112 research outputs found

    Gesellschaftliche Perspektiven von Risikowahrnehmung und Risikokompetenz

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    Risiken innerhalb der Medizin sind nicht bloß durch objektivierbare Eigenschaften von Therapien fassbar, sondern in erheblichem Maße durch individuelle und gesellschaftliche Werte geprĂ€gt. Individuen streben gleichermaßen nach Freiheit und Sicherheit - im medizinischen Kontext wird dem durch partizipative Entscheidungsmodelle einerseits und VerschĂ€rfungen der Regularien im Arzneimittelsektor andererseits Rechnung getragen. Die mediale Berichterstattung ĂŒber Risiken im Gesundheitsbereich findet im Spannungsfeld zwischen AufklĂ€rung und wirtschaftlichen Interessen statt, was insbesondere eine rationale Diskussion ĂŒber unerwartete Risiken (z.B. in der Naturheilkunde) erschwert. Es gilt daher eine Informationskultur zu schaffen, die es erlaubt, echte von weniger ausgeprĂ€gten Risiken zu unterscheiden

    The Public\u27s Reactions to Precaution - On the Effects of Health Recommendations Regarding Wireless Communication Technologies

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    Kommen neue Technologien auf den Markt, ist oft nicht eindeutig geklĂ€rt, ob diese möglicherweise negative Effekte haben, zum Beispiel auf die Gesundheit ihrer Nutzer. HĂ€ufig werden dann Forderungen nach Vorsorge laut. Das Spektrum entsprechender Vorsorgemaßnahmen reicht von Moratorien ĂŒber striktere Grenzwerte oder Kontrollen hin zu Empfehlungen, was Nutzer selbst tun können, um mögliche Risiken zu verringern. Derartige „Vorsorgeempfehlungen“ und ihre Effekte auf ihre Rezipienten stehen im Fokus der vorliegenden Arbeit. Technologien zur drahtlosen Kommunikation haben unser Zusammenleben im Laufe der letzten 25 Jahre tiefgreifend verĂ€ndert. Handys, Laptops, Tablets und andere drahtlose GerĂ€te emittieren elektromagnetische Felder im Radiofrequenzbereich (RF EMF), die mit dem menschlichen Körper wechselwirken. Weltweit sind die meisten Gesundheitsbehörden der Auffassung, dass es keine hinreichenden Nachweise fĂŒr schĂ€dliche Gesundheitseffekte von RF EMF gibt. Jedoch existieren noch wissenschaftliche Unsicherheiten. Dies spiegelt sich auch in der Bewertung der International Agency for Research on Cancer (IARC) wider: Die IARC bewertet RF EMF von Mobiltelefonen als „möglicherweise krebserregend“. Basierend auf dieser Sachlage empfehlen viele Strahlenschutzbehörden weltweit Vorsorge. Der wesentliche Nutzen solcher Empfehlungen besteht in einem besseren Gesundheitsschutz im Falle, dass tatsĂ€chlich gesundheitliche Risiken bestehen. Vorsorgeempfehlungen bringen jedoch auch Kosten mit sich: Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde eine Meta-Analyse aller Studien zur Wirkung von Vorsorgeempfehlungen auf die Risikowahrnehmung ihrer Rezipienten durchgefĂŒhrt. Dabei zeigte sich, dass die Risikowahrnehmung bezĂŒglich Mobiltelefonen und Mobilfunk-Basisstationen durch die Empfehlungen steigt. WĂ€hrend der wesentliche Nutzen der Empfehlungen möglicherweise gar nicht existiert, gibt es damit offenkundig auch Kosten. Unklar sind jedoch Tragweite und Auswirkungen der durch die Vorsorgeempfehlungen gestiegenen Risikowahrnehmung. Ziel der vorliegenden Arbeit war, diesen Effekt genauer zu beleuchten, um die mit ihm verbundenen Kosten besser eingrenzen zu können. Dazu wurden drei Forschungsfragen formuliert: (i) Bei wem erhöht sich die Risikowahrnehmung durch die Rezeption von Vorsorgeempfehlungen? (ii) Können Vorsorgeempfehlungen so verĂ€ndert werden, dass sie die Risikowahrnehmung ihrer Rezipienten nicht mehr erhöhen? (iii) Was sind die Auswirkungen der durch die