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    Ein integratives Wirkmodell organisationaler Veränderung

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    In der vorliegenden Arbeit wird die Entwicklung und empirische Überprüfung eines Modells vorgestellt, das mit Hilfe eines zentralen Wirkmechanismus erklärt, wie organisationale Veränderungsprojekte erfolgreich umgesetzt werden können. Nach wie vor berichten zahlreiche Studien von hohen Misserfolgsraten bei Veränderungsprojekten. Außerdem beklagen viele Arbeiten zu organisationaler Veränderung, dass trotz einer stark gestiegenen Forschungstätigkeit bis dato keine integrativen Modelle vorliegen, die der Praxis helfen können, Change-Projekte zum Erfolg zu führen. Das hier beschriebene Wirkmodell will diese Lücke schließen. Dazu integriert es die Erkenntnisse der bisherigen Forschung zu Erfolgsfaktoren organisationaler Veränderung und bildet ab, wie Veränderungserfolg auf drei verschiedenen Ebenen einer Organisation zustande kommt. Durch spezifische Wirkketten auf jeder Ebene sowie die Beschreibung der Wechsel¬wirkungen zwischen ihnen berücksichtigt es die Komplexität organisationaler Veränderungsprozesse. Gleichzeitig erlaubt es die Ableitung konkreter Empfehlungen, wie Change Management in der Praxis den Erfolg organisationaler Veränderungs¬projekte erhöhen kann. Gemäß einer Input-Process-Output-Logik beschreibt das Modell, wie die Inputfaktoren Change-Kommunikation und Vorbildverhalten der Führungskräfte auf den Outputfaktor des wahrgenommenen Change-Erfolgs einwirken. Vermittelt wird diese Wirkung durch zwei Prozess¬faktoren. Der erste wird als kognitive Trias bezeichnet und stellt das Produkt aus den change-bezogenen Wirksamkeitserwartungen, Ergebniserwartungen und Ergebnisvalenzen der beteiligten Akteur:innen dar. Der zweite wird als Change-Intention bezeichnet und beschreibt die Verhaltensintention der Akteur:innen, sich für den Veränderungs¬prozess zu engagieren und sich auch von Widerständen nicht abbringen zu lassen. Die so entstandene Wirkkette wird für die individuelle, die kollektive und die organisationale Ebene formuliert, wobei die Prozessfaktoren der verschiedenen Ebenen als homologe Konstrukte angelegt sind. Für jede Ebene werden spezifische Wirkungen der Inputfaktoren beschrieben und konkrete Vorhersagen zu Wechselwirkungen zwischen den Ebenen getroffen. Bei der Modellentwicklung wird herausgearbeitet, wie die kognitive Trias die Wirkung der empirisch bislang am breitesten belegten Erfolgsfaktoren organisationaler Veränderung erklären und damit ein einfaches und integratives Wirkmodell anbieten kann. Weitere in der Literatur häufig genannte Erfolgsfaktoren werden als Rahmenfaktoren modelliert, und es werden Hypothesen zu deren Zusammenspiel mit den Faktoren des Wirkmodells aufgestellt und überprüft. Zur ökonomischen Erfassung der Modellparameter werden eigene Skalen entwickelt. Wo vorhanden werden Items bereits etablierter Skalen verwendet, so dass auf die damit verbundenen Erkenntnisse der Forschung zurückgegriffen werden kann. Die Prüfung des Modells erfolgt auf der Basis von Daten, die in zwei Feldstudien in zwei unterschiedlichen Unternehmen im Zusammenhang mit einem Veränderungsprojekt erhoben wurden. Konfirmatorische Faktorenanalysen und anschließende Pfadanalysen belegen, dass die Elemente der kognitiven Trias und die Change-Intention auf allen drei Ebenen als distinkte Konstrukte abgebildet werden können. Sie üben jeweils eine spezifische Funktion bei der Vermittlung der Wirkung der Inputfaktoren auf den ebenenspezifischen Change-Erfolg aus. Dabei sagen die Modellvariablen insgesamt etwa ein Drittel des wahrgenommenen und erwarteten Change-Erfolgs vorher. Eine Folgebefragung zur zweiten Studie zeigt, dass das Modell – zu einem geringeren Anteil – auch die 16 Monate später erfasste Erfolgseinschätzung der Befragten vorhersagen kann. Die Studienergebnisse zeigen auch die gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen Ebenen. Die Art und Weise dieser Beeinflussung ist dabei abhängig von wahrgenommenen Interdependenzen zwischen einzelnen Konstrukten der kognitiven Trias. Die Ergebnisse belegen die zentrale Bedeutung von kognitiven Erwartungen von Individuen, Gruppen und ganzen Organisationen für den Erfolg organisationaler Veränderungsprozesse. Die ebenenspezifischen Wirkketten zeigen auf, dass sich dieser Erfolg nicht allein durch individuelle Konstrukte oder deren Aggregation über die Menschen in einer Organisation hinweg abbilden lässt. Change Management-Maßnahmen beeinflussen die geteilten Überzeugungen von Gruppen und ganzen Organisationen auf eine spezifische Weise und motivieren diese, gemeinsame Anstrengungen zur Erreichung kollektiver Ziele zu unternehmen. Unternehmen, die Veränderungsprozesse erfolgreich umsetzen wollen, müssen nach den Erkenntnissen dieser Arbeit stärker als bislang individuelle, kollektive und organisationale kognitive Überzeugungen spezifisch ansprechen. Denn durch die multiplikative Zusammensetzung der kognitiven Trias und die Interebenenbeziehungen gefährden bereits einzelne negative Überzeugungen den Change-Erfolg insgesamt. Zum Abschluss werden Begrenzungen der Arbeit diskutiert – insbesondere der noch ausstehende Nachweis, dass die kognitive Trias die beschriebenen Erfolgsfaktoren vollständig ersetzen kann, – sowie konkrete Empfehlungen für die Praxis des Change Managements gegeben

