23 research outputs found
Der pÀdagogische Umgang mit technologischer Unbestimmtheit: Netnographie der Maker Culture
In digitalen Medien stecken Unbestimmtheiten. Den alltĂ€glichen Nutzern dieser Technologien ist unter UmstĂ€nden nicht bewusst, auf welchen technologischen Grundlagen beispielsweise ihr Tablet oder Smartphone basiert. FĂ€higkeiten im Umgang mit digitalen Medien können deshalb stark von Bedienkompetenzen geprĂ€gt und auf das alleinige Beherrschen von User-Interfaces beschrĂ€nkt sein. ZusĂ€tzlich wird ein VerstĂ€ndnis der technologischen Grundlagen digitaler Medien hĂ€ufig dadurch erschwert, weil es sich bei den aktuellen GerĂ€ten oftmals um abgeschlossene Systeme handelt. Auf der Softwareebene Ă€uĂert sich dies folgendermaĂen: Die Nutzer dĂŒrfen zwar Software auf dem GerĂ€t frei installieren, diese muss aber in vielen FĂ€llen aus den offiziellen app stores stammen.
 
Making & more: gemeinsam Lernen gestalten
Digital change is shaping our society and requires the continuous development of skills. Education in particular faces the challenge of adapting to these changes and equipping learners for an increasingly complex and technologically advanced world. In this context, the special issue âMaking & more: shaping learning togetherâ of the journal MedienPĂ€dagogik focuses on the concept of making as an educational approach. Making combines digital and manual production techniques to teach digital and practical skills. It promotes learning through action and discovery and, in addition to technical skills, also supports creative thinking, problem-solving skills and teamwork in projects of different sizes. The thematic issue highlights the diverse and dynamic possibilities of making in education and offers new impulses for discussions about the role of making in education. The booklet contains 21 contributions divided into three main categories: theoretical foundations, practical reports and didactic concepts. The theoretical foundations cover a broad spectrum of pedagogical, educational science, computer science, psychological and socio-cultural aspects. Practical reports provide an insight into concrete making projects in schools, while the didactic concepts address the planning and implementation of making activities. Together, these contributions offer a comprehensive perspective on the use of Making in an educational context and its importance for the development of relevant competences in a digitally shaped world.; Der digitale Wandel prĂ€gt unsere Gesellschaft und fordert eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Kompetenzen. Besonders die Bildung steht vor der Herausforderung, sich an die VerĂ€nderungen anzupassen und Lernende fĂŒr eine immer komplexere und technologisch fortgeschrittene Welt zu rĂŒsten. In diesem Kontext konzentriert sich das Themenheft "Making & more: gemeinsam Lernen gestalten" der Zeitschrift MedienPĂ€dagogik auf das Konzept des Making als pĂ€dagogischen Ansatz. Making kombiniert digitale und handwerkliche Fertigungstechniken, um digitale und praktische FĂ€higkeiten zu vermitteln. Es fördert das Lernen durch Handeln und Entdecken und unterstĂŒtzt neben technischen Skills auch kreatives Denken, ProblemlösungsfĂ€higkeiten und Teamarbeit bei Projekten unterschiedlicher Grösse. Das Themenheft beleuchtet die vielfĂ€ltigen und dynamischen Möglichkeiten des Making im Bildungsbereich und bietet neue Anstösse fĂŒr Diskussionen ĂŒber die Rolle von Making in der Bildung. Das Heft beinhaltet 21 BeitrĂ€ge, die sich auf drei Hauptkategorien verteilen: theoretische Grundlagen, Praxisberichte und didaktische Konzepte. Die theoretischen Grundlagen decken ein breites Spektrum von pĂ€dagogischen, bildungswissenschaftlichen, informatischen, psychologischen und soziokulturellen Aspekten ab. Praxisberichte geben Einblick in konkrete Making-Projekte an Schulen, wĂ€hrend die didaktischen Konzepte die Planung und DurchfĂŒhrung von Making-AktivitĂ€ten thematisieren. Zusammen bieten diese BeitrĂ€ge eine umfassende Perspektive auf den Einsatz von Making im Bildungskontext und seine Bedeutung fĂŒr die Entwicklung relevanter Kompetenzen in einer digital geprĂ€gten Welt