Vorsorgeempfehlungen erhöhten Risikowahrnehmung? Diese Fragen wurden im Rahmen von drei Experimenten untersucht. In den Experimenten lasen Probanden verschiedene Texte, die entweder Vorsorgeempfehlungen enthielten oder nicht. Anschließend wurden verschiedene Variablen erhoben und die Ergebnisse statistisch ausgewertet. Bezogen auf die erste Forschungsfrage wurde untersucht, ob Vorsorgeempfehlungen auf Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten verschieden wirken. „Trait anxiety“ (generelle Ängstlichkeit) stellte sich als wichtige Variable heraus. Vorsorgeempfehlungen erhöhten speziell bei Menschen mit niedriger trait anxiety die Risikowahrnehmung bezĂŒglich RF EMF von Mobiltelefonen. EinschrĂ€nkend muss erwĂ€hnt werden, dass dieser Befund komplexer wird, wenn die Risikowahrnehmung bezogen auf bestimmte, situationale Bedingungen erhoben wird. In einer der durchgefĂŒhrten Studien sollten die Probanden ihre Risikowahrnehmung unter zwei verschiedenen, hypothetischen Bedingungen einschĂ€tzen: einmal, wenn Vorsorge angewendet und einmal, wenn sie nicht angewendet wird. Ein wichtiger methodischer Befund der vorliegenden Arbeit ist, dass diese Art der Erfassung der Risikowahrnehmung zusĂ€tzliche, hilfreiche Erkenntnisse liefert. In Bezug auf die zweite Forschungsfrage wurden Vorsorgeempfehlungen auf zwei verschiedene Arten ergĂ€nzt: Erstens wurde das Motiv dafĂŒr erklĂ€rt, Vorsorge zu kommunizieren (besorgten Menschen Mittel zur Expositionsreduktion an die Hand zu geben). Diese ErklĂ€rung des Motivs hatte keinen Effekt auf die Risikowahrnehmung. Zweitens wurde erklĂ€rt, warum die empfohlenen Maßnahmen die Exposition in effektiver Weise reduzieren. Diese ErklĂ€rung erhöhte die Risikowahrnehmung (unter der Bedingung eingeschĂ€tzt, dass keine Vorsorge getroffen wird) betrĂ€chtlich. WĂ€hrend eine der ErgĂ€nzungen also keine Wirkung hatte, bewirkte die andere gar eine zusĂ€tzliche Erhöhung der Risikowahrnehmung. Im Rahmen der dritten Forschungsfrage wurden zwei mögliche Implikationen des Effekts von Vorsorgeempfehlungen auf die Risikowahrnehmung untersucht. Zum einen wurde die von renommierten Wissenschaftlern aufgestellte, jedoch nie ĂŒberprĂŒfte Annahme untersucht, dass Vorsorgeempfehlungen Ängste schĂŒren. Zum anderen zeigen Studien, dass Probanden unter Scheinexposition mit EMF teilweise Symptome entwickeln (Nocebo-Effekt). In der vorliegenden Arbeit zeigte sich nach der Rezeption von Vorsorgeempfehlungen weder eine erhöhte state anxiety (momentane Ängstlichkeit), noch ein Nocebo-Effekt unter Scheinexposition von einer angeblichen WLAN-Antenne. Diesen Ergebnissen zufolge sind die mit Vorsorgeempfehlungen verbundenen Kosten also klar begrenzt. Risikowahrnehmung ist in der Gesundheitspsychologie als guter PrĂ€diktor von Verhalten und Verhaltensintention bekannt. Aus den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit wird die Schlussfolgerung gezogen, dass die mit der Rezeption von Vorsorgemaßnahmen verbundene Erhöhung der Risikowahrnehmung zu gering ausfĂ€llt, um weitere Effekte nach sich zu ziehen. Es bleibt offen, inwieweit sich die Ergebnisse dieser Arbeit auf andere mögliche Risiken ĂŒbertragen lassen

    RisikomĂŒndigkeit bei Naturrisiken : eine Analyse der RisikomĂŒndigkeit im Umgang mit Naturrisiken im Kontext des Klimawandels in Deutschland

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    Die Promotion untersucht RisikomĂŒndigkeit im Umgang mit Naturrisiken im Kontext des Klimawandels in Deutschland. Es wird der Frage nachgegangen, wie sich RisikomĂŒndigkeit im Umgang mit Naturrisiken in Deutschland beschreiben lĂ€sst, und welche Konsequenzen sich daraus fĂŒr die Risikokommunikation ergeben