    Entkoppelte Arbeitswelten: Betriebliche Arbeitsorganisationen und neue Intermediäre im Strukturwandel postindustrieller und virtueller Arbeitsgesellschaften

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    Die Strukturen der industriell geprägten Arbeitsgesellschaft werden durch den zunehmenden Einsatz automatisierter und digitaler Technologien sowie den Ausbau der Infrastruktur des Internets maßgeblich verändert. Gleichzeitig lässt sich eine intensive Flexibilisierung vertrauter Strukturen betriebszentrierter Organisationsformen von Beschäftigung beobachten. Die Autiorin beschreibt einzelne Dynamiken auf der gesellschaftlichen Mesoebene und trägt damit zur Debatte über die nachhaltige Gestaltung der digitalen und virtuellen Arbeitsgesellschaft in Deutschland bei

    Widerstand im Arbeitsprozess: Eine arbeitssoziologische Einführung

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    Herrschaft bringt immer auch Widerständigkeit hervor. Demnach stellen Regelabweichungen, die sich aus unvollständig determiniertem Arbeitshandeln ergeben, ein strukturelles Merkmal im Arbeitsprozess dar. Die Formierung eines informellen Repertoires widerständiger Praktiken im Kontext betrieblicher Herrschaft ist dabei von der Arbeitssoziologie bisher vernachlässigt worden. Um diese konzeptionelle Leerstelle zu füllen, systematisieren die Beiträger*innen die Vielzahl der Praktiken und stellen verschiedene methodische, theoretische und empirische Perspektiven einer arbeitssoziologischen Widerstandsforschung vor

    Entwicklung von (inter-)professionellen Kompetenzen und Identität auf einer interprofessionellen Ausbildungsstation