Die Teilung geistiger Arbeit per Computer: Eine Kritik der digitalen Transformation
Der Band untersucht den Prozess der Digitalisierung im Hinblick auf seine gesellschaftliche Bedeutung fĂŒr die Menschen von seiner technischen Basis aus. Dies geschieht in Anlehnung an die Mediatisierungsforschung in drei Schritten: In einer historischen Perspektive wird herausgearbeitet, wie die Idee des Computers im 19. Jahrhundert entsteht und fĂŒr welche Zwecke der Apparat erfunden wird, nĂ€mlich von Charles Babbage als ein Instrument zur Teilung geistiger Arbeit des Menschen mit der Maschine. Weiter wird umrissen, wie die ersten tatsĂ€chlich gebauten Computer ab den 1940er Jahren entstehen und sich entwickeln, darĂŒber der Prozess der Digitalisierung als der heutige Mediatisierungsschub in Gang kommt und wie sich sein gewaltiges Potenzial in Alltag, Kultur und Gesellschaft entfaltet. In einer gesellschaftlichen und kulturellen Perspektive geht es dann darum, wie der Computer als Basis der Digitalisierung in die Gesellschaft funktional eingebettet wird und was der symbolische Apparat Computer fĂŒr den Menschen, verstanden als 'Animal Symbolicum' (Cassirer) leisten kann. Die Menschen transformieren den Apparat in ein Medium und verwenden ihn primĂ€r fĂŒr Kommunikation und Information. Die Ăkonomie ihrerseits kontrolliert die Technik, die Programmierung, die Vernetzung und die Daten - und damit auch die Verwendung sowie die weitere technische Entwicklung der Menschheit. Die Ambivalenz dieses Wandels - einerseits ein gigantisches Potenzial, andererseits eine Bedrohung fĂŒr Selbstbestimmung, Demokratie und Menschenrechte - wird so deutlich. Diese Ambivalenz knĂŒpft daran an, dass der Computer als Instrument einer Teilung geistiger Arbeit verwendet werden kann, ganz analog wie die Maschinen im 18. und 19. Jahrhundert erst auf der Teilung produktiver körperlicher Arbeit entwickelt wurden, dann aber in den Kapitalismus von heute fĂŒhrten. In einer technischen Perspektive wird vor diesem Hintergrund der Computer dann in seiner technischen und operativen Struktur analysiert und von daher auf sein Potenzial geschlossen. Im Unterschied zum Menschen beherrscht der Computer ca. zwei Dutzend Basisbefehle, und jedes Computerprogramm ruft komplexe Kombinationen davon auf. Dabei transformieren die Planer*innen und Programmierer*innen ihre Intelligenz in den Computer. Die Vermenschlichung des Computers bleibt Ideologie. Die Datenuniversen, die entstehen, beschrĂ€nken sich auf behavioristische Verhaltensdaten und deren Verwertung. Was heute unter KI firmiert, sind automatisierte, meist mittels wahrscheinlichkeitstheoretisch basierter Optimierung arbeitende Programme auf Basis gigantischer DatenvorrĂ€te, die komplexe Möglichkeiten berĂŒcksichtigen, aber trotzdem immer nur abarbeiten, was ihnen vorgegeben wird. In einem abschlieĂenden Kapitel werden drei Richtungen skizziert, wohin sich digital mediatisierte Gesellschaften auf dieser Basis entwickeln können - es liegt an uns allen, wohin die Reise langfristig gehen wird
Black Boxes - Versiegelungskontexte und Ăffnungsversuche â InterdisziplinĂ€re Perspektiven
Wir sind von komplexen Dingen umgeben, die gleichzeitig wirken und doch hinter Interfaces verborgen sind. Dies gilt fĂŒr die Datennetze, in denen wir uns bewegen, genauso wie fĂŒr autonome Systeme, die unsere Daten verarbeiten. SmartWatches, KĂŒnstliche Intelligenz oder CRISPR-Cas9 sind rezente Beispiele fĂŒr solche Black Boxes, der Buchdruck oder schon frĂŒheste Steinwerkzeuge historische.