    Barriers and drivers to vaccination among healthcare workers in Germany

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    Vaccine hesitancy is a major threat to global public health. Reasons not to vaccinate are multifaceted. Healthcare workers (HCWs) are key figures in the vaccination system – both as vaccine providers and vaccine recipients. This dissertation project aimed to (i) investigate barriers and drivers to vaccination among HCWs in Germany and (ii) identify vaccination gaps among HCWs. It further aimed to (iii) investigate whether HCWs favor vaccine mandates as an intervention to increase vaccine uptake. Survey data was collected from family physicians (FPs), hospital staff and primary care physicians. HCWs’ vaccination coverage for various vaccines and recommendation behavior were assessed. Further, we assessed psychological determinants of vaccination and additional barriers to vaccination. Lastly, we assessed psychological determinants of physician attitudes towards vaccine mandates. In all studies, associations between outcomes and determinants were examined using linear and logistic regression analysis. The surveys revealed that there are relevant vaccination gaps among FPs and hospital staff. These vary by vaccine (measles, influenza, hepatitis B), by setting (hospital, private practice) and by target group (nurses, physicians). The majority of FPs claimed to actively recommend vaccines to patients. Of the psychological determinants, vaccine confidence was associated with FPs’ own vaccination status and recommendation behavior. Collective responsibility, constraints and complacency were associated with own vaccination status. Among hospitals staff, constraints and lack of confidence were the main reasons not to get vaccinated against influenza. Regarding the newly introduced measles vaccine mandate, 86% of physicians expressed being in favor of it. The attitude towards the mandate was associated with its projected consequences, e.g., believing that it will increase vaccination coverage. The higher physicians scored on confidence and collective responsibility and the lower on complacency and calculation, the stronger they were in favor of vaccine mandates. These findings have several policy implications. In hospital settings access to vaccines should be made more convenient. Private physicians were predominantly in favor of the newly implemented measles vaccine mandate. However, some reservations can be found, e.g., with regards to the effectiveness of such a mandate. The introduction of the mandate should be evaluated with regards to its outcomes. Furthermore, we found that psychological determinants for vaccination behavior and attitude towards vaccine mandates overlap. Hence, interventions addressing confidence, collective responsibility and complacency will both motivate vaccination behavior and foster a friendly reception of a mandate.Eine geringe Impfbereitschaft ist eine relevante Bedrohung fĂŒr die weltweite Gesundheit. Die GrĂŒnde nicht zu impfen sind divers. BeschĂ€ftigte im Gesundheitswesen spielen eine zentrale Rolle als impfende Akteure und als EmpfĂ€nger von Impfungen. Diese Dissertation hatte zum Ziel (i) hemmende und fördernde Faktoren fĂŒr das Impfen bei Gesundheitspersonal in Deutschland zu untersuchen und (ii) ImpflĂŒcken bei Gesundheitspersonal zu identifizieren. Weiterhin sollte untersucht werden, (iii) ob das Gesundheitspersonal Impfpflichten als Mittel zur Steigerung von Impfquoten positiv gegenĂŒbersteht. Es wurden Befragungsdaten von HausĂ€rzt*innen, Krankenhauspersonal und Ärzt*innen der PrimĂ€rversorgung erhoben. Die Impfquoten fĂŒr verschiedene Impfungen und das Impfempfehlungsverhalten bei Gesundheitspersonal wurden erfragt. Weiterhin wurden psychologische Determinanten des Impfverhaltens und weitere Barrieren fĂŒr das Impfen erfasst. In allen Studien wurden die ZusammenhĂ€nge zwischen den PrĂ€diktoren und den Zielvariablen in linearen und logistischen Regressionsanalysen untersucht. Die Befragungsdaten zeigen, dass es relevante ImpflĂŒcken bei HausĂ€rzt*innen und Krankenhauspersonal gibt. Diese variieren je nach Impfung (Masern, Influenza, Hepatitis B), Umfeld (Krankenhaus, Arztpraxis) und Zielgruppe (Pflege, Ärzteschaft). Der Großteil der HausĂ€rzt*innen empfiehlt den Patient*innen Impfungen aktiv. Von den psychologischen Determinanten des Impfverhaltens war das Vertrauen in die Impfung (Confidence) bei HausĂ€rzt*innen mit dem eigenen Impfstatus und dem Empfehlungsverhalten assoziiert. Gemeinsinn (Collective Responsibility), praktische Barrieren (Constraints) und eine niedrige Risikowahrnehmung (Complacency) waren mit dem eigenen Impfstatus assoziiert. Bei Krankenhauspersonal waren praktische Barrieren und fehlendes Vertrauen die HauptgrĂŒnde, sich nicht gegen Influenza impfen zu lassen. 86% der Ärzt*innen befĂŒrworteten die neu eingefĂŒhrte Masernimpfpflicht. Die Einstellung zur Impfpflicht war mit den erwarteten Konsequenzen assoziiert, bspw. der Überzeugung, die Impfquote wĂŒrde dadurch steigen. Je grĂ¶ĂŸer Confidence und Collective Responsibility der Ärzt*innen, je höher die Risikowahrnehmung (niedrige Complacency) und je geringer das BedĂŒrfnis nach Informationen und AbwĂ€gung (Calculation), umso mehr befĂŒrworteten die Befragten Impfpflichten. Die Ergebnisse haben strategische Implikationen. In KrankenhĂ€usern sollte der Zugang zu Impfungen erleichtert werden. Ärzt*innen befĂŒrworten die neue Masernimpfpflicht ĂŒberwiegend. Dennoch finden sich einige Bedenken, bspw. ob eine solche Impfpflicht ihr Ziel erreicht. Die EinfĂŒhrung der Masernimpfpflicht sollte in Bezug auf das Erreichen der Ziele evaluiert werden. Die psychologischen Determinanten sind sowohl fĂŒr das Impfverhalten als auch die Einstellung zur Impfpflicht relevant. Daher können Interventionen, die Confidence, Collective Responsibility und Complacency adressieren, sowohl eigenes Impfverhalten motivieren als auch das Wohlwollen gegenĂŒber einer neuen Impfpflicht erhöhen

