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    Einen Herzschlag lang hinüber. Die Disposition der Zeit im Garten der Lüste von Hieronymus Bosch

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    Die besondere Erörterung der Zeit-Strukturen, der Bild-Zeit (Götz Pochat), hat sich als fruchtbar erwiesen. Sie erfolgt in diesem Aufsatz für den Garten der Lüste von Hieronymus Bosch. Die Kunst dieses Triptychons besteht nicht zuletzt in der Verschränkung verschiedener Zeit-Ebenen und Zeit-Qualitäten. Der inhaltlichen wie der formalen Organisation von Zeit im Garten der Lüste auf die Spur zu kommen ist Voraussetzung, um das Bild zu verstehen. Der Aufsatz stellt Überlegungen aus meinem E-Book Die Seele von Sinnen im Garten der Lüste ausführlicher dar und führt sie weiter. Dies gilt auch für die Diskussion der Erlebniszeit (Pochat) und der Entstehungszeit des Bildes, hauptsächlich widmet sich der Aufsatz jedoch der als Thema des Bildes verhandelten Zeit. Den Garten der Lüste charakterisiert ein dichtes Geflecht von Indikationen von Zeit. Das Bild spannt die eschatologische Zeit vollständig aus. Wenige Details auf der Höllentafel teilen mit, dass die Zeit des Weltgerichts angebrochen ist. Die Außenansicht betont mit dem darauf zitierten Psalm (32/33,9) die simultane Schöpfung im "Hauch seines Mundes" (32,6). Zugleich und ewig sind Gnade und Liebe erschaffen. Auf der Mitteltafel entsagt die Frau in der Höhle der irdischen Liebe und erwacht in einem Moment der Erkenntnis der göttlichen Liebe. Diese Unio mit Gott ist kurz, wie verschiedene Details vermitteln, und sie erfolgt in einer spezifischen Zeitqualität, in der sich irdische Zeit und Ewigkeit "kreuzen". Es wird erläutert, wie die Komposition des Gartens der Lüste wesentlich zeitlich geprägt ist, wie sich Sinneswarnung und Geschichtstheologie überlagern. Im Finale sind die Betrachter gleichsam "an die Kante der Zeit" gedrängt und im Jetzt fixiert

    "Libussa" in der Gründerzeit : Grillparzer zwischen Kürnberger und Heine

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    Am Beginn der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts schrieb Ferdinand Kürnberger zwei Feuilletons zu Franz Grillparzer. Diese Feuilletons aus der 'Gründerzeit' verdrängen die entscheidenden Fragen, die Grillparzer mit Heinrich Heine und Rahel Varnhagen verbunden haben: die Frage der Marginalisierung der Poesie in einer von Naturverwertung und instrumenteller Vernunft bestimmten Welt, die Frage einer gleichberechtigten Beziehung der Geschlechter zueinander und das Schicksal der Liebe in einer Zeit umfassender Rationalisierung und Verwertung

    Wezel und die Frauen : Prototypen feministischer Argumentationsstrukturen im späten 18. Jahrhundert

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    Bei der Behandlung des Themas "Wezel und die Frauen" muß leider zunächst eine schmerzliche Leerstelle konstatiert werden: In Johann Karl Wezels Vita, die ja sowieso nur sehr fragmentarisch überliefert ist, scheinen Frauen seltsam ausgeschlossen. Das gilt jedoch zum Glück nicht für das Werk. Hier finden sich mehrere interessante Frauengestalten und sogar eine weibliche Titelheldin ? was für einen männlichen Autor der Zeit einigermaßen ungewöhnlich ist. Wenn ich im folgenden exemplarisch einige dieser Frauenfiguren untersuche, geht es mir zunächst um eine feministische Fragestellung: Gibt es im Werk Wezels eine Vorstellung von Emanzipation, eine Kritik von Geschlechtsstereotypen oder ein Konzept von Weiblichkeit? Spielt Gender für das Schreiben Wezels überhaupt eine Rolle? Darüber hinaus interessiert mich jedoch auch die umgekehrte Frage: Welchen inhaltlichen Stellenwert und welche poetologischen Konsequenzen haben die Themen von Weiblichkeit, Männlichkeit, Liebe und Ehe für das Werk Wezels selbst? Um das sozial- und diskursgeschichtliche Umfeld im späten 18. Jahrhundert wenigstens durch knappe Streiflichter zu erhellen, werde ich im folgenden zuerst auf einige literarische und theoretische Texte der Zeit zu sprechen kommen, die sich ebenfalls mit Geschlechterfragen beschäftigen. Im Anschluß daran werde ich vor allem den Belphegor sowie die Ehestandsgeschichten und in einem kurzen Exkurs Herrmann und Ulrike behandeln