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    Hintergrund: Für eine optimale Patient*innenversorgung ist eine funktionierende interprofessionelle Zusammenarbeit beteiligter Berufsgruppen, Patient*innen und Angehöriger von zentraler Bedeutung. Vorbereitend für diese Zusammenarbeit kann die Entwicklung von (inter-)professionellen Kompetenzen und (inter-)professioneller Identität durch interprofessionelle Ausbildung sein. Die Integration interprofessioneller Ausbildung und der Fokus auf Kompetenzerwerb hat in Deutschland sowohl in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung, sowie auch im Studium der Humanmedizin an Bedeutung gewonnen. Mehr Möglichkeiten zur Verantwortungsübernahme und dem Erwerb praxisbezogener Kompetenzen sollen die Lernenden auf die Komplexität in der Versorgung optimal vorbereiten. Aktuell findet die Ausbildung oder das Studium jedoch noch vorwiegend monoprofessionell statt und interprofessionelle Ausbildung in klinischen Einsätzen wird noch nicht flächendeckend eingesetzt. Evaluationen interprofessioneller Ausbildungsstationen aus dem englischsprachigen und skandinavischen Raum zeigen vielversprechende Ergebnisse im Hinblick auf den Kompetenzerwerb der Lernenden, es liegen allerdings kaum Erkenntnisse zur Identitätsentwicklung auf entsprechenden Ausbildungsstationen vor. In Deutschland gibt es zu diesen Aspekten so gut wie keine Evidenz. Fragestellung: Wie entwickeln sich (inter-)professionellen Kompetenzen und Identität von Lernenden aus Pflege und Humanmedizin durch den Einsatz auf einer interprofessionellen Ausbildungsstation? Methodik: Das Forschungsdesign entspricht einer prospektiven Mixed Methods Beobachtungsstudie ohne Kontrollgruppe mit Pflegeauszubildenden und Medizinstudierenden aus 16 Kohorten, die auf der Heidelberger interprofessionellen Ausbildungsstation HIPSTA eingesetzt waren. Mit Hilfe von validierten Fragebögen aus dem englischsprachigen Raum, die die selbsteingeschätzten Kompetenzen in Kommunikation und Teamarbeit sowie die Einstellungen gegenüber interprofessionellem Lernen (UWE-IP) und interprofessioneller Zusammenarbeit und Sozialisation (ISVS) erfassen, werden die Lernenden zu drei Zeitpunkten befragt (direkt vor dem Einsatz auf der HIPSTA (T0), am Ende des HIPSTA-Einsatzes (T1) und drei Monate nach dem Einsatz (T2)). In einer Analyse anhand des gemischten linearen Modells werden die festen Effekte Zeitpunkt, Geschlecht und Berufsgruppe untersucht. Gruppeninterviews am Ende des HIPSTA Einsatzes (T1), die mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden, geben einen tieferen Einblick in die Einstellungen und Erfahrungen der Lernenden, und eine weiterführende rekonstruktive Analyse der Gruppeninterviews anhand der dokumentarischen Methode ermöglicht eine Rekonstruktion der interprofessionellen Sozialisation in den einzelnen Gruppen und eine komparative Analyse der kollektiven Orientierungsrahmen. Die qualitative Inhaltsanalyse von Einzelinterviews, die 1 – 1,5 Jahre nach dem Einsatz auf der HIPSTA durchgeführt wurden, gibt Aufschluss über die Nachhaltigkeit des Kompetenzerwerbs und der Identitätsentwicklung, sowie der Faktoren, die diese beeinflussen. Ergebnisse: Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Lernenden der Pflege und Medizin sowohl interprofessionelle Kompetenzen, als auch professionsspezifische und teilweise auch -übergreifende Kompetenzen durch das interprofessionelle Lernen, die interprofessionelle Zusammenarbeit, das eigenverantwortliche Handeln, die Begleitung von Lernbegleiter*innen und den intensiven Patient*innenkontakt entwickelten, die auch nach bis zu 1,5 Jahren noch abrufbar sind. Auch die professionelle Identität konnte in diesem Zusammenhang weiterentwickelt werden und erste Grundlagen für die Entwicklung einer dualen Identität im Sinne einer interprofessionellen und professionellen Identität wurden gelegt. Diskussion: Die Lernenden aus Medizin und Pflege konnten durch den Einsatz auf der interprofessionellen Ausbildungsstation sowohl interprofessionelle wie auch professionsspezifische Kompetenzen erwerben. HIPSTA wurde als eine gute Vorbereitung auf den Berufseinstieg und näherten sich an ihre berufliche Rolle an. Für die nachhaltige Entwicklung einer interprofessionellen Identität und die Festigung der interprofessionellen Kompetenzen könnten das gemeinsame Reflektieren von Stereotypen und das explizite Adressieren von Hierarchien und deren Bedeutung für die Zusammenarbeit bereichernd sein. Darüber hinaus bedarf es auch in der Praxis in anderen Einsätzen im Rahmen der Berufsausbildung, sowie auch in der regulären Versorgung Strukturen, die die Zeit und den Raum geben, um interprofessionell zusammenzuarbeiten und diese Zusammenarbeit auch selbst zu gestalten, zu reflektieren und zu optimieren