In dem vorliegenden interdisziplinĂ€ren Band werden Versiegelungskontexte dieser Black Boxes untersucht oder Ăffnungsversuche dieser dargestellt. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen einzelne Fallbeispiele anhand derer theoretische Untersuchungswerkzeuge erprobt werden. Theorieimpulse kommen hierbei aus den Science and Technology Studies und der Medienwissenschaft, sind angeregt durch den Material Culture Turn, aber auch von einer (digitalen) PhĂ€nomenologie und Hermeneutik. Dreizehn BeitrĂ€ge in vier Abschnitten kartieren beispielhaft das Feld; eingebettet und abgerundet werden diese durch vier Respondenzen und einen ergĂ€nzenden Beitrag zur Ideengeschichte der Automaten. Der Band liefert somit einen Ăberblick ĂŒber aktuelle Technikforschung in Deutschland anhand des Beispiels der Black Box, die jedoch in der Geschichte der Diskussion geerdet wird
Black Boxes - Versiegelungskontexte und Ăffnungsversuche: InterdisziplinĂ€re Perspektiven
We are surrounded by complex things that affect us but which remain concealed behind interfaces. Examples of such black boxes are diverse: smart watches, artificial intelligence, complex software, and gene-editing technology. This interdisciplinary volume explores case examples of black boxes using theoretical analytic tools, looks at the ways they are sealed, and presents attempts to disclose their contents
Paradoxien des Digital Turn in der Architektur 1990â2015. Von den Verlockungen des Organischen: digitales Entwerfen zwischen informellem Denken und biomorphem Resultat
Vor dem Hintergrund der EinfĂŒhrung des Computers und der damit verbundenen Digitalisierung in der Architektur mit ihrer breiten Anwendung in den 1990er Jahren geht die Arbeit von der Frage aus, warum es im Formbildungsprozess eine Diskrepanz zwischen informellem Denken und biomorphem Resultat gibt. Es werden Paradoxien aufgedeckt, deren FehlschlĂŒsse zu einer Vielfalt von digitalen Strömungen bei gleichzeitiger Vereinheitlichung der Ausdrucksmittel fĂŒhrten. Im Mittelpunkt steht eine vergleichende und disziplinĂŒbergreifende GegenĂŒberstellung informeller und biomorpher AnsĂ€tze. Der informelle Ansatz findet seinen Ursprung im Konzept des Formlosen bei Georges Bataille in den 1920er Jahren und in der informellen Kunst in den 1950er/1960er Jahren. Der biomorphe Ansatz prĂ€sentiert sich in dieser Arbeit durch den Nachweis der Verlockungen, aufgrund derer die Architektur die Natur immer wieder als Vorbild nimmt. Es wird aufgezeigt, wo der aktuelle Architekturdiskurs in der Vermischung beider AnsĂ€tze feststeckt. Die Konklusion und der Ausblick bilden den Abschluss, in dem die "Unfreiheit" des Programmierens mit dem Wesen der Unbestimmtheit in einer postdigitalen Ăra zusammengedacht wird. Dabei wird eine Antwort auf die Frage gegeben, warum sich das digitale Entwerfen vielfach einer biomorphen Formensprache bedient und wie ein Weg aussehen kann, der aus dieser Sackgasse herausfĂŒhrt
Digitalisierung in Studium und Lehre gemeinsam gestalten
Der Open-Access-Band adressiert die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung fĂŒr Studierende und Lehrende sowie fĂŒr Support-Strukturen und Leitungen von Hochschulen in Deutschland. Thematische Schwerpunkte bilden die Entwicklung und Umsetzung von Hochschulstrategien im Kontext von regionalen, nationalen und internationalen Netzwerken sowie die Förderung von SchlĂŒsselkompetenzen durch innovative Lehr-Lern-Formate. Der Band versammelt 33 BeitrĂ€ge von Expert*innen aus der Community des Hochschulforums Digitalisierung, deren Mitglieder die digitale Transformation in der Hochschulbildung auf vielfĂ€ltige Weise gemeinsam gestalten. Dies