    Bemerkungen zur 50ig Jahresfeier der europäischen Union und zur Diskussion um die europäische Verfassung

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    Die Entkriminalisierung der Abtreibung, der Euthanasie, der Stammzellenforschung, der Pornographie, des Ehebruchs in fast allen europäischen Ländern deutet nicht auf das Entstehen einer Zivilisation der Liebe hin, sondern auf die Heraufkunft einer Zivilisation des Todes. Zwar sind zur Zeit noch die meisten Europäer christlich getauft, aber die Getauften sind sich nicht mehr ihrer Berufung, Sendboten Christi zu sein, bewusst. Dass in der geplanten Verfassung bzw. dem geplanten Vertrag kein Bezug zu Gott und der christlichen Tradition Europas genommen wird, kann niemanden verwundern. Der Prozess der Entchristlichung und Gottvergessenheit ist weit fortgeschritten. Wer das Vakuum nach dem Scheitern von Nationalsozialismus und Sozialismus füllen wird ist noch unklar. Am Horizont erscheint der Islam.\ud \ud In der Verfassungsdiskussion wird nach der Ablehnung der europäischen Verfassung durch Frankreich und Niederlanden und nach dem Dissens über das Modell der Mehrheitsentscheidungen (55% der Staaten, 65% der Bevölkerung) über die Möglichkeit eines Europas der zwei Geschwindigkeiten oder der Rückentwicklung zu einer Wirtschaftsgemeinschaft diskutiert. Meines Erachtens ist ein Europa ohne Verfassung eine Gemeinschaft ohne Fundament. Die Ablehnung der Verfassung, insbesondere auch der Symbole wie Flagge, Hymne, europäischen Außenminister etc. deutet daraufhin, dass es nach 50 Jahren nicht gelungen ist, eine europäische Identität zu schaffen.\ud \u

    'Manheit' und 'minne' : Achills zweifache Erziehung bei Konrad von Würzburg

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    Die Überfahrt von der Insel Scyros nach Troja stellt für Achills Leben eine Zäsur dar: Nachdem er vom Zentauren Chiron in Thessalien erzogen wurde und danach auf Scyros, in Mädchenkleider gehüllt, mit Deidamia seine erste Liebe erlebt hat, wird er nun von Ulixes und Diomedes an den Ort seiner Bestimmung gebracht. […] Diomedes und Ulixes befragen Achilles über seinen Werdegang, und seine Antwort offenbart schon den ganzen Unterschied zwischen Konrads von Würzburg Darstellung innerhalb seines ›Trojanerkriegs‹ (zwischen 1281 und 1287) und seiner Vorlage, der ›Achilleis‹ des Statius (1. Jh. n. Chr.). In der römischen Version nämlich schildert Achilles ausführlich seine harte Erziehung durch Chiron […]. Die Zeit bei Deidamia wirkt […] wie ein peinlicher Irrweg […]. Konrads Achilles hingegen erzählt zwar ebenfalls von der Zentauren-Ausbildung, dann aber auch "von den minnen,/die Dêîdamîe und er / mit innecliches herzen ger / getragen heten lange stunt." […] Er bezieht die Liebesgeschichte ausdrücklich in seinen Werdegang ein und bekennt sich damit zu ihr. Dieser Werdegang besteht also aus zwei Teilen, aus einem doppelten Erziehungsweg. […] Dies […] bedeutet eine ungeheure Aufwertung der Liebesgeschichte in der mittelalterlichen Version. Doch was macht den ‘erzieherischen’ Wert der Liebe aus? Inwiefern stellt die Deidamia-Episode nicht mehr nur einen besser zu verschweigenden (wenn auch erzählerisch um so reizvolleren) Irrweg dar in Achills Entwicklung zum größten Kämpfer vor Troja, sondern sogar eine – womöglich unentbehrliche – Entwicklungsstufe von eigenem Recht? Im Folgenden soll Konrads Bearbeitung der Episode im Vordergrund stehen, aber immer wieder auf Statius als kontrastierenden Hintergrund zurückbezogen werden

    Wörterbuch der Melancholie: Stichwort 'Liebe (unglückliches Verliebtsein)'