    Die erste Fortbildungsstufe "Geprüfte/r Berufsspezialist/in" der höherqualifizierenden Berufsbildung. Die Gestaltung von Fortbildungen auf dem DQR-Niveau 5 im Innovationswettbewerb InnoVET

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    Im Wettbewerb „InnoVET: Zukunft gestalten – Innovationen für eine exzellente berufliche Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickeln und erproben mehrere Projekte Fortbildungen auf der ersten Stufe der höherqualifizierenden Berufsbildung. In diesem Sammelband werden diese Fortbildungen entlang einer gemeinsam erarbeiteten Struktur dargestellt und damit einer vergleichenden Analyse zugeführt. Dieser Kern des Sammelbandes wird ergänzt durch die Darstellung von zwei Fortbildungen, die in der Diskussion um das DQR-Niveau 5 immer schon eine besondere Rolle gespielt haben, nämlich die Fortbildung im Kfz-Bereich und im IT-Bereich. Außerdem werden übergreifende Betrachtungen ergänzt. Wie im ersten Beitrag beschrieben, erfordert die Zuordnung einer Fortbildung zum DQR-Niveau 5 des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) einen formalen Prozess, der für die hier in Rede stehenden Projekte noch nicht abgeschlossen ist und dessen Ergebnis hier selbstver-ständlich nicht präformiert werden kann. Gleichwohl wird der Einfachheit halber, wie durchaus auch im Projektalltag üblich, so getan, als befinde sich eine Fortbildung auf diesem Niveau. Dabei handelt es sich um eine sprachliche Vereinfachung. Durch die Beiträge im Sammelband und durch übergreifende Betrachtungen, etwa die aktuelle Diskussion um die Verrechtlichung des DQR, wird deutlich, dass der InnoVET-Wettbewerb zentrale Beiträge zur Profilierung der noch unterrepräsentierten Ebene leisten konnte, aber noch eine ganze Reihe übergreifender Baustellen zu bearbeiten sind, die vor allem außerhalb der Projekte liegen. (DIPF/Orig.

    Nachfragebeeinflussung im Schienenpersonenverkehr in Störfallsituationen - Entwicklung einer Methodik zur Modellierung des Entscheidungsverhaltens von Reisenden