    Risk governance in organizations

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    Dieses Buch dokumentiert 10 Jahre Risk-Governance-Forschung an der UniversitĂ€t Siegen. In 50 BeitrĂ€gen reflektieren Forscher und Praktiker Risk Governance vor dem Hintergrund ihrer eigenen Forschungen und/oder Erfahrungen und geben jeweils einen Entwicklungsimpuls fĂŒr die Zukunft der Risk Governance. Das Buch zeigt die große Bandbreite und Tiefe des Forschungsgebietes auf und diskutiert Grundannahmen, Implementierungsfragen, die Rolle der Risk Governance als Transformationsmotor, ihre Wirkung in den verschiedenen betrieblichen Funktionen, Entwicklungsperspektiven und den Beitrag der Risk Governance zu einer nachhaltigen Ausrichtung von Unternehmen.This book documents 10 years of risk governance research at the University of Siegen. In 50 contributions, researchers and practitioners reflect on risk governance against the background of their own research and/or experience and provide a development impetus for the future of risk governance. The book shows the wide range and depth of the research field and discusses basic assumptions, implementation issues, the role of risk governance as transformation engine, its impact in the various operational functions, development perspectives, and the contribution of risk governance to a sustainable orientation of companies

    The determinants of private flood mitigation measures in Germany - evidence from a nationwide survey

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    Public flood protection cannot totally eliminate the risk of flooding. Hence, private mitigation measures which proactively protect homes from being flooded or reduce flood damage are an essential part of modern flood risk management. This study analyses private flood mitigation measures among German households. The dataset covers more than 6000 households from all parts of the country, including flood plains as well as areas which are typically not at a high risk of riverine flooding. The results suggest that the propensity to mitigate flood damage increases i.a. with past damage experience and damage expectations for the future. The latter effect can be interpreted as a ’climate adaptation signal’ in the flood mitigation behaviour. All other factors remaining equal, a strong belief in a climate-change-induced increase of personal flood damage in the next decades induces an increase of the probability of flood mitigation by more than 10 percentage points. Moreover, strong evidence for moral hazard effects in the flood mitigation behaviour cannot be observed. Households expecting insurance coverage do not reduce their mitigation efforts. Likewise, the expectation of government relief payments hinders mitigation only for some groups of households

    Handbuch Kommunikationsstrategien zur SchÀrfung des Umweltbewusstseins im Umgang mit Arzneimitteln : Forschungsvorhaben 37 08 61 400 des Umweltbundesamtes

