Lernorientierung in Lehre und Forschung; Anordnung von Lehre und Forschung als Verortung in Wissenschaftsorganisationen und der scientific community; Ermöglichende und begrenzende Strukturen von Lehre und Forschung für ‚Fremde‘ im Feld und Produktion von Fremdheit. Die Arbeit schließt in organisationspädagogischer Perspektive mit Ableitungen für die Gestaltung von Lernprozessen für Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase an Wissenschaftsorganisationen

    Arbeit in der digitalisierten Welt

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    Das vorliegende Open-Access-Buch umfasst Beiträge aus 29 Verbundvorhaben sowie dem begleitenden Verbundprojekt „TransWork“. Im Rahmen des Förderschwerpunkts „Arbeit in der digitalisierten Welt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurden in den Projekten Entwicklungen im Transformationsprozess der Arbeitswelt analysiert, Lösungsansätze entwickelt und diese wissenschaftlich begleitet. In den Beiträgen werden Einblicke in die erarbeiteten Erkenntnisse und entwickelten Konzepte der Projekte gegeben. Hieraus lassen sich für Akteure aus Politik und Wirtschaft Handlungsempfehlungen ableiten und es ergeben sich neue Forschungsimpulse für die Wissenschaft

    Arbeit in der digitalisierten Welt

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    Entwicklung und Konzeption eines Reifegradmodells des Supply Chain Managements - der Supply Chain Management Maturity Cube (SCMMC)

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    Eine gängige Methodik zur Messung der Umsetzung von Techniken, Konzepten oder Softwareeinführungen ist der Rückgriff auf Reifegradmodelle. Reifegradmodelle separieren den Implementierungsprozess im Interessengebiet in verschiedene Stufen und ermöglichen dadurch eine stufenbezogene Einordnung des Entwicklungsstands. Seit der ersten Einführung von Supply Chain Management werden Unternehmen kontinuierlich mit steigenden Anforderungen an das Management ihrer Supply Chains konfrontiert. Das Ziel des vorliegenden Forschungsbeitrags fundierte in dem Bestreben Unternehmen ein geeignetes Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, welches sie bei der Überwindung der Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der Supply Chain Management - Umsetzung unterstützt. Hierzu wird die inflationär genutzte Komposition „Supply Chain Management Reifegradmodell“ in einem ersten Schritt einer Begriffslehre unterzogen. Ergebnis ist ein zielbezogener Designkatalog, welcher die Gestaltungsdimensionen für Reifegradmodellentwicklungen strukturiert. Auf Basis der geschaffenen Entwicklungsstruktur im Designkatalog werden theoretische Ursache-Wirkungs-Beziehungen formuliert. Nachfolgend erfolgt die Übertragung der kausalen Betrachtungen in eine prognostizierte Ziel-Mittel-Konzeption für den praktischen Einsatz. Die empirische Analyse der Ziel-Mittel-Konzeption bildet abschließend die Grundlage für die Ableitung normativer Handlungsempfehlungen

    Die schulische Auseinandersetzung mit externer Evaluation im Kontext der Implementierung neuer Steuerungsinstrumente

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    Der Fokus der Arbeit konzentriert sich auf die Fragestellung, wie Schulen mit dem neuen Steuerungsinstrument der externen Schulevaluation umgehen und ob sie es akzeptieren. Dazu steht vor allem die Beziehung der Schulen zu ihrer Umwelt im Blickpunkt. Zur Beschreibung dieser Beziehung wird der theoretische Ansatz der „loosely-coupled-systems“ herangezogen. Dieser Ansatz geht davon aus, dass sich Schulen nur bedingt von außen (durch die Administration) steuern lassen und ihre Beziehung zur Umwelt von losen und engen Kopplungsmustern geprägt ist. Mit Blick auf die Ergebnisse kann festgestellt werden, dass es sowohl lose als auch enge Kopplungsmuster zwischen den Schulen und ihrer Umwelt gibt, die sich auch auf die schulische Einstellungen gegenüber externer Schulevaluation auswirken. Jedoch zeigen die evaluationsspezifischen Faktoren (z. B. Wahrnehmung der Evaluationsergebnisse) und die präevaluativen Merkmale (z. B. Wissen über externe Schulevaluation) stärkere Einflüsse auf den schulischen Umgang mit externer Schulevaluation

    Navigieren in urbanen Landschaften : entwerfendes Kartieren als Navigationsstrategie

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    Learning Communities als Infrastruktur Lebenslangen Lernens: vergleichende Fallstudien europäischer Praxis

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    Drei Einzelfallanalysen in Norwegen, England und Deutschland präsentieren die Facettenbreite der Learning Communities, aus denen sich vier Grundvarianten ableiten lassen. Die Analysen basieren auf leitfadengestützten Experteninterviews, einer Fragebogenerhebung unter den Netzwerkmitgliedern sowie auf Kontextinterviews und umfassenden Recherchen vor Ort. Zudem werden sie international-vergleichend in Bezug gesetzt. Die Ergebnisse zeigen, wie Idee und Verständnis des Lebenslangen Lernens in den theoretischen wie praktischen Ansätzen von Learning Communities deutlich werden und welche Konsequenzen damit verbunden sind
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