72 research outputs found

    Frauen in Wissenschaft und Forschung (2000-2010)

    Full text link
    Das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – Center of Excellence Women and Science CEWS, begeht im Herbst 2010 sein zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wurde für die GESIS-Schriftenreihe "Recherche Spezial" die vorliegende Dokumentation von Literatur und Forschungsprojekten zum Themenfeld "Frauen in Wissenschaft und Forschung" für die Jahre 2000-2010 erstellt. Die neun Kapitel spiegeln die Hauptstränge der Forschung zu wissenschaftsbezogenen Gleichstellungsthemen wider und bieten damit einen umfassenden Überblick zu den sozialwissenschaftlichen Literatur- und Forschungsnachweisen der vergangenen Dekade. Im Fokus steht zunächst die Literatur zur Analyse von Wissenschaftskarriereverläufen – allgemein und auf einzelne Fächer(gruppen) bezogen - im Geschlechtervergleich, zu den Unterschieden der Chancen auf dem Arbeitsmarkt und in Bezug auf die Erlangung von Führungspositionen. Strukturelle und gesellschaftspolitische wie auch individuelle Barrieren werden dabei untersucht, es geht sowohl um die Situation in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen wie in der Industrieforschung, auch die Karriereverläufe in der ehemaligen DDR sind im Geschlechtervergleich vertreten. Die Erkenntnis, dass sich die Wissenschaftskultur insbesondere in den Wissenschaftsorganisationen verändern muss, um dem Ziel der Geschlechtergerechtigkeit näher zu kommen, wird dokumentiert. Das Gesellschaftsbild des "guten Wissenschaftlers" muss sich wandeln, um für beide Geschlechter eine Work-Life-Balance im Wissenschaftsbetrieb möglich zu machen. Die Hochschulen als der zentrale Ort für Forschung und Lehre spielen für die Verbesserung der Situation von Wissenschaftlerinnen im Sinne einer gleichberechtigten Teilhabe eine entscheidende Rolle, die Hochschulreformen müssen daher durchgängig gendersensibel sein. Gleichstellungspolitik und Gleichstellungsmaßnahmen für Wissenschaftlerinnen haben in Deutschland seit zwanzig Jahren viel bewegt, insofern stellt dieses Kapitel in der Literaturrecherche einen Schwerpunkt dar, die Ergebnisse derselben werden hier auch kritisch hinterfragt. Geschlechtergerechtigkeit ist die übergeordnete rechtsphilosophische Zielstellung aller dieser Aktivitäten, das Spannungsverhältnis zwischen den Kategorien Recht und Geschlecht ist Thema vieler Publikationen zum Gleichstellungsrecht. Die Fachkulturen in Naturwissenschaft und Technik bilden eine besondere Situation für Frauen, die in diesen Bereichen eine wissenschaftliche Karriere anstreben, aus diesem Grunde ist diesem Teilbereich hier ein eigenes Kapitel gewidmet. Genderaspekte müssen in Forschung und Lehre durchgängig und regelhaft berücksichtigt werden, um in Zukunft eine echte Geschlechtergerechtigkeit des Wissenschaftsbetriebs gewährleisten zu können. Der europäische Vergleich der Situation von Frauen in der Wissenschaft, der sich im europäischen Forschungsraum ergibt, ist für die Beurteilung der deutschen Situation unerlässlich, daher ist auch diesem Forschungsstrang ein Kapitel gewidmet. Im letzten Kapitel wurden die sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekte zum Themenkomplex Frauen in Wissenschaft und Forschung zusammengestellt, um auch diese zu dokumentieren