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    In Germany, as in almost all industrial countries, active pharmaceutical substances can now be found in virtually all water bodies and occasionally also in drinking water. Even though the concentrations in question tend to be very low, there are initial signs of their impact on aquatic life. There is no evidence as yet of any acute consequences for human health. It is, however, impossible to rule out long-term consequences from these minimal concentrations or unexpected effects from the interaction between various active ingredients (cocktail effect). At special risk here are sensitive segments of the population such as children and the chronically ill. There is thus a need for action on precautionary grounds. The main actors in the health system are largely unaware of the problem posed by drug residues in water. Although knowledge cannot be equated with awareness – given the existence of the ‘not wanting to know' phenomenon – the first step is to generate a consolidated knowledge base. Only by creating awareness of the problem can further strategies be implemented to ultimately enlighten and bring about behavioural change. At stake here is the overall everyday handling of medications, including prescription, compliance, and drug-free disease prevention down to the doctor-patient relationship. The latter, namely, is often characterised by misunderstandings and a lack of communication about the – supposed – need to prescribe drugs. The first part of the strategy for the general public involves using various channels and media to address three different target groups. These were identified by ISOE in an empirical survey as reacting differently to the problem under review: · ‘The Deniers/Relativists' · ‘The Truth-Seekers' · ‘The Hypersensitives' The intention is to address each target group in the right tone and using the most suitable line of reasoning via specific media and with the proper degree of differentiation. The ‘Truth-Seekers' play an opinion-leading role here. They can be provided with highly differentiated information through sophisticated media which they then pass on to their dialogue partners in an appropriate form. The second part of the strategy for the general public relates to the communication of proper disposal routes for expired drugs. The goal is to confine disposal to pharmacies so that on no account are they flushed down the sink or toilet. Based on an analysis of typical errors in existing communications media on this topic, ISOE prepared recommendations for drafting proper information materials. In addressing pharmacists, the first priority is to convey hard facts: to this end we propose a PR campaign to place articles in the main specialist media. At the same time, the subject should feature in training and continuing education programmes. Another aim is to strengthen the advisory function of the pharmacies. The environmentally sensitive target group would indeed react positively to having their attention drawn to the issue of drug residues in water. For all other customers, the pharmacists can and should act as consultants: they emphasise how important it is to take medication as instructed (compliance) and use suitable pack sizes, and warn older customers in particular about the potential hazards of improper drug intake. The first stage of the communications strategy for doctors likewise revolves around knowledge. Here, however, it is important to take into account their self-image as scientists while in fact having little grasp of this specific area. The line to take is that of ‘discursive selfenlightenment'. This means that the issue of drug residues in water cannot be conveyed to doctors by laymen but must be taken up and imparted via the major media of the medical profession and by medical association officials (top-down). The second stage, namely that of raising doctors’ awareness of the problem, is likely to encounter strong resistance from some of the medical profession. They may fear a threat of interference in