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    Kleinere und größere Unregelmäßigkeiten, wie bspw. technische Störungen und größere Störfallsituationen lassen sich im Betriebsablauf des Schienenpersonenverkehrs nicht immer vermeiden. Dies ist insbesondere auf die vorhandenen hohen Abhängigkeiten im Bahnbetrieb zurückzuführen, wodurch sich aus nur einer kleinen Störung einer Zugverbindung ein großes Störfallereignis ergeben kann, in welchem dann eine Vielzahl an Zugverbindungen und somit eine sehr große Anzahl an Reisenden negativ betroffen sind. Es sind entsprechende Maßnahmen erforderlich, welche die Zufriedenheit der Reisenden auch in solchen Situationen nicht gefährden und trotz der Unregelmäßigkeit einen effizienten Betrieb gewährleisten. Bestenfalls sind die Maßnahmen auf die Bedürfnisse der Reisenden abgestimmt, so dass gute Möglichkeiten zur Fortsetzung der Reise geschaffen werden. Neben den gängigen Maßnahmen rücken hierbei die nachfragebeeinflussenden Maßnahmen mehr und mehr in den Fokus. Im Rahmen der Innovationsallianz zwischen der Deutschen Bahn AG (DB AG) und der Technischen Universität Darmstadt wurde in der Arbeitsgruppe Connected Mobility die Implementierung einer Nachfragebeeinflussung, in Form einer sogenannten Reisendenstromlenkung, als ein zusätzliches Instrument zur optimierten Lenkung von Reisendenströmen untersucht. Ein wesentlicher Aspekt der Nachfragebeeinflussung ist die Kenntnis über die Akzeptanz von Handlungsempfehlungen bzw. die Kenntnis über das wahrscheinliche Verhalten der jeweiligen Reisenden in Abhängigkeit einer Vielzahl an gleichzeitig wirkenden Einflussfaktoren. Sofern das Verhalten der Reisenden abgeschätzt werden kann, können geeignete nachfragebeeinflussende Maßnahmen ausgewählt und die Reisenden im Falle einer Unregelmäßigkeit optimal auf das (ggf. noch) vorhandene Verkehrsangebot verteilt werden. Die gezielte Beeinflussung der Verkehrsnachfrage im Schienenpersonenverkehr erfordert jedoch ein geeignetes Modell zur Prognose des Entscheidungsverhaltens der Reisenden, welches die wirkenden Einflussfaktoren einschließt, ein sogenannten Entscheidungsverhaltensmodell. In der vorliegenden Dissertation wird eine Methodik zur Erzeugung eines solchen Entscheidungsverhaltensmodells von Reisenden im Bahnbetrieb entwickelt, vorgestellt und validiert. Hierzu werden im ersten Schritt die relevanten Einflussfaktoren auf die Akzeptanz von Handlungsempfehlungen auf Basis einer durchgeführten Fahrgastbefragung (N = 1961) von Reisenden im Nah- und Fernverkehr identifiziert. Es wird dabei aufgezeigt, dass neben der Veränderung der Reisezeit und der Anzahl an Umstiegen als externale Einflussfaktoren im Entscheidungsprozess der Reisenden auch eine Vielzahl an internalen Einflussfaktoren, bspw. die Nutzungshäufigkeit des Schienenpersonenverkehrs, das Alter und die Komfortanforderungen der Reisenden, bei der Auswahl einer Handlungsoption durch den Reisenden zu berücksichtigen sind. Mit Hilfe der in der Fahrgastbefragung erfassten Merkmale wurde weiterhin eine Einteilung der Reisenden in acht stereotypische Reisendengruppen mit ähnlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen vorgenommen, so dass die Reisendengruppe selbst als ein abgeleiteter internaler Einflussfaktor zur Prognose des Entscheidungsverhaltens berücksichtigt werden kann. Die Annahmewahrscheinlichkeit einer Handlungsempfehlung durch einen Reisenden wird mit Hilfe einer binär-logistischen Regressionsanalyse auf Basis des in den Fragebögen erfassten hypothetischen Verhaltens in zwei unterschiedlichen Szenarien (Zugausfall und Auslastungsproblem) bestimmt. Hierzu werden unterschiedliche Entscheidungsverhaltensmodelle entwickelt, wodurch die Auswirkungen