    Imag(in)ing social networks

    Get PDF
    Rahmen Als kulturelle Leitmetapher reüssiert der Netzwerkbegriff heute im Zusammenspiel mit einer spezifischen Vorstellung: als Leitbild ist sie geprägt von Bildern, die Geflechte aus Knoten und Linien zeigen, von der Darstellung möglicher Epidemien, über Verflechtungen der Finanzmärkte bis zu Freundschafts- und Terrornetzwerken. Ob historische Studien, Gegenwartsanalysen oder Zukunftsszenarien, Erkenntnis- oder Kontrollinstrumente, die Techniken zur Erzeugung solcher Netzwerkdiagramme aus Annahmen, Erhebungsdaten oder Simulationen bauen auf gemeinsamen ästhetischen aber auch methodischen Traditionen auf. Seit den 1930er Jahren wird wissenschaftlich an der soziometrischen Vermessung und Darstellung von sozialen Strukturen gearbeitet, mit voranschreitender Digitalisierung und neuen Möglichkeiten der Informationsvisualisierung konnte ein Forschungsbereich entstehen, der mächtige Analyseinstrumente für komplexe soziale Zusammenhänge bereitstellt: Im Rahmen der Sozialen Netzwerkanalyse werden neben neuen mathematischen Methoden auch neuartige visuelle Darstellungstechniken und Interpretationsformen entwickelt. Ziele Das Projekt zielt darauf ab, Einblick in den Entstehungskontext von wissenschaftlichen Visualisierungen sozialer Netzwerke als Soziogramme zu erlangen. Sowohl die metaphorischen und sinnlichen Dimensionen der Bildakte, als auch die vielfältigen Objektivierungsstrategien am und durch das Medium der Netzwerkvisualisierung sollen von der wissenschaftlichen Praxis her beleuchtet werden. In den Blick rücken sodann ihre Performanzen als kulturspezifische Metaphern, Bilder und Modelle („imagining“) und die operativen Strategien der Sichtbarmachungen und Materialisationen („imaging“). Theoretisches und methodisches Vorgehen Die Studie orientiert sich weniger an bildwissenschaftlichen Theorien als an wissenschaftssoziologischen Ansätzen, insbesondere an Laborstudien und praxeographischen Studien, welche Wissen in die es hervorbringenden Praktiken eingebettet untersucht. Die Herausarbeitung der Handhabungen der wissenschaftlichen Bilder erfolgte auf Basis von teilnehmenden Beobachtungen in einem netzwerkanalytischen Labor, Interviews und Feedback- Befragungen, und Literaturrecherchen, sowie durch aktive Partizipation im Feld, etwa durch Vorträge und Diskussionen bei einschlägigen Konferenzen, und durch Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Workshops zwischen 2006 und 2009. Zum Einsatz kam also ein Set aus Methoden einschließlich diskursanalytischen Kodierungs- und Auswertungsinstrumenten und ethnographischen Vorgehensweisen. Resultate Netzwerkvisualisierungen werden in der Forschungspraxis als Werkzeug, Argument und Evidenzmittel eingesetzt. Sie sind Indikatoren für die Datengüte, Exploratorien, Triangulationswerkzeuge, Kommunikationsmittel und erzeugen somit das, was sie analysieren. Die Herstellung von Wissen erscheint demnach als Gestaltungsprozess. Die Arbeit an den Diagrammen erfordert diverse Formen der Zusammenarbeit und des Wissenstransfers, die Expertise der Bildherstellung und -gestaltung muss oftmals extern beigeholt werden. Der Wille zur Gestaltung weist über die Maximierung der Lesbarkeit und die Reduktion der interpretativen Flexibilität hinaus, im Forschungsprozess mit seinen Aufmerksamkeitsökonomien kommen epistemische Bilder auch zeitgenössisch stilgerecht zum Einsatz. Ein historischer Exkurs zum zeichnerischen Entwerfen von sozialen Strukturen beleuchtet die Kulturtechnik des Knoten-Linien-Diagramms und stellt die Herausbildung der damit einhergehenden Blickkonventionen vor. Die Beobachtungen der kulturellen und körperlichen Dimensionen der wissenschaftlichen Evidenzerzeugung mittels Bildern weisen diese als ästhetische Praktiken aus. Körperlichkeit wird nicht als Automatismus ausgeblendet, sondern ist im Zusammenwirken mit instrumenteller Vermittlung sowohl als Medium, als auch als Maßstab der wissenschaftlichen Objektivierung zu begreifen. Diskussion Der epistemologisch prekäre Status der Netzwerkvisualisierungen – in der wissenschaftlichen Ausbildung wird deren Herstellung meist vernachlässigt, in der Vermittlung wird deren aufwändige Gestaltung als Informationsvisualisierung oftmals als manipulativ empfunden – kann für deren reflexive Thematisierung als Wahrnehmungs- und Gestaltungstechniken sozialer Realitäten herangezogen werden. Das Zeichnen von sozialen Strukturen birgt das Potential multiple Perspektiven auf das Soziale zu kultivieren und gesellschaftliche Selbstbeschreibungen und Leitbilder kritisch aufzubrechen. Gestaltungskompetenz sollte demnach explizit als notwendiger Bestandteil epistemischer Praktiken etabliert werden
    • …
    corecore