ist ein Open-Access-Buch. Dies ist ein Open-Access-Buch. ; Der Open-Access-Band adressiert die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung fĂŒr Studierende und Lehrende sowie fĂŒr Support-Strukturen und Leitungen von Hochschulen in Deutschland. Thematische Schwerpunkte bilden die Entwicklung und Umsetzung von Hochschulstrategien im Kontext von regionalen, nationalen und internationalen Netzwerken sowie die Förderung von SchlĂŒsselkompetenzen durch innovative Lehr-Lern-Formate. Der Band versammelt 33 BeitrĂ€ge von Expert*innen aus der Community des Hochschulforums Digitalisierung, deren Mitglieder die digitale Transformation in der Hochschulbildung auf vielfĂ€ltige Weise gemeinsam gestalten
Dynamiken und Entstehung von inter-organisationalen Routinen in Innovationsnetzwerken
Organisationen im Hightech-Bereich sind heutzutage zunehmend davon abhĂ€ngig, stetig neue Produkte, Dienstleistungen und ForschungsbeitrĂ€ge zu entwickeln, um in einem schnelllebigen Wettbewerb bestehen zu können. Die Entwicklung von Innovationen scheint dabei immer weniger in einzelnen Organisationen zu geschehen, sondern zunehmend ĂŒber organisationale Grenzen und Disziplinen hinweg. Es ist somit eine steigende Zahl an sogenannten Forschungskonsortien und Innovationsnetzwerken zu beobachten, die alle das Ziel haben, Innovationen zu generieren. Doch was passiert an den Grenzen zwischen mehreren Organisationen, wenn diese das Ziel verfolgen gemeinsam zu innovieren?
Bis dato beschĂ€ftigt sich insbesondere die soziale Netzwerkforschung mit Innovationsnetzwerken und tĂ€tigt dabei Aussagen zur optimalen Ausgestaltung dieser ZusammenschlĂŒsse. Aufgrund des starken Fokus auf die Makrostrukturen bestehen jedoch wenige Erkenntnisse darĂŒber, wie Organisationen in diesen grenzĂŒberschreitenden Szenarien handeln und wie âDingeâ in inter-organisationalen Netzwerken funktionieren (âhow things workâ). Wie in der neueren qualitativen Netzwerkforschung angedacht, liegt eine Möglichkeit dieses empirische PhĂ€nomen im Detail zu betrachten im Heranziehen einer Praxisperspektive. Dabei wird der Fokus auf Akteure und deren Praktiken und somit auf ihre Rolle in der Ausgestaltung âgröĂererâ PhĂ€nomene gelegt.
Aufbauend auf einer Praxisperspektive legt die vorliegende Arbeit den Fokus auf organisationale Routinen, welche als organisationale Grundbausteine angesehen werden. Verortet in der modernen Routinenforschung ist diese Arbeit insbesondere durch die bisher noch nicht tief greifend untersuchte Frage motiviert, wie Akteure von Organisationen grenzĂŒbergreifend handeln und welche Rolle inter-organisationale Routinen hierbei spielen.
Die vorliegende Arbeit fragt konkret danach, wie inter-organisationale Routinen Verbindungen schaffen und wie diese miteinander verbunden sind: wie entstehen sie, verĂ€ndern sich oder bleiben stabil, und welche Rolle spielen sie in der gemeinsamen Zusammenarbeit und der InnovationsfĂ€higkeit von Innovationsnetzwerken? Um diese Fragen beantworten zu können, beginnt die Arbeit an den UrsprĂŒngen der Routinenforschung und erarbeitet eine Abgrenzung der âPraxisperspektiveâ (routine dynamics) von der âFĂ€higkeitsperspektiveâ, durch die Routinen ursprĂŒnglich betrachtet wurden. Die Arbeit kommt ebenfalls Forderungen nach, grundlegende Gemeinsamkeiten und Unterschiede der bisherigen Forschung innerhalb dieser beiden Perspektiven herauszuarbeiten. Der engere Fokus der Arbeit liegt jedoch auf der Routinenforschung aus einer Praxisperspektive, deren aktueller Forschungsstand dargestellt wird. Dabei wird eine relationale Betrachtungsweise von organisationalen Routinen als auch von organisationalen Grenzen erarbeitet.