bei der Variation der Einflussfaktoren inkl. dem Einbezug der Reisendengruppen auf die relevanten Kenngrößen zur Beurteilung der Klassifikationsgüte, Modellgüte, Ergebnisstabilität und Prognosegenauigkeit dargestellt werden können. Das final entwickelte Entscheidungsverhaltensmodell E5 (Zielmodell) zum Szenario 1 (Zugausfall) erzielt eine Steigerung der Klassifikationsgüte von 51,6 % auf 67,3 %. Werden lediglich die externalen Einflussfaktoren (die Veränderung der Reisezeit und die Anzahl an Umstiegen) in ein Entscheidungsverhaltensmodell eingeschlossen (Ausgangsmodell E1), so wird lediglich eine Klassifikationsgüte von 60,2 % erreicht. Bei Berücksichtigung der Reisendengruppen (Zielmodell R5) wurde hingegen eine Klassifikationsgüte von 68,1 % erzielt. Beide Entscheidungsverhaltensmodelle (E5 und R5) liegen im Bereich einer akzeptablen Modellgüte. Die Wirkungen von zusätzlichen Handlungsanreizen auf die Annahmequote einer Handlungsempfehlung, bspw. die temporäre Aufwertung des Reisetickets (Upgrade 1. Klasse) und die Ausstellung von Wertgutscheinen (bspw. kostenfreier Kaffee), werden ergänzend analysiert. Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass durch die Nutzung von zusätzlichen Handlungsanreizen die Lenkungswirkung nachfragebeeinflussender Maßnahmen gesteigert werden kann. Insbesondere jene Handlungsanreize, aus denen eine Steigerung des Reisekomforts resultiert, bspw. eine Sitzplatzgarantie oder die Weiterfahrt in der 1. Klasse, weisen die größten Verbesserungen in der Annahmequote auf. So konnte in Szenario 1 (Zugausfall) die Annahmequote von 56,9 % auf 66,1 % bei Ausweisung einer Sitzplatzgarantie gesteigert werden. In Szenario 2 (Auslastungsproblem) lässt sich bei diesem Handlungsanreiz eine Steigerung der Annahmequote von 26,7 % auf 36,8 % erreichen. Die größte Wirkung in Szenario 2 resultiert jedoch aufgrund einer rechtzeitigen Informationsbereitstellung, wodurch eine Annahmequote 46,6 % erzielt wird. Insgesamt wurden je Szenario 14 Entscheidungsverhaltensmodelle entwickelt, welche sich bzgl. der eingeschlossenen Modellierungsparameter unterscheiden, um die Auswirkungen bei einer Variation auf die untersuchten Kenngrößen darstellen zu können. Weiterhin wurden bei der Entwicklung der Modelle unterschiedliche Anwendungsfälle berücksichtigt, um spezifische Modelle (bspw. bezogen auf den Nahverkehr, den Fernverkehr, eine geringe Datenlage oder die Nutzung von Reisendengruppen) zu erhalten. Die Vorgehensweise zur Auswahl eines Entscheidungsverhaltensmodells auf Basis einer Entscheidungslogik wird vorgestellt. Zukünftig wird es möglich sein, mit einer solchen Entscheidungslogik das passende Entscheidungsverhaltensmodell systematisch auszuwählen, um letztlich die Wirkungen von Maßnahmen abschätzen zu können. Die Methodik wurde durch die Erzeugung und Analyse der Kenngrößen der Entscheidungsverhaltensmodelle validiert und ermöglicht zukünftig die Entwicklung von Umlegungsmodellen in Störfällen auf Grundlage externaler und internaler Einflussfaktoren. Um ein in der Praxis anwendbares Modell zu erhalten, sind die erzeugten Entscheidungsverhaltensmodelle durch die Nutzung von Daten einer realen Störfallsituation zu validieren und ggf. zu kalibrieren. Die aktuelle Datenlage auf der einen Seite und der hohe Aufwand zur Erfassung solcher Realdaten auf der anderen Seite lassen zum heutigen Stand eine Validierung und Kalibrierung der Entscheidungsverhaltensmodelle nicht zu. Es ist aber davon auszugehen, dass die fortschreitende Digitalisierung die technischen Möglichkeiten liefert, so dass die Ergebnisse dieser Arbeit die ersten Ansätze für eine zukünftige Umsetzung einer gezielten Nachfragebeeinflussung im Schienenpersonenverkehr bereithält

