34 research outputs found
Partizipation in stationären Erziehungshilfen – Perspektiven, Bedarfe und Konzepte in der Schweiz : zur Einführung
"Die SchreibmaschinentäterInnen"
Die Arbeit versteht sich als Teil der historischen Aufarbeitung der Strukturen unter dem Signet „Jugendfürsorge“. Gerade der Untersuchungszeitraum von 1945 bis Anfang der 1970er Jahre entzieht sich durch die ihn umgebende Dunkelheit bisher der Aufklärung. Es werden die Maßstäbe der gegenwärtigen Selbstverständlichkeiten an die Zustände in diesem Zeitraum angelegt Dabei soll versucht werden, den Konstruktionscharakter der eigenen soziokulturellen Wirklichkeiten mitzudenken.
Die der Untersuchung zugrundeliegenden Texte, zwei psychologische Dissertationen über „verwahrloste“ Mädchen von Fürsorgerinnen, die danach zu führenden Persönlichkeiten in diesem kleinem gesellschaftlichen Segment wurden, beanspruchen die moralische Meinungsführerschaft zur Beurteilung des Alltags von nicht-bürgerlichen Schichten bis in die letzten Winkel der Privatheit. Sie entfalten die (katholische) Eigenwelt der Autorinnen, die an die Realität der „Fälle“ traditionelle Beschreibungsmuster anlegten, wie sie auch gegen die „heutige Jugend“ insgesamt vorgebracht wurden. Das repressive ordnungspolitische Denkmuster hatte nicht nur das Jahr 1945 überdauert, sondern blieb auch später – durch Zufall oder Systemdruck? – über „1968“ hinaus erhalten.
Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass den weiblichen „Asozialen“, sowohl den „sexuell verwahrlosten“ Jugendlichen als auch den „unehelichen Müttern“, nicht, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, bi-polare, komplementär gedachte Geschlechterrollen zugeschrieben wurden. Vielmehr wurde ihnen alles aberkannt, was ein Subjekt ausmacht, nicht nur das Verfügungsrecht über sich selbst, sondern auch die Geschlechtlichkeit, und zwar sowohl das Recht auf sexuelle Autonomie als auch das soziale Geschlecht (Gender). Es wurde ihnen kein – auch kein gering zu schätzendes – weibliches „Wesen“ zugestanden, sie wurden über Minderwertigkeit definiert. Die allen Fürsorgezöglingen zugeschriebene Minderwertigkeit wurde bei den weiblichen zur Totalität, die totalitäre Maßnahmen erforderte, ihre – offenbar sehr schmal gedachte - „Persönlichkeit“ galt als gänzlich ausgelöscht, wenn sie ihre Sexualität lebten. Der sichtbare Beweis gelebter Sexualität führte auch bei erwachsenen Frauen zum Verhängnis, zur Schande. Den Müttern wurde, weil der Mann fehlte, auch noch der Zentralwert der „Weiblichkeit“, die Mutterschaft, genommen. Sie gaben die „Erbsünde“ an ihre Kinder weiter, niemals wurde verabsäumt, deren Unehelichkeit im Akt zu vermerken.
Bestimmte gesellschaftspolitische Ideologien, die Frauen und Mädchen auf einen reduzierten Status verwiesen und die der Lebenswelt nicht-bürgerlicher Schichten jede Existenzberechtigung absprachen, sollten über die Eingriffe der Jugendfürsorge an einer möglichst großen Zahl von Ausgelieferten ihre Herrschaft ausüben können.
In meinem Untersuchungszeitraum und darüber hinaus, waren in der Jugendfürsorge Kräfte wirksam, die dazu beitrugen, das weibliche Geschlecht aus dem Kern des historischen Projekts der Rechtsgleichheit und Freiheit auszuschließen
Hilfen zur Erziehung in Rheinland-Pfalz: die Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen im Kontext sozio- und infrastruktureller Einflussfaktoren ; 3. Landesbericht
Lokale Privatsphäre in der Heimerziehung: Eine qualitative Studie über die Rahmenbedingungen und sozialpädagogischen Ermöglichungen lokaler Privatsphäre für Kinder und Jugendliche in Heimeinrichtungen nach § 34 SGB VIII
Die Heimerziehung bewegt sich stets in der Balance zwischen öffentlichem Auftrag und privatem Lebensraum. Sie stellt nicht nur sozialpädagogische Einrichtungen als Hilfen zur Erziehung bereit, sondern schafft auch Lebensorte, an denen Kinder und Jugendliche aufwachsen und dort ein Recht auf den Schutz ihrer Privatsphäre haben. Deshalb widmet sich die vorliegende qualitative Studie der Frage, inwiefern sozialpädagogische Fachkräfte lokale Privatsphäre für Kinder und Jugendliche in Heimeinrichtungen unter den gegebenen Rahmenbedingungen ermöglichen. Auf Basis von zehn Expert*inneninterviews wird mit den Ergebnissen gezeigt, dass einerseits die Zimmer von Heranwachsenden als Frei- und Schutzräume angesehen werden und dass an der Schwelle geschlossener Zimmertüren sowie in den Räumen umsichtig gehandelt werden soll. Andererseits bilden sich auch Einschränkungen lokaler Privatsphäre zum Schutz der Heranwachsenden ab, strukturelle Begrenzungen beim Bewohnen von Doppelzimmern und institutionelle Zugänge in als privat deklarierte Räume. Mit der Studie wird verdeutlicht, dass ein privatsphärensensibler Umgang in der Heimerziehung eine hohe Relevanz hat und differenziert betrachtet werden sollte.Residential child care is always a balance between a public mandate and a private living space. It not only provides socio-educational facilities as educational assistance, but also creates places where children and young people grow up and have a right to privacy. This qualitative study is therefore dedicated to the question of the extent to which socio-educational professionals enable local privacy for children and young people in residential child care under the given framework conditions. Based on ten interviews, the results show that, on one hand, the rooms of children and adolescents are seen as free and protected spaces and that care should be taken at the threshold of closed room doors and in the rooms. On the other hand, there are also restrictions on local privacy to protect children and adolescents, structural limitations when living in shared dorm rooms and institutional access to rooms declared as private. The study makes it clear that a privacy-sensitive approach in residential child care is highly relevant and should be considered in a differentiated manner
Vom Heim in die Selbstständigkeit. Perspektiven jugendlicher Care-Leaver auf den Übergang
Ausgehend von einer erstmaligen empirischen Untersuchung zu Bedingungen des Übergangs aus der stationären Fremdunterbringung in die Selbständigkeit von Jugendlichen in der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol gibt dieser Band Einblicke in das implizite Orientierungswissen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen und erforscht Gesichtspunkte der Übergangsbewältigung von Care-Leavern. Die gewonnenen wissenschaftlichen Einsichten liefern Schlüsse für eine verbesserte Konzeption von Angeboten in der konkreten Übergangsgestaltung im lokalen Kontext und zeigen, wie sich Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit am Gelingen der bevorstehenden Übergänge sinnvoll beteiligen können. (DIPF/Orig.