Aufbauend auf dieser theoretischen und konzeptionellen Basis wurde eine interpretative, longitudinale Einzelfallstudie durchgefĂŒhrt. Der ausgewĂ€hlte Fall ist ein Konsortialprojekt zur Erforschung der Wirkung von UV-LEDs auf SekundĂ€rmetabolite in Pflanzen. Dieses Projekt wird von drei kooperierenden Organisationen durchgefĂŒhrt, welche Teil des Konsortiums âAdvanced UV for Lifeâ sind, das sich auf Basis des vom Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung (BMBF) aufgelegten Programms âZwanzig20 â Partnerschaft fĂŒr Innovationâ im Jahr 2013 formiert hatte. Der ausgewĂ€hlte Fall wurde ĂŒber viereinhalb Jahre begleitet. Dabei wurden Daten durch teilnehmende Beobachtungen, fokussierte Ethnografien, Interviews und Dokumente erhoben.
Die Ergebnisse werden in Form der gefundenen Routinen in dieser Arbeit vorgestellt, zusammengefasst und anschlieĂend diskutiert. Die Resultate leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zur dynamischen Routinenforschung sowie einen peripheren Beitrag zur Forschung inter-organisationaler Netzwerke. Ausgehend von der empirischen Untersuchung zeigt diese Arbeit erstmals, dass es zwei verschiedene Arten von inter-organisationalen Routinen gibt, welche als kollektive und reziproke Routinen charakterisiert werden. Ihre Rolle in Innovationsnetzwerken wird im Detail untersucht. Es wird gezeigt, dass sich kollektive Routinen insbesondere durch einen formalen Ort und Zeitrahmen auszeichnen, innerhalb derer die Akteure gemeinsam handeln. In den reziproken Routinen hingegen werden Artefakte ĂŒber organisationale Grenzen hinweg ausgetauscht, sodass diese nicht nur zwischen Routinen wandern, sondern auch die Handlungsmuster verschiedener Routinen miteinander verbinden und diese Handlungsmuster verĂ€ndern können.
Aufbauend auf den zwei gefunden Arten von inter-organisationalen Routinen zeigt diese Arbeit auch, wie sie mit den intra-organisationalen Routinen verbunden sind und in einem Routinen-Netzwerk miteinander in Beziehung stehen. Es sind die Handlungsmuster, welche die Routinen in sich und miteinander verbinden, wodurch die Organisationen gemeinsam handeln und potentiell innovieren können. Somit erweitert die vorliegende Arbeit bisherige Erkenntnisse zu Routinen-Netzwerken innerhalb einzelner Organisationen, indem sie herausarbeitet, wie Routinen grenzĂŒbergreifend in einem Netzwerk mehrerer Organisationen verbunden sind.
Weiterhin geht die Arbeit auf die endogenen Dynamiken von Routinen ein, zeigt den Lebenslauf von inter-organisationalen Routinen auf und setzt diesen in Verbindung zu dem Lebenszyklus der jeweiligen Zusammenarbeit. Es sind die Akteure der einzelnen Organisationen, die durch ihre Handlungen Ziele verfolgen und durch inter-organisationalen Routinen grenzĂŒberschreitende Handlungsmuster entwickeln und ausfĂŒhren. Somit wird bestehende Forschung bestĂ€tigt, die besagt, dass neue Routinen nicht nur aus bestehenden hervorgehen, sondern sich auch durch die wiederholenden Handlungen der Akteure ĂŒber die Zeit ergeben können. Es sind die Akteure, die durch ihre Handlungen dafĂŒr sorgen, dass sich intra-organisationale als auch inter-organisationale Routinen ĂŒber die Zeit stabilisieren und verĂ€ndern.
Des Weiteren zeigt diese Arbeit, dass sich Routinen durch einen Wechsel von Akteuren nicht unbedingt verĂ€ndern; auch dann nicht, wenn sie von anderen Akteuren ins Leben gerufen wurden. Dies mag auf politische GrĂŒnde, wie MachtverhĂ€ltnisse und finanzielle ZwĂ€nge, zurĂŒckzufĂŒhren sein. Somit erweitert die Arbeit bisherige Erkenntnisse der Routinenforschung, welche proklamieren, dass Routinen sich immer Ă€ndern, wenn sie von anderen Akteuren ausgefĂŒhrt werden.