    Jahrbuch Wirtschaftsrecht Schweiz - EU - Überblick und Kommentar 2022/23

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    Der vorliegende 18. Band der Jahrbuchreihe „Wirtschaftsrecht Schweiz – EU“ dokumentiert die aktuellen Entwicklungen in zentralen Bereichen des EU-Wirtschaftsrechts und deren Bedeutung für die Schweiz. Berücksichtigt werden diverse wirtschaftsrelevante Rechtsgebiete, u.a. Kapitalmarktrecht, Immaterialgüterrecht, Arbeitsrecht, Steuerrecht und Wettbewerbsrecht. Das Jahrbuch richtet sich an Unternehmens-, Wirtschafts- und VerwaltungsjuristInnen sowie an RichterInnen und RechtsanwältInnen und bietet ihnen einen kompakten Überblick über die wichtigsten Gesetzgebungsvorstösse, neue Rechtsakte und ergangene Urteile im vergangenen Jahr 2022

    Chancen und Risiken der Digitalisierung kritischer kommunaler Infrastrukturen an den Beispielen der Wasser- und Abfallwirtschaft. Endbericht zum TA-Projekt

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    Im Mittelpunkt des TAB-Arbeitsberichts Nr. 205 steht der Einsatz digitaler Lösungen für zentrale Aufgaben der kommunalen Abfall- und Wasserwirtschaft. Der Bericht informiert für beide Bereiche über den aktuellen Stand der Technik und die Perspektiven der Digitalisierung. Für die Wasserwirtschaft wird der mögliche Nutzen digitaler Lösungen zur Bewältigung von Ausnahmesituationen untersucht. Darüber hinaus werden die Anfälligkeiten der Versorgungsinfrastrukturen der Wasserwirtschaft gegenüber Cyberangriffen und anderen IT-bedingten Störungen diskutiert sowie der aktuelle Stand der Informationssicherheit und der diesbezügliche Handlungsbedarf identifiziert. Abschließend werden Gestaltungsoptionen skizziert und ein möglicher Orientierungsrahmen speziell für politisches Handeln aufgezeigt, um den digitalen Fortschritt nachhaltig zu gestalten. Dem Bericht ist eine 20-seitige Zusammenfassung vorangestellt. Zentrale Ergebnisse sind auf vier Seiten im zugehörigen TAB-Fokus (s.u. Relation in KITopen) zusammengestellt

    KPI Intelligence

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    Zur Steuerung großer Produktionsunternehmen muss das Management Alternativen bewerten, fundierte Entscheidungen herbeiführen und Maßnahmen zur Prozesssteuerung ergreifen. Jedoch macht die Komplexität der Ursache-Wirkbeziehungen zwischen den Kennzahlen, die zur Steuerung der interdependenten Geschäftsprozesse dienen, eine Abschätzung der Auswirkungen von Maßnahmen für den Menschen ohne Hilfsmittel nahezu unmöglich. Die vorliegende Dissertation liefert daher Ansätze für die Weiterentwicklung der klassischen kennzahlenbasierten Unternehmenssteuerung durch die Einbeziehung von Advanced Analytics Algorithmik für die Analyse von Prozessinterdependenzen. Damit begegnet sie der identifizierten Lücke einer unzureichenden Integration von Advanced Analytics in die praktische Prozesssteuerung. Die entwickelte Methode beinhaltet eine Vorgehensweise und Prozessmodelle für die quantitative Analyse der Interdependenzen. Zudem bietet sie Vorschläge für den komplementären und komparativen Einsatz fortgeschrittener Analysealgorithmik. Zur Beurteilung der Eignung der jeweiligen Lösung dienen Leitmerkmale, welche die Bedürfnisse von Anwendern repräsentieren. Die Analyseergebnisse sind schließlich auf ihren Beitrag zu den in der Dissertation erarbeiteten Anforderungen an die kennzahlenbasierte Unternehmenssteuerung zu prüfen. Die Entwicklung und Evaluierung der Methode erfolgt im Rahmen einer Fallstudie mit mehreren heterogenen Anwendungsfällen bei einem OEM der Automobilindustrie. Die Forschungsergebnisse tragen dazu bei, die Vielzahl digitaler Lösungen zur Visualisierung von Daten mit dem größer werdenden Angebot an fortgeschrittenen Analysemöglichkeiten zur Unterstützung kennzahlenbasierter Managementprozesse zusammenzuführen. Dem Grundgedanken der Kybernetik folgend, ermöglicht die Methode Fachanwendern die selbständige quantitative Analyse von Ursache-Wirkbeziehungen zwischen Kennzahlen innerhalb einzelner Prozesse sowie prozess- und hierarchieübergreifend. Die Interpretation der Ergebnisse dient sodann der Ergänzung von deren implizitem Wissen und folglich einer effektiveren und effizienteren Prozesssteuerung
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