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    Für den Schmerz und die Ausweglosigkeit unglücklicher Liebe gibt es keine Lösung. Vielmehr zwingt uns die Situation in eine Transformation. Ähnlich wie die Menschen zu Zeit des Kolumbus auf die Entdeckung Indiens auf dem westlichen Seeweg fixiert waren, dann aber hinter der Enttäuschung eine neue Welt entdeckten, kann auch die genannte Transformation zu etwas ganz Neuem führen. Dem Blick zurück auf die Zeit einer unglücklichen Verliebtheit entsprechen verschiedene philosophische Einstellungen, die eine Nähe zur Melancholie zeigen.There is no solution for unrequited or unhappy love, no way out. Life forces us to transform ourselves. This transformation can, possibly, open us for something really new. Columbus and his contemporaries were firmly focused on reaching India by the western sea route, were disappointed and, then, discovered something completely new. Likewise, our transformation in which unhappy love forces us can lead us to something new. Philosophical and melancholic attitudes towards the depth of life are being discussed

    „Ein Park, der blosse einfache Natur ist“ : zu einigen Parallelen von Gartenkunst und Romantheorie im 18. Jahrhundert

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    Daß der Begriff Natur für das 18. Jahrhundert im allgemeinen von kaum zu überbietender Bedeutung ist, ist eine derart grundlegende Erkenntnis, daß sie beinahe ans Triviale grenzt. Auch für die Ästhetik der Zeit ist seine Relevanz unmittelbar einsichtig, wenn auch im einzelnen, für verschiedene Personen und verschiedene Zeiträume, genau zu klären. Wie steht es aber mit dem Roman der Aufklärung und mit seiner - erst in rohen Zügen gegen Ende des Jahrhunderts sich entwickelnden - Theorie? Die Antwort auf diese Frage ist weder naheliegend noch offensichtlich. Lassen wir also als Spezialisten zunächst einen erfahrenen Literaturkritiker zu Wort kommen, der sich im „Teutschen Merkur“ des Jahres 1778 „Ueber den Mangel des Epischen Geistes in unserm lieben Vaterland“ - so der Titel des Beitrags - herzhaft beklagt: „Zum epischen Wesen gehören wackre Sinnen. So sehr man jetzo von Liebe zur Natur schwatzt, so sind doch wenig der Herren Poeten, die so ganz von Natur durch die Gegenwart eines lieben Baums zur Serenade erweckt würden, wie Freund Asmus [d.i. Matthias Claudius]. Bey den meisten ists garstige Tradition, und sie lieben die schöne Natur, weil sie ist beschrieben und besungen worden.“ Ein hartes Urteil, zweifellos; ist es aber auch ein gerechtes? Und wo findet sich die Natur im Roman der Aufklärung, wenn sie nicht von den „lieben Bäumen“ inspiriert ist? Um diese Fragen zu beantworten, werde ich zunächst einige allgemeine Überlegungen zur Entwicklung des Naturbegriffs in der Ästhetik vorausschicken (I), bevor ich mich meinem eigentlichen Thema auf zwei Wegen nähere: Zum einen werde ich die Funktion von Natur als Stoff der Dichtung in Romanen untersuchen, und zwar am Beispiel von literarischen Gärten in empfindsamen und antiempfindsamen Romanen Jean-Jacques Rousseaus, Johann Karl Wezels und Friedrich Heinrich Jacobis (II). Zum zweiten werde ich auf die Funktion der Natur für die Gestaltung des Romans in der Erzähltheorie bei Friedrich Blanckenburg und anderen Kritikern, und zwar in Beziehung zur Gartentheorie der Zeit bei Christian Hirschfeld eingehen (III)

    On intuition in spousal love and on the nature of love,\ud as expressed in the life of St Agnes

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    It is argued in this essay that we can have an »original knowledge or recognition« (»originales Erfassen«) of a person’s acts, like for example love, which is the reason we know about love and not only due to our self-awareness. In this essay I examine two different kinds of spousal love and compare them with each other. For this examination I am using the example of the spousal love of St. Agnes, the bride of Christ. When we love someone, our love is our »response« to the intrinsic preciousness of the beloved, of his uniqueness and exclusivity as this person and his beauty. The lover belongs to the beloved and the beloved to the lover, they live within each other, in each other’s hearts and »lost is the key« as the poet says. It is an incredible eternal joy for the bride of Christ not only to love her Bridegroom with all her heart, with all her soul, with all her strength, but also to be able to adore her Bridegroom, in the strictest sense of the word. For the bride of Christ, Christ’s desire becomes her very own desire. And similar to the mundane bride who wistfully awaits her wedding night, the bride of Christ also awaits her wedding night, the spiritual union with her Lord, »sweeter than milk and honey, the eternal kiss of the Beloved«

    Swiss-German Literature 1945-2000

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