Ăber die Erkenntnisse zu inter-organisationalen Routinen hinaus, fĂŒhrt diese Arbeit den Begriff der organisationalen Grenzen in die dynamische Routinenforschung ein und argumentiert fĂŒr eine relationale Betrachtungsweise von Routinen sowie von Grenzen und deren AusfĂŒhrung. GemÀà dieser Sichtweise können Grenzen sowohl als Barrieren als auch als Verbindungen verstanden werden. Ăber die Zeit betrachtet entstehen Verbindungen durch Momente des Verbindens und Barrieren durch Momente des Trennens. Es wird erklĂ€rt, wie Grenzen und Routinen sich gemeinsam wĂ€hrend der inter-organisationalen Zusammenarbeit ausgestalten.
Momente des Verbindens und des Trennens spielen insbesondere in FĂ€llen eine Rolle, in denen eine einseitige AbhĂ€ngigkeit vorliegt. Wenn eine gegenseitige AbhĂ€ngigkeit besteht, spielen vor allem Momente des Verbindens eine Rolle. Momente des Verbindens und des Trennens offenbaren organisationalen Grenzen. Im Falle eines Moments des Verbindens entstehen Verbindungen durch eine gemeinsame Lösung oder gemeinsame Handlungen. In Momenten des Trennens bestehen Barrieren, da es entweder keine Lösung oder nur eine Lösung gibt, die jedoch nur fĂŒr eine Seite einen plausiblen Lösungsweg darstellt, wĂ€hrend sie fĂŒr die andere Seite zumindest mit Schwierigkeiten behaftet ist.
Beide Momente gehen mit Unterschieden in den Disziplinen und Sprachen genauso wie mit Differenzen in der PrioritĂ€tensetzung, mit der Angst vor Wissensabfluss, Zeitverzug, AbhĂ€ngigkeiten, sowie der Manifestierung von EigenstĂ€ndigkeit einher. DiesbezĂŒglich wird die Rolle von Artefakten betont, welche mit dem Lebenszyklus der Routinen, der Zusammenarbeit und der Ausgestaltung der Grenzen eng verbunden sind. Momente des Trennens fĂŒhren dazu, dass sich Organisationen mit der Zeit zurĂŒckziehen. Immer dann, wenn in einer reziproken Routine in Bezug auf ein Artefakt eine Kontrolle ausgeĂŒbt wird, können Erkenntnisse ĂŒber die Handlungen der jeweils anderen Organisation deutlich werden. Die Kontrolle von Artefakten erlaubt es einer Organisation die Handlungen der anderen Organisationen nachzuvollziehen.
Bei einer Diskrepanz wird die Zusammenarbeit negativ beeinflusst. Insbesondere in Beziehungen mit einseitiger AbhĂ€ngigkeit können sich bereits etablierte Handlungsmuster wieder auflösen. Wenn sich die gemeinsamen Handlungsmuster und inter-organisationale Routinen auflösen, bleiben Organisationen bestehen, zwischen denen sich organisationale Grenzen wieder auftun. Ăber die Zeit betrachtet fĂŒhren also Momente des Verbindens zu Verbindungen, die es ermöglichen, dass sich inter-organisationale Routinen formen und eine Zusammenarbeit ermöglicht wird, welche tendenziell auch bestehen bleibt. Momente des Trennens hingegen fĂŒhren zu Barrieren und zum Auflösen inter-organisationaler Routinen sowie einer Zusammenarbeit. Diese Einsichten erweitern gĂ€ngige Erkenntnisse zu organisationalen Grenzen und inter-organisationalen Routinen.