treatment plans from an environmental perspective and feel the need to emphasise that doctors are not responsible for environmental issues. As shown in empirical surveys by ISOE, such a defensive reaction is ultimately down to an underlying taboo: people are loath to discuss the over-prescription taking place in countless doctors' surgeries. And it is a fact that this problem cannot be tackled from the environmental perspective, although the goals of water protection are indeed consistent with the economic objectives of restraint in the deployment of drugs. Any communications measure for this target group has to bear in mind that doctors feel restricted by what they see as a ‘perpetual health reform' no matter which government is in power. On no account are they prepared to tolerate any new form of regulation, in this case for environmental reasons. An entirely different view of the problem is taken by ‘critical doctors' such as specialists in environmental health and those with a naturopathic focus. They are interested in the problem because they see a connection between the quality of our environment and our health. What is more, they have patients keen to be prescribed as few drugs as possible and who are instead interested in ‘talking medicine'. So, any communication strategy intent on tackling the difficult problem of oversubscribing drugs needs to look carefully at the experiences of these medical professionals and also at a ‘bottom-up strategy'. Implementation of strategic communications should be entrusted to an agency with experience in ‘issue management'. Knowledge of social marketing and the influencing of behaviour are further prerequisites. All important decisions should be taken by a consensus committee (‘MeriWa'1 round table), in which the medical profession, pharmacists and consumers are represented.In Deutschland und in fast allen IndustrielĂ€ndern finden sich mittlerweile Medikamentenwirkstoffe in nahezu allen GewĂ€ssern und vereinzelt auch im Trinkwasser. Auch wenn die Konzentrationen in der Regel sehr gering sind, lassen sich erste Anzeichen fĂŒr Auswirkungen auf Wasserlebewesen nachweisen. Akute Folgen fĂŒr die menschliche Gesundheit sind bisher nicht erwiesen. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass sich Langzeitfolgen dieser Niedrigstkonzentrationen entwickeln und unerwartete Effekte durch die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Wirkstoffen (Cocktaileffekt) entstehen. Besonders gefĂ€hrdet sind dabei sensible Bevölkerungsgruppen wie Kinder und chronisch Kranke. Es besteht daher nicht zuletzt aus VorsorgegrĂŒnden Handlungsbedarf. Das Problem der Medikamentenreste im Wasser ist bei den wichtigsten Akteuren des Gesundheitssystems weitgehend unbekannt. Auch wenn Wissen nicht mit Bewusstsein gleichgesetzt werden kann – denn es gibt auch das PhĂ€nomen des Nicht-Wissen-Wollens – geht es in einem ersten Schritt darum, fundiertes Wissen zu erzeugen. Nur auf Basis dieser Sensibilisierung können weitere Strategien umgesetzt und letztendlich AufklĂ€rung und VerhaltensĂ€nderungen erreicht werden. Dabei geht es um die gesamte Alltagspraxis im Umgang mit Medikamenten. Diese umfasst Fragen der Verschreibung, der Compliance, der nichtmedikamentösen Krankheitsvorsorge bis hin zum Arzt-Patienten-VerhĂ€ltnis. Das ist nĂ€mlich hĂ€ufig von MissverstĂ€ndnissen und mangelnder Kommunikation ĂŒber – vermeintliche – Verschreibungsnotwendigkeiten geprĂ€gt. Der erste Teil der Strategie fĂŒr die Bevölkerung soll ĂŒber unterschiedliche KanĂ€le und Medien drei unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, die in einer empirischen Untersuchung vom ISOE identifiziert wurden und auf das angesprochene Problem ganz unterschiedlich reagieren: · ‚Die Verleugner/Relativierer‘ · ‚Die AufklĂ€rungsinteressierten‘ · ‚Die Hypersensiblen‘ Jede Zielgruppe soll in der passenden sprachlichen und argumentativen Art und Weise durch spezifische Medien und mit dem richtigen Grad der Differenziertheit angesprochen werden. Dabei spielen „die AufklĂ€rungsinteressierten“ eine Opinionleader-Rolle. Sie