SchlieĂlich zeigt diese Arbeit, dass eine Innovation nur entstehen kann, wenn reziproke Routinen existieren und ĂŒber die Zeit bestehen. Reziproke Routinen erlauben die Fortbewegung von Artefakten, die fĂŒr die Entstehung der Zusammenarbeit und fĂŒr die Erreichung der gesetzten Ziele notwendig sind. Sie werden durch die Handlung einer Organisation definiert und geben die Möglichkeiten fĂŒr Handlungen in einer Organisation vor. Ausgehend von einer hohen Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten mĂŒssen alle Handlungsmuster zueinander passen, damit etwas Neues entstehen kann. Die Rolle von inter-organisationalen Routinen ist dabei nicht zu unterschĂ€tzen. Wenn ein Artefakt in einer Organisation erstellt und in eine andere ĂŒbergeben wird, so besteht eine einseitige AbhĂ€ngigkeit und das Artefakt der ersten Organisation beeinflusst die InnovationsfĂ€higkeit der zweiten Organisation. Bei gegenseitiger AbhĂ€ngigkeit werden Artefakte im gemeinsamen Zusammenspiel entwickelt, sodass auch entsprechende Lernprozesse eher ermöglicht werden. Diese Erkenntnisse verbessern das VerstĂ€ndnis der Rolle von Routinen hinsichtlich der InnovationsfĂ€higkeit von Organisationen innerhalb der Routinenforschung.To remain competitive in todayâs fast-moving environment, high-tech organizations increasingly rely on the continuous development of new products, services as well as new research outputs. Thereby, innovation appears to happen much less in individual organizations, but increasingly across organizational boundaries and disciplines. Consequently, we observe a rise in the number of research consortia and innovation networks with the overall goal to generate innovative outcomes. But what happens at the boundaries between several organizations, if they aim to innovate together? So far, most research studying innovation networks is rooted in social network analysis and mainly focuses on the optimal design of these networks. However, due to the strong macro-level focus, there is little information on how organizations act in these cross-boundary settings and, hence, how âthingsâ work in inter-organizational networks. As argued in more recent, qualitatively-driven network research, a suitable approach to observe this empirical phenomenon in greater detail is to take a practice perspective in order to focus on actors and their practices and, thus, their role in the forming of âlargerâ phenomena. Taking a practice lens, this study focuses on organizational routines, which are considered the main building blocks of organizations. Rooted in routine dynamics research, this study is motivated by the question of how actors collaborate across organizational boundaries and what role inter-organizational routines play herein. This study sets out to elucidate how inter-organizational routines establish connections and how they are interconnected: how do they emerge, change or remain stable and, what role do they play in an innovation networkâs collaboration efforts and its innovativeness? To answer these questions, this study reviews existing research focusing on organizational routines and delineates the âpractice perspectiveâ (routine dynamics) from the âcapability perspectiveâ, through which routines were originally approached. While the work at hand provides insights on similarities and differences between these two perspectives, its main focus lies in a practice perspective. Accordingly, this study inscribes itself in a relational view of organizational routines as well as organizational boundaries. Based on this theoretical and conceptual basis, an interpretative, longitudinal single case study was conducted. The selected case is a consortium project that studies the impact of UV-LEDs on plantsâ secondary metabolite. It involves three organizations, which are all part of the consortium âAdvanced UV for Lifeâ, which was formed in 2013 on the basis of the program âZwanzig20 â Partnerschaft fĂŒr Innovationâ launched by the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) in Germany. The chosen case has been followed for four and a half years. During this time different data was collected through participatory observations, focused ethnographies, interviews, and documents. The identified and analyzed routines build the basis of the findings presented and discussed in this study. The results make important contributions to routine dynamics research and peripheral contributions to current research on inter-organizational networks. Based on the empirical investigation, the study identifies two different types of inter-organizational routines, which can be characterizes as collective and reciprocal routines, and examines their role in innovation networks. It is shown that collective routines are characterizes by a formal place and time frame within which the different actors act together. The reciprocal routines, on the other hand, are characterized by artifacts that move across organizational boundaries. Thereby, they do not only move between routines, but they also connect action patterns of different routines and change potentially even change those patterns. Based on the two types of inter-organizational routines, this study shows how they are linked to intra-organizational routines and thereby form a larger network of routines. It is the action patterns that form the routine and connect them within and across organizations, allowing them to act and potentially innovate together. The present study extends previous knowledge on routine networks within single organizations by highlighting how routines are connected across boundaries of different organizations. Moreover, this study deals with the endogenous dynamics of routines, reveals the life cycle of inter-organizational routines, and links it to the life cycle of the respective collaboration. It is the actors of the individual organizations, who achieve goals through their actions and, who develop and perform boundary-spanning action patterns through inter-organizational routines. This supports earlier research showing that new routines not only emerge from the combination of existing routines, but also result from their repeated enactment over time. Accordingly, it is the actors who, through their actions, ensure that intra-organizational as well as inter-organizational routines stabilize and change over time. Furthermore, this study shows that routines are not necessarily changed by a change of actors; even if they were initiated by other actors. This may be due to political reasons such as power relations or money constraints. Thus, the study complements previous findings, which state that routines change when executed by other actors. Beyond these insights on inter-organizational routines, this study incorporates the notion of organizational boundaries into routine dynamics research advocating a relational view not only for the conceptualization of routines but also for boundaries and their enactment. According to this view, boundaries can be understood as both, barriers and junctures. Viewed over time, junctures are created through moments of connecting and barriers through moments of separating. It further provides insights on how boundaries and routines jointly evolve during inter-organizational collaborations. Moments of connecting and separating play a role, in particular, in cases, in which there exists a one-way dependency. When there is a mutual dependency, mainly moments of connecting play a pivotal role. Moments of connecting and separating reveal organizational boundaries. While in connecting moments, junctures emerge based on a common solution or joint actions, in separating moments, boundaries are barriers either because there is no solution, or the solution is plausible only for one side and creates difficulties for the other. Both moments go hand in hand with differences in disciplines and language as well as with different priorities, fear of knowledge drain, delays, dependencies, or autonomy. In this regard, the important role of artefacts, which are closely related to the life cycle of the routines, the collaboration and the drawing of the boundary, is emphasized. Moments of separating cause organizations to pull out over time. Whenever control over an artifact is enacted in a reciprocal routine, insights into the actions of the other organization become visible. Thus, controlling the artifact allows the involved organizations to trace the actions of their collaborators. In case of a discrepancy, the cooperation is negatively affected. This is especially the case in relationships with one-way dependencies, wherein already established action patterns can collapse. As common action patterns and inter-organizational routines dissolve, classical organizational boundaries re-stabilize. Seen over time, moments of connecting lead to junctures that allow inter-organizational routines to form and to facilitate collaborations that tend to persist. Moments of separating, on the other hand, reinforce barriers that contribute to a reduction of inter-organizational routines and difficult collaborations. These findings enhance existing research on organizational boundaries and inter-organizational routines. Finally, this study shows that an innovation can only arise if reciprocal routines exist and persist in a collaboration. Reciprocal routines allow the movement of artifacts necessary for the emergence of a collaboration in practice and the actual achievement of the set objectives. They are shaped by the actions of an organization and simultaneously shape the possibilities for actions. Starting from a large number of possible combinations, all patterns of actions must fit together for something new to emerge. Inter-organizational routines play an important role in cross-boundary settings. When an artifact is created in one organization and passed to another, there is a one-way dependency, and the artifact of the first organization affects the innovativeness of the second organization. In cases of mutual dependency, artifacts are developed jointly, so that appropriate learning possibilities are more likely to arise. These findings enhance the understanding of the role of routines for organizationsâ innovativeness in routine research
Respiration Essays: Atembewegungen und Kontingenz in Àsthetischer Erfahrung und Forschung
Kontingenz erscheint auf der Schwelle zwischen Sein und Nichtsein. Sie bezeichnet sowohl das Unkalkulierbare, das gewollte Handlungen durchkreuzt, als auch den frei wĂ€hlbaren Möglichkeits- und Entscheidungsraum. In Kunstwerken begegnet uns Kontingenz im Entstehungsprozess, in der Wahl der kĂŒnstlerischen Strategien und Techniken sowie im kontextabhĂ€ngigen PrĂ€sentations- und Rezeptionsprozess: Könnte alles auch ganz anders sein? Was darĂŒber in Erfahrung zu bringen ist, verfolgt Edith Kollath mit ihrer Ă€sthetisch-respiratorischen Methode, körperdurchdringend, rhythmisch und rekursiv. Ausgehend von einer dynamischen Installation werden in einer Denk- und Atembewegung theoretische sowie praktische Perspektiven eines kĂŒnstlerischen Forschungsprozesses miteinander verschrĂ€nkt