können ĂŒber anspruchsvolle Medien mit sehr differenzierten Informationen versorgt werden und geben dieses Wissen dann in angemessener Form an ihre GesprĂ€chspartner weiter. Der zweite Teil der Strategie fĂŒr die Bevölkerung bezieht sich auf die Kommunikation richtiger Entsorgungswege fĂŒr Altmedikamente. Ziel ist es, dass Medikamentenreste nur noch in der Apotheke, keinesfalls aber in der SpĂŒle oder in der Toilette entsorgt werden. Auf Grundlage einer Analyse typischer Fehler in bereits bestehenden Kommunikationsmedien zu diesem Thema hat das ISOE Empfehlungen zur richtigen Konzeption von Infomaterialien erarbeitet. Bei der Ansprache der Apotheker geht es in einem ersten Schritt um die Vermittlung von Faktenwissen: Wir schlagen dazu eine PR-Kampagne vor, die Artikel in den wichtigsten Fachmedien platziert. Gleichzeitig soll das Thema auch Teil der Aus- und Fortbildung werden. ZusĂ€tzlich soll die Beraterfunktion der Apotheken gestĂ€rkt werden. Die spezielle Zielgruppe der umweltsensiblen Kunden wĂŒrde durchaus positiv darauf reagieren, wenn sie auf die Problematik der Medikamentenreste im Wasser hingewiesen wĂŒrde. Bei allen anderen Kunden können und sollen die Apotheker ihre Rolle als Berater wahrnehmen: Sie betonen, wie wichtig die korrekte Einnahme (Compliance) und adĂ€quate PackungsgrĂ¶ĂŸen sind und warnen ihre Kunden, insbesondere die Ă€lteren, auch vor potenziellen Fehleinnahmen. Bei der Kommunikationsstrategie fĂŒr Ärzte geht es im ersten Schritt ebenfalls um Wissen. Dabei muss aber deren SelbstverstĂ€ndnis als Wissenschaftler bei gleichzeitig niedrigem Wissensstand in diesem speziellen Feld berĂŒcksichtigt werden. Hier muss der Weg einer ‚diskursiven SelbstaufklĂ€rung‘ beschritten werden. Das Thema Medikamentenreste im Wasser kann somit nicht von Laien von außen an die Ärzte herangetragen werden, sondern muss in wichtigen Medien der Ärzteschaft und durch VerbandsfunktionĂ€re angenommen und kommuniziert werden (top-down). Wenn es im zweiten Schritt um eine Problemsensibilisierung geht, muss mit starkem Widerstand eines Teils der Ärzteschaft gerechnet werden. Sie könnten fĂŒrchten, dass eine Einmischung in HeilungsplĂ€ne aus Umweltsicht droht und betonen, dass Ärzte nicht fĂŒr Umweltfragen zustĂ€ndig seien. Letztlich steht – das haben empirische Untersuchungen des ISOE gezeigt – hinter dieser Problemabwehr ein Tabu: Es soll nicht darĂŒber gesprochen werden, dass in zahlreichen Praxen zu viel verschrieben wird. Diese Problematik kann tatsĂ€chlich nicht aus der Umweltperspektive angegangen werden. Doch decken sich hier die Ziele des GewĂ€sserschutzes mit den ökonomischen Zielen eines sparsamen Umgangs mit Arzneimitteln. Bei jeder Kommunikationsmaßnahme fĂŒr diese Zielgruppe muss berĂŒcksichtigt werden, dass sich die Ärzte von dem, was sie als ‚Dauergesundheitsreform‘ aller Regierungen wahrnehmen, gegĂ€ngelt fĂŒhlen. Sie sind keinesfalls bereit, eine neue Form der Regulierung, diesmal aus UmweltgrĂŒnden, hinzunehmen. Ganz anders wird das Problem von ‚kritischen Ärzten‘ wie Umweltmedizinern und von Ärzten mit Naturheilschwerpunkt gesehen. Sie interessieren sich fĂŒr die Problematik, weil sie einen Zusammenhang zwischen UmweltqualitĂ€t und Gesundheit sehen. Außerdem haben sie Patienten, die an möglichst wenig Medikamentenverschreibungen, dafĂŒr aber an einer ‚sprechenden Medizin‘ interessiert sind. Wenn eine Kommunikationsstrategie also auch das schwierige Problem der ĂŒbermĂ€ĂŸigen Verschreibungen angehen will, empfiehlt es sich, die Erfahrungen dieser Mediziner einzubeziehen und zusĂ€tzlich auf eine ‚Bottom-up-Strategie‘ abzuzielen. Mit der Umsetzung der strategischen Kommunikation sollte eine Agentur beauftragt werden, die Erfahrungen im ‚Issue Management‘ vorweisen kann. Weiterhin sollte die Agentur Kenntnisse im Social Marketing und der Beeinflussung von Verhalten haben. Alle wichtigen Entscheidungen sollten von einem Konsens-Gremium (Runder Tisch ‚MeriWa‘1) verabschiedet werden, in dem die Ärzteschaft, die Apotheker sowie die Verbraucherinnen und Verbraucher angemessen reprĂ€sentiert sind

    Empirische Untersuchung von Möglichkeiten der Förderung der Persönlichen Notfallvorsorge in Deutschland

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    Ausgangspunkt der Studie ist die Annahme, dass die VorsorgefĂ€higkeit der deutschen Bevölkerung in Bezug auf NotfĂ€lle und Katastrophen nur wenig ausgeprĂ€gt ist. Zur Erarbeitung von Lösungen fĂŒr die zuvor analysierten Probleme wird ein Modell der Förderung von Persönlicher Notfallvorsorge (M3P) geschaffen. Darauf aufbauend kann ein neues System der Vorsorgeförderung entwickelt und empirisch untersucht werden. Dies geschieht durch eine Expertenbefragung und eine Bevölkerungsbefragung

    Risiken in Umwelt und Technik: Vorsorge durch Raumplanung

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    Die Hochwasserkatastrophe an Elbe und Mulde im Herbst 2002 hat es schlagartig ins allgemeine Bewusstsein gebracht: Selbst in unserer hoch entwickelten, modernen Dienstleistungsgesellschaft sind katastrophenaffine Risiken vorhanden, die ganz erhebliche rĂ€umliche Dimensionen besitzen und fĂŒr die vielfach keine hinreichende Vorsorge getroffen worden ist. Auch der Beitrag der Raumplanung zur Vorsorge ist durchaus verbesserungsfĂ€hig. Das gilt fĂŒr Praxis und Wissenschaft gleichermaßen, denn die Schnittmenge zwischen der vorwiegend technisch orientierten fachlichen Seite und der querschnittsorientierten ĂŒberfachlichen Seite der Raumplanung ist in den Raumwissenschaften bislang eher vernachlĂ€ssigt worden. Mit der Tagung wurde das komplexe Feld der wechselseitigen Überschneidungen von Katastrophenvorsorge und Raumplanung in seinen wesentlichen Facetten beleuchtet. Dabei waren nahezu alle fachlich beteiligten Disziplinen vertreten und es wurden vielfĂ€ltige QuerbezĂŒge zu den raumplanerischen Dimensionen herausgearbeitet.The flood disaster on the Elbe and Mulde in autumn 2002 brought the issue immediately into the awareness of the public: even in our advanced, modern service society, disaster-related risks are present with considerable spatial dimensions and for which, in many cases, insufficient precautionary measures have been taken. Improvements can also be made in terms of the contribution of spatial planning towards precautionary action. This applies in equal measure to practical application and the scientific side, as the intersection between the predominantly technically oriented specialist side on the one hand and the cross-section-oriented general side of spatial planning on the other has to date been somewhat neglected in the sciences relating to regional land development. During the conference, the complex field of mutual overlapping of disaster precautions and spatial planning in its main facets was examined. Almost all specialist disciplines involved were represented and diverse cross-references to spatial planning dimensions were defined

    The Influence of Adjustment Processes and Expected Social Impact on Responses to Risk: Towards a Transactional Model

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    Diese Arbeit beschĂ€ftigt sich mit der Reaktion von Menschen auf Risiko. Risiko bezeichnet das Produkt des negativen Nutzens möglicher Konsequenzen eines Ereignisses oder einer Handlung und deren Auftretenswahrscheinlichkeit. Risikowahrnehmung hĂ€ngt demnach von der Integration von Wahrscheinlichkeitsurteilen und Urteilen ĂŒber die Schwere der möglichen Konsequenzen eines Ereignisses ab. Über diesen rein rationalen Ansatz hinaus wurde gezeigt, dass dieser Prozess auch von affektiven Prozessen beeinflusst wird. Das Zusammenspiel von rationalen und emotionalen Prozessen auf die Informationsverarbeitung wird in Zwei-Prozess-Modellen beschrieben. Es wird angenommen, dass die Reaktion auf ein riskantes Ereignis, d.h. die Bewertung fĂŒr das eigene Wohlbefinden (Risikobewertung) oder auch Entscheidungen zwischen riskanten Optionen (Risikoentscheidung) von der Risikowahrnehmung abhĂ€ngen. Experimentelle Studien nutzen Risikoentscheidungen oder die Risikobewertung eines riskanten Ereignisses, um auf die zu Grunde liegende Risikowahrnehmung zu schließen. Die vorliegendene Arbeit zeigt jedoch, dass sich Personen mit unterschiedlicher Risikowahrnehmung in ihrer Risikobewertung nicht unterscheiden mĂŒssen. Diese Inkongruenz von Risikowahrnehmung und Risikobewertung geht möglicherweise auf Anpassungsprozesse zurĂŒck. Außerdem wurde in dieser Arbeit beobachtet, dass die Risikoneigung nicht nur von den zu erwartenden Konsequenzen fĂŒr die eigene Person, sondern auch von Konsequenzen fĂŒr andere Personen, abhĂ€ngt. Beide Befunde stellen die Annahme, dass Reaktionen gegenĂŒber Risiken allein auf der Risikowahrnehmung basieren, in Frage.This thesis examines the response of people to risk. Risk is defined as the product of an event’s disutility and the probability of its occurrence. Risk perception then refers to the integration of perceived probability and subjective value of a consequence. Going beyond this rational approach, the risk-as-feelings-hypothesis posits that risk perception is also a function of the immediate affective reactions to a possible event. A number of dual process theories that aim to integrate these two processes have been brought forward. It is assumed that risk perception determines the response to risk such as the appraisal of risk and decisions about risky options. Studies generally infer risk perceptions from reactions to a risky option such as choice behavior. The present research, however, shows that the same response to risk can be observed in individuals with different risk perceptions, possibly due to adjustment processes. Furthermore, it was found that an individual’s propensity for risk-taking depends not only on personal consequences but also on consequences a choice option is expected to have on another person. Both findings question the assumption that responses to risk are exclusively based on risk perception
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